💠Sorrow💠


Es würde ein ganz normaler Tag werden.
So hatte es sich der Blonde gedacht, doch in aller Herrgottes Frühe wurde Jisung von Jeongin, Felix und Seungmin geweckt, die an ihm rüttelten, als stünde das Ende der Welt bevor.
"Ich bin wach! Ich bin wach!"
Er richtete sich verschlafen auf, um sich anschließend den Schlafsand aus den Augen zu reiben. Es war stockdunkel in ihrem Zimmer. Die anderen konnte er nur schemenhaft wahrnehmen.
"Was beim Rauschebart des Meeresgottes sollte das? Es ist-", er starrte zum Wecker auf seinem Nachttisch. Fünf Uhr Zweiunddreißig. Der Tag hatte noch nicht einmal begonnen, und da trauten sie sich ihn aus dem Bett zu scheuchen!
Das war die Höhe!
"Fünf Uhr Zweiunddreißig, ihr Saftschnuten. Lasst mich gefälligst schlafen!", grummelte er und machte Anstalten sich die Decke wieder über den Kopf zu ziehen.
"Nichts da! Gaya hat heute Geburtstag und wir wollen sie überraschen!", flüsterte Seungmin und trennte Jisung von seiner wohlig warmen Decke, welche ihm Schutz vor der Kälte geboten hatte. Die jetzt, wie Insekten über seinen Körper krabbelte und die entblößten Stellen für sich beanspruchte, um ihm ein Zittern zu entlocken. Mit einem Mal war er hellwach.
"Warum sagt ihr das nicht gleich?", murmelte er und erhob sich mühselig aus seinem Bett. Innerlich ärgerte er sich, dass er nicht wusste, die Elfe würde heute ihren Geburtstag feiern. Allgemein hatte er keine Ahnung, was sie mochte, und wofür sie sich interessierte. Er würde sich mal in der Schule umsehen. Vielleicht fand er etwas, was geeignet für ein Geschenk sein könnte. Er nickte. So würde er es machen.
"Gaya schläft drüben im Schrank, weil es da dunkler ist als hier. Wie werden den Raum etwas dekorieren und ich besorge den Kuchen."
"Du meinst den Muffin mit der Kerze", korrigierte ihn Jeongin flüsternd. Seungmin verdrehte die Augen und nickte. Während der Braunhaarige verschwand, gingen die restlichen drei an ihre Arbeit. Mittels kleiner Bänder hängten sie die Ballons auf, welche Felix fleißig aufpustete. Jisung in des kümmerte sich um die Girlanden, die er mit beidseitigen Klebeband an und über den Betten befestigte. An ihren Fensterscheiben sah man, wie sich die Sonne hinter den dicken, grauen Wolken empor schob. Auch wenn man sie nur indirekt erblicken konnte, war Jisung froh, wenigstens etwas davon zu sehen. Die Blätter begannen sich langsam zu verfärben, was nichts anderes bedeutete, als das der Herbst Einzug hielt. Und das empfand der Blonde, wie jedes Jahr, atemberaubend. Das Farbenspiel der Blätter erinnerte ihn stets an die Jahre seiner Kindheit, wo er mit einem Kindheitsfreund Drachen steigen ließ, durch Laubhaufen tollte und Kastanien sammelte. Es waren Jahre der Ruhe, wo sie nur Spaß im Sinn hatten. Heute schätzte Jisung diese Freuden auf einer anderen Ebene. Teils erdrückten ihn die Erinnerungen an die Vergangenheit und manchmal überkam ihn dieser unbändige Wille, die Zeit solle sich zurückdrehen.
Aber das würde niemals geschehen.
