USS Robin
In der ersten Hälfte des Jahres 1943 hatte die US-Navy ein kleines Problem Namens Flugzeugträgermangel. Sie hatten nur noch die Flottenträger Enterprise und Saratoga übrig und die Enterprise war noch von den Schlachten im Spätjahr 1942 beschädigt. Sie musste zu Reparaturen in die USA zurückkehren, aber dies würde bedeuten, dass die Saratoga alleine an der Front bleiben würde, was keine wünschenswerte Situation war, da die japanische Flotte mehr Flugzeugträger hatte. Würde es zu einer Trägerschlacht kommen, wäre die Saratoga beinahe sicherlich in Unterzahl, kein besonders gutes Szenario, wenn man nur noch zwei Träger übrig hat.
Mehr Flugzeugträger mussten dringend her, was allerdings etwas schwierig ist, da man diese nicht einfach aus dem Ärmel zaubern kann. Allerdings waren die USA nicht alleine in diesem Krieg. Sie waren unter anderem mit Grossbritannien verbündet, die ebenfalls eine enorm grosse Marine besassen, zusammen mit mehreren grossen und modernen Flugzeugträgern. Also fragte Präsident Franklin D. Roosevelt Premierminister Winston Churchill, ob es vielleicht möglich wäre, einen britischen Flugzeugträger auszuleihen. Diese Anfrage wurde im November 1942 gemacht, kurz nach der Schlacht bei den Santa-Cruz-Inseln.
Dies war tatsächlich nicht die erste Anfrage der US-Navy gewesen. Für Midway hatte Admiral King darum gebeten, dass einer oder mehrere der Flottenträger unter Somervilles Eastern Fleet zum Korallenmeer segeln, um die Japaner abzulenken, was abgelehnt worden war, was Kings anglophobische Meinung zu den Briten natürlich nicht besserte.
Da diese zweite Anfrage zu einem Zeitpunkt kam, bei dem sich die Situation bezüglich US-Trägern um einiges verschlechtert hatte, sah Churchill sich die Optionen an. Zuerst ging es darum, die Alliierten Landungen in Nordafrika während Operation Torch zu beenden, die vom Grossteil der verfügbaren britischen Trägern und USS Ranger gedeckt wurden. Nachdem diese beendet worden waren, wurde angesehen, was verfügbar war und möglicherweise entsendet werden könnte.
Die Royal Navy besass zu diesem Zeitpunkt die vier Träger der Illustrious-Klasse, Illustrious, Formidable, Victorius und Indomitable, das letzte Mitglied von Fischer's Follie's, HMS Spurious, ähem, ich meinte Furious, der erste Flugzeugträger der Welt, HMS Argus und der "definitiv kein Flugzeugträger" Flugzeugträger HMS Unicorn würde im Februar in Dienst gestellt werden.
Von diesen Optionen konnten die meisten schnell ausgeschlossen werden. Das vierte Mitglied der Illustrious-Klasse, die Halbschwester HMS Indomitable, war im August während Operation Pedestal schwer beschädigt worden und wurde repariert. HMS Formidable hatte Maschinenprobleme und fiel deshalb auch aus.
HMS Furious war zwar erst kürzlich überholt worden, aber sie war ein altes Schiff, mit einigen grossen Designschwächen, nur geringer Reichweite und einer kleinen Fluggruppe.
Argus entsprach wegen ihrem Alter, ihrer Grösse und allen weiteren Aspekten eher einem Geleitträger und war somit erst recht keine Option.
Unicorn war noch nicht verfügbar und war auch lediglich als ein "Reparaturschiff für Bordflugzeuge" gedacht, dessen Hauptaufgabe es ist, Flugzeuge und Fluggruppen von richtigen Flugzeugträgern zu reparieren, zu Warten und in Schuss zu bringen. Zwar könnte sie auch als richtiger Flugzeugträger eingesetzt werden, (was "sicherlich nicht" von der Admiralität so beabsichtigt gewesen war, als sie in Auftrag gegeben wurde) aber sie hatte auch nicht Platz für eine grosse Fluggruppe und mit einer Geschwindigkeit von 24 Knoten hatte sie auch nicht das nötige Tempo für eine moderne Kriegsflotte im Pazifik.
