Inkompetente Befehlshaber (Teil 2)

Und es geht weiter mit den inkompetenten Idioten. Sieben Personen wurden bereits präsentiert, vier weitere werden folgen, zwei davon zusammen im Doppelpack. Wie bei MacArthur werde ich bei ihnen um einiges mehr zu sagen haben und auch mehr ins Detail gehen, als bei den ersten Personen auf der Liste. Los geht's:


Douglas Haig

Sind wir mal ganz ehrlich, ich hätte diese Liste problemlos ausschliesslich mit Generälen aus dem Ersten Weltkrieg machen können und die Liste wäre genauso lang geworden, wenn nicht noch länger, als diese Liste hier. Meiner Meinung nach gibt es keinen Konflikt, in dem es grössere Vollpfosten gab, als im Ersten Weltkrieg. Und Douglas Haig ist mit Abstand einer der Schlimmsten davon.

Von allen Personen auf dieser Liste ist Haig derjenige, den ich am längsten kenne und auch einer derjenigen, den ich am wenigsten ausstehen kann. Wenn man für den schlimmsten Tag in der Geschichte der britischen Armee und für die Schlacht des Ersten Weltkrieges, die wortwörtlich zum Synonym der Sinnlosigkeit dieses Konfliktes geworden ist, verantwortlich ist, kann man auch nur ein Idiot gewesen sein.

Haig übernahm Ende 1915 den Oberbefehl über die britische Armee an der Westfront. Er machte es sich dann zu seiner Aufgabe, diese Armee so gut wie möglich auszulöschen. Die erste Gelegenheit ergab sich 1916, als die deutsche Offensive bei Verdun die französische Armee enorm belastete. Um Druck von den französischen Truppen zu nehmen, deutsche Truppen abzulenken und um durch die deutschen Linien zu brechen und damit hoffentlich den Krieg zu beenden, plante Haig eine Offensive bei der Somme. Am 24. Juni eröffnete die Artillerie das Feuer auf die deutschen Schützengräben und bombardierte diese eine ganze Woche lang. Haig war der Ansicht, dass der Beschuss die deutschen Stellungen komplett ausradieren würde und dass die britischen Soldaten danach nur noch die Stellungen erobern mussten, ohne wirklich zu kämpfen. Britische Artillerie war allerdings sehr mangelhaft und die deutschen Schützengräben waren um einiges besser befestigt, als angenommen wurde. Die Verteidigungsstellungen wurden deshalb weder ausgeschaltet, noch wurden die deutschen Verteidiger selbst ausser Gefecht gesetzt. Dank der langen Bombardierung wussten die Deutschen auch, dass ein Angriff bald folgen würde und verlegten zahlreiche Truppen ins Gebiet, um die Position zu verstärken. Dadurch wurde zwar tatsächlich Druck von Verdun und den Franzosen weggenommen, aber dafür würden die Briten in einen viel stärkeren Feind hineinlaufen.
Am 30. Juni schrieb Haig in sein Tagebuch: "...The wire has never been so well cut, nor the artillery preparation so thorough..."
Tatsächlich hatte es mehrere Meldungen gegeben, dass der Stacheldraht an vielen Stellen noch intakt war und dass die Bombardierung nicht so effektiv gewesen war, wie angenommen. Allerdings war Haig der Meinung, dass der gewaltige Beschuss Wirkung gezeigt hatte und dass die deutschen Truppen aufgrunddessen völlig demoralisiert waren und kurz vor dem Kollaps standen. Sobald die britischen Truppen vorrücken würden, würden die deutschen Verteidigungslinien praktisch ohne Widerstand zusammenbrechen.
Haig befahl den Angriff am 01. Juli und die britischen Soldaten verliessen ihre Schützengräben, beladen mit schwerem Gepäck, dass sie benutzen sollten, um die eroberten Schützengräben zu befestigen, womit sie nicht schnell laufen konnten.

Haig sendete 120'000 Mann auf den Feind zu, am Ende des Tages war die Hälfte tot oder verwundet. 19'000 waren tot, ca. 40'000 waren verwundet. Geländegewinn? Kaum vorhanden. Der erste Tag an der Somme wurde als der schlimmste Tag in der Geschichte der britischen Armee bekannt und es war die höchste Verlustrate an einem einzigen Tag während dem gesamten Konflikt.
Obwohl er am ersten Tag der Offensive die Hälfte der verwendeten Truppen massakriert hatte, liess Haig sich nicht beirren und liess die Schlacht weiterführen, bis sie dann im November endete. (Er hatte zuerst geplant, sie den ganzen Winter über fortzusetzen.) Zwar folgte kein vergleichbares Massaker, wie am ersten Tag, aber die Kämpfe waren trotzdem enorm blutig und wurden auch sehr schlecht geführt. Dies lag unter anderem am Befehlshaber vor Ort, Henry Rawlinson, der die Angriffe nicht koordinieren liess, weshalb Truppen ohne gegenseitige Unterstützung feindliche Ziele angriffen und schwere Verluste erlitten. Auch steckte Haig seine Ziele viel zu hoch und plante bei seinen Angriffen immer, dass sie Ziele erreichen sollten, die weit hinter den deutschen Linien lagen, anstelle sich auf nähere Ziele zu konzentrieren und in kleinen Schritten vorzustossen. Obwohl die Deutschen harten Widerstand leisteten, war Haig bei jedem neuen Angriff bei der Somme weiterhin der Meinung, dass der Widerstand zusammenbrechen würde und trieb seine Männer deshalb ständig zu weiteren Angriffen an, da diese die Schlacht entscheiden würden. Die britischen Soldaten wurden deshalb im ununterbrochenen Einsatz immer weiter ausgelaugt, ohne dass irgendwelche Erfolge ersichtlich waren. Als die Landschaft durch Regen in einen Sumpf verwandelt wurde, versanken die Soldaten bis zu den Knöcheln oder sogar bis zu den Knien im Schlamm und wurden immer noch gewzungen, weiterhin anzugreifen. Wegen dem Schlamm waren sie gar nicht dazu in der Lage, alleine den Schützengraben zu verlassen und mussten sich gegenseitig helfen.

Im Oktober, also in drei Monaten, waren seine Truppen ungefähr sieben Kilometer vorgerückt. Als Haig mit einem Untergebenen die nächsten Schritte der Offensive besprach, begann er mit einer lächerlichen Fantasie-Tirade. Nachdem seine Truppen mit grosser Mühe sieben Kilometer in drei Monaten zurückgelegt hatten, sollten zwei seiner Armeen innerhalb einiger Tage 40 und eine dritte Armee 30 Kilometer vorstossen und die deutschen Truppen in einer grossen Zangenbewegung einkesseln, woraufhin die Kavallerie den Sieg bringen würde. Ach ja, Haig war ein grosser Fan von Kavallerie und war ständig der Ansicht, dass sie die Entscheidung bei einem Durchbruch bringen würde, weshalb er sie bei jedem Angriff bereithalten liess.
Aber zurück zu seiner Tirade. Haigs neuster Plan lautete, dass seine Truppen auf magische Weise plötzlich die teilweise sechsfache Distanz, die sie in drei Monaten hinter sich gebracht hatten, in einigen Tagen zurücklegen, um die Deutschen zu umzingeln. Wie zum Geier sie das hätten anstellen sollen bleibt ein Rätsel. Grosse Überraschung, dieser geplante Grossangriff würde nie stattfinden.

Als zum siebten Mal oder so ein idiotischer Angriff auf einige wichtige deutschen Stellungen befohlen wurde, wurde zuerst ein Test-Angriff durchgeführt, um zu sehen, wie stark die Deutschen befestigt waren. Der Test-Angriff war ein Blutbad und trotzdem wurde der eigentliche Angriff befohlen. Der Kommandant der Truppen, die dies tun sollten, weigerte sich und verlangte, dass General Rawlinson zu ihm kommt, um das Gelände anzusehen, durch dass der Angriff stattfinden sollte. Rawlinson sah sich das Gelände an und stimmte zu, dass der Angriff nicht stattfinden sollte. Als Haig davon erfuhr, schaltete er sich ein und befahl, den Angriff trotzdem durchzuführen, der natürlich mit hohen Verlusten scheiterte.
Schlussendlich betrugen die britischen Verluste während dieser Schlacht über 450'000 Tote und Verwundete. Sie hatten es nicht einmal geschafft, den Ort zu erreichen, der das Ziel des ersten Tages gewesen war.

1917 versuchte Haig erneut einen Durchbruch. Mit der dritten Flandernschlacht (Passchendaele) sollten die deutschen Linien gebrochen werden, womit man dann zur belgischen Küste vorstossen und deren Häfen erobern könnte, wovon deutsche U-Boote operierten.
Wie versuchte Haig, hier zu gewinnen? Indem er die Somme mehr oder weniger ein zweites Mal durchführen liess, aber die Fehler dieses Mal noch dümmer wiederholte.
Der Artilleriebeschuss war bei der Somme praktisch nutzlos gewesen und hatte stattdessen die Deutschen vor dem Angriff gewarnt? Ok, wir machen das gleiche noch einmal, aber diesmal noch länger.
Man hatte während der Somme ständig angenommen, dass der Widerstand der Deutschen beim ersten (und allen darauf folgenden) Angriff zusammenbrechen würde? Na dieses Mal würde es "sicherlich" der Fall sein.