Die Tür zu ihrem Zimmer wurde leise geöffnet, sodass sie nicht quitschte. Seungmins Kopf lugte hervor und im Nachhinein auch der kleine Muffin, auf dem Minimarschmellows verteilt waren.
"Gaya liebt diese Dinger. Wenn du nicht aufpasst, isst sie deine, welche meistens größer sind als ihr Kopf", kicherte Felix und folgte dem braunhaarigen Meermann zum Schrank.
"2, 3, 4! Saeng il chu ka ham ni da. Saeng il chu ka ham ni da", sangen sie und es klang weder gut noch wie ein Chor, doch das störte niemandem, auch nicht Gaya, die verschlafen von ihrer Wolke aufblickte und ihm ersten Moment nicht zu verstehen schien, was los war. Als hätte es klick gemacht, leuchtete die Elfe, wie immer, wenn sie aufgeregt war, in ihrem intensivsten grün, dass sie beinahe erblindeten in dem dunklen Schrank.
"Das wäre gar nicht nötig gewesen, Jungs, aber trotzdem vielen vielen Dank."
Gaya schenkte jedem von Ihnen einen kleinen Schmatzer auf die Wange, was natürlich nicht unkommentiert, seitens Jeongin und Felix blieb. Seungmin klatschte sich in die Hände und bedeutete dem Rest ihm zu folgen. Da sie einen kurzen Weg hatten, war Jisung umso mehr überrascht, dass das Geburtstagskind fast alle Marschmellows vom Muffin gegessen hatten. Einen verstörten Blick konnte sich Jisung nicht verkneifen.
"Da wir uns ja schon eine Weile kennen, Jisung außen vor, haben wir uns gedacht, wir schenken dir etwas, was du dir schon eine lange Zeit wünschst, was nicht heißt, unser Neuankömmling hat nichts dazu beigetragen."
Felix schaltete das Licht ein und offenbarte ihre kleine Festtagsdekoration. Jisung bemerkte wie Gayas Augen zu strahlen begannen. Sie glänzte wie der Polarstern.
"Sag mal, bevor wir dir das Geschenk überreichen, wie alt bist du geworden?", wollte Felix neugierig wissen, was Jisung dazu veranlasste seinen Ellbogen in die Rippen des Blonden zu rammen. Sein mahnender Blick bedeutete: Sowas fragt man keine Frau! Schon gar nicht an ihrem Geburtstag!
Der Meermann entschuldigte sich sofort, doch Gaya winkte nur ab.
"Kein Problem, wenn ich in euer Haut stecken würde, wäre das auch meine Erste Frage. Ich bin Eintausendsiebenhundertdreißig geworden."
Jisung nickte annerkennend. Das war ein stattliches Alter.
"Für dein Alter hast du dich gut gehalten", enfloh es Jeongin, weswegen er kurzerhand von Seungmin einen Schlag auf den Hinterkopf bekam. Das war nun wirklich unerhört. Gaya jedoch lächelte nur über ihre Reiberein. Bevor sie nun endlich ihr Geschenk überreichten konnten, öffnete sich die Zimmertür wie von Zauberhand. Ein riesiger Geschenkkorb, wo nur Marshmellows Platz fanden, schwebte herein. Ein Brief steckte an der Folie, welchen Gaya sofort in ihre zierlichen Hände nahm.
Gespannt verfolgten die vier Anwesenden den Gesichtsausdruck der Elfen, welcher von einer Emotion zur nächsten wechselte, dass Jisung gar nicht so schnell gucken konnte. Seungmins Augen strahlten so intensiv, dass sich Gaya endlich erklärte.
"Ich habe ein Date. Mit Uranus."
Für einen Moment hätte man eine Stecknadel fallen hören können.
Und dann begannen sie zu kichern, zu grinsen und lauthals zu lachen.
Das Schicksal steckte voller Überraschungen.