Somit blieben nur noch zwei Optionen. Illustrious, die sich momentan bei der Eastern Fleet befand und Victorious, die gerade die Operationen bei Nordafrika beendete. Von den beiden wurde schliesslich Victorious ausgewählt und unter höchster Geheimhaltung segelte sie nach Norfolk an der US-Ostküste, um dort für ihren Einsatz modifiziert und vorbereitet zu werden. Victorious würde während dieser Operation einigen interessanten Herausforderungen gegenüberstehen. Moderne britische Flugzeugträger waren nach anderen Spezifikationen designt worden und hatten eine ziemlich andere Doktrin, was Flugoperationen anging.
(HMS Victorious)
Die Illustrious-Klasse war designt worden, bevor Radar wirklich ein Ding war und während ein Konflikt in Europa am wahrscheinlichsten angesehen wurde. Dies bedeutete zwei Dinge. Erstens, Angriffe feindlicher Flugzeuge würden vermutlich nicht rechtzeitig entdeckt und abgefangen werden und zweitens, britische Flugzeugträger würden in der Nähe von feindlichen Küsten operieren müssen, was bedeutet, dass der Feind immer mehr Flugzeuge zur Verfügung haben würde, um den Träger anzugreifen, als dieser hatte, um sich zu verteidigen.
Die Flugzeugträger würden angegriffen und getroffen werden, die Briten wussten das. Also bauten sie gepanzerte Flugzeugträger. Der gesamte Hangar war eine grosse gepanzerte Box. Das gepanzerte Flugdeck konnte alle Bomben bis und mit 225kg abwehren und eventuell auch grössere, falls sie aus geringer Höhe oder in einem Winkel auf das Deck trafen. Das gepanzerte Hangardeck beschützte die Maschinenräume darunter.
Die Panzerung funktionierte sehr gut, mehrere Mitglieder der Klasse überlebten aufgrund dessen schwere Angriffe, die andere Flugzeugträger versenkt hätten. Aber sie hatte auch ihren Preis. Der Hangar war wegen der Panzerung in der Grösse etwas eingeschränkt und weil die Royal Navy keine Flugzeuge auf dem Deck parkierte, wie US-Träger es taten, war ihre Fluggruppe beträchtlich kleiner. Meistens hatte die Illustrious-Klasse 36 Flugzeuge an Bord, eine Anzahl, die leicht angehoben werden konnte, indem die Flugzeuge im Hangar etwas enger zusammengeschoben und einige auf dem Flugdeck mit Auslegern verstaut wurden (Mit Auslegern konnten eine Handvoll Flugzeuge auf der Seite des Flugdecks über die Kante positioniert werden. Dort beeinträchtigten sie Flugoperationen nicht.)
Im Gegensatz dazu hatten amerikanische Flugzeugträger Fluggruppen, die häufig doppelt so gross waren, aber ihr Hangar war auch länger, geräumiger und viele Flugzeuge wurden auf dem Flugdeck gelassen. Dafür waren die Hangars nicht gepanzert, aber sie waren auch für den Krieg im Pazifik ausgelegt. Da es hier unwahrscheinlicher war, von einer riesigen Menge feindlicher Flugzeuge überwältigt zu werden, wie es zum Beispiel im Mittelmeer der Fall sein konnte, war weniger Wert auf Eigenschutz und mehr Wert auf Offensivkraft gelegt worden. Es ging darum, die Flugzeugträger des Feindes zu finden und diese dann mit einem möglichst starken Schlag auszuschalten.
Die Royal Navy hatte einen Flugzeugträger gehabt, der mehr für Operationen im Pazifik geeignet war, mit keinem gepanzerten Flugdeck und viel grösserer Flugzeugkapazität. Die Ark Royal. Aber dieser war unglücklicherweise am 14. November 1941 von einem deutschen U-Boot versenkt worden. Also müsste nun ein gepanzerter Träger im Pazifik dienen.
Kommandiert von Kapitän L. D. Mackintosh erreichte die Victorious am 31. Dezember Norfolk. Im Trockendock wurde mit Modifikationen begonnen. Das amerikanische TBS (Talk Between Ships) System wurde installiert, genauso wie ein neues Radar. Das Flugdeck wurde etwas gegen hinten verlängert und an einigen Stellen leicht verbreitert. Dies würde Flugoperationen erleichtern und auch ermöglichen, einige Flugzeuge auf dem Deck zu parkieren, was die Fluggruppe vergrössern würde. Um die Flugzeuge gut handhaben zu können, wurde ein neuer Kran installiert. Am Heck, unter dem Flugdeck, wurde eine überhängende Plattform mit acht 20mm Oerlikons eingebaut. Weitere 12 Oerlikons wurden dort installiert, wo es Platz hatte. Die vorderen Scheinwerfer fielen dieser Modifikation zum Opfer, da sie durch einige dieser Flugabwehrwaffen ersetzt wurden. Mehrere neue Systeme für Schadenskontrolle wurden dem Schiff zugefügt.