Die Dauer des Bombardements wurde auf 15 Tage verlängert und dann folgte der Angriff. Wie bei der Somme waren die Deutschen dank dem Beschuss gewarnt worden und hatten Truppen verlegt, um die betroffene Front zu verstärken.
Der erste Tag war mit 31'000 Toten, Verwundeten und Vermissten zwar weniger verlustreich, als bei der Somme, aber dennoch ziemlich heftig.
Kaum hatte der Angriff angefangen folgte prompt der schlimmste Regenfall seit Jahren. Das 15 tägige Bombardement hatte den Boden der gesamten Front komplett durchwühlt und gelockert. Als dann eine grosse Menge Regen fiel, verwandelte sich das ganze Kampfgebiet in einen gewaltigen Sumpf. Die britischen Soldaten, mit ca. 45kg Gepäck, liefen Gefahr, im Schlamm zu ertrinken und tatsächlich gibt es keine Landschlacht, in der mehr Soldaten ertrunken sind, als in der Dritten Flandernschlacht. Pferde versanken bis zum Bauch im Schlamm und mussten ausgebuddelt werden. Um einen einzigen Verwundeten auf einer Trage zu evakuieren wurden sechs oder noch mehr Leute benötigt. Wenn man im Schlamm ausnahmsweise festen Halt fand, dann lag das daran, dass man auf die versunkene Leiche eines Kameraden getreten war.
Um sich noch bewegen zu können, wurden Holzplanken als Wege verlegt. Diese stellten natürlich offensichtliche Zielscheiben dar und wurden von Maschinengewehren und Artillerie intensiv unter Beschuss genommen. Verliess man die Holzplanken, versank man mindestens knietief im Schlamm und es bestand grosse Gefahr, zu ertrinken. Falls man verwundet wurde, während man nicht auf den Planken war, war man praktisch verloren.
Panzer, die bei der Somme bereits zum ersten Mal eingesetzt worden waren und auch hier wieder Einsatz hätten sehen sollen, wurden in diesen Verhältnissen komplett nutzlos.

In diesen absolut schockierenden Bedingungen liess Haig die Offensive weiterführen. Die Verhältnisse an der Front interessierten ihn kaum und er hatte keine Ahnung, wie schlimm es wirklich aussah. Ein Mitglied seines Stabs besuchte die Front gegen Ende der Offensive. Als sie in Richtung der Front fuhren und das übel zugerichtete Gelände passierten, brach der Typ in Tränen aus und fragte seinen Fahrer, ob sie ihre Soldaten tatsächlich in solch schreckliches Gelände entsendet hatten. Der Fahrer antwortete, dass dies gar nichts sei und dass es weiter vorne bei der Front noch schlimmer sei.

Bei dieser Offensive, die erneut mehrere Monate dauerte, verlor die britische Armee 325'000 Mann tot, verwundet ect.
Geländegewinne waren dieses Mal grösser, aber ein Durchbruch war erneut nicht gelungen.

Wie Haig 1918 war, kann ich nicht genau sagen, da ich mich mit diesem Kriegsjahr weniger auskenne, aber soviel ich weiss hat Haig wenigstens dort endlich dazugelernt und die britischen Truppen waren in den finalen Offensiven erfolgreich und brachen durch die deutschen Linien hindurch.
Auch muss gesagt werden, dass Haig trotz seinen Schwächen wenigstens gegenüber neuer Technologie nicht abgeneigt war. Obwohl ihre Leistung bei der Somme eher schlecht war, war Haig dennoch genug von Panzern beeindruckt, dass er kurz darauf 1'000 Stück verlangte und während dem Krieg würden noch viele mehr produziert werden. Von allen neuen Waffen und Technologien, die während dem Krieg eingesetzt wurden, waren Panzer, meiner Meinung nach, die entscheidenste (oder eine der entscheidensten), um den Krieg endlich zu beenden.



Charles Townshend (und John Nixon)

(Townshend)

(Nixon)

Erinnert ihr euch daran, dass ich MacArthur als Verkörperung von Egotismus und Narzissmus beschrieben habe? Ich habe keinen blassen Schimmer, was Townshend irgendeiner dunklen Gottheit opfern musste, um die Realität entsprechen verbiegen zu können, aber er hat es irgendwie geschafft, noch um einiges schlimmer zu sein.

Dieser Platz hier ist eine Doppelpackung, hauptsächlich verursacht durch die Tatsache, dass die Quellen bezüglich dieser Angelegenheit confusing as fuck sind, da sie sich ständig widersprechen und weil beide Typen einen Haufen idiotischer Fehler begangen haben. Der Fokus liegt allerdings bei Townshend, der meiner Ansicht nach um einiges schlimmer ist und viel mehr Scheisse gebaut hat. Nixon ist lediglich ein Bonus und wäre allein möglicherweise nicht auf dieser Liste gelandet.



Townshend war ein britischer General aus dem Ersten Weltkrieg und ein sehr interessanter Charakter. Er selbst ist in meinen Geschichtsprojekten noch nicht aufgetaucht, aber einer seiner direkten Vorfahren schon. Einer davon war nähmlich George Townshend, einer der drei Brigadiere, die James Wolfe bei Québec während dem Siebenjährigen Krieg eine Menge Probleme bereiteten. George Townshend war derjenige gewesen, der Karikaturen von Wolfe machte und an die Truppen verteilte. Von ihm habe ich definitiv keine hohe Meinung und sein Nachfahre ist keinen Deut besser.
Charles Townshend sah sich selbst als militärisches Genie, gleichgestellt mit Napoleon und er hatte Ambitionen bis zum geht nicht mehr. Unter jedem Befehlshaber, unter dem er diente, schrieb er ständig Berichte darüber, dass diese inkompetent seien und durch ihn ersetzt werden sollten. Da er eine Menge politische Kontakte hatte, belästigte er diese auch ständig für weitere Beförderungen und verlangte ständig Unterstützung, um in seiner Karriere voranzuschreiten. Er war nie zufrieden, mit dem was er hatte. Dieser Punkt muss besonders hervorgehoben werden. Er war NIE zufrieden! Wenn es eine Möglichkeit gegeben hätte, zum Herrscher des Universums zu werden, Townshend hätte es versucht und sobald er es geschafft hätte, hätte er dennoch mehr gewollt. Er wollte karrieremässig ununterbrochen weiter aufsteigen und Ruhm und Ehre sammeln. Er sah sich ständig nach der nächsten Gelegenheit um, um weiter aufzusteigen und weil er schon dabei war, suchte er gleich auch noch die über- und überübernächste Gelegenheit. Wie schon gesagt, wie MacArthur, aber irgendwie noch schlimmer.

Townshend diente in der indischen Armee. Indien war zwar eine britische Kolonie, aber ihre Armee war mehr oder weniger unabhängig. 1895 kam der grosse Moment für Townshend. Er wurde bei Chitral, damals im Norden Indiens, mit 400 Soldaten, von einer Übermacht von Aufständischen belagert und musste ausharren, bis die Belagerung durch eine Befreiungsexpedition gebrochen wurde, geführt von einem Captain Fenton Aylmer.

Townshend war aufgrund der Belagerung zu einem Nationalhelden geworden. Er wurde in ganz Grossbritannien gefeiert und er wurde eingeladen, um im Buckingham Palace mit Queen Victoria zu essen. Diese dankte ihm auch für seinen tapferen Einsatz während der Belagerung. Aufgrund dieses Events wuchs sein Ego natürlich noch um einiges mehr und seine Ambitionen liessen kein Stück nach.

Als der Erste Weltkrieg ausbrach, war Townshend sehr aufgeregt und wollte unbedingt zur Westfront entsandt werden, da er der Meinung war, dass die Entscheidung dort fallen würde und er wollte natürlich so viel wie möglich daran teilhaben. Zu seiner Frustration wurde er stattdessen an die Nordgrenze von Indien entsandt, um diese abzusichern. Da er dort bereits Erfahrung hatte und weil er gezeigt hatte, dass er indische Truppen führen konnte, wurde er als gute Wahl gesehen.

Nachdem dies passiert war, wurde er im April 1915 nach Mesopotamien entsandt, wo heute Irak liegt. Damals Teil des Osmanischen Reiches, sollte er das Kommando über die 6. (Poona) Division von Force D übernehmen und die persischen Ölfelder gegen osmanische Angriffe absichern. Force D war die grösste Streitmacht der indischen Armee, die während dem Ersten Weltkrieg ausserhalb des Landes diente. Das Kommando über Force D hatte John Nixon. Die Beziehung zwischen Townshend und Nixon war, erwartungsgemäss, schwierig. Nur kurz nachdem die beiden sich zum ersten Mal getroffen hatten, begann Townshend, wie immer, Briefe an Nixons Vorgesetzte in Indien zu schreiben, in denen er sich als die geeignetere Person für das Kommando von Force D präsentierte.

Die osmanische Provinz Basra, heute im Süden Iraks, war bereits Ende 1914 erobert worden, womit eigentlich keine Gefahr mehr für die persischen Ölfelder bestand und offensive Aktionen nicht notwendig waren. Die beiden Generäle warfen ihren Blick allerdings relativ rasch auf ein sehr verlockendes Ziel. Baghdad. Die orientalische Stadt hatte im Westen einen praktisch mythischen Status und zeitgenössische Literatur präsentierte sie als wichtiges Kulturzentrum. In Wirklichkeit war die Stadt ziemlich heruntergekommen, was den Briten allerdings nicht bewusst war. Die Person, die die Stadt erobern würde, würde sehr berühmt werden und eine Menge Ruhm erhalten. Beide Generäle wurden ziemlich von dieser Vorstellung verführt und insbesondere Townshend hoffte, dass die Eroberung von Baghdad dazu führen würde, dass er von Mesopotamien wegkommt und an die Westfront verlegt wird.

Allerdings gab es sehr viele Probleme, die es bei einer Offensive gegen Baghdad zu bewältigen gäbe. Erstens, Baghdad war über 600 Kilometer entfernt und Infrastruktur zwischen Basra und Baghdad existierte nicht. Es gab keine Strassen, keine Zugverbindungen, nichts. Der Fluss Tigris kann für eine Weile als Transportweg verwendet werden, aber nicht für die ganze Strecke. Die 6. Division war ausserdem grauenhaft ausgerüstet.
Sie hatte keine schweren Geschütze, kein sauberes Trinkwasser, keine Kabelschneider um Stacheldraht loszuwerden, keine Telefone, keine Lichter, keine Zelte, keine Moskitonetze, keine Signalraketen, keine Leuchtraketen, keine Zielfernrohre, keine Helme, keine Handgranaten, keine Periskope, um aus Schützengräben hinauszusehen, keine Decken und medizinische Ausrüstung und Personal waren auch kaum vorhanden.

