Schlacht bei Rennel Island und Opertion Ke
Ein neues Jahr war angebrochen und die Schlacht um Guadalcanal war immer noch am Laufen. Wer nicht am Laufen war, waren die Japaner, die damit beschäftigt waren, zu verhungern. Während Anfang Dezember ungefähr 50 Japaner pro Tag an Hunger, Krankheiten und Gefechten mit den Amerikanern starben, so starben Ende Dezember bereits über 100 Japaner täglich nur an Hunger. Guadalcanal wurde dem Spitznamen der ihr von den Japanern gegeben worden war, sehr gerecht. Starvation Island. Ein japanischer Soldat hielt fest, wie lange die erwartete Lebensdauer seiner Kameraden war.
Diejenigen die stehen können - 30 Tage
Diejenigen die aufsitzen können - 3 Wochen
Diejenigen die nicht aufsitzen können - 1 Woche
Diejenigen die im Liegen urinieren - 3 Tage
Diejenigen die aufgehört haben zu sprechen - 2 Tage
Diejenigen die aufgehört haben zu blinzeln - morgen
Die Versorgungsläufe des Tokyo Express hatten versagt. Über 80 Prozent der Vorräte, die sie liefern wollten, wurden von PT-Booten und Flugzeugen zerstört, bevor sie eingesammelt werden konnten. Die Schlacht war verloren und die japanische Armee machte nichts anderes, als Soldaten in einen Fleischwolf hineinzuwerfen, ohne irgendetwas zu erreichen. Die Bodentruppen und auch die See- und Luftstreitkräfte hatten hohe Verluste erlitten. Die Marine hatte realisiert, dass nichts mehr zu retten war und hatte deshalb die Evakuierung vorgeschlagen. Die Armee weigerte sich vorerst, aber wurde dann doch überzeugt, wie auch Kaiser Hirohito. Dieser sagte zur Evakuierung: "Es ist inakzeptabel, die Eroberung Guadalcanals einfach aufzugeben. Wir müssen anderswo eine Offensive starten", aber ob eine Evakuierung akzeptabel oder vermeidbar war, daran konnte der "himmlische" Kaiser nichts ändern, also gab er widerwillig die Erlaubnis dazu.
Yamamoto begann daraufhin, Streitkräfte zusammenzuziehen, um die Evakuierung so gut wie möglich decken zu können. Die Flugzeugträger Zuikaku, Zuihō und Jun'yō, sowie das Superschlachtschiff Yamato und ihr neues Schwesterschiff, die Musashi, die Schlachtkreuzer Kongō und Haruna und zahlreiche weitere Schiffe sammelten sich bei der Flottenbasis in Truk. Lufteinheiten, unter anderem Zuikakus Luftgruppe, wurden nach Rabaul verlegt, um neue Luftangriffe auf Henderson Field durchzuführen. Die Cactus Air Force musste während der Evakuierung so gut wie möglich abgelenkt werden, damit sie diese nicht verhindern konnte. Auch wurden am 14. Januar per Tokyo Express neue Truppen nach Guadalcanal gebracht. Was wie ein Widerspruch zur Evakuierung klingt, war in Wirklichkeit eine logische Entscheidung. Die Truppen auf Guadalcanal waren nicht mehr wirklich dazu in der Lage, zu kämpfen. Also wurden diese neuen und frischen Truppen entsandt, um die Nachhut zu bilden. Würden die Marines die Japaner während der Evakuierung erwischen und angreifen, würden sie auf eine Nachhut treffen, die nicht von selbst auseinanderfällt und sie tatsächlich aufhalten könnte.
Die Amerikaner bekamen einige dieser Vorbereitungen mit, aber sie interpretierten sie falsch. Grund dafür war, dass die Japaner gerade wieder ihre Codes geändert hatten, womit die Entschlüsselungsspezialisten wieder von vorne anfangen mussten, weshalb die Anzahl entschlüsselter Funksprüche abnahm. Ein Name, der immer wieder auftauchte, war Operation Ke und die Schiffe, die bei Truk zusammengezogen wurden, wurden bemerkt. Aber dies führte dazu, dass die Situation genau umgekehrt gedeutet wurde. Anstelle eine Evakuierung wurde eine neue enorme Offensive vermutet, um Guadalcanal zu erobern.
Admiral Halsey, der wusste, dass die vorhergegangenen Landoffensiven immer zusammen mit Seeoffensiven durchgeführt worden waren, bereitete seine Schiffe vor, um den Feind zu konfrontieren. Er hatte neue Verstärkungen erhalten, unter anderem Schiffe, die wieder repariert worden waren und andere, die aus anderen Kampfschauplätzen, wie dem Atlantik, abgezogen worden waren. Er hatte die beiden Flugzeugträger Enterprise und Saratoga, wobei die Enterprise immer noch ihre Schäden von ihrer letzten Konfrontation mit den Japanern hatte und gerade noch so dazu in der Lage war, mitzumachen, die modernen Schlachtschiffe North Carolina, Washington und Indiana (South Dakota-Klasse) plus vier der älteren Schlachtschiffe, die ebenfalls im Gebiet waren, 13 Kreuzer und 45 Zerstörer. Ausserdem waren einige brandneue Geleitträger dazugestossen. Diese waren zwar eher langsam und sehr verwundbar, da sie kaum geschützt waren, aber sie vergrösserten die vorhandene Anzahl Flugzeuge um einiges, was wegen den neuen japanischen Angriffen ziemlich wichtig war. Auf Guadalcanal befanden sich mittlerweile über 170 Flugzeuge und 50'000 amerikanische Truppen, von denen viele aber bereits seit Monaten auf der Insel und deswegen äusserst erschöpft waren. Deswegen wurden sie momentan mit frischen Truppen rotiert. Vorräte spielten für die US-Seite keine Rolle mehr, da die Nachschubsituation mittlerweile komplett gelöst worden war und die Truppen mit mehr Vorräten beliefert wurden, als sie eigentlich benötigten.