Ein US-Team bestehen aus Signaloffizieren und Code-Spezialisten begab sich auch an Bord. Die britische Besatzung erhielt US-Navy-Uniformen für die Tropen, die die Royal Navy nicht verfügbar hatte. Zusätzlich wurde begonnen, die britischen Piloten für amerikanische Landungsprozeduren zu trainieren. Dies war nicht besonders einfach, da die meisten Bewegungen mit Signalkellen für US-Landungen das genaue Gegenteil von dem waren, dass sich die britischen Piloten von Royal Navy-Landungen gewöhnt waren. Beide Arme in einem 45 Grad Winkel nach Oben ausgestreckt bedeutete in der Royal Navy zum Beispiel, dass die Piloten höher fliegen sollten, während es in der US-Navy bedeutete, dass die Piloten zu hoch waren. Die Piloten störte es ein wenig, dass sie diese neuen Prozeduren lernen mussten, aber Captain Mackintosh bestand darauf, da es wichtig war, effektiv mit US-Trägern kooperieren zu können und da es die einzige Formale Anfrage der US-Navy an die Victorious gewesen war, dieses System zu übernehmen.
Da die Victorious amerikanische Flugzeuge übernehmen würde, die die britischen Träger bisher noch nicht benutzt hatten, beschloss Mackintosh, während sie noch im Trockendock waren, einen Avenger Torpedobomber an Bord zu holen, um das Flugzeug messen und wägen zu können, damit es dann während dem aktiven Einsatz richtig verstaut werden konnte. Die Avenger würde das schwerste Flugzeug sein, dass die britischen Träger bisher benutzt hatten, weshalb neue und stärkere Landekabel eingebaut wurden.
Im Februar waren die Modifikationen beendet und die Victorious stach wieder in See. Allerdings noch nicht ins Kampfgebiet, da die Besatzung, insbesondere die Piloten, sich erst noch an die neuen Konditionen gewöhnen mussten. Die Luftgruppe bestand aus 52 Flugzeugen. 36 Martlets, die britische Version der Wildcat, und 16 Avengers. Um zu trainieren übten die Piloten zuerst Landungen auf Trainingsfeldern auf dem Festland, bevor sie dann auf dem Geleitträger USS Charger landen sollten. Für die Avengers funktionierten diese Tests gut genug, aber als die Martlets an der Reihe waren, kam es zu einer Reihe von Unfällen. Ein Flugzeug überschlug sich bei der Landung und tötete den Piloten, ein zweites fiel fast von Bord und hing nur noch am Kabel, während ein drittes Flugzeug einfach verschwand, die Leiche des Piloten wurde einige Tage später an Land gespült. Der britische Fleet Air Arm war vor und während dem Krieg sehr vernachlässigt worden und nicht besonders gross. Die meisten Piloten wurden von der Royal Air Force geschnappt, weshalb der FAA mit den Resten übrigblieb und sich damit begnügen musste. Flugerfahrung war meistens begrenzt und britische Flugzeugträger hatten deshalb generell mehr Flugunfälle als amerikanische Träger.
Weiteres Flugtraining fand statt, während die Victorious zum Panama-Kanal segelte. An Bord befanden sich neben der Besatzung 35 Mitglieder der US-Navy. An Bord für Kommunikation, Entschlüsselung und Reparatur von amerikanischem Equipment. Zwei weitere Jäger gingen während dieser Zeitspanne verloren. Einer hatte einen Triebwerksausfall während dem Start und ein anderer fing Feuer in der Luft und ging mit dem Piloten verloren. Vier Avengers, die Probleme hatten, rechtzeitig zu stoppen, krachten in die Leitplanke (Crash barrier), die verhindert, dass sie zu weit nach vorne gelangen und in andere Flugzeuge krachen. Ein Jäger, der zu schnell landete, hüpfte ausserdem über die erste Leitplanke und krachte in die zweite. Die Landekabel stellten sich als kaum genug stark heraus, um die schweren Avengers rechtzeitig zu stoppen. Dieses Problem würde in Pearl Harbor behoben werden müssen.
