44.

Der werte Präsident hielt überhaupt nichts von unseren Plänen.

"Drei Kinder sollen für den Schutz der Zivilisten zuständig sein?", rief er ungläubig. "Das kann nicht ihr Ernst sein! Sie sollten sich lieber selbst in den Schutz der Bunker begeben und auf weitere Kommandos warten!" 

Ich betrachtete ihn. Er war ein kleiner Mann, reichte mir nicht mal bis zum Haaransatz.  Seine blauen,  eiskalten Augen erinnerten mich an die von James Bond und seine Frisur auch, obwohl er tiefschwarze Haare hatte und einen etwas dunkleren Teint. Genauso wie die meisten Menschen hier. Wir mit unserer hellen Haut und besonders ich mit meinen extrem hellen Haaren erregten Aufmerksamkeit. Ich wusste nur nicht, ob das gut oder schlecht war. 

"Sir, diese Kinder haben schon eine Menge erlebt und es steckt mehr in ihnen, als Sie vielleicht denken.", versuchte Doktor Reinhardt es mit seinen Überredungskünsten.  "Dieser Mann hier und ich treten übrigens auch ihrer Armee bei, wenn sie nichts dagegen hätten."

Der Präsident, dessen Namen ich nicht wusste, sah zu seinen Offizieren und schien nachzudenken. "Gut, Sie sind volljährig, und solange sie sich den Befehlen der Offizieren beugen und mit einer Schusswaffe umgehen können, hab ich nichts dagegen. Aber diese Kinder gehören in die Bunker. Zudem das eine Mädchen da auch noch verletzt ist."

Yuuki sah ihn entnervt an, schwieg aber. Tommy sah hilflos zu seinem Vater und wollte hervortreten, doch der Präsident hatte sich schon umgedreht und an seine Armee gewandt. Während er ihnen die Situation erklärte, beugte sich Doktor Reinhardt zu uns und sagte: "Ihr seht, der Präsident hat was dagegen. Ich kann leider nichts dagegen ausrichten und mir selbst behagt es ja auch selbst nicht, euch da draußen herumlaufen zu lassen, während die Versuchspersonen frei herumlaufen und  alles drunter und drüber geht. Vielleicht könntet ihr euch wirklich in die Bunker begeben, mir selbst würde dabei deutlich das Herz leichter werden."

Tommys Gesichtsausdruck wurde düster. "Ich möchte aber auch was machen!"

"Das sagst du jetzt, aber wenn dann erstmal das Blut fließt, überlegst du es dir ganz schnell wieder. Glaub mir, kleiner Mann." Doktor Reinhardt fuhr durch die Haare seines Sohnes und ganz kurz konnte ich einen Ausdruck innerer Zerissenheit in seinen Augen erkennen. Schmerz. Angst.

"Nein, tue ich nicht! Es war mein Plan, also werde ich auch was machen!", blieb Tommy trotzig. Er griff nach Yuukis Hand und schien sie um Hilfe anzubetteln, doch diese blickte einfach zur Seite und schien weit weg in Gedanken zu sein. Also sah er zu mir. Oh, verdammt.

"Tommy..." Ich beugte mich zu ihm runter. "Es war dein Plan, da hast du recht. Wir können ja auch durch die Straßen laufen und alle Menschen in die Bunker bringen. Aber wenn es dann losgeht, müssen wir in den Bunkern sein. Ich möchte nicht dabei zusehen, wie Menschen sterben."

Doktor Reinhardt sah mich dankbar an. "Das wäre eine Idee...." Er wurde durch die lauten Rufe einiger Soldaten unterbrochen. 

Erschrocken drehten wir uns um und sahen in die Richtung, in die sie mit den Fingern deuteten.  Wir befanden uns auf riesigen Mauer, deren Ende von unserem Standpunkt aus nicht zu sehen war. Unter uns befand sich die Stadt Astana, deren Gebäude im aufgehendem Sonnenlicht aufleuchteten und Schatten warfen. Ein lauer Wind wehte um unsere Ohren. Und da unten, zwischen den Gebäuden konnten wir leichte Punkte erkennen, welche in Panik mit den Armen wedelten und schrien.

Doktor Reinhardt stand abrupt auf. "Geht! Sofort!"

"Aber-"

"GEHT!" Er blickte uns aufgebracht an und deutete auf den Aufzug, der uns wieder auf den Boden bringen würde. Tommy brach in Tränen aus. Yuuki nahm ihn an seiner Hand, blickte mich an und rannte los. Ich folgte ihr. Es ging los.

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