Townshend wusste von diesen Problemen, besprach sie aber anscheinend nie mit Nixon, um sie zu beheben.
Das nächste Problem war der Hafen von Basra. Auch hier existierte keine Infrastruktur und die ganze Anlage war ein logistischer Albtraum. Es konnte immer nur ein einziges Frachtschiff entladen werden, während die restlichen warten mussten und weil kaum Equipment vorhanden war, dauerte dieser Prozess bei jedem einzelnen Schiff sechs ganze Wochen, was dazu führte, dass jeglicher Nachschub, der bei Basra eintraf, als erstes in einem Flaschenhals stecken blieb und dann nur schleppend vorankommen würde. Als Befehlshaber der Region hätte Nixon dafür sorgen müssen, dass dieser Flaschenhals beseitigt wird, damit der Nachschub in grösserer Menge und vor allem schneller vorankommt. Aber er tat nichts bezüglich dieser Angelegenheit und die bereits schlechte Nachschubsituation würde sich aufgrunddessen kein bisschen bessern, während die 6. Division sich immer weiter vom Nachschub entfernen würde, weshalb dieser eine grössere Distanz zu den Truppen zurücklegen musste.
Eine weitere Schwierigkeit war, dass die Egyptian Expeditionary Force (EEF), die von Ägypten aus gegen das Osmanische Reich vorging, und Force D sich gegenseitig als Rivalen ansahen und deshalb keine Informationen austauschten.

Obwohl Townshend, zumindest teilweise, die Schwierigkeit seiner Aufgabe sah, schlug er nie vor, die Offensive nicht durchzuführen und in der Defensive zu bleiben. Also begann er seinen Feldzug nach Baghdad, indem er zahlreiche lokale Fischerboote benutzte, um seine Truppen den Tigris hochzutransportieren.

Die Offensive ging Anfangs ziemlich gut voran und im Gegensatz zu anderen Personen auf dieser Liste konnte Townshend tatsächlich Kämpfe mit dem Feind gewinnen. Allerdings wurde er auch von schlechten Truppen konfrontiert. Die Landungen in Gallipolli sorgten dafür, dass die besten osmanischen Truppen dorthin verlegt wurden, um Konstantinopel zu beschützen. Türkisch-osmanische Truppen waren deshalb somit nicht verfügbar und es waren arabisch-osmanische Truppen, die Townshends Vorstoss abwehren sollten. Diese Truppen waren nicht sehr gute Qualität und sie hatten auch kaum Motivation, um gegen den Feind zu kämpfen.

Townshend schlug osmanischen Widerstand deshalb meistens schnell in die Flucht oder brachte sie dazu, sich zu ergeben. Als er mit seinen Schiffen, die teilweise bewaffnet waren, in Bahran einlief, eroberte er die Stadt, ohne einen Schuss abzufeuern, was die Medien auf ihn und seine Kampagne aufmerksam machte. Kurz darauf eroberte er Kila Salih, wo er mit Schiffsartillerie das Feuer auf die osmanische Kavallerie eröffnete, die sich zurückzog. Dann bluffte er eine 2'000 Mann starke Garnison bei Amarah zur Kapitulation, da er behauptet hatte, dass eine 15'000 Mann starke Armee direkt hinter ihm sei. Die 6. Division hatte diese ungefähre Grösse, aber sie war nicht direkt hinter ihm gewesen und die Truppe, die die Stadt eroberte, war sehr klein gewesen. Nach der Eroberung hielt er eine Pressekonferenz und gab an, dass 25 Soldaten und Matrosen unter seinem direkten Kommando die Stadt erobert hätten. Dies entsprach nicht der Wahrheit, da sie ausserdem von indischen Soldaten begleitet worden waren, aber Townshend erwähnte sie mit keinem Wort.

Townshend hatte keine hohe Meinung von seinen indischen Truppen, unter anderem auch, da diese teilweise muslimisch waren. Das Osmanische Reich hatte den Dschihad (Heiligen Krieg) gegen die Entente ausgerufen und die Loyalität muslimischer Truppen war deshalb nicht ganz gesichert. (Einige wechselten während dem Feldzug auch tatsächlich die Seite) Ein grosser Teil der 6. Division bestand aus indischen Truppen, der Rest, weniger als ein Drittel, waren britische Soldaten. Townshend neigte dazu, bei sämtlichen Schwierigkeiten seinen indischen Truppen die Schuld zu geben und er ignorierte ihre Leistungen häufig.
Townshend hatte noch weniger Respekt vor den Osmanen. Er konnte sie nicht ausstehen, fühlte sich ihnen überlegen und als Gegner sah er sie kaum als seiner würdig an. In den ersten Phasen des Feldzuges entsprach dies auch der Wahrheit, aber später würde ihm diese Meinung ins Gesicht explodieren.

Die Erfolge und die Aufmerksamkeit der Medien, die er deswegen erhielt, waren ein Genuss für Townshend und er sah mit grosser Freude auf die baldige Eroberung Baghdads, während er immer eifriger vorstiess. Da sich die Lage in Gallipollo allerdings stabilisiert hatte, wurden nun bessere Truppen nach Mesopotamien entsandt, um Townshends Vormarsch zu stoppen. Bei Kut-al-Amara stiess er auf türkisch-osmanische Truppen, die in Zahl der 6. Division ungefähr ähnlich waren. Bei der Schlacht, die folgte, sendete er die Kavallerie um die feindlichen Positionen herum, um ihnen in den Rücken zu fallen, während er sie mit einem Frontalangriff ablenkte. Die Schlacht war beinahe ein Desaster, weil die Kavallerie sich verirrte und eine Weile brauchte, um den Feind zu finden, während dieser Townshend angriff. Allerdings ging der Plan dann doch noch auf und die osmanischen Truppen zogen sich mit schweren Verlusten zurück. Allerdings hatte Townshend 1'229 Tote und Verwundete und weil er kaum medizinische Ausrüstung hatte, starben zahlreiche Verwundete in den folgenden Tagen.

Townshend eroberte Kut-al-Amara und hatten den Grossteil der Strecke nach Baghdad zurückgelegt. Der Feldzug war mittlerweile zu einer grossen Propagandasache für Grossbritannien geworden. Gallipolli war eine Katastrophe und die Westfront lief auch nicht besonders gut. Townshend war ohne grosse Schwierigkeiten hunderte Kilometer in feindliches Gebiet vorgestossen und eroberte Stadt nach Stadt mit Sieg nach Sieg. Er erhielt eine Menge Aufmerksamkeit, was ihn noch mehr anspornte, Baghdad zu erobern und weil Grossbritannien dringend Siege brauchte, wurde dies so gutgeheissen. Die Wichtigkeit Baghdads wurde dabei aus Propagandagründen übertrieben. Townshend war sich nun sicher, dass er nach diesem Sieg zur Westfront verlegt werden würde und weil er natürlich die grössten Ambitionen der Welt hatte, machte er sich bereits Vorstellungen, den Oberbefehl über die gesamte britische Armee zu übernehmen.

Das osmanische Militär entsandte weiterhin Verstärkung nach Baghdad und sendete dabei auch einen neuen Befehlshaber. Der über 70 Jahre alte deutsche Feldmarschall Colmar von der Goltz übernahm den Befehl über die Truppen, die Townshend stoppen sollten. Goltz war international im Militär hoch angesehen und Townshend war darüber erfreut, dass eine Person, die er als ebenbürtig betrachtete, entsandt worden war, um ihn zu stoppen.

Bei Kut wollte Townshend für eine Weile anhalten und seine Truppen ruhen lassen, aber Nixon befahl ihm, dass er die übrige Distanz zu Baghdad zurücklegen sollte, um die Stadt einzunehmen. Er hatte sich davon überzeugt, dass die osmanischen Truppen von schlechter Qualität waren und dass ein schneller Vorstoss eine besser Wahl wäre, als ein vorsichtigerer Anmarsch. Townshend, dessen Truppen erschöpft waren, sagte, dass er dies tun könne. Wegen seinem langen Vorstoss war die Nachschubssituation erwartungsgemäss absolut schrecklich, aber er informierte Nixon nie darüber und verlangte stattdessen eine zweite Division als Verstärkung. Er war der Meinung, die zusätzlichen Truppen für den weiteren Vorstoss zu brauchen und mit zwei Divisionen würde er ein Korps befehligen, was eine Beförderung mit sich bringen würde. Nixon lehnte die Bitte nach einer zweiten Division ab. Hauptsächlich, weil er Townshend nicht mochte und ihm, sofern es möglich war, Steine in den Weg legte. Allerdings wäre die Entsendung einer zweiten Division vermutlich sowieso nicht möglich gewesen, da die logistische Situation in Basra immer noch ein Scheiterhaufen war. Mit einer zweiten Division bei Townshend hätte die doppelte Menge des Nachschubs zu ihm entsendet werden müssen, aber dank dem Flaschenhals bei Basra gelangte kaum genug Nachschub für eine Division zu Townshend. Diese wurden mit langsamen Segelbooten den langen Weg den Tigris hinaufgeschickt. Aber er erwähnte diese Probleme immer noch nicht und Nixon tat auch immer noch nichts, um diese zu beheben. Stattdessen verlangte Townshend immer weiter mehr Truppen, obwohl eine Verbesserung des Nachschubes vermutlich von grösserem Nutzen gewesen wäre. Als Townshend 1'000 muslimische Soldaten wegen mangelndem Vertrauen zurücksendete, forderte er britische Soldaten, die in Basra als Polizeikräfte stationiert waren, als Verstärkung an. Nixon verweigerte auch diese Anfrage.

Also rückte Townshend weiter Richtung Baghdad vor, wobei er nun die Schiffe endgültig zurücklassen musste, weil der Tigris nun zu flach wurde, um weiter befahren werden zu können. Mit gegnerischen Truppen von besserer Qualität konfrontiert, bemerkte Townshend nun, dass er auf mehr Widerstand stiess, als erwartet, ging aber davon aus, dass er diese bald in die Flucht schlagen und dass der Vormarsch dann schneller vorangehen würde. Seine Meinung von seinem Gegner war weiterhin sehr schlecht und er unterschätzte die osmanischen Truppen, die ihm gegenüberstanden, um einiges. Townshend führte zu diesem Zeitpunkt die einzige erfolgreiche britische Kampagne des gesamten Herbst 1915 und da die britische Regierung dringend einen Sieg brauchte, glaubte sie die optimistischen Berichte, dass die Eroberung Baghdads unmittelbar bevorstand. Mit dem Segen der Regierung und zahlreicher Aufmerksamkeit der Medien befand Townshend sich auf einem Höhenflug, der ihn die potentielle Gefahr, in die er hineinlief, nicht sehen liess und stiess rasch weiter vor.

