34.

Tommy machte uns die Tür auf. Er hatte eine gefasste Miene aufgesetzt, aber seine Augen waren von Angst durchzogen. Ich konnte mir schon denken warum.
"Yuuki, Siles, ihr kleinen Pisser!", rief Zac wutentbrannt aus der Wohnung.  "Was für ne Scheiße habt ihr denn bitte wieder angerichtet?"
Yuuki sah mich panisch an, ich schluckte und wir gingen an Tommy vorbei in die Wohnung. Mir wurde schwindelig, als ich zwei Polizisten auf der Couch sitzen sah. Der eine sah mich beinahe mitleidig an, der andere hingegen trotzte vor Verächtlichkeit.
"Was wird uns denn vorgeworfen?", mimte ich den Unschuldigen.
"Mord. Vierfacher Mord innerhalb von drei Wochen.", meinte der Verächtliche.
"Gibt es Beweise?", fragte Yuuki.
"Videoaufnahmen und Zeugenaussagen. Die gibt es, allerdings." 
Der Mitleidige stand auf und holte seine Handschellen hervor. "Ihr werdet festgenommen, ebenso wie der große da, da er als Mitschuldiger gilt. Der kleine wird wohl oder übel  in eine Pflegefamilie gesteckt werden. Der Arme."
Meine Freundin neben mir ballte die Hände zu Fäusten und blitzte die Polizei stinkwütend an. Ich spürte, wie die Temperatur wieder anfing zu steigen. "Yuuki, nein!", flüsterte ich ihr zu und brachte sie damit aus dem Konzept.  Es wurde wieder kühler.
"Wir kommen mit, aber wir verlangen einen Anwalt." Ich hatte keine Ahnung, wie das alles ablief, aber in den Filmen wurde immer das Wort "Anwalt" gesagt, also konnte es wohl nicht falsch sein, nach einem zu verlangen.
Der Verächtliche nickte ruckartig, ehe er uns die Arme auf den Rücken legte und abführte. 

-

"Einen Anwalt,  mmh?" Zac lehnte am der kalten Wand und hatte die Augen geschlossen.
Wir befanden uns in einer Zelle. Vorübergehend. Bis wir vors Gericht treten sollten und wohl ins richtige Gefängnis kommen würden.  Yuuki und ich ins Jugendgefängnis,   Zac in ein richtiges... und Tommy wohl... ich hatte keine Ahnung, wo sie Tommy hinstecken würden. Pflegefamilie.
Ich blickte zu ihm. Er starrte schweigend auf seine Füße und schien nachzudenken. 
" Was habt ihr gemacht?", fragte Zac nochmal.
" Yuuki hat drei Typen in die Luft gejagt."
Zac stöhnte.
" Halt die Fresse, Zac.", murrte Yuuki.
"Dank euch werde ich meinen letzten Monat im Knast verbringen." , zischte er zurück. " Da darf ich euch noch so lange nerven, wie ich will."
Das Klacken eines Steines ließ uns zu Tommy blicken.
"Wir werden nicht im Gefängnis  landen.", stellte  dieser fest.
" Warum nicht?", fragte Yuuki nach einer Weile.
" Weil ParaSyc uns dann nicht mehr im Blick hätte. Diese Organisation  basiert fast nur auf Kontrolle. Gibt es einen Faktor - wir- der sich ihrer Kontrolle  entzieht, bekommt sie Panik. Wie man ja auch so schön bei Yuuki und uns gesehen hat."
Ich blickte nachdenklich auf den kleinen Jungen, und fragte mich, wie wir ihn nie in unsere Überlegungen  einweihen konnten.  Der Kleine war genial.
" Erzähl weiter, Tommy.", forderte ich ihn auf.
Er sah kurz auf. Seine Augen glänzten vor Freude. " Ich denke, dass ParaSyc  auftauchen  und uns vor dem Gefängnis  bewahren wird. Sie werden uns in ihre eigenen Sachen stecken,  also äh, Psychiatrien oder so.  Damit sie uns im Blick haben.  Immerhin besteht immer noch die Chance, dass uns jemand glauben würde, irgendjemand im Gefängnis. Bei ihnen eher weniger.  Außerdem..." Er spielte mit einem Kieselstein. "Brauchen sie uns lebend... glaub ich. Für was auch immer. Und gesund.  Ansonsten hätten die uns ja gleich am Anfang getötet, oder nicht."
Auch wenn die Gedanken von Tommy  relativ wirr waren und von einem zum anderen sprangen, konnte ich ihn verstehen.  Es klang plausibel. Und logisch.
" Dann werde ich also den Rest meines Lebens in einer Psychiatrie verbringen? Toll." Zac sah noch frustrierter aus. " Im Gefängnis  hätte ich mir ja noch vielleicht nen Drogendealer besorgen können aber bei ParaSyc..." 
"Die große Gefahr besteht ja eigentlich darin, dass wir getrennt  werden.", führte ich Tommy' s Gedanken weiter. " Allein können wir noch weniger ausrichten, als jetzt schon. Da Yuuki  und ich gleich alt sind, werden wir zusammenbleiben.  Aber du, Zac, wärst alleine, ebenso wie Tommy."
Der Kleine nickte. "Genau."
Ich dachte angestrengt nach. "Wenn wir also wirklich  in die Anstalt von ParaSyc gesteckt werden... wir sollten versuchen, da wegzukommen und uns zu finden."
" Warum reisen wir nicht gleich nach Kasachstan?" , ließ sich Yuuki genervt vernehmen. " Das ist genauso unmöglich."
Ich blickte sie an. Kasachstan. Lastwagen. Xenol. Klick. Kurzschluss.
"Ist es nicht. Der Lastwagen mit dem Xenol  befindet sich immer noch bei ParaSyc. Er ist noch nicht losgefahren  oder so. Wenn wir es schaffen, unbemerkt da mitzufahren..."
" Is klar, Siles, weil das ja auch so einfach ist."
Ich blickte sie genervt an. " Hör auf, alles so pessimistisch  zu sehen."
" Ich bin Realist. Zac ist ein Krüppel, er kann weder die Arme noch die Beine benutzen und ist in einem Monat tot. Tommy ist acht, Siles. Acht."
" Fast neun."
Yuuki achtete nicht auf den Kommentar von Tommy und redete weiter. " Und wir sind siebzehn. Ich hab keine Hand mehr und brauche dringend Xenol, wenn ich dich nicht gleich zerfleischen  möchte. Und du- du bist einfach ein normaler Junge und hast deine Eltern zudem bei ParaSyc. Du magst sie im Moment zwar hassen, aber sie sind deine Eltern und sie haben die Macht, dich zurückzuhalten. Das alles ist nur irgendein Bullshit, zusammengesponnen von ein paar Verrückten!"
" Aber es ist unsere letzte Hoffnung!", stellte ich fest.
Yuukis Miene  wurde hart. " Ja, das ist sie wohl."
Wir schwiegen.
"Also soweit ich das jetzt verstanden habe..." , meinte Zac dann leise, " gibt es einen Lastwagen, der nach Kasachstan fährt. Wir wollen einen Fick auf alles geben und einfach  mitfahren. Sicher, dass es genug Lastwagen für uns gibt?"
Ich nickte.
Zac stieß die Luft aus.  " Sicher, dass die alle nach Kasachstan fahren?"
Ich nickte. Und hoffte.
" Sicher, dass die alle zum selben Punkt fahren?"
" Ja."
" Dann lasst es uns wagen."




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