Mutsu goes BOOM!!! and Hiyō goes Splash!
Für das Schlachtschiff Mutsu war der Pazifikkrieg bisher eher ruhig gewesen. Als wichtiges Mitglied der Schlachtlinie, die an der Entscheidungsschlacht teilnehmen sollte, war sie keinen zu grossen Risiken ausgesetzt worden und ihre langsamere Geschwindigkeit hatte sie ungeeignet für Angriffe auf Henderson Field gemacht, weshalb die Schlachtkreuzer diese Aufgabe übernommen hatten. Sie hatte den alten Panzerkreuzer Nisshin in Schlepp genommen, damit die Yamato für ihre Indienststellung Zielschiessen üben konnte, war Teil von Yamamotos Gruppe bei Midway gewesen und hatte bei den Ost-Salomonen auf ein amerikanisches Aufklärungsflugzeug geschossen, aber ansonsten nicht sehr viel unternommen. Die Mutsu war sehr beliebt bei der Bevölkerung, da Spenden der Bevölkerung geholfen hatten, das Schiff zu bezahlen.
Am 8. Juni ankerte sie beim Hashirajima Flottenankerplatz, wobei sie bei der Flaggschiffboje ankerte. Um 10:30 Uhr kamen 113 Fliegerkadetten und 40 Instruktoren an Bord, um das Schiff zu besichtigen und sich damit vertraut zu machen. Die Sicht betrug ungefähr 500 Meter, da es sehr neblig war. Das Schlachtschiff Fusō ankerte ca. einen Kilometer entfernt. Um 11:45 bereitete sich die Besatzung darauf vor, den Liegeplatz des Schiffes zu wechseln. Die Flaggschiffboje war normalerweise dort, wo ihr Schwesterschiff Nagato ankerte und diese würde um 13:00 Uhr von Kure eintreffen. Die Mutsu würde sich zu Boje 2 begeben.
Um 12:13 Uhr explodierte plötzlich die Munitionskammer von Geschützturm 3 und das Schlachtschiff wurde von einem Moment auf den anderen in zwei Teile gesprengt. Der vordere Teil, der ungefähr 150 Meter lang war, nahm auf der Stelle enorm viel Wasser durch die grossen Maschinenräume auf und kenterte innerhalb kürzester Zeit nach Steuerbord und versank. Der hinter Teil, ca. 45 Meter lang, hielt sich währenddessen noch über Wasser. Mehrere Kilometer entfernt war die Explosion durch den Nebel hindurch auf der Nagato zu sehen. Vizeadmiral Mitsumi Shimizu erhielt kurz darauf eine Nachricht von der Fusō. "Mutsu ist explodiert!"
Die Fusō liess auf der Stelle Boote ins Wasser und zwei Zerstörer begaben sich zu der Mutsu, um Überlebende zu bergen. Es gab nicht besonders viele. Die Explosion und das rasche Sinken des vorderen Teil des Schiffes tötete den Grossteil der Besatzung und Besucher. Von 1'474 Besatzungsmitgliedern und Besuchern wurden nur 353 gerettet, darunter 13 Besucher. Die restlichen 1'121 Mann waren ums Leben gekommen. Das Heck hielt sich bis 02:00 Uhr des 9. Juni über Wasser, bis es dann auch versank. Die meisten Überlebenden stammten vom Heck.
Wie üblich wurde der Verlust des Schiffes geheim gehalten. Wegen einer Reihe von Niederlagen war die Moral bereits angeschlagen und der Verlust der Mutsu würde dem ein weiterer Schlag versetzen. Leichen wurden in Masse eingeäschert, Angehörige erst nach längerer Zeit informiert und Überlebende auf isolierte Stützpunkte an der Front verlegt. Auch wurde das Rufzeichen der Mutsu ab und zu bei Funksprüchen benutzt, um den Schein zu erwecken, dass das Schiff unterwegs war.
Eines der wichtigsten Grosskampfschiffe Japans war einfach so im Stützpunkt explodiert. Die grosse Frage lautete, warum? Schlachtschiffe, die spontan im Hafen explodieren, sind nicht unbedingt etwas neues, aber es war auch schon länger nicht mehr vorgekommen. Zwischen 1898 und dem Ende des Ersten Weltkrieges explodierten mindestens sechs Schlachtschiffe im Hafen. Dies waren USS Maine, Mikasa (Das japanische Flaggschiff während der Schlacht von Tsushima. Sie ist das einzige dieser sechs Schiffe, dass wieder geborgen und in Dienst genommen wurde. Sie hat bis heute überlebt und ist jetzt ein Museumsschiff.), Liberté, Benedetto Brin, HMS Vanguard und Kawichi. Allerdings war Munition zu dieser Zeitperiode häufig ziemlich instabil und seither war so etwas nicht wieder vorgekommen.