Im November erreichte er Ktesiphon, eine alte Stadt, nur noch 40 Kilometer von Baghdad entfernt. Hier stellte sich die osmanische Armee erneut Townshend. Dieser nahm an, dass er erneut ungefähr 10'000 Truppen gegenüberstand, während er 11'000 Soldaten hatte. Er plante die gleiche Strategie, wie bei Kut und sendete die Kavallerie um den Feind herum, um ihm in den Rücken zu fallen. Allerdings hatte er den Feind enorm unterschätzt, der tatsächlich 18'000 bis 20'000 Mann stark war. Die Schlacht endete in einem Unentschieden. Beide Seiten hatten schwere Verluste und mussten sich zurückziehen. Aber für Townshend war dies katastrophal, weil er nur eine einzige Division ohne Reserven zur Verfügung hatte, mit kaum Equipment und Material und einer schlechten Nachschublinie, die sich nun beinahe 600 Kilometer lang streckte. Er war isoliert und tief in feindlichem Gebiet. Befreundete Truppen waren weit entfernt. Die osmanischen Truppen bekamen ihren Nachschub aus Baghdad, was viel näher war und sie erhielten von dort auch rasch neue Truppen, woraufhin sie die Verfolgung aufnahmen.



Während der Schlacht von Ktesiphon kam es übrigens zu einem ziemlich epischen Gefecht, als eine ganze osmanische Division auf 100 Mitglieder des 22. Punjabi Regiments und 300 Gurkhas beim Wasser Redoute traf. Ein Viertel der osmanischen Armee griff diese Stellung an, aber die indischen Truppen hielten ihre Stellung und drängten die Angreifer sogar bis zu deren zweiten Verteidigungslinie zurück. Eine der vier osmanischen Divisionen, die an der Schlacht teilnahmen, also ca. 4'500 Mann stark oder vielleicht auch grösser, ich weiss nicht, wie gross die vereinzelten Divisionen waren, griffen 400 indische Truppen, inklusive Gurkhas, an und wurden besiegt und zurückgetrieben. Gurkhas sind so fucking badass.
Townshend würde diese Aktion später übrigens mit keinem Wort erwähnen und blamierte die Niederlage auf seine indischen Truppen, die sich ohne Erlaubnis zurückgezogen hätten, da sie zu dumm seien, auf Eigeninitiative zu agieren und weil zu viele ihrer britischen Offiziere getötet worden wären, was sie zurückfallen liess.



Townshend zog sich zurück, sein Traum einer Beförderung am Ende. Er befürchtete, dass sein Feldzug wegen der Niederlage wieder in Vergessenheit geraten würde und dass somit seine Beförderung und der Ruhm, den er erhalten würde, den Bach runtergehen würden. Aber er kam auf eine Idee, wie er dies verhindern könnte.
20 Jahre zuvor bei Chitral war er wegen einer Belagerung zu einem Held geworden. Er wollte dies wiederholen und als er Kut erreichte, brach er seinen Rückzug ab und hielt seine Stellung. Als Grund gab er an, dass seine Männer zu erschöpft seien, um sich weiter zurückziehen zu können. Einer der Offiziere unter ihm gab später an, dass sie nach einen Tag problemlos den Rückzug hätten fortsetzen können, aber Townshend weigerte sich. Townshend wollte sich belagern lassen, damit die Aufmerksamkeit bei ihm bleibt und damit er sein Heldenimage weiterhin aufbauen kann. Er behauptete, dass Kut strategisch zu wichtig sei, um aufgegeben zu werden und er liess sogar einige der Brücken, die über den Tigris führten, zerstören, womit seine Truppen nun festsassen. Er hätte sich weiter zurückziehen können, aber er wollte dies nicht tun. Trotz mehreren Tagen Vorsprung blieb er an Ort und Stelle und als die Osmanen auftauchten, umzingelten sie Kut und begannen, die Stadt zu belagern.

Townshend forderte nun Hilfe an. Truppen sollten entsendet werden, um ihn aus der Belagerung zu befreien. Er würde als Held dastehen, der die Belagerung durchgehalten hatte und womöglich könne er danach sogar das Kommando über die Befreiungstruppen übernehmen und dann mit einer grösseren Streitmacht den Vormarsch nach Baghdad wieder aufnehmen. Mit einer grösseren Streitmacht unter seinem Kommando würde er befördert werden und er könne Baghdad dann doch noch erobern.

Townshend gab an, dass er Essensvorräte für einen Monat hatte und dass die Truppen, die ihn befreien sollten, möglichst schnell kommen sollten. In Wirklichkeit hatte er genug Vorräte, um mehrere Monate durchzuhalten, aber er log, damit die Hilfstruppe schneller kommen würde. Truppen wurden nach Basra entsendet, um von dort aus die Anstrengungen der Befreiungsaktion zu übernehmen. Wegen der dortigen schlechten Logistiksituation zog sich dies allerdings enorm in die Länge und die Truppen und ihre Ausrüstung traf nur sehr schleppend ein.
Die Person, die Townshend retten sollte, war interessanterweise Fenton Aylmer, der ihn bereits bei Chitral gerettet hatte. Weil Townshend ständig tönte, dass er kaum Vorräte hatte, wurde eine überhastete Rettungsaktion gestartet. Allerdings waren osmanische Truppen zu diesem Zeitpunkt zahlenmässig überlegen, von guter Qualität und das Kampfgebiet war eine ziemlich flache Wüstengegend. Aylmer versuchte mehrmals, nach Kut zu gelangen, aber das Gelände zwang ihn dazu, frontal gegen Verteidigungsstellungen vorzugehen, was schwere Verluste verursachte, ohne dass er durchbrechen konnte. Wegen dem schlechten Nachschub konnte auch kaum Artillerie eingesetzt werden, um die Stellungen zu bombardieren. Als heftige Regenfälle einsetzten, wurde das Kampfgebiet ausserdem noch schlammig und der Tigris trat über die Ufer, was die Kämpfe noch erschwerte.

Townshend liess es sich in Kut währenddessen gut gehen. Er ging jeden Tag mit seinem Hund, der Spot hiess, spatzieren, sendete Nachrichten an seine Freunde in London und las Bücher über militärische Themen.
Seine Soldaten währenddessen bekamen nichts von der Funkverbindung. Sie erhielten keine Post und konnten selbst keine Nachrichten senden, während ihr Vorgesetzter dies jeden Tag sehr eifrig machte. Auch kümmerte sich Townshend kaum um seine Soldaten. Er ging nie zu den Krankenstationen, um verwundete und kranke Soldaten zu besuchen, was die Moral sehr verschlechterte.

Aylmer versuchte weiterhin, Kut zu erreichen, war aber jedes Mal erfolglos. Er war sehr frustriert, weil er der Meinung war, zu überstürzt auf diese Mission gesendet worden zu sein, bevor er die nötige Truppenstärke erreicht hatte, weshalb seine Soldaten nun Stückweise in den Kampf geworfen wurden und entsprechend erfolglos waren. Als Personen, die sich mit Logistik bei Häfen auskannten, bei Basra eintrafen, waren sie schockiert über die Lage dort und sie waren noch mehr darüber schockiert, dass Nixon kein Problem damit sah, wie die Sache dort lief und auch dagegen, war, irgendetwas zu verändern. Er wurde kurz darauf gefeuert.

Townshend beschuldigte Aylmer nach einer Weile, dass dieser nicht hart genug versuchte, ihn zu retten und dass seine Situation kritisch sei, da seine Vorräte bald ausgehen würden. London befahl ihm daraufhin, dass er aus Kut ausbrechen sollte, um sich zu Aylmer durchzukämpfen, der sich auf 16 Kilometer hatte nähern können. Townshend "fand" daraufhin plötzlich weitere Essensvorräte, womit ein Ausbruchsversuch nicht notwendig war.
Die Logik dahinter war, dass Townshend es als heldenhafter ansah, wenn Aylmer die osmanischen Truppen besiegt und nach Kut gelangt, anstelle dass Townshend ausbricht, sich zu Aylmer hindurchkämpft und sich dann mit ihm zusammen zurückzieht. Townshend hätte fliehen können, aber er entschied sich dagegen, weil es seiner Meinung nach nicht gut für sein Image gewesen wäre. Also liess er Aylmer weiterhin gegen Maschinengewehre anrennen, während er in Kut sass und überhaupt nichts unternahm, obwohl er möglicherweise hätte entkommen können, hätte er es versucht. Er sagte Aylmer, dass er selbst nichts tun könne und dass dieser zu ihm nach Kut gelangen müsste.

Während diese Sache ablief, fragte Townshend per Funk auch immer wieder, wie es mit einer Beförderung aussehen würde, obwohl er wegen seiner eigenen Dummheit belagert wurde, wegen seiner eigenen Dummheit unvorbereitete Rettungsaktionen massakrieren liess und wegen seiner eigenen Dummheit nicht einmal versuchte, seine Männer zu retten. Er begriff überhaupt nicht, dass seine Karriere wegen seinen Aktionen auf dem Spiel stand und erwartete stattdessen, dass er belohnt werden würde, weshalb er immer wieder danach fragte.

Als Aylmer wegen seinen gescheiterten Rettungsversuchen durch General Gorringe ersetzt wurde, hatte Townshend einen Nervenzusammenbruch und weinte in die Schulter von einem seiner Untergebenen. Gorringe war ein Rivale von ihm und hatte einen niedrigeren Rang als er. Er hielt es als empörend, dass eine Person mit einem niederen Rang als er entsendet worden war, um ihn zu retten und sah es als schadend für sein Image. In einem Funkspruch, den er versendete, liess er wortwörtlich verlauten, dass es ein Fleck in seiner Dienstakte sei und dann fuhr er im selben Funkspruch fort, dass er eine Beförderung toll finden würde, da er, wie seine Familie in den letzten 300 Jahren, dem Staat gut gedient hatte.

