Kapitel 8
Victoria POV:
Voller Vorfreude marschierte ich durch London und zu dem Punkt, an dem schon Orpheus zur Unterwelt aufgebrochen war. Mein Vater hatte mir Zauber gezeigt, mit denen ich meine Präsenz so weit verschleiern konnte, dass ich unbehelligt durch New York gehen konnte.
Als ich durch die belebte Stadt ging hatte ich auch Zeit mir die Lösung für naheliegende Problem zu überlegen, nämlich wie ich den Gang in die Unterwelt öffnen sollte. Mein Vater war sich sicher, dass mein Gesang nicht gut genug war um diese Tür zu öffnen. Musikinstrumente beherrschte ich auch nicht und so blieb mir eigentlich nur das Beten übrig. Beten war aber nun einmal leider keine Musik.
Doch der Zufall war auf meiner Seite. Vielleicht halt das Beten ja doch. Im Park war ein Straßenmusikant der meiner Meinung nach gut sang. Ich hielt die Zeit an und schleppte die zur Säule erstarrten Person zu dem Punkt an dem Kronos mir sagte, dass sich dort der Eingang befand.
Der Sänger schien kurz irritiert zu sein und nur weil ich den Nebel etwas manipulierte sang er weiter. Plötzlich öffnete sich hinter mir ein Gang, der scheinbar ziemlich weit nach unten führte. Mutig wie ich war stieg ich hinunter, fragte mich aber nicht zum ersten Mal, ob Kronos nicht eigentlich mit mir spielte. Doch irgendwie vergaß ich diesen Gedanken immer wieder.
Scheinbar stundenlang schritt ich die tausenden Stufen nach unten und fand den Gang langweilig, aber ich war auch angespannt. Es war nämlich mit Ausnahme meiner Schritte und meines Atmens totenstill.
Nach dieser gefühlten Ewigkeit sah ich im wahrsten Sinne des Wortes Licht am Ende des Tunnels. Ein rot leuchtendes Licht strahlte leicht durch den Ausgang und ich sprintete fast dorthin. Ich war für solche langweiligen Sachen viel zu ungeduldig. Doch unten angekommen wäre ich gerne wieder in den Tunnel gegangen, denn es stank in der Unterwelt nach verwesenden Leichen.
Die Nase rümpfend sah ich mich um und sah alle Bereiche der Unterwelt. Eine scheinbar grüne Oase hinter Toren, ein schwarzes Loch aus dem Schwefelwolken aufstiegen, ein Berg auf den scheinbar tausende unglückliche Seelen vor Schmerzen arbeiteten und eben der schwarze Palast des Kronos. Er ähnelte vom Aussehen her starkt den Olymp, allerdings waren keine Bäume, Gärten oder Wasserfälle in Sicht. Er bestand einfach aus schwarzen Stein.
"Also, wohin müssen wir? Wenn wir in den Tartarus müssen kannst du den Scheiß alleine machen."
Kronos seufzte in meinem Kopf dramatisch
"Hörst du mir denn eigentlich nie zu? Ich habe dir gesagt, dass sich ein Teil beim Palast des Hades befindet. Soweit ich weiß ist sein Palast dieser Haufen Stein dort in der Nähe. Wenn ich sage, dass wir zum Palast des Poseidons müssen ist damit nicht gemeint, dass wir den ganzen Ozean absuchen müssen."
Ich hätte ihn am liebsten geschlagen, aber dann hätte ich mich selber schlagen müssen und das war es mir nicht wert.
"Na gut, aber wo im Palast? Der ist immer noch groß. Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir viel Zeit haben. Hades wird uns sicherlich bald bemerkt haben."
"Dann wäre es praktisch wenn du suchen würdest. Du wirst dein Ziel finden, denn der Schlüssel muss mächtig sein. Schließlich verschließt er etwas mächtiges. Außerdem wird Hades diesen Gegenstand für etwas wichtiges benutzten. Die Götter würden nicht auf die Idee kommen, dass jemand sie klauen möchte."
Voller Euphorie ging ich also zum Palast des Hades und fand mich schon sehr bald ein an einer Mauer wieder, an der es keine Moglichkeit gab sie zu erklimmen. Auch meine Versuche den Nebel zu manipulieren waren nicht erfolgreich. Die Mauer blieb glatt und unüberwindlich. Deswegen Schritt ich die Mauer weiter entlang.
Völlig erschöpft und durch das Klima der Unterwelt am Schwitzen fand ich mich an einer Stelle wieder, an der keine Mauer mehr war. Das war in der Theorie ganz gut, problematisch war der riesige dreiköpfige Hund, der auf einer Fläche mehrere Meter hinter der Mauer zu schlafen schien.
"Na sieh mal einer an. Da ist ja der Cerberus. Ein süßes Tierchen, nicht war?" Sagte Kronos in meinem Kopf.
Ich war fassungslos
"Süß, da liegt ein mehrere Hundert Killogramm schweres Vieh mit drei Köpfen, die Feuer spucken können. Was ist denn daran süß."
"Du bist Teil der gefährlichsten Rasse, die Die Welt jemals gesehen hat, nämlich der Menschen."
"Wie bitte?" Kreischte ich in meinem Kopf.
"Die Monster versuchen doch immer die Menechen zu töten oder in Form der Empusen sogar zu essen."
