Die Übergriffe spitzten sich zu.
Zwar war erst eine Woche vergangen, in der Sirenen, Menschen, Meermänner und -frauen zusammen Unterricht hatten, doch diese steckte voller unnötiger Sticheleien und Gemeinheiten.
Und das Erschreckendste an der ganzen Sache: Es lag nicht an den Sirenen, sondern an den Menschen. Und Jisung begann langsam seine eigene Rasse für ihre Taten zu verabscheuen.
Bisher hatte sich Minho ihm gegenüber nicht artikuliert, weder in schriftlicher noch verbaler Form, was den Blonden in jeglicher Hinsicht erleichterte. Vielleicht vergaß die Sirene ihre Begegnung und Jisung würde nur Luft für ihn sein. Stören tat es ihn keineswegs. Er hatte andere Sorgen. Zum Beispiel einen völlig durchnässten Seungmin, der gerade mit wutverzerrtem Gesicht in ihr gemeinsames Zimmer trampelte. Nur sah es auf den zweiten Blick nicht wie Wasser aus, sondern ekeliger, grün-brauner Schleim, der alles zu verkleben schien, steckte man einmal darin. Und der Gestank erst. Jisung zog die Nase kraus und unterdrückte ein Würgen.
Felix sprang von seinem Stuhl auf und eilte zu dem Braunhaarigen.
"Was zum heiligen Fischwasser ist passiert?", fragte Jeongin, während er ins Nebenzimmer eilte und zwei Handtücher besorgte.
"Die Menschen", fauchte der Meermann und schnappte sich das Tuch, um sein Gesicht von diesem abstoßend Zeug zu befreien.
Jisung legte den Kopf schief. Er konnte erahnen, was passiert war. Die menschlichen Schüler machten keine Gefangenen. Meistens versuchten sie die Sirenen zu schikanieren, um sie zur Weißglut zu treiben und dabei kam es zu dem ein oder anderen Kolateralschaden seitens der Meerjungfrauen und Meermänner, die eigentlich keine Schuld traf. Was in Jisungs Augen völliger Blödsinn war. Er konnte sich denken, dass seine "Leute" versuchen wollten, die Sirenen zu reizen, um es so darzustellen, dass sie die Opfer seien. Damit gerechtfertigt wurde, sie können keinen Unterricht zusammenführen. Komischerweise meldete sich bisher kein Übergriff seitens der Sirenen. Sie blieben ruhig, gesonnen, als würde in ihnen kein Platz für Hass und Wut herrschen. Insgeheim hegte Jisung den Verdacht einer der älteren Sirenen hatte an den Rest appeliert, um den Schaden größtmöglich zu umgehen. Und das Ende der Geschichte war, dass sie alles hinnahmen, was sich anbahnte, sei es noch so abstoßend, ekelerregend oder dreist.
"Langsam kann ich mir dieses ganze einseitige Matchogetue nicht mehr ansehen", wetterte der Jüngere los.
Gaya beobachtete ihre Auseinandersetzung stillschweigend, ihre Miene verriet nichts, außer Nachdenklichkeit.
"Die Frage ist jetzt bestimmt ungünstig, aber warum verwandelt ihr euch nicht, wenn ihr mit Wasser oder wasserähnlichen Substanzen in Berührung kommt?", fragte Jisung etwas verlegen. Über die 'Wandlung' hatte er sich schon eine Weile Gedanken gemacht. Felix klatschte freudig die Hände ineinander. Er wirkte so, als hätte er nahezu auf diese Frage gewartet.
Seungmin ging mit einem:
"Viel Spaß bei der Geschichtsstunde" ins Bad, um sich von dem "Glibberzeug" zu lösen. Der Blonde zerrte Ihn in der Zwischenzeit mit sich und schmiss ihn auf sein Bett.
Gaya kam näher und lächelte leicht.
"Ich liebe Felix' Erzählungen, sie sind immer so fesselnd", freute sich die Elfe und nahm auf Jisungs Schulter Platz. Jeongin rutschte bis hinter zur Wand, damit er seine Beine ausstrecken konnte. Und für einen Moment schien ihm diese Szene wie aus einem Märchen, als würde er schon ewig zu ihrer Gruppe gehören. Jisung spürte ein wohliges Glimmern in seinem Brustkorb.
"Du hast bei Ryeowooks Stunden bestimmt aufgepasst und mitbekommen das Sirenen und Meerjungfrauen von den Göttern geschaffen werden. Schon zur damaligen Zeit, als der König der Sirenen seine Rache ausübte und die Weltmeere durchschwomm, um seine Gemahlin zu finden, bot es sich an auch an Land gehen zu können. Denn die Länder waren teils schon erschlossen genug, sodass die Gründung einer Zivilisation möglich war."
Jisung fand es unbeschreiblich, wie Felix diese Erzählung rüberbrachte, der Blonde fühlte sich beinahe so, als säße er auf dem Grund des Meeres und beobachte, wie der Sirenenkönig sich seinen Weg durch den dunklen, tiefen Ozean bahnte.
"Irgendwann merkte er, dass seine Gemahlin nicht auf dem Wasser zu finden war, weswegen er den Gott des Totenreiches um Rat fragte. Dieser verwehrte ihm jedoch den Wunsch Beine anstatt einer Schwanzflosse zu besitzen, da er Angst hatte, die Sirenen würden niemals wieder zur See kommen. Doch der Sirenenkönig war schlau und bot einen Handel an."
Gaya klopfte Jisung mit ihren zierlichen Händen auf die Schulter, sodass er sich dem entzog und wegrutschte.
