6.
Ein paar Tage später hörte ich wieder mal von Yuuki. Oder eher von einem Mädchen, dass in das in der Nähe liegende Krankenhaus eingebrochen und eine schwerverletzte mit sich genommen hatte. Dem Nachrichtensprecher zufolge hätte diese Person noch gerettet werden können, hätte die Täterin sie nicht entführt. Ich dachte an die letzte Nacht zurück und hatte den starken Verdacht, dass Yuuki und die Täterin ein und dieselbe Person waren. Das machte mich zum Mittäter.
Ich habs dir doch gesagt!, meinte meine innere Stimme. Dieses Mädchen macht dir Probleme!
Ich ignorierte sie. So wie immer.
"Schon merkwürdig, dass ein Mensch sowas tun kann. ", meine meine Mutter. " Diese Menschen müssten doch auch ein Gewissen haben!" Sie schüttelte den Kopf und fing an, den Tisch abzuräumen.
" Mmh..." Unkommentiert stand ich auf, schnappte mir einen Apfel und stieg die Treppen zu meinem Zimmer hoch.
"Siles, du musst dich beeilen, wenn du die Bahn noch erwischen willst!", rief meine Mutter mir hinterher.
" Ja, habs verstanden!" Mit einem Blick auf die Uhr nahm ich meine Schultasche und machte kehrt, die Treppe wieder runter, zu meinen Sportschuhen und zu meiner Jacke.
" Komme heute dann wieder etwas später!" Ich streckte den Kopf zur Küche rein, wo meine Mutter sich gerade dran machte, das Geschirr in die Geschirrspülmaschine einzuräumen. Sie hatte ihr blondes Haar zu einem Dutt hochgesteckt, allerdings hingen ihr die Haare zum Teil in riesigen Strähnen heraus, sodass es ein wenig verrückt aussah. " Okay. ", schnaufte sie, " Gut, dass du mir Bescheid sagst."
"Mach ich doch immer. Tschüss."
Damit machte ich die Tür hinter mir auf und schlenderte los, um noch die Bahn zu erwischen.
In der Schule war ich ein so ziemlicher Einzelgänger, muss ich sagen. Ich blieb für mich, hatte und gehörte zu keinen Cliquen und ne Freundin war auch nicht in Sicht. Was mich bisher kein bisschen gestört hatte. Auch jetzt lief ich einfach an den sich gegenseitig beschlabbernden Paaren vorbei und trat in meinen Klassenraum. Nicht besonderes, mir fiel das alltägliche Bild ins Auge : die blondierten, hässlich geschminkten Tussen,die in einer Gruppe standen und über Nagellack diskutierten, die paar Emos, die ganz hinten heavy Metall hörten, die typischen Sportler und Schwarms der meisten Mädchen, die wahrscheinlich gerade über ihr Fitnessstudio redeten und zuletzt noch die Streber ganz vorn, die die Nase in ihre Schulbücher steckten und wahrscheinlich dem Stoff wiederholten. Kann jetzt jemand nachvollziehen, weshalb ich lieber für mich blieb? Nein? Dann denkt mal drüber nach.
Ich lief zu meinem Platz hinten links neben dem Fenster. Gleich hinter mir war auch der Lehrer mit reingekommen, sodass der Unterricht unter großem Protest der Tussen und Sportler beginnen konnte. Geschichte. Nicht mein Ding.
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