Die Flugzeugträger und Langstreckenbomber von anderen alliierten Stützpunkten erhöhte die verfügbare Anzahl Flugzeug auf über 500, während die Japaner ihrerseits etwas über 400 Flugzeuge für die Offensive bereitstellten.
Um der japanischen "Offensive" vorzukommen, beschloss General Alexander Patch, der General Vandegrift abgelöst hatte, seinerseits eine Offensive zu starten, um den Japanern zuvorzukommen. Die Marines stiessen vor... und bemerkten prompt, dass die Japaner nicht mehr in ihren vorderen Positionen waren. Also stiessen sie weiter vor. Aber Patch befürchtete die Möglichkeit, dass seine Truppen in eine Falle gelockt werden würden, falls sie zu schnell und zu weit vorstossen und wies sie deshalb an, langsam zu agieren. Die beiden Gründe dazu waren eben die Vermutung, dass bald eine grosse neue Offensive starten würde und weil die japanischen Truppen, die noch da waren, sehr hart und entschlossen kämpften. Diese Truppen waren die japanische Nachhut, die sich in vorbereiteten Verteidigungspositionen befanden, sie sehr gut und äusserst schwierig zu überwinden waren.
In der Luft fanden ebenfalls wieder harte Kämpfe statt. Am 25. Januar startete die japanische Marine fast 60 Jagdflugzeuge, um Henderson Field anzugreifen, gefolgt von einem Angriff der japanischen Armee am 27. Januar, bestehend aus 74 Jägern und neun Bombern. Wie üblich sorgte die nicht vorhandene Zusammenarbeit zwischen japanische Marine und japanische Armee zu Schwierigkeiten. Beide Angriffe wurden unkoordiniert gestartet und waren deshalb von einer Grösse, mit denen die Cactus Air Force fertig werden konnte. Hätten beide Angriffe gleichzeitig stattgefunden, hätten sie die amerikanischen Flugzeuge möglicherweise überwältigen können. Aber stattdessen griffen sie einzeln an und verloren zehn Jäger, während die Amerikaner nur sieben verloren.
Halsey beschloss, einen letzten Versorgungskonvoi nach Guadalcanal durchzuführen, bestehend aus vier Transportern und vier Zerstörern. Dieser wurde von Task Force 18 eskortiert, bestehend aus den Schweren Kreuzern Wichita, Chicago (repariert von ihren Schäden während der Schlacht vor Savo Island und mit einem neuen Kapitän) und Louisville, den neuen Leichten Kreuzern Montpelier, Cleveland und Columbia, die Geleitträger Chenango und Suwannee und acht Zerstörern. Kommandiert wurden die Schiffe von Konteradmiral Robert C. Giffen, der gerade frisch von den alliierten Landungen in Nordafrika während Operation Torch kam. Die Enterprise und ihre Task Force befand sich 400 Kilometer hinter dem Konvoi und die Saratoga war noch einmal 240 Kilometer weiter dahinter.
(Konteradmiral Giffen)
Task Force 18 hatte neben dem eskortieren des Konvois ausserdem den Auftrag, sich am 29. Januar um 21:00 Uhr mit vier Zerstörern in Tulagi zu treffen und The Slot zu patrouillieren, um japanische Schiffe aufzuhalten, die in den Ironbottom Sound vordringen könnten. Da die beiden Geleitträger mit 18 Knoten zu langsam waren, um rechtzeitig dort anzukommen und weil Giffen davon ausging, dass U-Boote eine grössere Gefahr darstellten, als Flugzeugangriffe, beschloss er, die beiden Geleitträger mit zwei Zerstörern zurückzulassen und mit 24 Knoten voran zu segeln.
(Task Force 18 unterwegs nach Guadalcanal)
Giffen war insofern korrekt, dass er tatsächlich von japanischen U-Booten beschattet wurde, die seine Position meldeten. Er hatte seine Schiffe deshalb für die bestmögliche U-Boot-Verteidigung aufgestellt. Seine Kreuzer hatte er in zwei Kolonnen, die parallel in ca. zwei Kilometer Entfernung voneinander segelten. Die Schweren Kreuzer zu Steuerbord, die Leichten Kreuzer zu Backbord. Die sechs Zerstörer waren in einem Halbkreis vorderhalb der Kreuzer.
Dank den Funksprüchen der U-Boote gut informiert, startete Rabaul 16 G4m Betty- und 16 G3M Nell-Bomber mit Torpedos bewaffnet, um die Kreuzer anzugreifen. Eine Nell musste wegen Triebwerksproblemen wieder umkehren, aber der Rest hielt weiterhin auf Task Force 18 zu.