"Jetzt kommt die beste Stelle!", freute sich die Elfe. Jeongin grinste schief und lauschte Felix' seiner Stimme.
"Er sagte: Gib mir Beine, um an Land zu gehen und ich kehre am dritten Tag des Monats zurück. Natürlich gewährte ihm der Gott diesen Wunsch und die Sirene konnte an Land."
Felix machte eine kurze Pause, damit die Stimmung gespannter wurde. Jisung währenddessen versuchte zu verstehen, wo der Haken lag.
"Erst danach bemerkte der Gott des Totenreiches seinen Fehler!"
Der Meermann bauschte seine Stimme auf, wodurch sie noch tiefer und dunkler klang, als zuvor, um die Spannung noch weiter zu steigern. Jisung begann vor Aufregung auf seinen Nägeln herumzukauen, eine Angewohnheit, die er von jemandem hatte, der längst vergessen war.
Zumindest für ihn.
"Nun sag schon! Was war der Fehler?", wollte Gaya wissen und leuchtete in ihrem hellsten Grün. Jisung dachte, sie würden jeden Moment vor schierer Anspannung explodieren. Es amüsierte ihn.
"Der Sirenenkönig sagte nicht in welchem Monat er zurückkehren würde. Demzufolge konnte es sich auf jeden dritten Tag im Monat beziehen, der zu seiner Zeit herrschte."
Das war wirklich gerissen und schlau.
"Und dann? Was ist dann passiert?", wollte der Blonde wissen. Das konnte noch nicht das Ende der Geschichte sein, das erklärte nicht, warum Meermänner und Meerjungfrauen und Sirenen an Land gehen konnten, ohne bei der Berührung mit Wasser sich in ihre ursprüngliche Form zurückzuverwandeln.
"Als Strafe für den Hinterhalt des Königs verfluchte er die Sirenen. Jede Einzelne. Wann immer sie mit Wasser in Berührung kamen, so sollten sie sich verwandeln. Doch der König hatte noch ein Ass im Ärmel. Die Meerjungfrauen. Auch sie sehnten sich nach einem Leben an Land. So kamen sie überein, dass sie den Fluch durch die Kraft ihrer beiden Perlen milderten und er ihnen im Gegenzug die Macht des Verwandelns zeigte."
Jisung nickte und ließ die Informationen erst einmal sacken. Er lehnte sich zurück und begrüßte die Stille, welche nur durch den stetigen Klang der Dusche unterbrochen wurde. Ein Klatschen ertönte von der Tür, weswegen jeder Kopf im Raum in diese Richtung schwang.
Gaya begann zu Knurren.
"Uranus!"
"Hallo, Mäusezähnchen, lang nicht gesehen", grinste der Elf an der Tür.
Jisung fragte sich, wie er hier hineingekommem war.
"Was suchst du hier?", wollte Gaya wissen und flog auf den Elf zu. Ihre Magie prickelte durch die Luft und der Blonde betrachtete faszinierend, wie die Magie den Raum säumte.
"Es war ein leichtes deine Magie zu überwinden. Du musst noch an dir arbeiten, Spätzchen."
Die Haltung, dieser Hochmut, er begann auch an Jisungs Ego zu kratzen. Auch wenn e noch nicht lange hier war, Gaya gehörte zu seinen Freunden. Er würde nicht zu lassen, dass jemand schlecht über sie sprach.
"Felix, deine Geschichte war mal wieder äußerst interessant, doch du hast das Wichtigste vergessen! Aber dafür bin ich nicht hier. Ich habe eine Nachricht für Jeongin."
Jisungs Kopf fuhr herum. Der Jüngste errötete und zuckte zusammen.
"Bang Chan lässt grüßen, die Nachhilfe fällt am Donnerstag wegen der Party aus."
Dem Blonden entgleisten die Gesichtszüge. Nebenan hörten sie es poltern und im nächsten Moment trat ein nur im Handtuch bekleideter Seungmin aus dem Bad.
"Was zum grollenden Donnerwetter hat das zu bedeuten?!!!"
Uranus zog sich derweil zurück, wobei Jisung Gayas verstohlender Blick nicht entging. Dann wandte er sich dem anderen Spektakel zu, dass sich ihm bot.
Felix und Seungmin versuchten alles mögliche aus ihrem Jüngsten herauszuquetschen, weswegen der Mensch einmal laut pfiff.
Augenblicklich kehrte Ruhe ein.
"Eins nach dem anderen Leute. Wir reden später über die Erkenntnis von Jeongin. Was für eine Party?"
Die drei zuckten die Achseln. Selbst Gaya schien keine Antwort zu wissen, dabei erfuhr sie meistens als Erste Information, die sie betrafen. Jisung müsse wohl anderweitig seine Neugier stillen.
"Und das Zweite, was meinte Uranus mit: Du hast das Wichtigste vergessen?"
Felix' Blick verdunkelte sich, als er mit unheilvoller Stimme verkündete:
"Jede Sirene und Meerjungfrau muss am dritten Tag des Monats ins Meer zurück, ansonsten holt der Gott des Totenreiches die Seele derer, die man liebt."

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Guten Abend, liebe Leser und Leserinnen! Tut mir ehrlich leid, dass so viel Geschichte gerade erzählt wird, aber ohne sie kommen wir nicht in den Hauptteil der Fanfiktion hinein!
Danke für eurer Verständnis und die vielen, unterstütztenden Kommentare!

Was denkt Ihr über Uranus' Aussage über Chan?

Yang Jeongin

Han Jisung

Lee Felix

Oben sieht man Seungmin

Feel free to comment!

Erin🌸