Zu diesem Zeitpunkt erhielt die Victorious das Funkrufzeichen Robin. Die Besatzung mochte den Namen und kurz darauf wurde begonnen, das Schiff USS Robin zu nennen. Offiziell wurde es nie so genannt, aber der Name ist hängengeblieben. Ob der Name Robin eine Beziehung auf die Vogelart Rotkelchen oder Robin Hood ist, ist unbekannt. (Ich persönlich Frage mich, ob es vielleicht eine Anspielung auf Batmans Sidekick Robin ist, der 1940 erstmals in den Comics auftauchte. Zwar wird diese Comic-Verbindung nie irgendwo erwähnt, die Spekulation bezüglich dem Namen bezieht sich immer auf den Vogel oder Robin Hood, aber ich denke, dass es auch passen könnte.) Der Träger erreichte den Eingang zum Panama-Kanal, wo ein US-Schlachtschiff sie anfunkte und fragte: "What ship?" Victorious antwortete mit: "USS Robin", obwohl die Flagge der Royal Navy sichtbar vom Masten wehte.
Die Passage durch den Panama-Kanal war nicht besonders einfach. Alle US-Kriegsschiffe waren spezifisch dafür konstruiert, durch den Kanal zu passen, aber Victorious war kein amerikanisches Kriegsschiff. Also mussten einige Waffen, Kräne und Funkantennen entfernt werden, damit sie passieren konnte. Auch so kam es zu einigen Zusammenstössen und das Schiff wurde dabei leicht beschädigt. Auf der anderen Seite angekommen wurde das entfernte Equipment wieder hingestellt und ein Marine kam an Bord mit einer Rechnung, die die Summe der Schäden bezifferte, die die Victorious am Kanal verursacht hatte. Mackintosh nahm die Rechnung, unterschrieb mit "Lease Lend" und gab sie zurück. Sie wurde nie wieder erwähnt.
Kurz darauf gab es eine kleine Überraschung, als plötzlich sechs PT-Boote hinter einer Insel, ungefähr sieben Kilometer vom Träger entfernt, hervorkamen und auf Angriffskurs gingen, um einen Übungsangriff durchzuführen und sich einen Scherz mit dem Träger zu erlauben. Allerdings hatten sie die Rechnung ohne Captain Mackintosh gemacht. Dieser hatte reichlich Erfahrung mit italienischen MAS-Booten (die italienische Version von Torpedobooten) im Mittelmeer und wusste, wie man gegen sie vorgehen musste. Ohne zu zögern liess er den Träger auf Gefechtsstation gehen und drehte das Schiff direkt auf die Angreifer zu, wobei er auf volle Geschwindigkeit beschleunigen liess. Diese Reaktion überrumpelte die PT-Boote, die nun viel schneller die Distanz zu ihrem Ziel schlossen, als vorgesehen und in einem schlechten Winkel waren, um anzugreifen. Sie rasten deshalb, ohne Gelegenheit ihren Übungsangriff richtig durchführen zu können, neben dem Träger vorbei, während dieser sie mit sämtlichen verfügbaren Geschützen, von den 20mm Oerlikons bis zu den 114mm Geschützen, anvisierte und "beschoss". Mackintosh war zufrieden mit der Arbeit seiner Besatzung und gab später per Lautsprecher durch, dass, wäre dies ein richtiger Angriff gewesen, sie mindestens vier der sechs PT-Boote zerstört hätten und hinzufügte: "That will teach them not to play with the big boys." (Das wird sie lehren, nicht mit den grossen Jungs zu spielen.)