"Stimmt, aber die Menschen haben in den letzten 300 Jahren mehr ihrer Art getötet als alle Monster dieser Welt zusammen. Willst du Beispiele? Ca 600.000 Tote im Amerikanischen Burgerkrieg, um die 6 Millionen Tote im Dreißigjährigen Krieg im fernen Europa. Im ersten Weltkrieg gab es über 30 Millionen und nur wenige Jahre später noch einmal weit mehr als doppelt zu viel. Und jetzt erklär mir, liebe Tochter, wie Menschen besser sein sollen als Monster."
Ich hätte gerne etwas zur Verteidigung gesagt, aber ich wusste nicht was. Gegen solche Zahlen hatte ich nicht viel entgegenzusetzen. Ich hätte am liebsten gesagt, dass im Vergleich zu allen Menschen auf der Erde sich die Menschheit eigentlich ruhig verhält, aber das hätte er mir sowieso nicht geglaubt.
Doch ich konnte meine Gedanken nicht weiter zu Ende führen und mir gute Argumente ausdenken, denn der Cerberus wurde leider auf mich aufmerksam. Ob es daran lag, dass ich relativ auffällig auf einer flachen Ebene stand oder ob es daran lag, dass der Hund mich riechen konnte, schließlich schwitzte ich ja.
Es war ja auch egal, denn er kam jetzt auf mich zu und ich gab zu, ich war beeindruckt. Ein Hund von der Größe und dem Gewicht eines Lkw's, der einem nicht freundlich gesinnt war hieß nichts gutes.
Innerlich meinen Vater verdluchend, schließlich hatte er mich abgelenkt, zog ich meine Waffe und fing den Kampf an. Nach mehreren Minuten realisierte ich, dass ich ohne meine Kräfte keine Chance gehabt hätte. Meine Waffe fügte kaum sichtbaren Schaden zu, während der Hund schneller war als man es für möglich hielt.
Wenn ich die Zeit nicht hätte verlangsamen können hätte er mich längst zu einem Fettfleck verarbeitet. Aber der Hund hatte ein Problem, nämlich dass er Tonnen an Muskeln schnell bewegen musste um ein Mädchen zu treffen, dass die Zeit verlangsamen konnte. Der Hund wurde immer langsamer und ein Hieb meiner Waffe konnte ihm tatsächlich einen Schaden zufügen.
Mit Schaden war in diesen Fall gemeint, dass ich ihm fast ein Bein abgehackt hätte und es tat mir schon etwas leid für den Cerberus.
Ich begutachtete ihn einen langen Augenblick lang, doch er zog sich nur wimmernd und humpelnd zurück. Erleichtert atmete ich durch und ging nun schnellen Schrittes Richtung Schloss, wo ein paar gelangweilt aussehende tote römische Legionäe den Eingang bewachten.
Einen kleinen Zaubertrick später und ich war an ihnen vorbei. Ich versuchte mich trotz meines bis zum Kopf pochenden Herzens zu konzentrieren und diese Machtsignatur zu finden. Zuerst fand ich nichts, doch dann nahm ich eine Macht unter mir war.
Entschlossen stieg ich eine naheliegende Treppe nach unten und musste mir dann die Aigen reiben. Vor mir türmten sich so viele Berge voller Gold, Metalle und Edelsteinen, dass die Bank von England dagegen wie ein Sparschwein aussah.
"Nicht schlecht. Da war mein Sohn aber fleißig am sammeln. Was man mit dem Geld alles anstellen könnte."
Ich nickte nur und stellte mir vor mit all diesem Geld shoppen zu gehen. Ich war schließlich auch ein Mädchen.
Vorsichtig bahnte ich mir den Weg durch die Berge voller Geld und fand am Ende des Ganges auf einem Podest platziert einen kleinen rot leuchtenden Schlüssel. Ich wollte mir ihn schon greifen, aber Kronos hielt mich zurück.
"Hast du denn gar nichts gelernt? Wirf mal eine Münze gegen den Schlüssel."
Misstrauisch kam ich dem Wunsch nach und stellte schockiert fest, dass plötzlich aus den Wänden Blitze geschossen kamen, gefolgt von vier Strahlen aus purer Macht und abgeschlossen durch große Stacheln, die aus dem Boden schossen. Alles in allem hätte das gereicht um einen Gott zu töten.
"Und wie bekomme ich das Ding da runter?"
"Wie wäre es wenn du deinen Verstand benutzt. Du kannst die Zeit verlangsamen. Das sollte reichen um den Schlüssel zu bekommen."
Schwer schluckend sprang ich zum Schlüssel packte ihn und sprang wieder weg. Als ich die Kontrolle über die Zeit losließ kamen direkt hinter meinen Fußsohlen schon die Stacheln aus dem Boden geschossen. Doch das war nicht mein größtes Problem. Um mich herum dröhnte auf einmal ein Sirenengeheul durch die Kammer und ich hörte schon Schritte in der Ferne.
"Und was machen wir jetzt?"
"Wir müssen uns beeilen. Nimm deine ganze Kraft zusammen, schlag mit der Sense auf den Boden und denk an den Othrys. Dann solltest du dich dorthin bringen können."
"Und wenn nicht? Was passiert dann?"
"Nun ja, dann stirbst du. Aber auf der anderen Seite, wenn du nichts machst, dann stirbst du auch. Also tu es."
Ohne bessere Lösung zog ich alles an Kraft zusammen und schlug die Sense auf den Boden.
Gerade indem Augenblick als ich die Skelettsoldaten erblickte erstrahlte alles in einem goldenen Licht und ich verschwand mit dem ersten Schlüssel zur Heimat der Titanen.
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