Eine Untersuchung wurde eingeleitet, um die Unglücksursache zu finden. Eine Option, die in Betracht gezogen wurde, war, dass ein amerikanisches U-Boot sich in den Flottenankerplatz geschlichen und die Mutsu torpediert hatte. Aber wäre dies der Fall gewesen, dann hätten die USA sicherlich von diesem enormen Erfolg in den Medien berichtet und dies war nicht der Fall. Also war vermutlich keine Feindeinwirkung daran beteiligt gewesen. Sabotage wurde deshalb auch ausgeschlossen und auch, weil es zu schwierig gewesen wäre, das Schiff unbemerkt auf so eine Weise zu sabotieren, dass es dann explodiert.
Die Typ 3 Splittergranaten wurden schnell zu einem Hauptverdächtigen. Dies waren die Granaten, die als Flugabwehr gedacht waren und die die Schlachtkreuzer zur Bombardierung von Henderson Field eingesetzt hatten. Die Granaten waren ein neuer Typ und standen bereits unter Verdacht, ein Feuer in einem Waffenarsenal vor Kriegsausbruch ausgelöst zu haben. Sie schienen weniger stabil zu sein und wurden deshalb von den Schlachtschiffen entfernt. Allerdings würden sie später wieder eingesetzt werden, da es nicht genug Indizien gab, dass sie für die Explosion verantwortlich waren.
Eine andere Option war eine absichtliche Explosion verursacht durch ein Besatzungsmitglied. Ein Matrose vom dritten Geschützturm war des Diebstahls bezichtigt worden und hätte an diesem Tag vor Gericht erscheinen sollen. Ausserdem schien er Tendenzen zum Selbstmord zu haben. Es wurde vermutet, dass er einen Sprengsatz in der Munitionskammer seines Geschützturms detonierte, um der Schande zu entgehen. Seine Leiche wurde allerdings später geborgen und zwar aus dem vierten Geschützturm. Dies wird meist als Indiz gesehen, dass er es nicht gewesen sein konnte, da er in einem anderen Bereich des Schiffes war, während manchmal spekuliert wird, dass er den Sprengsatz legte und versuchte, dass Schiff zu verlassen, es aber nicht rechtzeitig schaffte.
Warum die Mutsu schlussendlich einfach so im Hafen explodierte, konnte nie geklärt werden. Manchmal werden neue Theorien präsentiert, wie etwa ein durch einen Kabelbrand ausgelöstes Feuer in der benachbarten Abteilung, dass so grosse Hitze verursachte, dass es die Munitionskammer detonierte. Also ziemlich ähnlich, wie vermutlich die USS Maine in Havanna explodierte. Aber dass ein so grosses Feuer komplett unbemerkt blieb, ist äusserst unwahrscheinlich. Eine andere Theorie ist, dass Wasserbomben, die während einer Übung von Zerstörern ins Wasser geworfen wurden und dann wegen Fehlfunktionen nicht explodierten, es dann später doch taten und durch ihre Schockwelle das Magazin hochgehen liessen. Aber dies ist ebenfalls unwahrscheinlich.
Wie sich im restlichen Verlauf des Krieges zeigen würde, war die Munition von japanischen Schlachtschiffen nicht die stabilste und konnte das Magazin explodieren lassen, aber diese anderen Fälle wurden immer durch Feindeinwirkung ausgelöst. Hier war dies nicht der Fall gewesen.
Und so ging komplett ohne Feindeinwirkung eines der wichtigsten japanischen Grosskampfschiffe im Hafen verloren, wobei der Grossteil der Besatzung umkam. Doch dies war nicht das einzige grosse Kriegsschiff der japanischen Marine, dass eine schlechte Zeit hatte...
Am 11. Mai landeten US-Streitkräfte, 15'000 Mann stark, auf der Aleuten-Insel Attu, um die Insel zurückzuerobern. Ihnen standen die 2'900 Mann starke Garnison gegenüber, die sich fanatisch verteidigte.
Die japanische Reaktion auf die Invasion folgte prompt. Grosse Teile der Flotte wurden zusammengezogen, der Garnison zu Hilfe zu eilen und die US-Schiffe, die sich an der Invasion beteiligten, zu stellen. Der Flugzeugträger Hiyō verliess Truk zusammen mit drei Schlachtschiffen, mehreren Kreuzern und Zerstörern und nahm Kurs auf die Bucht von Tokio, um sich dort mit weiteren Schiffen zu treffen.