Auf der Reise zu Pearl Harbor, eskortiert von drei US-Zerstörern, wurde weiterhin trainiert. Unter anderem trainierten die Deckbesatzungen, die auf dem Flugdeck geparkten Flugzeuge so schnell wie möglich zu starten und sie nach der Landung wieder zu verstauen. Anfangs dauerte es noch zwölf Minuten, aber diese Zeit wurde im Verlauf der Reise auf 3.5 Minuten reduziert. 244 Landungen wurden während dieser Passage durchgeführt, mit fünf Unfällen, zwei davon tödlich. Die Avengers bereiteten weiterhin Probleme. Die Landehaken der Flugzeuge waren zu schmal für die Royal-Navy Landekabel, die die Flugzeuge fangen sollten und falls die Avengers nicht mittig landeten, sondern etwas seitlich versetzt, waren die Kabel häufig nicht dazu in der Lage, sie rechtzeitig zu stoppen. Als eine Avenger zu schnell und seitlich aufsetzte, schlingerte sie zu weit nach vorne und der Propeller kappte eine Treibstoffleitung, die entgegen den Vorschriften von jemandem eingeschaltet worden war. Der Treibstoff lief aus und fing Feuer, was das Flugzeug und die drei Insassen darin konsumierte. Die Wasserbomben, die das Flugzeug an Bord hatte, begannen, zu schmelzen und wurden über Bord gestossen. Nach diesem Unfall wurden Flugoperationen mit den Avengers eingestellt, bis die Probleme damit in Pearl Harbor behoben werden konnten. Zwei Tage darauf wurde ein Feuer ausgelöst, als eine Martlet aufs Deck krachte und der Treibstofftank aufgerissen wurde. Inkorrekterweise wurde zuerst versucht, mit Wasser zu löschen, was den brennenden Treibstoff verteilte, bevor Schaum eingesetzt wurde.
Am 4. März erreichte die Victorious Pearl Harbor und die Fluggruppe ging an Land, um weiter zu trainieren, während die Brandschäden behoben und weitere Modifikationen durchgeführt wurden. Da es ein US-Navy-Stützpunkt war wurden ausserdem natürlich noch mehr 20mm Oerlikons und 40mm Bofors installiert. Weitere Landekabel wurden näher am Heck installiert, um die Avengers früher stoppen zu können und die FAA Avengers erhielten neue Landehaken, die die britischen Landekabel besser fangen konnten.
Die US-Navy war nicht besonders beeindruckt vom britischen Flugzeugträger. Der befehlshabende US-Offizier, der auf der Victorious stationiert war, Commander Samuel Mitchell hatte mehrere Mängel zu beklagen, wie ein Historiker wie folgt beschreibt.
Mitchell had some reservations about the design of the ship as well. Less aviation fuel storage would cause the ship to be refuelled more often than a USN carrier. The lifts were a tight squeeze for the larger Avenger, and time had to be taken to make sure the plane was in the lift just right to enable it to be raised or lowered; this time was precious in the big carrier battles of the Pacific. He also found the repair facilities in the ship to be inadequate to handle the number of aircraft embarked. There was no direct communication between a deck officer and the hangar, and the loud speaker system could not be heard over the warming up of the engines, so no last minute changes could be affected in emergencies. A major safety hazard of the ship was the steel floor of the deck and hangar, which would become extremely slippery with a bit of water and oil, which was always present, for it leaked out of the exhaust of the planes as they warmed up. The armoured hangar prevented the warming up of a second strike in the hangar due to a lack of vents, thus severely slowing the time between a first and second wave of a strike. The ship was ill equipped with portable CO2 fire extinguishers, and had no crash dollies, which could have prevented a lot of the fire damage done to the ship during two of the crashes during the exercises.
(Mitchell hatte auch einige Vorbehalte gegenüber dem Design des Schiffes. Eine geringere Lagerung von Flugbenzin würde dazu führen, dass das Schiff häufiger betankt würde, als ein USN-Träger. Die Aufzüge waren für die grössere Avenger sehr eng, und man musste sich Zeit nehmen, um sicherzustellen, dass sich das Flugzeug genau richtig im Aufzug befand, damit es angehoben oder abgesenkt werden konnte. Diese Zeit war in den grossen Flugzeugträgerschlachten im Pazifik kostbar. Er stellte ausserdem fest, dass die Reparaturmöglichkeit im Schiff nicht ausreichten, um die Anzahl der eingeschifften Flugzeuge zu bewältigen. Es gab keine direkte Kommunikation zwischen einem Decksoffizier und dem Hangar, und das Lautsprechersystem war während des Aufwärmens der Motoren nicht zu hören, sodass in Notfällen keine Änderungen in letzter Minute vorgenommen werden konnten. Ein grosses Sicherheitsrisiko des Schiffes war der Stahlboden des Decks und des Hangars, der mit etwas Wasser und Öl, das immer vorhanden war, extrem rutschig werden würde, da es beim Aufwärmen aus den Abgasen der Flugzeuge austrat. Der gepanzerte Hangar verhinderte aufgrund fehlender Lüftungsöffnungen das Aufwärmen eines zweiten Angriffs im Hangar und verlängerte so die Zeit zwischen einer ersten und zweiten Angriffswelle erheblich. Das Schiff war schlecht mit CO2-Feuerlöschern ausgestattet und hatte keine Crash-Dollys, was einen Grossteil der Brandschäden hätte verhindern können, die dem Schiff bei zwei der Unfälle während der Übungen zugefügt wurden.)
