42.


Wir blieben also zurück. Wir, das waren Yuuki und ich. Allein. Und zu Tode gelangweilt.

"Warum durften nur Zero und Tommy zu diesem verkackten Präsidenten?", murrte Yuuki. "Wär doch logischer gewesen, wenn ich gegangen wäre. Meine Hand und mein Fuß- ist doch perfekt zum Überzeugen."

"Ich bezweifle, dass sie  gerade dich da hereingelassen hätten.", hielt ich dagegen, "Du siehst wie ein Krankheitserreger höchstpersönlich aus."

Sie blitzte mich an. "Na danke aber auch."

Ich stand auf. "Übrigens. Wir sollten deinen Verband mal wieder wechseln. Ich gehe das Verbandszeug holen."

"Brauchst du nicht. Zero hat es schon erledigt."

Autsch. Jetzt wurde ich also schon ersetzt.  Schweigend setzte ich mich wieder auf die Liege. 

Yuuki bemerkte meinen verletzten Blick und schnaubte. "Komm schon, du bist nicht mein Kindermädchen."

"Aber Zero ist es?", murmelte ich. 

Sie rollte mit den Augen. "Nein! Ich dachte, wir hätten das schon geregelt, Siles. Er war meine Krankenschwester und-"

"- Nicht schon wieder dieselbe Leier. Streng mal dein Gehirn ein bisschen an und bring ne neue Ausrede heraus, um nicht mit mir zusammen zu sein.", unterbrach ich sie. 

"Warum sollte ich nicht mit dir zusammen sein wollen?"

"Sag du es mir." Ich stand auf und wollte gehen. Nicht nochmal einen Streit. Darauf hatte ich jetzt wirklich keinen Bock. Aber Yuuki hielt mich am Arm zurück. 

"Siles." Ihre Augen bohrten sich in meine. "Bist du so eifersüchtig auf Zero, dass du nicht das Offensichtliche siehst?"

Eifersüchtig? Auf Zero? Was laberte sie da? 

"Ich bin doch nicht eifersüchtig!", begehrte ich auf. "Ich-"

"Doch Siles, bist du. Du liebst mich so sehr, dass du mich keinem anderen überlassen willst. Aber dabei vergisst du eine Sache: Ich bin nicht dein Besitz."

Ich wurde rot und sah weg. Nach einer Weile flüsterte ich: "Ist es so schlimm?"

Sie schloss die Augen. "Du benimmst dich wie ein pubertierendes Schwein, ja, es ist so schlimm."

Wir schwiegen. Ich wandte den Kopf wieder zu ihr und strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht.  

"Es tut mir Leid. Mal wieder. Ich bin so ein Arschloch." 

Sie lachte. "Das trifft es. Du bist ein Arschloch, Siles." 

Auf meinen niedergeschlagenen Blick hin boxte sie mir gegen die Schulter. "Komm schon, du Genie, denk mal drüber nach. Mit Zeros Hilfe könnte ich all das hier irgendwann loswerden." 

Sie hob ihr T-shirt leicht an. Meine Augen weiteten sich. Auf der sehr blassen Haut hoben sich rote Striemen ab, welche quer über ihren ganzen Bauch gingen. 

"Auf dem Rücken siehts genauso aus." Mit Tränen in den Augen ließ sie ihr T-Shirt wieder fallen. Dann blinzelte sie ein paar Mal und die harte Miene kehrte zurück.  "Du verstehst doch, kein Mädchen möchte jemals damit gesehen werden. Vorallem nicht von dem, der ihr sehr viel bedeutet"

"Warum zeigst du es dann mir?", fragte ich geschockt.

"Weil du mir sehr viel bedeutest." Sie zuckte mit den Schultern. "Ergibt keinen Sinn, ich weiß." Damit wandte sie sich ab und blickte in die karge Wüste hinaus.  

Ich starrte sie eine Weile an. Dann umarmte ich sie von hinten. Sie verspannte sich. "Siles?"

"Du weißt gar nicht, wie glücklich ich gerade bin."  

-

Nach einer Weile sagte ich: "Ich hasse ParaSyc für das, was sie dir und anderen Menschen angetan haben."

"Du wiederholst dich."

"Ich weiß. Ich kann es nicht oft genug sagen." 

Sie rollte mit den Augen, löste sich aus meiner Umarmung und lief zurück in die Quarantäne zu Vincent. Mit einem Grinsen stellte sie ihn an. 

Ich lachte, und setzte mich neben ihr. "Vielleicht sollten wir auch mal was tun, oder? Wie wärs, wenn wir einen Plan B austüfteln?"

"Nö. Keine Lust. Tommy und Zero werdens schon hinbekommen." Unmotiviert gähnte Yuuki. Dann krümmte sie sich zusammen. Sie zitterte am ganzen Körper, der Mund war zum Schrei geöffnet. 

Erschrocken sprang ich zu ihr. "Yuuki? Was ist los?"

Sie schloss die Augen und verzog ihr Gesicht schmerzerfüllt. Einen Augenblick später und sie entspannte sich wieder allmählich.

"Oh verdammt, wie ich es hasse!", brüllte sie, als sie wieder ganz normal wurde. "Ich hasse es, im Sterbejahr zu sein, ich hasse es so sehr!"Dann brach sie in Tränen aus.  Sofort war ich da und nahm sie in den Arm. Sie krallte sich an mein T-shirt und schrie und weinte, und ich selbst saß da, starrte die Wand vor mir an und merkte, wie mein Inneres sich in Eis verwandelte. 

Irgendwann schloss Yuuki erschöpft die Augen. "Was würde ich doch alles tun, um endlich alles enden zu lassen."




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