(G3M Nell-Bomber)
Die japanischen Bomber erreichten die US-Kreuzer als es dunkel wurde, was ziemlich günstig für sie war. Die Jägerpatrouille der Geleitträger hatte zu diesen zurückkehren müssen, womit es nun keine Luftopposition gab und die Piloten waren für Angriffe in der Dunkelheit vorbereitet. Spähflugzeuge warfen Leuchtkugeln ab, um die Position der amerikanischen Schiffe sichtbar zu machen. Task Force 18 hatte die japanischen Flugzeuge auf Radar gesichtet, aber Giffen hatte auf absolute Funkstille bestanden und auch keine Anweisungen gegeben, was in einer solchen Situation zu tun wäre, weshalb niemand wirklich wusste, was zu tun war.
Die Bomber drehten nach Osten, wo der Himmel bereits dunkel war, um im Schutz der Dunkelheit in westliche Richtung angreifen zu können, womit die Kreuzer von der Dämmerung am Horizont abgelichtet wurden. Um 19:19 Uhr begann der Angriff und die Schiffe begannen zu manövrieren und ihre Flugabwehrgeschütze abzufeuern, während die 16 Bettys näher kamen. Alle Torpedos wurden erfolgreich abgeworfen, aber alle verfehlten ihre Ziele. Andererseits wurde nur einer der Bomber abgeschossen. Giffen nahm an, dass dies bereits der gesamte Angriff gewesen war und befahl seine Schiffe wieder auf den alten Kurs. Aber kaum war dies getan wurde er wieder mit Leuchtkugeln erleuchtet und die 15 Nells gingen um 19:38 Uhr zum Angriff über.
(Karte des Angriffs am 29. Januar)
(https://commons.m.wikimedia.org/wiki/File:RennellBattleMap.jpg#mw-jump-to-license)
Dieser Angriff war erfolgreicher. Drei Torpedos trafen zwei Schiffe. Zwei davon erwischten die Chicago, die dadurch ausser Gefecht gesetzt wurde, während der dritte die Wichita traf, aber in einem Glücksfall für das Schiff nicht explodierte. Giffen befahl, das Feuer einzustellen und auf entgegengesetzten Kurs zu gehen. Da die Schiffe nun nicht mehr von ihrer eigenen Flugabwehr erleuchtet wurden und eine andere Richtung unterwegs waren, verloren die Bomber die Schiffe aus dem Blick und kehrten nach Rabaul zurück.
Da die Chicago ausser Gefecht war, nahm die Louisville sie in Schlepp und begann, sie nach Süden zu bringen, eskortiert vom Rest von Task Force 18. Halsey wurde über die Situation informiert und die Enterprise und die beiden Geleitträger starteten am nächsten Tag Wildcats, um der Chicago Luftschutz zu geben, während der Schlepper Navajo entsandt wurde, um die Chicago in Schlepp zu nehmen, damit die Louisville dies nicht tun musste. Dies wurde um 08:00 des 30. Januars erfolgreich getan, aber die Gefahr war noch nicht vorüber. Die Japaner entsandten bei Tagesanbruch mehrere Spähflugzeuge und obwohl die Wildcats ihr bestes gaben, kamen mehrere davon an ihnen vorbei und konnten die Position der Chicago melden. Ein Küstenbeobachter auf Bougainville meldete einen Luftangriff, bestehend aus elf Betty-Bombern, der in Rabaul gestartet und unterwegs war. Halsey befahl die intakten Kreuzer nach Süden, womit nur noch sechs Zerstörer und die Jäger übrigblieben, um die Chicago und die Navajo zu beschützen.
(Die beschädigte Chicago am nächsten Morgen, das Heck tiefer im Wasser)
(Die Louisville mit der Chicago im Schlepp)
(Der Schlepper Navajo)
Um 15:40 Uhr war die Enterprise 70 Kilometer südlich von der Chicago mit zehn Jägern über dem Kreuzer. Allerdings wurden vier davon von einem Spähflugzeug abgelenkt, was es auf sechs reduzierte. Kurz darauf entdeckte die Enterprise den Luftangriff auf dem Radar und startete zehn weitere Wildcats. Aber die Geleitträger hatten Schwierigkeiten mit dem Start ihrer Jäger, weshalb diese nicht rechtzeitig eingreifen konnten. Die Bettys hielten zuerst Kurs auf die Enterprise und die Wildcats begaben sich in Position, um den Träger zu beschützen. Doch dann schwangen die Bomber nach Norden und nahmen Kurs auf die Chicago. Sie erreichten den Kreuzer praktisch ohne belästigt zu werden und nur zwei der Bettys wurden vor dem Angriff abgeschossen. Die Zerstörer eröffneten das Feuer auf die Bettys, die weiterhin von den Wildcats verfolgt wurden. Weitere sechs Bettys wurden abgeschossen, aber erst nachdem sie ihre Torpedos bereits abgeworfen hatten. Während sich die drei überlebenden Bomber zurückzogen, trafen vier der Torpedos die Chicago, einmal unterhalb der Brücke und dreimal bei der Maschinenanlage und ein fünfter traf den Zerstörer La Vallette im vorderen Maschinenraum.
(Karte des Angriffs am 30. Januar)
(https://commons.m.wikimedia.org/wiki/File:RennellBattleMap2.jpg#mw-jump-to-license)
(USS La Vallette)
Die Chicago war verloren, was ihrem Kapitän, Ralph O. Davis, auf der Stelle bewusst wurde, der die Evakuierung befahl. Aufgrund dessen konnte sich der Grossteil der Besatzung retten, bevor der Kreuzer 20 Minuten später sank. Trotzdem gingen 62 Mann verloren, während die La Vallette 22 Mann verlor. Mit der Chicago gesunken nahm die Navajo nun stattdessen die La Vallette in Schlepp.