Aber dafür gab es andere Dinge, die die US-Navy über alles faszinierte. Hauptsächlich das Fighter Direction Office, in Kurz FDO. Die Royal Navy war der US-Navy um einiges voraus, was das Abfangen feindlicher Luftangriffe anging. Sie hatten länger Erfahrung damit und hatten ein viel effektiveres System dafür entwickelt, wofür sich die US-Navy natürlich interessierte. Ein Problem der US-Träger bei den Ost-Salomonen und Santa-Cruz war gewesen, dass sie nur einen einzigen Funkkanal hatten, über den alle Flugzeuge kommunizierten. Wenn also über 30 oder bis zu 50 Jäger in der Luft sind, ist es entsprechend schwierig für die Träger, diese zu dirigieren und in Richtung der Angreifer zu lotsen, da immer nur eine Person auf einmal über den Kanal sprechen kann. Das britische System besass vier separate Funkkanäle, was diese Arbeit um einiges erleichterte.
Während die Victorious in Pearl Harbor war, erhielt sie ausserdem eine neue Farbe und wurde mit dem damals typischen Blauton der US-Navy angemalt. Auf der Mitte des Flugdecks wurde ein falscher Flugzeugaufzug aufgemalt, mit der Hoffnung, dass japanische Sturzkampfbomber in einem Angriff darauf zielen würden, da es sich hierbei um die am besten gepanzerte Stelle des Flugdecks handelte. Die Identifikationsmarkierungen der britischen Flugzeuge wurden ebenfalls geändert, da sie den japanischen Symbolen zu ähnlich waren. Britische Symbole waren ein blauer Ring, indem sich ein weisser Ring befand, indem dann ein roter Kreis war. Da die japanischen Flugzeuge generell ebenfalls mit einem roten Kreis markiert waren, kam man zum Schluss, dass die Ähnlichkeit zu gross war und die britischen Flugzeuge erhielten amerikanische Markierungen.
Zusätzlich dazu wurden drei Eiscreme-Maschinen und ein Coca-Cola-Automat installiert. Am 8. Mai stach die Victorious in See, zusammen mit dem Schlachtschiff North Carolina und drei Zerstörern.
An Bord befanden sich 52 Flugzeuge. 36 Martlets in drei Staffel zu je 12 Flugzeugen und 16 Avengers. Zum Vergleich, Saratogas Luftgruppe bestand zu diesem Zeitpunkt aus 34 Wildcats, 37 Dauntlesses und 16 Avengers. Insgesamt 87 Flugzeuge. Also eigentlich praktisch gleich viele Jäger und Torpedobomber wie die Victorious und dann noch eine zusätzliche grosse Ladung an Sturzkampfbombern.
Am 17. Mai traf sich die Victorious mit der Saratoga, kommandiert von Konteradmiral DeWitt Ramsey. Zusammen waren sie nun die einzigen einsatzbereiten Flottenträger der Alliierten im Pazifik. Nur 23 Stunden später stachen sie in See, als Berichte auftauchten, dass die japanische Flotte Truk verlassen hatte. Zwar segelte diese nach Norden, wegen dem Angriff der Aleuten, aber es wurde in Betracht gezogen, dass dies eine Finte war und die Flotte nach Süden drehen würde.
(Victorious und Saratoga in Nouméa)
Am 24. Mai kehrten die Schiffe nach Nouméa zurück, als klar wurde, dass die Japaner nicht nach Süden segelten. Die Victorious hatte während dieser Zeit mit ihren Avengers zur Anti-U-Boot-Patrouille und mit ihren Martlets zum Jägerschutz beigetragen. Der Saratoga fiel dabei rasch auf, dass das britische Fighter Direction Team besser war, als das amerikanische.
Allerdings gab es auch einige Probleme. Zum einen mussten einige Martlets wegen Unfällen wieder ersetzt werden, zum anderen war der Victorious bereits zwei Mal der Alkohol ausgegangen. Royal Navy Schiffe haben die tägliche Ration Rum. Amerikanische Schiffe hatten bereits seit längerem keinen Alkohol an Bord, weshalb Ersatz für die Victorious von der Royal Australian Navy versorgt werden musste, was anscheinend nicht zuverlässig genug gemacht werden konnte.