Als ein britischer Kanonier mit einem gezielten Schuss beinahe Goltz tötete, drehte Townshend durch und beschimpfte diesen, da er, falls er sich ergeben müsste, sich lieber einem Deutschen, wie Goltz ergeben würde, als einem osmanischen Offizier.
Die Belagerung dauerte nun bereits mehrere Monate an und das Essen ging nun langsam tatsächlich aus. Townshend wurde nun wirklich langsam verzweifelt und sendete immer panischere Funksprüche an seine Vorgesetzte. Wenn Kut fallen würde, sei es eine grössere Niederlage als die Kapitulation bei Yorktown während der Amerikanischen Revolution, die gesamte islamische Welt würde sich dann den Osmanen anschliessen und es wäre das Ende des britischen Imperiums. Doch alle Versuche, die 6. Division aus Kut zu befreien, scheiterten und Ende April, nach fünf Monaten belagerung, musste Townshend sich ergeben.

Goltz war zu diesem Zeitpunkt aus gesundheitlichen Gründen gestorben, was Townshend zwang, sich den Osmanen zu ergeben, was er als erniedrigend betrachtete, aber es geschah ihm auch wirklich recht. Während den Kapitulationsverhandlungen war die wichtigste Priorität für Townshend, dass die Osmanen sich gut um Spot kümmern würden und dass dieser nach England gebracht werden würde. Dies wurde versprochen und der Hund kam auch gesund nach England. Was seine eigenen Truppen anging, diese waren Townshend völlig egal und er versuchte gar nicht, gute Bedingungen für sie zu verhandeln. Er selbst wurde nach Baghdad gebracht und danach zu Konstantinopel. Dort lebte er auf einer Insel unter sehr guten Bedingungen, erhielt eine Luxusyacht und konnte sich in den höchsten Kreisen des Osmanischen Reiches bewegen. Er befreundete sich mit Enver Pasha, der das Land in den Krieg gebracht hatte und für den armenischen Genozid verantwortlich war.

Seine Soldaten, insgesamt 13'000 Mann, inklusive Hilfspersonal, (es waren mehr in Kut als bei Ktesiphon, weil sich in Kut eine zusätzliche Garnison befunden hatte) wurden zu einem Todesmarsch durch die Wüste gezwungen und kamen dann in ein Gefangenenlager, wo ebenfalls schreckliche Bedingungen herrschten. Von 2'500 britischen Gefangenen würden 1'750 und von 9'300 indischen Gefangenen 2'500 während der Gefangenschaft sterben. Während den Rettungsversuchen von Aylmer und Gorringe waren 23'000 Mann unter ihren Kommandos getötet und verwundet worden.

Townshend fragte während seiner Gefangenschaft nur ein einziges Mal, wie es seinen Truppen ging, da er einen Teil des Todesmarsches gesehen hatte. Nachdem Enver Pasha, der davon wusste, ihm versicherte, nichts davon zu wissen und dass er die Sache überprüfen würde, sprach Townshend das Thema nie mehr an. Stattdessen lebte er in Saus und Braus und schrieb sogar seiner Frau, dass er es in Konstantinopel liebte und dass sie sich ihm doch anschliessen sollte. Da er sich mit Enver befreundet hatte, wechselte er sogar mehr oder weniger die Seite und machte öffentliche und aggressive Kommentare gegen britische Truppen, die angeblich osmanische Gefangene in Ägypten schlecht behandelten. Enver war willig, Townshend Aufmerksamkeit zu geben und da dieser süchtig danach war, liess er sich schnell dazu beeinflussen, positive Kommentare bezüglich Enver und dem Osmanischen Reich zu machen. Dies ging so weit, dass Townshend sich nach dem Krieg dazu bereit erklärte, Enver vor Gericht zu verteidigen, als es darum ging, diesen bezüglich dem armenischen Genozid und dem Todesmarsch der 6. Division anzuklagen. Townshend bestritt nun, dass seine Truppen, die unter seinem Kommando hatten kapitulieren müssen und in grosser Zahl gestorben waren, einen Todesmarsch hatten zurücklegen müssen. So wenig kümmerte er sich um seine eigenen Soldaten. Als er in England eintraf, war er erzürnt, dass er nur von seiner Frau, seiner Tochter und Spot empfangen wurde, da er erwartet hatte, als Held empfangen zu werden. Er erhielt kein Kommando mehr und 1920 beendete er seinen Dienst im Militär.



Townshends Kampagne in Mesopotamien war eine Katastrophe für Grossbritannien während dem Ersten Weltkrieg. Sie begann zwar vielversprechend, litt aber an zu vielen Problemen und Townshend und Nixon trugen beide kein bisschen dazu bei, dass auch nur irgendwelche dieser Probleme gelöst wurden. Townshend unterschätzte seinen Feind und er liess sich von seinen Ambitionen viel zu weit treiben. Als die Sache erwartungsgemäss bergab ging, beschloss er ohne strategischem Grund, eine Belagerung zuzulassen, anstelle weiterzufliehen, was er hätte tun können, verursachte dann bereitwillig mit seinen Lügen ein Massaker nach dem anderen, da überhastete Rettungsaktionen gestartet wurden, während er nicht einmal versuchte, aus Kut zu entkommen, weil es "seinem Image hätte schaden können", obwohl er dazu in der Lage gewesen wäre. Seinetwegen sind beinahe 40'000 Soldaten getötet, verwundet oder gefangengenommen worden, wenn die Verluste minimal hätten sein können. Und als er sich ergeben musste, versuchte er nicht einmal dafür zu sorgen, dass es seinen Truppen gut gehen würde.
Schlussendlich endete der Feldzug mit der längsten Belagerung in der Geschichte des britischen Militärs und der grössten Kapitulation britischer Truppen während dem Ersten Weltkrieg.





Joseph Stilwell

Und nun sind wir beim letzten Typen auf der Liste angekommen. "Vinegar Joe" Stilwell, ein amerikanischer General aus dem Zweiten Weltkrieg, der ziemlich unbekannt ist, da er in einem praktisch vergessenen Kriegsgebiet kämpfte/Scheisse baute.

Ihr denkt euch jetzt vermutlich, mit der Scheisse, die die vorherigen Typen auf der Liste gebaut haben, ist es unmöglich, dass dieser Typ schlimmer gewesen ist, aber glaubt mir, es ist so gewesen.



Als der Zweite Weltkrieg im Pazifik ausbrach, wurde Stilwell zum China-Burma-India-Theater entsendet, kurz CBI. Wie der Name bereits sagt, beinhaltet dieses Gebiet China, Burma und Indien. China befand sich zu diesem Zeitpunkt bereits seit fünf Jahren im Krieg mit Japan, da dieser Teil des Konfliktes bereits 1937 begonnen hatte. Auch ohne den Krieg mit Japan hatte China keine sehr gute Zeit gehabt. Ein Bürgerkrieg zwischen den Nationalisten unter Chiang Kai-shek (mehr oder weniger der damalige Regierungschef Chinas) und den Kommunisten unter Mao Zedong tobte seit Jahren. Viele Chinesen dachten deshalb nicht immer nur daran, wie sie Japan besiegen sollten, sondern, wie sie danach den Bürgerkrieg weiterführen.

Chiang Kai-shek unterhielt Unterstützung durch Militärberater aus anderen Ländern. Ironischerweise zuerst von Deutschland. Chinesische Truppen erhielten deutsche Ausrüstung (zum Beispiel ihre Helme) und Ausbildung. Als Deutschland die Unterstützung beendete, gründete Claire Chennault die American Volunteer Group, die als die Flying Tigers berühmt wurde. Eine Fliegereinheit, bestehend aus freiwilligen Amerikanern, die in China gegen die Japaner kämpften, bevor Amerika mit Japan im Krieg war. (Auch wenn die ersten Einsätze erst geflogen wurden, nachdem Pearl Harbor angegriffen worden war.)

Stilwell wurde also zum CBI entsandt und übernahm dort eine Menge Aufgaben, die auch sehr schwierig waren. Unter anderem wurde er zum Stabschef von Chiang Kai-shek, er hatte den Oberbefehl über US-Truppen in diesem Kriegsschauplatz, war für den Zufluss aller Lend-Lease-Lieferungen verantwortlich und wurde zum Stellvertretenden Befehlshaber des CBI nach dem britischen Admiral Louis Mountbatten. Stilwell hatte eigentlich gar nicht dorthin gewollt, aber er war bereits mehrmals in China gewesen und sprach Chinesisch, weshalb er deshalb ausgewählt wurde. Nun befand er sich in einer relativ hohen Position, in der er die Aktionen eigentlich von weit hinter der Front hätte führen sollen. Allerdings war er eine Art von Kommandant, der gerne an der Front bei seinen Soldaten war, wie Rommel und Patton. Als Kommandant einer Divison hätte er sich so zum Beispiel gut geeignet, aber als Oberbefehlshaber, der den Befehl über einen grossen Kriegsschauplatz hat, war dies nicht unbedingt etwas, was er tun sollte, was später in einigen Situationen zu Problemen führen würde.



Stilwell erreichte den Kriegsschauplatz im März 1942. Gerade, als die britische Verteidigung in Burma kollabierte und ein Rückzug nach Norden, Richtung Zentralburma und Indien begann. Rangoon, der wichtigste Hafen der Region und die Burmastrasse, die lange genutzt worden war, um China mit sehr wichtigem Nachschub zu beliefern, waren gefallen. Die Truppen waren in schlechtem Zustand, schlecht ausgerüstet und standen einem fähigen Feind gegenüber, dem sie nicht standhalten konnten.

Was beschloss Stilwell als erstes zu tun? Er sah sich die Situation an und beschloss, einen Gegenangriff durchzuführen, um Rangoon zurückzuerobern. Eine Entscheidung, die strategisch gesehen Sinn ergibt. Ein bekanntes Sprichwort lautet: "Alle Wege führen nach Rom" Nun, alle Wege in Burma führten nach Rangoon. Es war die wichtigste Position in Burma, da sich dort der grösste Hafen befand und weil Rangoon mit dem gesamten Rest des Landes vernetzt war. Strategisch gesehen machte die Entscheidung, Rangoon zurückzuerobern also Sinn, aber aus verschiedenen Gründen, zu denen ich nachher gleich kommen werde, war es nicht wirklich klug.