Ultra hatte die Funksprüche, die diese Schiffsbewegungen beinhalteten, entschlüsselt und stationierten U-Boote, um die japanischen Schiffe abzufangen. Am 20. Mai entdeckte USS Sawfish unter Eugene T. Sands die Schiffe auf dem Radar, war aber nicht dazu in der Lage, anzugreifen. Am 22. Mai wurden sie von der USS Trigger entdeckt, kommandiert von Roy S. Benson. Allerdings segelten die Schiffe im Zick Zack Kurs und entfernten sich vom U-Boot, womit ein Angriff nicht möglich war.
(USS Trigger)
(Roy Benson)
Nach einigen Tagen hatte sich eine beträchtliche Streitmacht in der Bucht von Tokio versammelt. Die Flugzeugträger Shōkaku, Zuikaku, Zuihō und Hiyō, die Schlachtschiffe Musashi, Kongō und Haruna, die Schweren Kreuzer Mogami, Kumano, Suzuja, Tone und Chikuma, die Leichten Kreuzer Agano und Ōyodo und elf Zerstörer waren bereit, auszulaufen, um der Garnison auf Attu Unterstützung zu leisten.
Allerdings hatte das Versammeln der Schiffe schlussendlich zu lange gedauert und Attu fiel am 30. Mai, nachdem die Überreste der japanischen Garnison in der Nacht zuvor einen letzten Banzai-Angriff auf die amerikanischen Linien durchgeführt hatten, was diese überraschte und zu hohen Verlusten und verbitterten Kämpfen führte. Nur 28 Japaner wurden gefangen genommen, der Rest war entweder während den Kämpfen ums Leben gekommen oder hatte Selbstmord begangen. Die US-Truppen hatte 549 Tote, 1'148 Verwundete und 1'814 weitere Verluste, teilweise fatal, durch Krankheit und die raue Natur der arktischen Inseln. (Die US-Truppen waren nicht für die kalten Temperaturen ausgestattet worden.)
Da jede Hilfe für die Garnison nun zu spät wäre, beschloss Admiral Koga, die Operation abzusagen und die Schiffe begannen, sich wieder zu verstreuen. Hiyō, Flaggschiff von Trägerdivision 2, machte sich auf den Weg zurück nach Truk, wo sie vorher postiert gewesen war und wo sich ihr Schwesterschiff, die Jun'yō befand. Eskortiert von den beiden Zerstörern Ariake und Yugure segelte sie von Yokosuka aus nach Truk.
Erneut knackte Ultra die Funksprüche, die dies ankündigten und informierten erneut die U-Boote in der Region, um den Flugzeugträger zu versenken. Am Abend des 10. Juni sichtete USS Trigger die Hiyō zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen. Dies war Triggers fünfte Kriegspatrouille und war bisher eher frustrierend gewesen. Nachdem sie Kogas Schiffe am 22. Mai verpasst hatte, griff sie stattdessen in den Tagen darauf einige Frachtschiffe an, mit gemässigtem Erfolg. Ein Angriff auf zwei Frachter am 28. Mai endete lediglich mit einem der beiden Schiffe beschädigt und ein Angriff auf einen anderen Frachter am Tag darauf scheiterte weil ein Torpedo zu früh explodierte und ein anderer traf und dann nicht explodierte. Am 1. Juni sichtete sie erneut zwei Frachtschiffe und versenkte einen davon mit einem Torpedo, während der andere Frachter auswich.
Nun, am letzten Tag ihrer Patrouille, sah die Trigger den Flugzeugträger, der ihr zuvor entronnen war, erneut zum Vorschein kommen und begann, sich in Angriffsposition zu begeben. Sie schlich sich unter Bensons Führung erfolgreich bis auf 1'100 Metern an die Hiyō heran und feuerte eine volle Salve von sechs Torpedos auf den Flugzeugträger. Nachdem die Torpedos abgefeuert worden waren, tauchte die Trigger tiefer, um besser vor den Wasserbomben der Zerstörer geschützt zu sein.
