30.

Die rothaarige vom letzten Mal war durch eine strenge schwarzhaarige Oma ersetzt worden, als wir an der Rezeption vorbei liefen. Ihre Adleraugen verfolgten uns misstrauisch.

"Alte Schrulle.", murmelte ich, als sich die Aufzugtür schloss und ich mich nicht mehr so beobachtet fühlte. Yuuki schnaubte nur und drückte auf den unteren Knopf, der in das Untergeschoss führte.

Ihre Finger zitterten und ihre Augen waren geweitet. Yuuki schien sich wohl vor dem Keller zu fürchten und als ich selbst an die Leiche Martins dachte, drehte sich mir der Magen um.

"Wir schaffen das", versuchte ich sowohl ihr als auch mir Mut zu machen.

Sie antwortete nicht.

"Wir schaffen das ganz bestimmt. Ich meine, die wären bestimmt nicht so kaltherzig, dass sie Martin da liegen gelassen hätten und-"

"Siles. Halt die Klappe."

Ich machte meinen Mund zu und blickte zur Seite, nur nicht zu Yuuki. Es war echt verdammt schwer, jemanden helfen zu wollen, der sich nicht helfen lassen wollte.

Es plingte und die Tür öffnete sich. Yuuki sah mich kurz an und ging los. Ich folgte ihr, den Lichtschalter im Blick. Sowas wie letztes Mal mit Tommy wollte ich nicht nochmal erleben. Das war echt gruselig gewesen.

Der Lichtschalter fühlte sich eigenartigerweise warm an, als ich ihn betätigte. Oder jedenfalls hätte er kälter sein sollen, wenn man bedachte, dass er sich hier unter der Erde befand und es keine Heizung oder dergleichen gab.

Siles, du denkst wieder Bullshit.

Ich lächelte flüchtig, als ich Klaus Anwesenheit bemerkte und lief wieder hinter Yuuki her. Sie machte einen großen Bogen um die noch sichtbare Blutlache und musste wohl an sich halten, nicht zu kotzen. Jedenfalls hoffte ich das, denn genauso ging es mir.

Plötzlich blieb sie stehen. "Ist was?", rief ich ihr entgegen. Ich bekam es mit der Angst zu tun und beeilte mich, zu ihr aufzuholen. Sie blickte mich komisch an, ehe sie fragte: "Was hatte der Hockeyschläger hier zu tun?"

Ich verstand sofort und beruhigte mich. "Keine Ahnung. Vielleicht hatte der frühere Besitzer eine Faible für Hockey?"

Sie schüttelte den Kopf. "Das ist dumm. Dann hätte er den Schläger doch nicht hier liegen lassen. Im Krankenhaus zudem."

Wir liefen weiter. "Du denkst also, dass jemand den Schläger dort absichtlich platziert hatte? Es könnte doch einfach auch sein, dass der Raum, in dem wir waren, als Abstellkammer gedient hatte. Immerhin war da auch ein Bett oder dergleichen."

"Mmh. Ich glaube nicht. Aber egal." Sie lief wieder vorraus und ich ließ mich zurückfallen, um genauer darüber nachzudenken. Yuuki hatte irgendwie recht, es war äußerst unwahrscheinlich, dass gerade in einem Krankenhaus ein Hockeyschläger zu finden war.

"Siles?", riss mich Yuuki aus meinen Gedanken.

"Ja?"

"Wir haben ein Problem." Ihre Stimme hatte einen panischen Unterton. Ich lief um die Ecke, die zum Raum mit dem vielen Xenol führte und betrat diesen. Yuuki stand mittendrin, hatte das Licht an und starrte fassungslos auf das, was sich uns darbot.

"Oh nein.", hauchte ich entsetzt.

Der ganze Raum war mit Kisten voller Xenol gefüllt gewesen. Doch jetzt lagen lediglich ein paar Pillen auf dem Boden verteilt, der Rest war verschwunden.

-

"Wir waren zu spät!" Yuuki zitterte am ganzen Körper. Ihre Beine schienen sie nicht mehr halten zu können, denn sie ließ sich auf den Boden fallen.

Ich setzte mich neben ihr und legte meine Arme um sie. Ich war wütend und entsetzt zugleich und die beiden Emotionen verstärkten sich, als Yuuki zu mir aufsah. "Was machen wir jetzt? Wir sind wieder ganz am Anfang, verdammt!" Ihre Augen füllten sich mit Tränen, die sie sich aber hastig wegwischte.

"Nein, ich glaube nicht." Entschlossen drückte ich sie enger an mich und legte meinen Kopf auf ihren Scheitel. "Immerhin hast du es hier mit einem Computergenie zu tun. Ich hab den Laptop meines Vaters schon mal gehackt, und verdammt, das werde ich noch ein weiteres Mal tun."

"Was sollte das denn bitte bringen?" Ihre Stimme bekam wieder den gewohnten scharfen Unterton.

"Androsch ist Teil von ParaSyc, schon vergessen? Er wird bestimmt irgendwo gespeichert haben, wo die Xenol- Vorräte gebracht wurden. Oh man, wir waren so dumm, Yuuki! Es war doch klar, dass ParaSyc was unternehmen würde."

Sie hievte sich wieder hoch und hielt mir zornig die Hand hin. Ich nahm sie und sie zog mich hoch. "Ich hasse sie." knurrte Yuuki. Ich drückte ihre Hand. "Da bist du nicht die einzige."






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