Als Stabschef von Chiang Kai-shek erhielt Stilwell von diesem zwei chinesische Armeen, die er in Burma einsetzen konnte. (Manchmal heisst es, es sind drei. Quellen bezüglich diesem Kriegsschauplatz sind nicht zahlreich, haben teilweise kaum Infos und sind widersprüchlich.) Es waren die letzten übrigen Armeen, die deutsches Training und Equipment erhalten hatten und waren somit die besten Armeen, die China noch übrig hatte. Eine davon war ausserdem die einzige motorisierte chinesische Armee. Chiang Kai-shek teilte Stilwell dies mit und sagte ihm auch, worin seine Truppen gut waren und worin nicht. Die chinesischen Truppen waren nähmlich nicht gut in der Offensive und die Japaner waren sehr gut in der Defensive. Chinesische Strategien im Krieg waren deshalb, die Japaner angreifen zu lassen, bis ihnen der Nachschub ausging, da sie schlechte Logistik haben und dann einen Gegenangriff starten. Chiang Kai-shek informierte Stilwell auch darüber, dass diese beiden Armeen zwar seine besten Truppen waren, aber sie waren japanischen Truppen trotzdem nicht ebenbürtig. (Chinesische Truppen mussten während dem Konflikt immer in grosser Überzahl sein, um gegen japanische Truppen gewinnen zu können. Jedenfalls so viel ich weiss, ich kenne mich mit dem zweiten Chinesisch-Japanischen Krieg nicht sehr aus.)

Die Briten und die Chinesen sagten Stilwell, dass eine Offensive im Moment keine gute Idee war und dass sie versuchen sollten, Zentralburma zu halten. Ausserdem würde diese Offensive bedeuten, dass Stilwell seine chinesischen Truppen das machen lassen wird, worin sie am schlechtesten sind, während er die Japaner in eine Situation "zwingt", in der sie ihre besten Fähigkeiten zeigen können.
Was ist der Grund, wieso Stilwell den Angriff trotzdem durchführen lässt? Zum einen verschätzte er die Gesamtsituation vollkommen, zum anderen nahm er an, dass sich gar nicht so viele Japaner in Burma befanden, wie alle anderen Parteien sagten. Wieso nahm er dies an? Hatte er Geheimdienstinformationen? Nein hatte er nicht. Er hatte nur eine Ahnung. Er hat das so in sein Tagebuch geschrieben. Er habe "eine Ahnung", dass in Burma nicht so viele Japaner seien, wie die Briten und Chinesen glaubten und dies war Grund genug für ihn, um eine Gegenoffensive zu starten.

Jeder sagte ihm, dass der Angriff eine beschissene Idee sei, er liess seine Truppen genau das tun, worin sie am schlechtesten waren und brachte die Japaner in eine Situation, in der sie ihre Stärken zeigen konnten, was er ebenfalls wusste und er machte dies, weil er eine Ahnung hatte, dass die Stärke des Feindes viel geringer war, als die anderen Parteien glaubten und als sie tatsächlich war.
Grosse Überraschung, die ganze Sache war eine Katastrophe. Stilwell griff die Japaner mit 95'000 Soldaten an und verlor 50'000 davon. Die zwei letzten guten Armeen, die China noch übrig hatte und Stilwell massakrierte sie mit einem idiotischen Angriff. Als die Situation zusammenbrach und die Japaner ihren Vormarsch Richtung Norden fortsetzten, bekam Stilwell Panik, da er glaubte, dass jeglicher Widerstand seiner Truppen zusammengebrochen war und zog sich zurück. Tatsächlich kämpften einige chinesische Truppen immer noch und nun hatte er sie plötzlich zurückgelassen, ohne sie darüber zu informieren. Diese Truppen mussten sich nun ohne seine Führung durch den Regenwald hindurchkämpfen, um freundliche Linien in China oder Indien zu erreichen.

Stilwells Rückzug aus Burma wurde als der "Walk out of Burma" bekannt, in dem er 117 Personen seines Stabes persönlich durch den Dschungel führte und in Sicher nach Indien brachte. Chiang Kai-shek war überhaupt nicht beindruckt. Unter den 117 Personen befanden sich nur 18 Chinesen. Wie Historiker Richard B. Frank es sagte: "Für Chiang sah es so aus, als ob Stilwell mit zwei chinesischen Armeen in Burma hineinmarschierte und mit zwei chinesischen Squads wieder hinausmarschierte." Chiang zog in Betracht, Stilwell gleich wieder loszuwerden, aber weil er nun endlich amerikanische Unterstützung hatte, wollte er die Beziehungen nicht gleich so früh gefährden und als Wahington fragte, wie es mit Stilwell so lief, sagte Chiang, dass er völliges Vertrauen in seine Fähigkeiten hätte. Allerdings wäre es vermutlich besser gewesen, wenn er Stilwell gleich zu diesem Zeitpunkt wieder losgeworden wäre.



Nachdem Stilwell zwei Armeen völlig ausradiert hatte, musste er sie nun wieder aufbauen, damit sie wieder für Kämpfe eingesetzt werden konnten. Stilwell war ein guter Trainer und Ausbilder, weshalb er diese Aufgabe gut erledigen konnte und er hatte auch grossen Respekt vor chinesischen Truppen, die seiner Meinung nach genau so gut sein konnten, wie alle anderen Soldaten der Welt, wenn sie nur das richtige Training mit der richtigen Ausrüstung erhielten.

Hier wurde es allerdings kompliziert. Mit Rangoon und der Burmastrasse vom Feind besetzt, gab es nur noch eine Möglichkeit, die Truppen in China zu versorgen. Und zwar per Luftroute über den Himalaya. Diese Strecke wurde "The Hump" genannt, war sehr gefährlich und es dauerte auch sehr lange, bis Material in grösserer Menge und regelmässig geliefert wurde. Dieser Kriegsschauplatz war ausserdem so ziemlich am Ende der Prioritätenliste der Alliierten, weshalb sowieso kaum Nachschub durchkam.

Dies sorgte für eine Menge Probleme. Unter anderem dadurch verursacht, dass Stilwell eine sehr schwierige Person war, die mit kaum jemandem zusammenarbeiten konnte. Es kämpften Briten, Amerikaner und Chinesen gemeinsam gegen Japaner. Stilwell konnte die Briten aber nicht ausstehen und hatte für deren Befehlshaber in der Region kaum etwas übrig. Mit den Chinesen ging es kaum besser. Stilwell mochte zwar die chinesischen Truppen, aber Chiang und dessen Generäle wurden von Stilwell als inkompetent und teilweise als korrupt abgestempelt und auch wenn er dabei teilweise recht hatte, so erschwerte dies die Zusammenarbeit enorm. Sogar mit anderen Amerikanern kam er nicht zurecht. General Chennault, Befehlshaber der Luftwaffe und mehr oder weniger auch der Bodentruppen, weil Stilwell diese Aufgabe nicht sehr gut erledigte, war ein Militärberater Chiangs und er und Stilwell waren ständig in Konflikte verwickelt.

Die einzige Person, mit der Stilwell zusammenarbeiten konnte, war der britische General William Slim, was wenigstens etwas war, da dieser möglicherweise der beste britische General des Zweiten Weltkrieges war. Aber auch hier gab es Schwierigkeiten und Stilwell war nicht sehr gut darin, Angriffe mit Slim zu koordinieren.

Wie wirkten sich diese Konflikte nun auf den Nachschub aus, den Stilwell über "The Hump" erhielt? Nun, Chiang und seine Truppen waren zwar sehr willig, dieses Material anzunehmen, aber sie horteten es, als wären sie Drachen. Und zwar aus dem Grund, weil sie es nach dem Krieg gegen Japan für den Bürgerkrieg verwenden wollten und nicht gegen die Japaner selbst. Dies frustrierte Stilwell enorm. Und er und Chennault kämpften ebenfalls ständig um die wenigen Ressourcen, die sie erhielten, da sie sie für ihre eigenen Projekte einsetzen wollten. Stilwell, obwohl er für China, Burma und Indien zuständig sein sollte, schien einen Tunnelblick auf Burma zu haben, da er nur darauf fokussiert war und ständig Truppen und Material aus den anderen Gebieten abzog, um sie stattdessen in Burma einzusetzen. Chennault währenddessen wollte die Ressourcen benutzen, um seine Luftwaffe weiter aufzubauen, da er der Meinung war, dass seine Luftwaffe, genug gestärkt, dazu in der Lage wäre, die schlechte Qualität der chinesischen Soldaten auszugleichen. Stilwell widersprach Chennault, da er nicht glaubte, dass dies ausreichen würde und wie sich später herausstellte, dies war eine der wenigen Sachen, in denen er recht behalten würde.


Während den folgenden Jahren zeigte sich, dass Stilwell sich kaum ein Stück um seine eigenen Truppen kümmerte. Sie befanden sich in einem der schwierigsten Kampfgebiete des gesamten Krieges, am völligen Ende der Prioritätenliste, was Nachschub anging und einem fähigen Feind gegenüberstehend.
Obwohl sie im verfluchten Dschungel kämpften, hielt Stilwell es nicht für notwendig, seinen Truppen eine Pause zu gönnen und behielt sie stattdessen für Monate hinweg non-stop an der Front, wo er sie ständig in neue Gefechte hineinwarf.
Einheiten, die mehrere tausend Mann stark waren, blieben so lange an der Front, bis nur noch hundert Mann einsatzbereit waren oder sogar nur noch wenige dutzend. Stilwells Begründung, wieso er seine Truppen monatelang ununterbrochen kämpfen liess, war, dass er bei seinem "Walk out of Burma" keine Schwierigkeiten gehabt hatte. Er verglich einen mehrtägigen Marsch, während einem Rückzug, ohne Feindkontakt, mit einem halben Jahr ununterbrochenen Kämpfe gegen die Japaner. Da er mit ersterem keine Probleme gehabt hatte, sollten die Truppen doch keine Schwierigkeiten mit zweiterem haben. Wie sich die beiden Punkte auch nur ansatzweise vergleichen lassen, ist mir ein Rätsel, aber Stilwell war eine Person, die praktisch nie rational denken konnte.