Der Lautstärkepegel während der Mittagspause stieg bis ins unermessliche, dabei wusste Jisung gar nicht, warum heute alle so dermaßen mitteilungsfreudig waren, dass ihm die Ohren schmerzten. Sein Blick schwang, wie immer, einmal durch den Raum, bevor er sich den Gesprächen am Tisch widmete. Einen Augenblick bemerkte er, dass Minho ihn beobachtete. An sich nichts Neues, aber wie er es machte, war ihm unheimlich. Als wüsste er etwas, was der Blonde nicht tat. Noch immer hatte er keinen blassen Schimmer, wie sich ihre Beziehung entwickeln würde, ob sie sich jemals entwickeln würde. Denn Lee Minho war jemand, der sich allein durch die Welt schlug. Und ein Mensch, wie es Jisung war, hatte neben oder gar hinter Ihm keinen Platz. Dafür waren die Gedankengänge der Sirene unergründlich.
Bevor die Lautstärke sich noch einmal anhob, dass es einer Clubparty glich, öffneten sich die Flügeltüren der Westseite. Die Rektorin trat herein. Stets in ihren dunkelsten Farben gekleidet und stets erhobenen Hauptes. Doch das viel interessantere waren die zwei Anzugmänner hinter ihr.
Jisung schluckte.
Er kannte diese Männer.
Man konnte beobachten, wie die Sirene den Blick durch die Menge gleiten ließ, bis sie letztendlich an ihm hängen blieb.
"Jisung, würdest du bitte mit in mein Büro kommen?"
Der Blonde nickte hastig und erhob sich. Ein letzter Blick zu Seungmin und Felix, die ihn fragend musterten. Dass die Cafeteria nun als Zurschaustellung diente, brachte das Unbehagen in seinem Inneren zum Brodeln. Was war hier los?
Er nickte den beiden Männern zu, eine Angewohnheit, die er von seinem Vater übernommen hatte. Gemeinsam traten sie den Weg durch die leeren, düsternen Gänge an. Der Schweiß auf seinen Händen fraß sich förmlich in seine Haut. Und er wusste, die Sirene konnte seine Angst riechen. Gedanklich ging er alles durch, was er hier jemals verbrochen hatte. Vielleicht wollten seine Eltern ihn auch persönlich nach Hause schleifen, damit er sicherer war. Er schüttelte den Kopf. Das konnte nicht stimmen. Ansonsten hätten sie nicht die Bodyguards geschickt.
Es dauerte nicht mehr lange und da wurde er von der Folter der Ungewissheit erlöst. Im Inneren des Büros befand sich seine Großmutter, ganz in Schwarz, und er verstand, bevor Frau Young es ihm erzählte.
"Jisung, es tut mir aufrichtig leid dir das sagen zu müssen. Deine Eltern sind ums Leben gekommen."
Im ersten Moment blieb er stocksteif Stehen, hörte auf zu atmen, zu sehen, zu fühlen. Ein Rauschen begann in seinem Kopf. Ein Stierkampf spielte sich darin ab, mit jedem Gedanken, der sich hindurch bahnte, um ihn vor dieser Wahrheit zu beschützen.
Die Wahrheit.
Seine Eltern waren tot.
Sie waren tot.
Tot.
Tot.
Tot.
Sie waren Nichts.
"Wie?", hauchte er.
Der Blonde konnte keinen klaren Gedanken fassen. Er hatte das Gefühl in seinem Kopf befand sich ein Kind, dass immer und immer und immer wieder schrie, dass es beinahe einem Sing Sang ähnelte: Sie sind tot~ Sie sind tot~ Sie sind tot~
Und kommen nie wieder! Der Raum dehnte sich, wurde zu einer Spirale des Leids, wo er sich selbst gefangen sah.
Und er drehte und drehte und drehte sich. Bis ihm die Galle die Speiseröhre hinaufschoss und er sich auf dem Boden übergab.
"Es war ein Autounfall auf dem Weg zur Arbeit. Das Auto hat Feuer gefangen", ertönte die Stimme seiner Großmutter, die er nun zum ersten Mal hörte, da sie kaum Kontakt hatten. Ihre Stimme ähnelte seiner Mum. Das Karussell des Grauens begann vor ihm zu tanzen. Preschte mit Schallgeschwindigkeit über ihn hinein.
Er steckte darin fest, er würde nie wieder lebend dort hinauskommen.
Jisung atmete und atmete und atmete und sie waren tot, seine lieben, nervigen, großartigen Eltern, sie waren tot. Er begann zu taumeln, als seine Umgebung zu kreisen begann. Ein Miasma an Schmerzen wallte in ihm auf, ertränkte ihn in einer Woge aus Leid und Grauen. Es fraß ihn auf.
Und er merkte, dass das Schicksal voller grausamer Überraschungen steckte.

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Guten Abend, meine lieben Leser und Leserinnen! Es geht weiter, diesmal mit weniger erfreulichen Nachrichten, die Jisungs betreffen.

Was haltet Ihr von dieser Entwicklung? Glaubt Ihr an einen Unfall? Oder ist das Schicksal wirklich so grausam?

Tiffany Young

Lee Felix

Yang Jeongin

Kim Seungmin

Feel free to comment!

Erin🌸

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