37.
"Ich hoffe wirklich, dass Tommy und Zac das auch auf die Reihe kriegen."
Ich blickte zu Yuuki, die neben mir im Schatten hockte und wie eine Katze auf der Lauer lag. Ihre lose Hand hielt sie mit einem Verband nahe an ihrem Körper, damit diese sie nicht irgendwie behindern konnte. Ihre Augen waren wachsam auf den LKW vor uns gerichtet.
Leise lugte ich hinter der Wandecke hervor. "Das schaffen sie schon."
"Wenn ich da so an Zac denke, bekomme ich starke Zweifel. Vielleicht stirbt er Tommy genau dann weg, wenn sie fliehen."
Ich rollte mit den Augen. "Sei nicht so pessimistisch Yuuki."
Sie schlug mir mit der anderen Hand gegen das Bein. "Ich bin nicht pessimistisch, ich bin realistisch."
"Das sagen sie alle."
"Ach halt die Fresse." Sie rutschte unruhig auf dem Boden herum. "Bist du sicher, dass die Kameras ausgeschaltet sind?"
Beruhigend sah ich ihr in die Augen. Sie blickte unschlüssig zurück. "Ich war vorhin noch im Kontrollraum und habe sie Schachmatt gesetzt, Yuuki. Beruhig dich."
Sie blickte weg und strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr. "Ich hasse Leute, die überhaupt keine Gefühle zeigen, wenn sie welche zeigen sollten.", grummelte sie.
Ich schüttelte einfach nur den Kopf und konzentrierte mich wieder auf unsere Freikarte nach Kasachstan. Der Fahrer sollte in wenigen Minuten kommen. Bis dahin mussten wir uns bereits im Inneren des LKWs aufhalten.
"Kannst du rennen?", wandte ich mich wieder an meine Freundin.
Yuuki verzog verächtlich ihr Gesicht. "Mein Zeh ist tot, nicht mein ganzer Fuß."
"Aber du humpelst."
"Du weißt gar nicht, wie eklig sich das anfühlt."
Ich nahm ihre Hand in meine. "Na dann, lauf!"
Und wir liefen. So schnell wie möglich, mit klopfendem Herzen und der Angst, entdeckt zu werden. Unsere Schritten hallten viel zu laut in der Lagerhalle. Die Kameras sirrten da rum, was mich schneller laufen ließ. Es war viel zu riskant. Vielleicht hatte mich jemand gesehen. David oder irgendein Pfleger. Vielleicht befanden sie sich bereits im Kontrollraum und beobachteten uns.
Wir umrundeten den LKW, öffneten die Türen und sprangen in den Hinterraum. Er war voller Kisten.
"Komm!" Yuuki sprang hinter einer besonders riesigen und zog mich mit sich. Dann verschnauften wir.
"Ew." Sie bewegte ihren Fuß und schüttelte sich. "Ich hasse es, im Sterbejahr zu sein."
Dass sie ihre Todesursache so leichtfertig aussprach, tat mit im Herzen weh. Sie sollte damit nicht so gleichgültig umgehen.
Soll sie etwa rumheulen und depressiv werden?
Nein. Das nicht... Langsam schüttelte ich den Kopf und bemerkte, wie Yuuki mich ansah. Oder eher fixierte.
"Ist etwas?", fragte ich beunruhigt.
Sie beugte sich vor, kam immer näher, die Augen auf mich gerichtet. "Yuuki?"
Sie befand sich jetzt direkt vor mir. Meine Augen wanderten zu ihren Lippen und mir wurde heiß. Verdammt, was hatte sie vor?
Als sie meinen Blick bemerkte, verzogen sich ihre Lippen zu einem verwegenen Lächeln.
"Siles?" Ihr Flüstern jagte mir eine Gänsehaut über den Körper. "Ist dir mal aufgefallen, dass deine Augen immer die Farbe wechseln?"
"Nein..?" flüsterte ich zurück. Ihre Augen faszinierten mich mehr. So eine undefinierbare Mischung aus grün und blau... und ein bisschen grau.
"Jetzt sind sie gerade blau. Ein wunderschönes blau."
Ich hielt die Luft an und näherte mich ihr. "Und? Wechseln sie gerade?" Meine Stimme klang rau und verführerisch. Wer hätte gedacht, dass ich sowas drauf hatte?
Du klingst wie eine heisere Hexe, die demnächst krepieren wird. Darauf bist du stolz?
Yuuki wurde rot, lächelte aber immer noch. "Nein... sie bleiben bei der Farbe blau." Damit streckte sie die Hand aus und fuhr mir durch die Haare. Langsam, leicht... Ich schloss die Augen und küsste sie.
Sie stockte, lächelte und erwiderte den Kuss.
Und jetzt kommt der Fahrer und erwischt euch.
Ich schlug erschrocken die Augen auf. Ach verdammt, Klaus hatte recht.
"Yuuki."
"MMh...?"
"Wir sollten das nicht hier tun. Der Fahrer könnte uns erwischen und dann stecken wir ganz tief in der Scheiße."
Sie zog sich zurück und blickte zur Tür. "Wer ist denn jetzt pessimistisch?"
Ich rückte zu ihr und legte den Arm um sie. "Ich dachte, es wäre realistisch?"
Sie rollte mit den Augen und lehnte dann ihren Kopf an mich. Dann schwiegen wir.
Kurze Zeit später erschien der Fahrer, ein bärtiger Typ mit riesigen, zusammengewachsenen Augenbrauen und Zigarette im Mundwinkel. Er murmelte etwas, als er die Tür des Lagerraums schloss und vorne auf den Fahrerplatz stieg. Der LKW gab ein paar Geräusche von sich, als unser Fahrer den Schlüssel drehte und startete. Dann bemerkten wir, wie sich der LKW in Bewegung setzte. In Richtung Kasachstan.
"Los gehts.", hörte ich Yuuki wispern. Ihre Augen glänzten vor Tatendrang und Freude.
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Hey :) Ich hoffe, der Teil gefällt euch. Mal ein bisschen mehr Liebe und so rein gebracht xD Wenn Kritik oder Wünsche, schreibt es in die Kommentare! Wenn nicht, votet oder lächelt einfach. Ach, ehe ich es vergesse: Einfach nur Danke, wir haben bereits die 3k geknackt! Dankö, hab euch lieb und so. Ihr wisst schon :)
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