Es war eine beinahe perfekte Torpedosalve, aber der fehlerhafte Mark 14 Torpedo ruinierte fast alle Bemühungen. Zwei der Torpedos passierten die Hiyō vor dem Bug, ein dritter Torpedo explodierte zu früh, bevor er den Träger erreichte und die drei anderen Torpedos trafen diesen um 18:52 Uhr an der Steuerbordseite. Einer traf den Träger vorderhalb der Brücke und funktionierte prompt nicht. Die anderen beiden funktionierten und sprengten zwei grosse Löcher in den Rumpf. Einer traf den Bug, der andere traf Kesselraum Nr. 1 und flutete diesen. Die Explosion zerstörte gleichzeitig auch das Schott, dass Kesselräume Nr. 1 und Nr. 2 auf der Backbordseite voneinander trennte, wodurch dieser auch flutete. Alle Insassen in Kesselraum Nr. 1 und die Hälfte der Insassen in Kesselraum Nr. 2 kamen ums Leben.
Die Hiyō kam zu einem Halt und der Bug begann abzusacken. Wasser flutete langsam auch in Kesselraum Nr. 3 und drang vorne in den unteren Hangar ein. Die Schadenkontrollteams machten sich rasch an die Arbeit, um das Schiff zu retten und leisteten gute Arbeit. Eine Eimerkette wurde gebildet, um das Wasser aus dem unteren Hangar zu entfernen. Die Zerstörer hielten die Trigger währenddessen mit Wasserbomben unter Wasser, damit diese nicht erneut angreifen konnte. Um 19:37 Uhr kam es zu einem Friendly-Fire-Zwischenfall, als nervöse Besatzungsmitglieder auf der Hiyō das Feuer mit Maschinengewehren auf die Yugure eröffneten, was zwei Besatzungsmitglieder tötete, fünf verwundete und leichte Schäden verursachte.
Um 08:00 Uhr des nächsten Tages setzte sich die Hiyō wieder in Bewegung und segelte mit einer Geschwindigkeit von sechs Knoten zurück nach Yokosuka, eskortiert von den beiden Zerstörern und dem Leichten Kreuzer Isuzu, der sich ihnen angeschlossen und versucht hatte, den Träger in Schlepp zu nehmen. Aber da dieser nun wieder selbstständig in Bewegung war, war dies nicht mehr notwendig. Nachdem die Hiyō am 12. Juni um 10:53 Uhr im Hafen eintraf, lief ihr Bug auf Grund und sie setzte am Boden auf, während Pump- und Reparaturarbeiten weitergingen.
Die Hiyō war schwer beschädigt und würde bis September ausser Gefecht sein, aber sie hatte überlebt. Dank dem Versagen des Mark 14 Torpedos. Wäre der dritte Torpedo explodiert oder wäre der Torpedo, der zu früh explodierte, erst dann explodiert, als er sollte, hätte die Hiyō definitiv nicht überlebt. Konteradmiral Charles Lockwood, Befehlshaber der US-U-Boote im Pazifik, wusste davon und war ausser sich vor Wut. Eines seiner U-Boote hatte die Gelegenheit gehabt, einen von Japans wichtigen Flugzeugträgern zu versenken und war nur wegen dem Versagen der Torpedos gescheitert und selbst dann war es eher knapp gewesen.
Lockwood hatte genug von den Magnetzündern seiner Torpedos, die nicht funktionierten und er hatte genug vom Bureau of Ordnance, die das Problem ignorierten. Kurz nachdem die Trigger nach Pearl Harbor zurückgekehrt war, befahl er sämtlichen U-Booten, die Magnetzünder zu deaktivieren und nur noch mit Kontaktzündern anzugreifen.
Innerhalb von zwei Tagen waren zwei wichtige japanische Kriegsschiffe entweder gesunken oder ausser Gefecht gesetzt worden. Ein schlagkräftiges Schlachtschiff, dass aus mysteriösen Gründen mit hohen Verlusten und ohne Feindeinwirkung (und ohne dessen Wissen) im Hafen explodierte und ein Flugzeugträger, der torpediert und schwer beschädigt wurde und danach für mehrere Monate ausfiel, allerdings überlebte. Der Krieg ging weiterhin abwärts für Japan. Sie würden weitere empfindliche Verluste erleiden, die nicht ersetzlich waren. In Schiffen, Flugzeugen, deren Besatzungen, Soldaten und Ausrüstung. Die Probleme mit den Mark 14 Torpedos wurden langsam gelöst und die U-Boote, die immer aggressiver vorgingen, würden weitere Gelegenheiten erhalten, um japanische Flugzeugträger anzugreifen. Die Hiyō hatte ihre erste ernste Begegnung mit dem Feind überlebt. Aber nächstes Mal würde sie vielleicht weniger Glück haben.
10.06.23
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top