Die Schlacht bei Rennel Island war ein letzter Sieg für die Japaner in der Schlacht um Guadalcanal. Sie hatten einen Schweren Kreuzer versenkt und einen Zerstörer beschädigt, mit 85 Toten. (der letzte Tote stammte von der Montpellier und wurde vermutlich durch Maschinengewehrfeuer von einem japanischen Bomber verursacht) Sie hatten im Gegenzug dafür 12 Bomber und deren Besatzungen verloren, zwischen 60 und 84 Mann, was auch nicht besonders schöne Verluste waren, aber da sich Task Force 18 zurückgezogen hatte, würde es nun keine amerikanischen Schiffe geben, die den Ironbottom Sound und The Slot patrouillieren würden, was den Weg frei für die japanischen Zerstörer machte, die die Evakuierung durchführen würden.
In der gleichen Nacht allerdings, vom 29. auf den 30. Januar, hatte es trotzdem ein interessantes Gefecht im Ironbottom Sound gegeben. Das U-Boot I-1 tauchte im Schutz der Dunkelheit Nahe von Guadalcanal auf, um Vorräte zu liefern. Aber anstelle einem leeren Ironbottom Sound sah sie sich mit den zwei neuseeländischen Minensuchern HMNZS Kiwi und HMNZS Moa konfrontiert, die auf Anti-U-Boot-Patrouille waren. Kiwi hatte das U-Boot mit Sonar wahrgenommen und die beiden Minensucher hatten sich dem unbekannten Kontakt genähert, der prompt vor ihnen aus der Tiefe auftauchte. Der Kommandant von I-1 nahm an, dass es sich bei den beiden Schiffen um Torpedoboote handelte und tauchte auf der Stelle wieder. Aber es waren keine Torpedoboote, sondern Minensucher, die Wasserbomben anstelle von Torpedos an Bord hatten. Ironischerweise wäre es weiser für das U-Boot gewesen, über Wasser zu bleiben und so zu kämpfen. Sie hatte eine stärkere Geschützbewaffnung als die neuseeländischen Schiffe und war schwerer, als die beiden Minensucher kombiniert. Aber stattdessen war sie abgetaucht und entblösste sich somit der Hauptbewaffnung der Minensucher. Kiwi begab sich über I-1 und warf 12 Wasserbomben in zwei Gruppen ab. Beide Gruppen, insbesondere die zweite, waren sehr gut gezielt. Mehrere Lecks wurden ins U-Boot gerissen, ihre Pumpen, das Steuerruder und der linke Propeller fielen aus, ihre Schalttafel hatte einen Kurzschluss und die Lichter fielen alle aus. Das U-Boot begann unkontrolliert zu sinken, der Bug in einem 45 Grad Winkel nach unten gerichtet.
(I-1)
Schnelles Denken führte dazu, dass die Ballasttanks geleert wurden, was das sinken stoppte, aber erst nachdem das U-Boot, dessen Testtiefe 64 Meter gewesen war, auf 180 Meter getaucht war. Obwohl das U-Boot dreimal tiefer war, als designt, überlebte sie, auch wenn zahlreiche weitere Lecks entstanden, die unter anderem die Batterie fluteten und das ganze U-Boot mit Chlorgas füllten. Wegen den Schäden und dem Gas gezwungen, aufzutauchen, machte das U-Boot dies und begann mit nur noch dem rechten Propeller und einem teilweise gefluteten Bug, nach Guadalcanal zu segeln, um sich auf Grund zu setzen.
Kiwi und Moa nahmen die Verfolgung auf, wobei die Kiwi begann, mit ihrem 10.2cm Geschütz zu feuern, während die Moa Leuchtgranaten feuerte, um der Kiwi genug Licht zu verschaffen. Die Besatzung des U-Boote bemannte währenddessen das 14cm Geschütz, um zurück zu feuern. Die Kiwi traf zuerst, mit ihrer dritten Salve, und schaltete damit die feindliche Geschützbesatzung aus, während ihre 20mm Oerlikon die japanische Brückenbesatzung ausschaltete, was das U-Boot temporär führungslos machte. Die Besatzung des U-Boots kam zum Schluss, dass die Neuseeländer sie entern wollten und die Offiziere bereiteten ihre Katanas vor, während die vier besten Schützen jeweils eine Pistole erhielten und eine neue Besatzung für das Deckgeschütz nach draussen befohlen wurde.
Die Kiwi kam anscheinend zum Schluss, dass ihr kleines Geschütz nicht genug Schaden anrichtete und beschloss, das U-Boot stattdessen zu rammen. Also ging sie auf Kollisionskurs und krachte ins U-Boot hinein. Sie wendete, manövrierte kurz, um in Position zu gelangen und rammte das U-Boot gleich noch einmal. Zwei Japaner versuchten dabei ihrerseits, die Kiwi mit ihren Katanas zu entern, aber es war nicht besonders erfolgreich und die Wucht der Kollision beförderte sie prompt vom Schiff, dass sie hatten entern wollen. Immer noch nicht genug von der Situation habend, beschloss die Kiwi, das U-Boot ein drittes Mal zu rammen und tat dies auch.