Die Victorious lernte auch etwas. Im Gegensatz zur Royal Navy, die geordnet in den Hafen einläuft, segelt die US-Navy bis auf einige Kilometer an den Hafen heran und dann ist es jedes Schiff für sich selbst. Beim ersten Mal wurde die Victorious davon überrascht, aber danach war Mackintosh darauf vorbereitet und gab Gas, sobald die Formation auseinanderfiel. Da die Victorious ein schneller Träger war, hatten meistens nur die Zerstörer die Chance, schneller im Hafen zu sein, als sie, auch wenn die Besatzung sehr erstaunt darüber war, dass es nie zu Kollisionen kam, da es manchmal zu leicht hitzigen Wettrennen führte.
Anfangs Juni fanden weitere Manöver statt, um die Zusammenarbeit der Träger zu verbessern. Admiral Ramsey und der Kapitän der Saratoga begaben sich für die ersten Tage an Bord der Victorious und Mackintosh begab sich einige Tage später mit ihnen an Bord der Saratoga, damit beide Seiten eine Idee der Stärken und Schwächen erhielten. Notfalllandungen auf dem jeweils anderen Träger wurden geübt und funktionierten problemlos. Danach entschied Ramsey, dass er die Victorious als reinen Jägerträger einsetzen wollte. Die Avengers machten immer noch Probleme und das FDO des britischen Trägers war so viel besser, dass es Sinn ergab, wenn sie die Luftverteidigung beinahe komplett übernehmen würde. Also flogen die britischen Avengers der Victorious auf die Saratoga und 24 Wildcats der Saratoga setzten zur Victorious hinüber.
Am 27. Juni stachen sie wieder in See, um die Landungen auf New Georgia während Operation Toenails zu decken. Naja, sie würden sie nicht direkt decken. Mittlerweile war die Flugzeugpräsenz auf Guadalcanal und anderen Stützpunkten in der Nähe so gewachsen, dass diese problemlos selbst die Invasion decken konnten. Die Träger wurden in der Nähe stationiert, falls die Japaner mit ihrer Flott reagieren würden, aber ansonsten würden sie sich nicht direkt an der Operation beteiligen. Die Victorious hatte nun 60 Jäger an Bord, während die Saratoga noch 12 hatte, zusammen mit ihren zahlreichen Sturzkampfbombern und verstärkten Torpedobombern.
Die beiden Träger blieben 28 Tage lang vor Ort, um in der Nähe zu sein und trafen während dieser Zeit keine Probleme an. Die amerikanischen Jägerpiloten mochten es, auf der Victorious zu fliegen (möglicherweise, weil es Alkohol gab) und auch die britischen Piloten auf der Saratoga hatten eine gute Zeit. Die US-Navy legte mehr Wert darauf, es der Besatzung seiner Schiffe gemütlich zu machen. US-Navy Schiffe waren generell komfortabler und hatten auch besseres Essen. Dies zeigte sich am 20. Juli, als der Victorious die Kartoffeln ausgingen und eine Avenger der Saratoga mit 800 Pfund Kartoffeln und einem Koch zum britischen Träger flog. Zwei weitere Köche (und Eiscreme) wurden zusätzlich von einem Zerstörer transferiert. Das Menu an Bord der Victorious verbesserte sich danach merklich, da die amerikanischen Köche ziemlich erfinderisch damit waren, eine gute Mahlzeit herzuzaubern. Eiscreme kam auch gut bei der britischen Besatzung an. Es wurde zu einem Witz, dass die Priorität, wenn neue Vorräte geladen wurden, folgend war: First was the mail, then the latest films, then Ice Cream, followed by food stocks and last of all ammunition.
(Als erstes kam die Post, dann die neuesten Filme, dann Eiscreme, gefolgt von Essensvorräten und schlussendlich Munition.)
Die Victorious wurde auch auf See getankt und auch hier wurden sie von der US-Navy und ihren Tankern beeindruckt, die die Schiffe doppelt so schnell tanken konnten, als ihre Gegenstücke in der Royal Navy.
(Victorious wird getankt. Auf beiden Fotos ist der aufgemalte Flugzeugaufzug sichtbar. Auf dem zweiten Foto sieht man amerikanische Wildcats und britische Martlets nebeneinander. Die Wildcats sind die helleren Flugzeuge, da die US-Navy ihre Flugzeuge heller anmalte, als die Royal Navy.)