Stilwell mochte vielleicht chinesische Truppen und war bei ihnen beliebt aber britische und amerikanische Truppen hassten ihn. Er trieb sie rücksichtslos an und schonte sie kein bisschen. Bei der Schlacht von Mogaung erlitt die britische 77th Brigade 50% Verluste bei einem Angriff auf japanische Positionen, wobei sie diesen nur knapp nicht besiegten. Chinesische Truppen übernahmen den Angriff und nahmen Mogaung praktisch ohne Gegenwehr ein. Stilwell liess dann öffentlich verlauten, dass chinesische Truppen Mogaung eingenommen hätten und erwähnte die britische Einheit, die den grössten und blutigsten Teil der Arbeit übernommen hatte, mit keinem Wort. Wäre das nicht bereits genug, Stilwell befahl der 77th Brigade unmittelbar darauf, sich zum nächsten Kampfgebiet zu begeben, um dort weiterzukämpfen. Michael Calvert, der Kommandant der 77th Brigade, war ausser sich, deaktivierte die Funkgeräte, um Stilwells Befehle nicht zu erhalten und marschierte dann mit seinem Truppen zu dessen Hauptquartier. Als er dort eintraf, war er bereit, Stilwell die Fresse zu polieren und machte ihm klar, dass seine Einheit gerade schwere Verluste bei einem harten Kampf erlitten hatte, eine Pause verdiente und nicht dazu in der Lage war, weiterzukämpfen.
In einem der wenigen Male, in denen Stilwell nachgiebig war, stimmte er Calvert zu, entschuldigte sich und schob die Schuld auf seine Untergebenen, die ihn "nicht gut genug über die Situation informiert hätten".

Die britischen Chindits und die amerikanischen Merrill's Marauders konnten Stilwell nicht ausstehen. Chindits und Merrill's Marauders waren Spezialeinheiten, die häufig hinter feindlichen Linien operierten, leicht ausgerüstet waren und einen Grossteil der britischen und amerikanischen Truppen im CBI ausmachten.
Dieser Hass war nicht unbegründet. Stilwell konnte nicht verstehen, dass es keine gute Idee war, leicht ausgerüstete Spezialeinheiten gegen reguläre japanische Truppen kämpfen zu lassen, die über Maschinengewehre und Artillerie verfügten. So kämpften alliierte Truppen häufig in Unterzahl und nur leichter Bewaffnung gegen japanische Truppen, die über viel mehr Feuerkraft verfügten. Die Verluste waren dementsprechend ziemlich hoch.

Als amerikanische Truppen wegen hohen Verlusten (wegen Kämpfen und wegen Krankheit) darum baten, von der Front abgezogen und durch frische Einheiten ersetzt zu werden, weigerte sich Stilwell, weil er nicht wollte, dass britische und chinesische Truppen davon hören würden und dann ebenfalls verlangten, dass sie ausgewechselt werden sollten. Also liess er die erschöpften Truppen von allen drei Ländern lieber weiterhin an der Front kämpfen, bis die Einheiten praktisch wortwörtlich aufhörten zu existieren.

Damit ihr eine Idee habt, wie unbeliebt Stilwell bei den Truppen war, hier das Zitat eines amerikanischen Soldaten, der ihn bei einem Frontbesuch sah: "I had him [Stilwell] in my sights. I coulda' squeezed one off and no one woulda' known it wasn't a Jap who got that son of a bitch."
(Ich hatte ihn (Stilwell) im Visier. Ich hätte einen rausquetschen können und niemand hätte gewusst, dass es kein Japaner war, der diesen Hurensohn erwischt hat.)
Um ganz ehrlich zu sein, wer auch immer dieser Soldat war, er hätte Stilwell erschiessen sollen.
Als während einem Gefecht zahlreiche Soldaten wegen Krankheit ausfielen, befahl Stilwell seinem Stab, bei sämtlichen Patienten die Körpertemperatur messen zu gehen und jeder, bei dem die Temperatur unter einem Wert war, den er selbst festlegte, sollte sofort wieder zur Front geschickt werden. Stilwell sendete somit kranke Soldaten, die nicht kampffähig waren, zurück zur Front, wo sie eigentlich sofort wieder zurück zu den Krankenstationen geschickt wurden, da sie praktisch schon von alleine umkippten und weil sie ansonsten die gesunden Truppen anstecken würden. Etwas, dass Stilwell anscheinend überhaupt nicht in Erwägung gezogen hatte.
Die 5307th Marauder Force, die von Stilwell ins Gefecht geschickt worden war, begann mit 2'997 Soldaten und beendete ihren Einsatz mit 130 kampfbereiten Truppen. Die Einheit wurde danach aufgelöst.

Um es kurz zu machen, es existierte kein Rotationssystem, um erschöpfte Truppen an der Front durch frische zu ersetzen und Stilwell hatte keine Probleme damit, seine Truppen gegen den Feind rennen zu lassen, bis sie alle tot waren. Ausfälle wegen Krankheit wurden von ihm abgetan und er befahl kranken Soldaten, sich zur Front zu begeben und weiterzukämpfen.



Bis 1944 hatte Stilwell nicht viel erreicht, abgesehen davon, Truppen von allen alliierten Nationen im CBI in grosser Zahl zu massakrieren und sich zur unbeliebtesten Person im Kriegsgebiet zu machen.

Stilwell war immer noch davon besessen, einen Gegenangriff in Burma zu starten und zog immer mehr Ressourcen dafür von anderen Kampfgebieten ab. Er wollte unter anderem eine neue Landroute zu China öffnen, um den Verlust der Burmastrasse zu ersetzen. Chennault hielt dies für keine gute Idee, da The Hump mittlerweile viel effektiver geworden war und er nicht glaubte, dass eine Landverbindung mehr Nachschub transportieren könnte. Als nach grossen Bemühungen die Ledo Road in Betrieb genommen wurde, stellte sich heraus, dass Chennault recht behalten hatte. The Hump transportierte mehr als das 11-fache an Materialen nach China, als die Ledo Road es tat und für dieses Projekt hatte Stilwell eine Menge Ressourcen verschwendet.

Die Zusammenarbeit mit Chiang war immer noch sehr schwierig. Und um ganz fair zu sein, es war auch eine äusserst komplizierte Aufgabe, mit Chiang und seinen Generälen zusammenzuarbeiten, da sie ziemlich schwierige Personen mit eigenen Zielen waren. Aber andere Personen, die vor und nach Stilwell mit ihnen zu tun hatten, kamen mit ihnen klar. Stilwell konnte das nicht. Er hatte den Spitznamen "Vinegar Joe" (Essig Joe) nicht für nichts erhalten. Er war sehr gut darin, einen Groll gegen Personen zu hegen. Chiang nannte er häufig nur noch Peanut. Dies war ursprünglich der Codename gewesen, der von den US-Streitkräften für Chiang benutzt wurde, aber Stilwell nutzte den Namen mittlerweile als Beleidigung.

Dann folgte 1944 in China ein Paukenschlag. Die japanische Armee startete ihre grösste Offensive im gesamten Zweiten Weltkrieg. Die Ichi-Go Offensive bestand aus 500'000 Mann, 800 Panzern, über 12'000 Fahrzeugen. Das Ziel war, China komplett auszuschalten und US-Luftwaffenbasen zu erobern, die ansonsten Japan bedrohen könnten. Die chinesischen Truppen wurden rasch überrannt und erlitten katastrophale Verluste. Hier stellte sich nun heraus, dass Chennaults Luftwaffe tatsächlich nicht dazu in der Lage war, die Nachteile der chinesischen Truppen auszugleichen, wie Stilwell erwartet hatte. Dieser bekam währenddessen überhaupt nichts von der Offensive mit, da er sich bei einem Frontabschnitt bei einigen Truppen befand, um diese selbst von vorne zu kommandieren. Er war der Oberbefehlshaber der amerikanischen Truppen des CBI, stellvertetender Oberbefehlshaber des gesamten CBI und Stabchef von Chiang Kai-shek. Er hatte eine Position, in der er sich weit hinter der Front befinden sollte, um sämtliche Fronten gleichzeitig führen zu können und einen guten Überblick zu haben. Und stattdessen ging er zu einem random Frontabschnitt, um an der Front zu sein und bekam deshalb gar nicht mit, dass der Feind die grösste Offensive des gesamten Krieges startete. Dies ist im Vergleich ungefähr so, als ob General Eisenhower in Europa nichts von der Ardennenoffensive mitbekommen hätte, weil er bei Patton an der Front war, um die Truppen selbst zu führen, während Bradleys Armee komplett überrannt wurde.

Die chinesische Armee wurde also massakriert, während der Typ, dessen Aufgabe es gewesen wäre, diese Katastrophe wieder geradezubügeln, einfach mal abwesend war. Als er endlich davon erfuhr, nahm er die Situation gar nicht ernst und verlangte sogar von Chiang, dass dieser mehr Truppen nach Burma entsendet.
Um das klar zu stellen. Südchina wurde überrannt, chinesische Truppen erlitten wortwörtlich hundertausende Verluste, Zivilisten wurden in vergleichbaren Zahlen abgeschlachtet, strategisch wichtige Luftwaffenstützpunkte gingen verloren, Chiang bat verzweifelt um Hilfe und Stilwell verlangte von ihm, dass er Truppen aus China abzieht und zu ihm nach Burma entsendet. Stilwell, der sich um die Front in China hätte kümmern müssen, war mehr oder weniger dazu bereit, diese komplett kollabieren zu lassen, um seine eigenen Ziele in Burma weiterverfolgen zu können.
Als Chiang und Chennault ihn um Hilfe baten, um die Offensive aufzuhalten und so viele chinesische Truppen wie möglich zu retten, weigerte er sich und gab ihnen nur eine Antwort.
"Let them stew" (Lasst sie schmoren) Das ist ein echtes Zitat von ihm.

Es war aber nicht nur so, dass er die Ichi-Go Offensive komplett ignorierte. Er sah sie sogar für eine Gelegenheit. Er war seit längerem der Meinung, dass er Chiang loswerden und die chinesischen Truppen selbst führen musste, damit er sie zu einem Sieg führen könnte. In seinem Tagebuch hatte er festgehalten, dass er eine Krise ausnutzen könnte, um genau dies zu tun. Die Krise war nun da und Stilwell versuchte, sie zu seinem Gunsten auszunutzen.