Aber da das U-Boot um einiges massiver war, als der Minensucher, beschädigte sich dieser durch die Rammmanöver beinahe selbst so schwer, wie sein Ziel. Mit ihrem Sonar ausgefallen und dem Geschütz überhitzend, zog sich die Kiwi zurück, woraufhin die Moa das Feuer auf das U-Boot eröffnete. Dieses war durch das Rammen noch mehr beschädigt worden. Es hatte noch weitere Lecks und Schlagseite nach Steuerbord. I-1 gelangte erfolgreich nach Guadalcanal, wo sie sich auf Grund setzte, mit 27 Mann tot oder vermisst. Der einzige Verlust der Minensucher war ein Bediener des Scheinwerfers der Kiwi gewesen, der trotz einer Schusswunde bei seinem Posten blieb und zwei Tage später an der Verletzung erlag. Die Moa würde am nächsten Tag einen japanischen Überlebenden gefangen nehmen.
Dem kleinen Gefecht folgte eine amüsante Fortsetzung, als die Japaner mehrmals und über mehrere Tage erfolglos versuchten, das U-Boot zu zerstören, um die Entschlüsselungscodes an Bord zu neutralisieren, bevor die Alliierten sie in die Hände bekamen. Zuerst wurden zwei Wasserbomben und vier Sprengsätze am U-Boot befestigt, in der Hoffnung, dass sie die Torpedos an Bord detonieren würden. Die Torpedos detonierten allerdings nicht. Als nächstes wurde ein Luftangriff auf das U-Boot befohlen, aber die meisten Flugzeuge fanden das Wrack nicht und nur ein Treffer wurde erzielt, was nicht ausreichte und als daraufhin ein U-Boot entsandt wurde, um die Zerstörung zu vollenden, konnte dieses das Wrack ebenfalls nicht finden. Schlussendlich mussten die Verschlüsselungscodes für die Funksprüche wieder geändert werden, da die Amerikaner sie bei der Inspektion des Wracks fanden.
(Amerikaner mit einem PT-Boot untersuchen das Wrack von I-1)
Mit dieser Aufregung vorbei wurde der Ironbottom Sound allerdings wieder leer, womit die japanische Evakuierung beginnen konnte. Admiral Mikawa befahl 20 Zerstörer unter Konteradmiral Shintaro Hashimoto am 1. Februar nach Guadalcanal, während Mikawa in der Nähe blieb, um sie mit seinen Kreuzern zu decken. Elf der Zerstörer würden die Truppen an Bord nehmen, während die anderen neun die Eskorte bilden. Yamamoto glaubte nicht, dass die Mission erfolgreich sein würde und ging davon aus, dass die Hälfte der Zerstörer verlorengehen würde.
(Konteradmiral Hashimoto)
Eine letzte Gefahr wurde allerdings erkannt. General Patch begann zu Vermuten, dass die Japaner sich auf die andere Seite der Insel zurückzogen und liess deshalb ein Bataillon an der Südwestküste Guadalcanals landen, eskortiert von einigen Zerstörern. Diese Einheit wurde entdeckt und 13 Vals und 40 Zeros wurden gestartet, um sie anzugreifen, damit sie die Evakuierung nicht würden stören können. Der Angriff gelang sehr gut, geholfen dadurch, dass die US-Zerstörer zuerst annahmen, dass es sich um eigene Flugzeuge handelte und deshalb erst das Feuer eröffneten, als die Vals zum Sturzflug übergingen. USS De Haven wurde von drei Bomben getroffen und sank rapide, zusammen mit 167 Mann ihrer Besatzung. Sie war der erste Zerstörer der Fletcher-Klasse, der im Krieg verlorenging. USS Nicholas wurde durch mehrere Nahtreffer beschädigt. Fünf Vals und drei Zeros wurden abgeschossen, genauso wie drei Wildcats, die zur Verteidigung herbeigeeilt waren.
(USS De Haven)
Damit erledigt stiessen die japanischen Zerstörer nach Süden vor und wurden am Nachmittag von zwei Angriffswellen der Cactus Air Force angegriffen. Hashimotos Flaggschiff, die Makinami, wurde durch einen Nahtreffer schwer beschädigt. Hashimoto wechselte zur Shirayuki und wies die Fumizuki an, die Makinami in Schlepp zu nehmen. Vier amerikanische Flugzeuge wurden abgeschossen.
Die übrigen Zerstörer erreichten Guadalcanal erfolgreich, wo sich ihnen um 22:45 Uhr elf PT-Boote in den Weg stellten. Aber diese, verwundbar und in der Unterzahl, konnten nichts gegen die japanischen Zerstörer ausrichten und drei von ihnen wurden versenkt, ohne dem Feind Schaden zuzufügen. Die Zerstörer, die die Soldaten evakuieren sollten, trennten sich von den anderen Zerstörern, die sie eskortierten und begannen, die Überreste der 38. Division an Bord zu holen. Um 01:58 Uhr wurde dieser Prozess eingestellt, nachdem 4'935 Soldaten an Bord geholt worden waren. Als die Zerstörer sich gerade zurückziehen wollten, ereignete sich eine Explosion beim Zerstörer Makigumo, vermutlich durch eine Mine verursacht. Der Grossteil der Besatzung wurde Evakuiert und der Zerstörer versenkt. Die Makigumo war der Zerstörer gewesen, der während der Schlacht von Midway zwei amerikanische Piloten mit Gewichten an den Füssen ins Meer geworfen hatte.
