14. Kapitel
P.o.v. Ylva
Pax...
Wie sehr ich diesen Jungen doch vermisst hatte.
Wie schwer dieser eine Tag ohne ihn war.
Wie sehr es in mir nagte, dass er es wirklich tun wollte.
Nun lag er vor mir, war wieder bei mir.
Nun lag er vor mir, verlangte von mir zu wissen, was passiert war.
Was sollte ich sagen?
Was sollte ich tun?
Ich konnte darüber nicht reden...
Ja, es ging ihm besser.
Doch warum hatte er das getan?
Warum war er in den Teich gesprungen?
Warum?
Wegen mir?
Ich war sicher daran schuld...
Leise schluchzte ich auf, mir kamen all die Gefühle wieder hoch, die mich den ganzen Tag über gepackt hatten, all die Gedanken, all den Schmerz.
Ich war schuld...
Schnell sprang ich auf, rannte nach draußen.
Es brachte nichts vor Problemen wegzulaufen, sie würden einem immer verfolgen. Das hatte ich schon früh gelernt, doch jetzt ging es nicht anders. Ich musste hier weg. Es war sowieso spät...
Aber somit ließ ich Pax alleine...
Es tat mir leid, aber ich musste jetzt von hier weg. Ich hasste Krankenhäuser über alles. Nur wegen Pax war ich hierher gekommen.
Das quitschende Geräusch, was meine weißen billigen Turnschuhe vom Aldi auslösten, war gleichmäßig zu hören. Dieser Gang war nämlich komplett leer, ausgenommen von mir.
In diesem Gang war es bis auf dieses Quitschen komplett still.
Doch dies änderte sich bald, ich bog in einen größeren Gang ab, hier waren mehrere Menschen. Ich wurde langsamer, sah mich nach dem Ausgang um. Da vorne war er.
Langsam ging ich darauf zu.
Kaum an meinem Ziel angekommen, riss ich die große Tür auf, schlüpfte hindurch, und lief nach draußen.
Drauẞen atmete ich die nun schon ziemlich kühle Abendluft ein. Man hörte einige Auto von der nahegelegenen Straße fahren, hin und wieder auch Geräusche aus dem Krankenhaus, aber sonst war da nur das laute Zirpen der Grillen. Kurz stand ich noch hier, genoss die Atmosphäre, dann machte ich mich auf den Heimweg ins Internat.
Mein Weg führte über den Hauptplatz der Stadt. So viele Menschen waren hier.
Alle waren so gleich und doch so verschieden.
Alle waren so normal und doch so besonders.
Alle waren so fremd und doch so vertraut.
Alle waren so leise und doch so laut.
Alle...
Doch niemand hatte es wirklich geschafft, mein wahres ich zu entdecken.
Außer Pax...
Nachdenklich ging ich weiter, ließ mich von den Strom mitziehen. Ich hatte am Anfang ziemliche Probleme, mich hier zurecht zu finden, doch zum Glück hatte ich ein geografisches Gedächtnis. Naja...ich war schon mal hier in der Stadt, doch das war jetzt nicht so wichtig.
Müde schloss ich meine Augen, blieb stehen. Die Menschen um mich gingen weiter, niemand berührte mich, niemand stolperte über mich.
Alles war schwarz.
Ob Pax seine Welt genauso sah? Jede Sekunde? Jede Minute? Jede Sekunde? Jede Stunde? Jeden Tag?
Pax...
Ich kannte ihn doch noch gar nicht so lange, warum war er mir so wichtig?
Ich wusste es nicht...
Dann jedoch öffnete ich meine Augen, ging weiter.
Im Internat angekommen, erledigte ich alles, was noch zu erledigen war, ließ mich dann auf das Bett sinken, es war mittlerweile dunkel geworden, und ziemlich spät noch dazu.
Müde schloss ich die Augen, und dachte an Pax. Wie er sich wohl jetzt fühlte? Alleine und einsam? Alleine und einsam unter so vielen Menschen?
Wie gut ich dieses Gefühl kannte.
Wie oft ich dies selbst durchgemacht hatte.
Dann jedoch fiel ich in einen tiefen und traumlosen Schlaf.