Die Japaner griffen die Stadt Guilin an. Eine wichtige Stadt, die Chiang bis zum letzten Mann verteidigen wollte. Stilwell behauptete, die Stadt wäre sowieso verloren, befahl den amerikanischen Truppen den Rückzug und überzeugte Chiang, dass dieser die chinesischen Truppen ebenfalls abziehen sollte.
Stilwell hatte die Stadt absichtlich kampflos aufgegeben, um die Situation noch schlimmer zu machen, als sie es bereits war. Als Chiang bei einem Treffen darum bat, chinesische Truppen von Burma nach China zu verlegen, um Kunming, die Hauptstadt der Yunnan Provinz zu verteidigen, weigerte sich Stilwell.
Danach kontaktierte er Präsident Roosevelt und teilte ihm mit, dass die Situation in China absolut kritisch war, unter anderem wegen dem Verlust von Guilin, den er absichtlich verursacht hatte. Um die Situation zu retten, wäre die einzige Option, dass er die komplette Kontrolle über das chinesische Militär übernimmt. Dies sei absolut notwendig und Chiang müsste notfall dazu gezwungen werden, indem man drohen würde, die Nachschublieferungen nach China einzustellen. Roosevelt wurde von Stilwell überzeugt und er liess Chiang in einer Nachricht wissen, dass er Stilwell die komplette Kontrolle über sein Militär geben sollte, sonst würden die Lieferungen eingestellt werden. Patrick J. Hurley, ein Spezialabgesandter, der von Roosevelt nach China entsendet worden war, bat Roosevelt darum, die Nachricht nicht zu entsenden und eine bessere Möglichkeit zu finden.

Stilwell, in ausgezeichneter Laune, überbracht die Nachricht zu Chiang persönlich. Würde er Erfolg haben, würde China praktisch zu einem Puppenstaat unter den USA werden und er würde das gesamte chinesische Militär persönlich kommandieren. Aber Chiang hatte endlich genug und verlangte von Roosevelt, dass Stilwell auf der Stelle ersetzt werden sollte. Eine Entscheidung, die Chennault unterstützte und Hurley informierte Roosevelt, Stilwell sei: "fine man, but was incapable of understanding or co-operating with Chiang Kai-shek"
(ein guter Mann, aber nicht in der Lage, Chiang Kai-shek zu verstehen oder mit ihm zusammenzuarbeiten)
Auch sagte Hurley, dass möglicherweise ganz China verlorengeht, wenn Stilwell weiterhin das Kommando hat.

Stilwell wurde aufgrunddessen in die USA zurückgerufen und durch Albert C. Wedemeyer ersetzt. Als Stilwell davon erfuhr, hatte er einen kleinen Nervenzusammenbruch, da er Wedemeyer nicht mochte und nicht verstehen konnte, dass er ausgerechnet durch eine Person ersetzt wurde, die er für inkompetent hielt und was es für eine Schande sei, durch eine "schlechtere" Person ersetzt zu werden.

Als Wedemeyer eintraf, hätte Stilwell ihn eigentlich empfangen müssen, wie es standartmässig im US-Militär bei solchen Führungswechseln funktionierte und dann sämtliche Informationen geben müssen, über die er verfügte. Welche Truppen sind verfügbar, wo befinden sie sich, was sind ihre momentanen Aufträge, welche Operationen sind geplant, was weiss man über Feindbewegungen, wie sieht es mit der Logistik aus, was sind die Stärken und Schwächen des Generalstabs und noch viele weitere Dinge.
Aber als Wedemeyer eintraf war Stilwell bereits weg und er hatte alles mitgenommen. Er hatte sämtliche Dokumente mitgenommen und nichts für Wedemeyer zurückgelassen, womit dieser über keinerlei Informationen verfügte und komplett von Vorne anfangen musste, um sich einen Überblick zu verschaffen. Sogar als er das CBI endlich verliess war Stilwell immer noch ein Arschloch und hinterliess eine letzte Mittelfinger-Geste an seinen Nachfolger.

China überlebte die Ichi-Go Offensive und auch den Rest des Konfliktes, aber Stilwells Inkompetenz hinterliess Schäden, die nie wieder gutgemacht wurden. Die Ichi-Go Offensive erlaubte Mao Zedong und den Kommunisten, sich wieder aufzuraffen, Waffen zu besorgen und wieder die Kontrolle über Gebiete zu übernehmen. Da die Offensive für Chiang ein Desaster war und hundertausenden Zivilisten das Leben kostete, ging seine Popularität den Bach runter und Stilwell, der die Offensive absichtlich noch verschlimmert hatte, indem er Gebiete kampflos aufgab und sich weigerte, Verstärkung zu entsenden, hatte einiges dazu beigetragen. Wedemeyer versuchte, die Situation wieder zu verbessern, aber zu diesem Zeitpunkt war es dazu bereits zu spät und Chiang misstraute den Amerikanern nun ziemlich, weshalb es ohne Erfolg gekrönt war.
Stilwell war möglicherweise einer der tragenden Gründe, wieso Chiang den darauffolgenden Bürgerkrieg verlor, was die Kommunisten an die Macht brachte, die China noch heute regieren. Das ist ein wenig ironisch, da Stilwell sehr anti-kommunistisch war. Leider starb er bereits 1946 und konnte deshalb nicht sehen, dass das Kriegsgebiet, dass er komplett versaut hatte, 1949 kommunistisch wurde.





Alle Personen auf dieser Liste waren absolut schreckliche Befehlshaber, aber wenn ihr mich fragt, Stilwell war der schlimmste, auch wenn Haig und insbesondere Townshend ziemlich nahe an ihn herankommen. Seine Gegenoffensive in Burma 1942 allein hätte bereits mehr als ausgereicht, um einen hohen Platz auf dieser Liste zu sichern, aber die Tatsache, dass er das CBI für die nächsten zwei Jahre weiterhin katastrophal führte, seine Truppen praktisch wie ein Sklavenhändler behandelte und rücksichtslos ununterbrochen in den Kampf schickte, bis sie praktisch alle tot oder kampfunfähig waren, mit praktisch niemandem im Kriegsschauplatz zusammenarbeiten konnte und sie alle nicht ausstehen konnte und dann schlussendlich die grösste und verherendste Offensive der japanischen Armee absichtlich verschlimmerte, um sich selbst zu befördern, das gesamte chinesische Militär zu übernehmen und China zu einem Puppenstaat zu machen, sichert ihm zweifelsfrei den obersten Platz dieser Liste.



Noch ein interessanter Fakt zu Stilwell, nachdem er in die USA zurückgekehrt war. 1946 befehligten er und Frank Merrill, Gründer und Befehlshaber der Merrill's Marauders, die US-Truppen, die bei der Schlacht von Alcatraz eingesetzt wurden. Sechs Häftlinge der berühmten Gefängnisinsel hatten mehrere Wachen überwältigt, sich bewaffnet und hatten erfolglos versucht, zu entkommen. Marines wurden zu Hilfe gerufen, die die Häftlinge, die sich in einem Zellenblock verschanzt hatten, mit Taktiks überwältigten, die sie gegen befestigte japanische Stellungen benutzt hatten.



Und das war meine Liste zu inkompetenten Befehlshabern. Es war ein ziemliches Stück Arbeit. Vielleicht mache ich in zwei oder drei Jahren eine Fortsetzung. Ich hätte jedenfalls bereits einige Kandidaten für eine zweite Liste und ich werde sicherlich noch mehr finden, denn es gibt keinen Mangel an solchen Vollpfosten.

Falls ihr euch für einige der erwähnten Gefechte und Befehlshaber interessiert, hier einige Dokumentationen und Videos, die sich mit einigen von ihnen befassen:

Für den Siebenjährigen Krieg in Nordamerika empfehle ich die Doku-Serie Kampf um Amerika. Sie hat vier Episoden, Braddock und Abercrombie werden jeweils in Episode 1 und 3 erwähnt.

[Hier müsste ein GIF oder Video sein. Aktualisiere jetzt die App, um es zu sehen.]

Für die Schlacht von Lissa und Persanos Inkompetenz gibt es unter anderem diese beiden Videos, das zweite ist von Drachinifel, einem meiner Lieblingsyoutuber. Es ist eines seiner älteren Videos, deshalb ist die Tonqualität noch nicht sehr gut und die Aussprache hat er auch noch nicht ganz im Griff.

[Hier müsste ein GIF oder Video sein. Aktualisiere jetzt die App, um es zu sehen.]

[Hier müsste ein GIF oder Video sein. Aktualisiere jetzt die App, um es zu sehen.]

Für Karl den Kühnen empfehle ich den Youtube-Kanal SandRhoman History. Der Kanal wurde von zwei Schweizern gemacht und es gibt Videos auf Englisch und Deutsch. (Deutsch ist ein separater Kanal, SandRhoman Geschichte) Die drei Schlachten der Burgunderkriege und auch die Vorgeschichte werden in Videos präsentiert und sind sehr gut gemacht. Ich kann den Kanal wirklich empfehlen

[Hier müsste ein GIF oder Video sein. Aktualisiere jetzt die App, um es zu sehen.]

Für MacArthur und Townshend gäbe es eine Episode der Doku-Serie Great Military Blunders. Allerdings hat diese Doku eine Altersbeschränkung, weshalb ich sie hier nicht zeigen kann. Für MacArthur hat es dann auch noch Videos über die Kampagne in Neuguinea, gemacht vom Youtube-Kanal HypoHystericalHistory.

[Hier müsste ein GIF oder Video sein. Aktualisiere jetzt die App, um es zu sehen.]




Für Stilwell gibt es dieses Video von Military History not Visualised und eine Lektüre von Historiker Richard B. Frank. Franks Lektüre ist ein bisschen allgemein über China, der Teil über Stilwell beginnt ab ungefähr 43:30. Der Ton bei diesem Video ist ausserdem sehr leise

[Hier müsste ein GIF oder Video sein. Aktualisiere jetzt die App, um es zu sehen.]

[Hier müsste ein GIF oder Video sein. Aktualisiere jetzt die App, um es zu sehen.]

Für MacArthur und Stilwell gibt es auch dieses Video vom Kanal Thersites the Historian, mehr oder weniger ein Podcast, indem zwei Personen, eine von ihnen ein Historiker des Amerikanischen Bürgerkrieges, einige Landkommandanten des Pazifikkrieges in einer tier-list ranken. Es ist ein toller Youtube-Kanal, die Videos sind einfach ein wenig lang. In der Kommentarsektion hat eine Person Zeitangaben gepostet, damit man weiss, wann über welche Personen gesprochen wird.

[Hier müsste ein GIF oder Video sein. Aktualisiere jetzt die App, um es zu sehen.]




23.01.22

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top