(Makigumo)
Am 4. Februar wurde der zweite Evakuierungslauf durchgeführt. Kondō hatte zwei neue Zerstörer zu Hashimoto befohlen, um den versenkten und beschädigten Zerstörer zu ersetzen. Erneut wurden die Zerstörer zweimal aus der Luft angegriffen, wobei erneut ein Zerstörer, die Maikaze, schwer beschädigt wurde und ein anderer Zerstörer, die Nagatsuki, sie in Schlepp nehmen musste. Die Cactus Air Force verlor diesmal elf Flugzeuge und die Japaner eine Zero.
Die PT-Boote liessen die Zerstörer diesmal in Ruhe, weshalb die Evakuierung dieser Nacht relativ ruhig blieb. 3'921 Mann, die meisten von der 2. Division und General Hyakutake, wurden erfolgreich evakuiert.
Die amerikanischen Schiffe blieben währenddessen weiterhin 480 Kilometer südlich von Guadalcanal, ausserhalb der Reichweite der japanischen Bomber. Da weiterhin vermutet wurde, dass diese Zerstörer neue Verstärkung an Land brachten, anstelle zu Evakuieren, wurde, abgesehen von den Luftangriffen der Cactus Air Force, nicht aktiv versucht, sie aufzuhalten.
Die Japaner wussten dies allerdings nicht und zogen in Erwägung, den dritten Evakuierungslauf abzusagen. Aber sie beschlossen dann, ihn trotzdem durchzuführen, wobei Kondō seine Schiffe näher an Guadalcanal heransegelte, falls Halseys Schiffe ebenfalls beginnen würden, die Distanz zu schliessen. Am 7. Februar segelten Hashimotos 18 Zerstörer erneut und zum dritten Mal wurde ein Zerstörer durch einen Luftangriff schwer beschädigt und musste in Schlepp genommen werden. Diesmal war es die Isokaze, die von der Kawakaze in Schlepp genommen wurde. Die restlichen Zerstörer führten die Evakuierung ohne Probleme durch und sammelten 1'972 Soldaten ein. Dann ruderten sie noch für 90 Minuten der Küste entlang und riefen, um sicherzugehen, dass niemand zurückgelassen wurde. Als dies sicher war, zogen sie sich zurück. Sechs Monate auf den Tag genau, nachdem die Schlacht um Guadalcanal begonnen hatte, ging sie zu Ende.
Die Amerikaner brauchten allerdings zuerst noch zwei Tage, bis sie dies realisierten und als sie dies taten, bemerkten sie, was für eine Gelegenheit ihnen durch die Lappen gegangen war, um die Evakuierung aufzuhalten. Aber trotz dieser verpassten Chance, war die Schlacht um Guadalcanal doch ein grosser Sieg. Zum ersten Mal während dem Pazifikkrieg war von Japan besetztes Gebiet gestürmt und zurückerobert worden. Die Alliierten hatten nun definitiv die Initiative und würden diese auch weiterhin behalten.
Die Schlacht um Guadalcanal war eine dramatische Kampagne, die ein halbes Jahr lang dauerte, hin- und herschwang und hohe Verluste auf beiden Seiten und in allen Militärbereichen forderte.
Auf der Alliierten Seite hatte die US-Navy die grössten Verluste einstecken müssen. Insgesamt hatten sie zwei Flottenträger (Wasp und Hornet), fünf Schwere Kreuzer (plus einen australischen Schweren Kreuzer), zwei Leichte Kreuzer und 15 Zerstörer verloren, mit 4'911 Toten. Die Truppen am Boden hatten 1'769 Tote und in der Luft gingen 615 Flugzeuge mit 420 Besatzungsmitgliedern verloren.
Die japanische Marine hatte einen Leichten Flugzeugträger (Ryūjō), zwei Schlachtkreuzer, drei Schwere Kreuzer, einen Leichten Kreuzer, elf Zerstörer und sechs U-Boote verloren. Flugzeuge verloren sie nur etwas mehr als die Alliierten, nämlich 683. Aber im grossen Unterschied zu den Alliierten besassen die Japaner kein Rettungssystem eigens dafür, verlorene Piloten zu retten. Dazu kommt noch die Tatsache, dass die japanischen Flugzeuge viel weniger widerstandsfähig waren und dass sie zahlreiche mehrmotorige Flugzeuge, wie Betty-Bomber eingesetzt hatten, die grössere Besatzungen haben. Die japanischen Verluste der Flugbesatzungen waren deshalb zwei- bis viermal so hoch wie die der Alliierten.
Am Boden hatten sich die Japaner allerdings am meisten verkalkuliert. Weil die Stärke der amerikanischen Truppen ständig zu tief geschätzt wurde, wurden die japanischen Bodentruppen Stückweise gegen den Feind geworfen und das schlechte/nicht vorhandene Versorgungssystem kümmerte sich um den Rest.
Von den über 36'000 Mann, die Japan auf Guadalcanal einsetzte, wurden nur 10'652 erfolgreich evakuiert und von denen starben noch 600 weitere Aufgrund ihren Verletzungen und Unterernährung. Vom Rest brauchten 3'000 weitere geraume Zeit in Krankenhäusern, um wieder zu Kräften zu kommen und der Rest war ebenfalls für den Moment nicht einsatzbereit.
Von den über 25'000 toten Japanischen Soldaten kamen nur ungefähr 8'000 durch Kampfhandlungen um, der Rest starb durch Hunger, Krankheiten und anderen Faktoren.