Mitten in der Nacht wachte ich auf. Der Mond schien hell in mein Fenster. Langsam stand ich auf, trat ans Fenster, und sah in die Nacht, die nun nicht mehr so dunkel wie vorher war. Viel heller, und strahlender, ja es war Vollmond.
Nachdenklich legte ich mich wieder ins Bett. Doch dieses Mal schlief ich nicht tief und fest, sondern träumte. Oder viel mehr erinnerte ich mich...
,,Pax? Wo bist du? Pax, was machst du da?!", schrie ich. Ich hatte dieses Kleid an...
Hellblau, mit dunkelblauem Muster. Mein Lieblingskleid.
Ich sah, wie Pax am Teich stand, dessen Wasser tiefschwarz war. Warum? Ich hatte keine Ahnung...
Aber diese Schwärze machte mir Angst. Und Pax ebenfalls, wie er einfach so dort stand.
Was sagte er damals?
Pax sei tot...
Meinte er sich selbst?
Oder meinte er den Frieden?
Ich wusste es nicht...
Was machte er überhaupt hier? Er meinte doch, dass er nicht gerne rausging...
Ich wollte in den Pavillon, doch jetzt stand ich einfach nur da, sah zu ihm.
Sah, wie seine Lippen sich bewegten, als würde er etwas Flüstern, was ich nicht verstand.
Sah, wie er einfach nur dastand, nachzudenken schien.
Und dann sprang er.
Es war so unvermutet, dass ich zusammenzuckte.
Es war so unvermutet, dass ich einfach erstarrte, mich nicht vom Fleck rührte.
Dann aber begann ich zu laufen.
Ich lief los, als würde mein Leben davon abhängen.
Aber es war nicht mein Leben, was davon abhing, oder nur zum Teil.
Es war Pax's Leben.
Immer schneller lief ich, bis ich ankam.
Keuchend blieb ich stehen, rang kurz nach Luft.
Mit meinen Augen suchte ich das Wasser ab.
Wo war Pax?
Da.
Da war er.
Aber er schwamm nicht, tat absolut gar nichts.
Warum?
Ich dachte aber nicht länger nach, sprang ebenfalls in den Teich.
Beim letztem Schwimmkurs war ich ich die Beste gewesen. Okay, dafür musste man echt nicht viel können, bei den Idioten aus meiner alten Klasse.
Aber dennoch.
Ich spürte, wie das Wasser um mich herum schwappte, mich die Kleidung störte. Mein Kleid wurde nass und schwer, zog mich ein wenig nach unten.
Verzweifelt suchte ich nach Pax.
Da war ein Arm.
Sein Arm.
Endlich.
Sofort packte ich ihn, zog ihn mit mir nach oben, was sich nicht gerade als einfach herausstellte.
Keuchend holte ich Luft, als ich an der Oberfläche ankam.
Pax jedoch rührte sich nicht.
War es zu spät?
Verdammt...
Ich zog ihn mit mir, erreichte schließlich das Ufer, und trug ihn hinaus.
Mit klopfendem Herzem fühlte ich nach seinem Puls.
Er lebte.
Langsam, ganz vorsichtig drehte ich ihn zur Seite.
Kurz lag er ohne jeglicher Regung da, dann begann er zu Husten, Wasser auszuspucken.
Er atmete.
Zwar reagierte er nicht auf mich, machte die Augen nicht auf.
Aber er war am Leben.
Aber er war bei mir...
,,Pax... bitte verlasse mich nicht...", hauchte ich leise, kramte mein Handy hervor und wählte den Notruf. Danach brach ich in mich zusammen, kniete weinend neben den Jungen, strich ihm immer wieder durch seine nassen Haare.
Ich war schuld...
Ich konnte ihn nicht aufhalten...
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Hi, Leute^^
Normalerweise mache ich keine Autorenkommentare, da ich sowas nicht so mag. Aber dieses Mal schon, wie ihr seht^^.
Ich bin auch nicht so ein Fan von Sichtenwechsel, aber ich wollte mal etwas über Ylva schreiben, auch, was danach passiert ist.
Und ich wollte euch mal danke sagen❤️
Dieses Buch ist mir wirklich wichtig, und es freut mich, dass ich ziemlich gutes Feedback zurückbekomme.
Falls ihr irgendwas zu kritisieren findet, teilt es mir auch gerne mit, ich werde es berücksichtigen^^
~Hannah
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top