Am 25. Juli kehrten die Schiffe nach Nouméa zurück. Sie waren 28 Tage ununterbrochen auf See gewesen und die Victorious war 614 Einsätze (ohne Feindkontakt) geflogen mit acht Unfällen. Dies war die bisher niedrigste Unfallrate des Trägers. Während Operation Torch war sie 22 Tage auf See gewesen, war 233 Einsätze geflogen und hatte sechs Unfälle gehabt.
Der einzige Feindkontakt war ein einzelner Betty Bomber, der 50 Meilen von den Trägern entfernt von einem SBD-Piloten entdeckt und erfolglos angegriffen wurde.
Ende Juli erreichten die neuen Essex- und Independence-Klasse Flugzeugträger Einsatzbereitschaft, weshalb beschlossen wurde, dass die Victorious zur Royal Navy zurückkehren konnte. Am 31. Juli segelte sie los, begleitet vom Schlachtschiff Indiana und drei Zerstörern. Einige ihrer Flugzeuge liess sie für die US-Navy zurück, während sie 52 Piloten der Saratoga mitnahm, damit diese nach Hause konnten, plus zwei japanische Gefangene. Einige Flugzeuge der Saratoga flogen zum Abschied knapp über das Flugdeck der Victorious, aber zwei der Flugzeuge kollidierten miteinander. Beide konnten auf der Saratoga landen, aber sie verloren einige Teile, die auf der Victorious landeten und schnell zu Souvenirs wurden.
Am 9. August erreichte sie Pearl Harbor und die amerikanischen Offiziere, die das Schiff in Norfolk betreten hatten, gingen von Bord, während anderen an Bord kamen, um in die USA zu reisen. Admiral Nimitz verabschiedete die Besatzung mit den Worten: "In saying farewell I regret that you did not have an opportunity to show your fighting efficiency in combat. On behalf of your Pacfleet shipmates I thank you for your efficient services and wish you and your ship the best fortune."
(Beim Abschied bedaure ich, dass Sie keine Gelegenheit hatten, Ihre Kampffähigkeit unter Beweis zu stellen. Im Namen Ihrer Pacfleet-Schiffskameraden danke ich Ihnen für Ihre effizienten Dienste und wünsche Ihnen und Ihrem Schiff viel Erfolg.)
Das Schiff segelte durch den Panama-Kanal zurück in den Atlantik und wurde bei Norfolk erneut repariert, da sie schon wieder bei der Passage durch den Panama-Kanal beschädigt worden war. Auch wurde das US-Equipment wieder entfernt. Danach segelte das Schiff zurück nach Grossbritannien, um wieder mit der Royal Navy zu dienen. Zwar hatte die Victorious während ihrer Zeit im Pazifik keinen Feindkontakt gehabt, aber ihre Anwesenheit war doch sehr wichtig gewesen. Sie hatte der US-Navy während einer kritischen Zeit einen weiteren Träger zur Verfügung gestellt und das britische Fighter Direction System würde von der US-Navy übernommen werden, um japanische Flugzeuge in Zukunft besser abfangen zu können. In der nächsten Trägerschlacht des Pazifikkrieges würde sich die Effizienz dieses Systems zeigen. Auch die Royal Navy hatte von diesem Austausch gelernt, unter anderem bezüglich effizienten Flugoperationen und längeren Einsätzen auf See, inklusive mit auftanken und Vorräten aufnehmen. Etwas, mit dem sie sich nicht so sehr auskannten, da sie mit zahlreichen Stützpunkten auf der ganzen Welt häufig in der Nähe einer Basis operierten und nicht zu lange auf See bleiben mussten.
Die Victorious hatte während der Invasion von New Georgia nur eine kleine Rolle gespielt. Im Gegensatz dazu würden Alliierte Kreuzer und Zerstörer zum ersten Mal seit einigen Monaten wieder Kampfhandlungen mit japanischen Kriegsschiffen im Südpazifik sehen, als der Tokyo Express zurück war, diesmal, um New Georgia zu verstärken und die US-Invasion der Insel zurückzuschlagen.
06.07.23
USS Robin, aka HMS Victorious ist ein interessantes kleines Kapitel des Pazifikkrieges. Nicht so bekannt, aber dennoch wichtig, auch wenn es zu keinen Kampfhandlungen kam, was ein wenig enttäuschend ist, da es den britischen Trägern erneut die Möglichkeit verweigerte, an einer Trägerschlacht teilzunehmen.
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