Somit waren die Gesamtverluste für die Japaner schlussendlich mindestens 30'343 Tote. Die Alliierten hatten insgesamt 7'100 Tote. Guadalcanal war ein Blutbad für die japanischen Bodentruppen und für die US-Navy.
Aber es war mehr als nur eine Niederlage für Japan. Diese Kampagne begann die Abnutzung der japanischen Streitkräfte, die Japan so schlecht ersetzen konnte. Japans A-Team war Elite. Aber diese wurden schnell verbraucht und Japans B-Team war im Vergleich dazu von sehr schlechter Qualität. Ganz anders als bei den Alliierten, dessen A-Team vielleicht nicht so gut war, wie Japans, aber dafür war ihr B-Team von viel besserer Qualität und konnte deshalb vom A-Team übernehmen, sobald diese ausfielen.
Dies zeigte sich sehr gut bei den Piloten. Die Trägerschlachten bei den Ost-Salomonen und den Santa-Cruz-Inseln massakrierte die japanischen Trägerpiloten in einem solchen Ausmass, dass diese nie wieder auf die gleichen Standards von vor dem Krieg kommen würden und es würde eine lange Zeit dauern, bis die Träger endlich wieder volle Luftgruppen hatten. Bei den Flugbesatzungen an Land war dies ebenfalls der Fall. Und bei der Marine auch. Die Truppen wurden ununterbrochen an der Front behalten und eingesetzt, bis sie starben. Bei den Alliierten funktionierte dies ganz anders. Nachdem ihre Truppen Erfahrung gesammelt hatten, wurden sie abgezogen und zurück nach Hause gebracht, wo sie den neuen Rekruten beibringen konnten, was sie erwartete und was sie wissen mussten, um zu überleben. Somit konnten die Frischlinge direkt aus den Erfahrungen der Personen vor ihnen profitieren und gingen somit möglichst vorbereitet in den Kampf. Da dies in Japan nicht so gemacht wurde, konnte niemand den neuen Rekruten direkt beibringen, wie der Feind kämpft und sie würden somit viel weniger gut vorbereitet auf den Kampf sein. Die Leistung und Qualität von Flugzeug- und Schiffsbesatzungen würde deshalb auf der japanischen Seite im Verlaufe des Krieges drastisch abnehmen und Guadalcanal war der erste kritische Schritt dazu gewesen.
Um ein spezifisches Beispiel zu nennen, Bob Hagen, der während der ersten Nachtschlacht von der Seeschlacht bei Guadalcanal auf dem Zerstörer Aaron Ward gewesen war, würde zurück in die Staaten gehen, sein gelerntes Wissen teilen und dann als Geschützoffizier auf dem neuen Fletcher-Klasse Zerstörer USS Johnston dienen.
Da es in meinem Geschichtsprojekt hauptsächlich um die Seeschlachten geht, sehe ich sie hier noch einmal etwas genauer an.
Die US-Navy hatte definitiv die schlimmeren Verluste erlitten. Sie hatten zwei ihrer vier Flottenträger verloren, während Japan nur einen Leichten Träger verloren hatte. Ihre Flottenträger hatten die Kampagne überstanden, wenn auch teilweise schwer beschädigt. Aber auch der Verlust des Leichten Trägers tat weh.
Dafür hatte Japan zwei Schlachtkreuzer/Schlachtschiffe verloren, während die US-Navy keines ihrer Schlachtschiffe verloren hatte.
Bei den Schweren Kreuzer hatte die US-Navy stark gelitten. Astoria, Quincy, Vincennes, Northampton, Chicago und HMAS Canberra versenkt und mehrere andere Schwere Kreuzer schwer beschädigt. Japan hatte die drei Schweren Kreuzer Kako, Furutaka und Kinugasa verloren. Drei ihrer vier ältesten Schweren Kreuzer. Diese Verluste waren also weniger schlimm, als die der US-Navy, allerdings würde auch kein Ersatz für diese Schiffe kommen und weitere Schwere Kreuzer waren ebenfalls schwer beschädigt.
Bei den Leichten Kreuzern waren bei der US-Navy die beiden Flugabwehrkreuzer Atlanta und Juneau verlorengegangen, während Japan die Yura verlor.
Die Verluste bei den Zerstörern waren ziemlich ausgeglichen mit 15 auf der US-Seite und elf auf der japanischen Seite. U-Boote hatte die US-Navy keine verloren und Japan dafür sechs. Wenn man noch weitere Schiffe, wie Frachter und Transporter dazuzählt, die während der Kampagne verlorengingen, so betrugen die Gesamtverluste der Alliierten schlussendlich 29 Schiffe und die der Japaner 38, da Japan zahlreiche Transporter verloren hatte. Wenn man also nur auf die Zahlen schaut und die Schiffsklassen ignoriert, haben die Japaner schlussendlich mehr Schiffe verloren. Aber was Schiffsklassen angeht, verlor die US-Navy die wichtigeren Schiffe.
Die japanische Marine war immer noch ein ernst zu nehmender Gegner und die Tatsache, dass sie die meisten Seeschlachten der Kampagne gewannen und höhere Verluste (bei den Kriegsschiffen) verursachten, zeigt das. Aber schlussendlich verloren sie trotzdem. Gründe dafür gab es viele. Zum einen gewannen sie zwar taktische Siege, versäumten es dann aber, diese auch zu strategischen Siegen zu machen und zogen sich im genau falschen Moment zurück. Die Seeschlachten, die sie verloren, waren meistens auch die entscheidenden Schlachten, die das Schicksal der Kampagne kritisch beeinflussten, während sie diejenigen gewannen, die keinen wirklich grossen Einfluss darauf nahmen oder genug Spielraum übrig liessen, damit die US-Navy die Situation wieder verbessern konnte.
Und das Konzept der Entscheidungsschlacht biss der japanischen Marine ebenfalls in den Hintern. Sie waren so sehr von der Idee einer grossen Entscheidungsschlacht mit Schlachtschiffen überzeugt, dass sie nicht sehen konnten, dass Guadalcanal eine Entscheidungsschlacht war, da die Schlacht so anders war, als sie es sich vorgestellt hatten und waren deshalb nicht bereit dazu, alle vorhandenen Schiffe in die Schlacht zu werfen. Die US-Navy tat dies, jedenfalls nachdem der zurückhaltende Ghormley durch den aggressiven Halsey ersetzt worden war. Ausserdem hatten die Alliierten in der Defensive die bessere Position, da es einfacher war, Guadalcanal und Henderson Field zu halten, als es war, die Insel und das Flugfeld zu erobern.
Somit rieben sich beide Seiten bis zur kompletten Erschöpfung auf, aber da die US-Streitkräfte Henderson Field halten konnten, die Lufthoheit behielten und verhinderten, dass die Flugzeuge am Boden durch Beschuss von den Schlachtkreuzern zerstört wurden, behielten sie die Oberhand. Die Japaner kamen schlussendlich nicht dagegen an und mussten die Niederlage eingestehen, was sie erst nach enormen Verlusten taten.
Dass sich die Japaner so sehr auf Guadalcanal fokussiert hatten, führte auch dazu, dass sie andere Fronten vernachlässigten, was zum Beispiel auf Neuguinea ebenfalls zu alliierten Vorstössen führte, die die Japaner besiegten und zum Rückzug zwangen.
(https://commons.m.wikimedia.org/wiki/File:Wrecks_in_the_Ironbottom_Sound.jpg#mw-jump-to-license)
Auf diesem Bild kann man gut sehen, wieso die Gewässer bei Guadalcanal schlussendlich den Namen Ironbottom Sound erhielten. Dutzende Schiffe gingen in den Kämpfen verloren und die meisten davon endeten in nächster Nähe zur Insel.
Schlussendlich waren beide Seiten am Ende der Kampagne ziemlich erledigt. Die US-Navy hatte zwar noch zwei Flottenträger, aber einer davon, die Enterprise, würde endlich die Front verlassen, um repariert zu werden, was nur noch die Saratoga als letzten Flottenträger übrigliess. Was Kreuzer anging sah es auch nicht viel besser aus. Im ganzen Pazifik hatte die US-Navy nur noch ungefähr ein dutzend Kreuzer übrig. Aber neue und reparierte Schiffe könnten diese Zahlen wieder verbessern und die US-Navy konnte auch Schiffe aus ihrer Atlantikflotte abziehen. Japan hatte zwar mehr verfügbare Träger, aber dafür keine Luftgruppen. Und ihre Kreuzerstreitkräfte waren ähnlich angeschlagen. Nur hatten sie keine zweite Front, von der sie Schiffe abziehen konnten. Es sah nicht besonders rosig aus für die Japaner.
Die US-Navy hatte ausserdem eine Menge aus der Kampagne gelernt. Sie hatten gelernt, wie Nachtgefechte funktionieren und hatten nun die Anfänge einer Doktrin, die in den nächsten Kriegsjahren weiterentwickelt werden würde. Auch hatten sie viele neue Dinge über Flugzeugträgeroperationen gelernt und waren um einiges besser geworden, diese einzusetzen. Flugabwehr und Jägerkontrolle war um einiges verbessert worden und würde in Zukunft eine wichtige Rolle spielen. Und die Kampagne hatte auch gezeigt, welche Admirale für den Krieg zu gebrauchen waren und welche nicht, was für eine bessere Kommandostruktur sorgen würde.
Die Schlacht um Guadalcanal war vorbei, aber der Krieg war es noch nicht. Die Kämpfe würden weitergehen. Die Japaner zogen sich in der Salomonenkette ungefähr bis zur Mitte zurück und begannen, dort neue Befestigungen zu errichten. Die Amerikaner würden diese im Jahr 1943 ebenfalls angreifen. Aber bevor es dazu kommen würde, wurde Guadalcanal zu einem der wichtigsten Stützpunkte der Alliierten im Südpazifik. Das Flugfeld wurde enorm ausgebaut, neue Flugfelder wurden gebaut, Langstreckenbomber wurden stationiert, Hafenanlagen wurden gebaut und noch viel mehr. Zukünftige Operationen in den Salomonen würden von Guadalcanal aus starten, also wurde die Insel vorbereitet, um solche Operationen logistisch stützen zu können. Schiffe würden Guadalcanal, Tulagi und Florida Island anlaufen können und richtige Hafeneinrichtungen vorfinden, in denen Schiffe repariert und mit Vorräten und Munition bestückt werden konnten.
Die nächste Phase des Pazifikkrieges war endlich angelaufen. Nächstes Ziel. Rabaul. Die grösste japanische Basis im ganzen Südwestpazifik.
02.02.23
Holy Shit, die Schlacht um Guadalcanal ist endlich vorbei. Sie hat ziemlich lange gedauert. Nun denn, ab jetzt werden neue Schlachten und Kriegsschauplätze auftauchen.
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