28.

Es klopfte. Ein Mal. Zwei Mal. Drei Mal.

Ein Knarzen ließ mich kurz die Augen aufschlagen. Es war leicht schummrig, was aber vorallem an den zugezogenen Vorhängen lag.  Yuuki stand vor mir, fuhr sich genervt durch die kurzen Haare und  lief aus der Küche. Wahrscheinlich, um nachzusehen, wer bei uns da früh morgens klopfte. 

So müde, wie ich war, fielen mir die Augen wieder zu und ich dämmerte weg. In meinem Traum stand da das Mädchen mit den blonden Haaren und grünblauen Augen. Sie lachte, hatte nicht diesen ernsten Blick in den Augen und sie drehte sich im Kreis. Ihre nackten Füße streiften über das nasse vom Morgentau durchtränkte Gras, das im Sonnenlicht leuchtete. Eine Weile stand ich nur da und beobachtete sie.  Doch dann hielt sie inne, streckte mir die Hand hin und wartete. Ihre Hand war ganz glatt, so schön, mit den langen Fingern und den gepflegten Fingernägeln.  Ich wollte sie wirklich nehmen. Ich wollte mit ihr auch so klischeehaft über das Gras gehen, lachen, glücklich sein, mit ihr. Aber ich konnte es nicht. Ich streckte zwar die Hand aus, aber sie wich plötzlich vor mir zurück, Tränen in den Augen. Und ich wusste, ich hatte sie verletzt, gebrochen. Der Boden veränderte sich, wurde in die Tiefe gezogen, bis wir über einer Schlucht standen, unter uns die tödliche Tiefe. Der Himmel hatte eine gräuliche Farbe, der Wind blies heftiger. Aber für all das hatte ich keinen Blick, ich achtete nur auf Yuuki, wie sie da stand, in ihrer schwarzen Kleidung, und dem verschlossenen Gesicht.  Ihre Lippen bewegten sich.  Ich kniff die Augen zusammen, versuchte mich auf die Worte zu konzentrieren, die schwer verständlich waren, da der Wind mir um die Ohren blies und ihre Worte mit sich zu nehmen schien. Sie lächelte. Bitter. Ich bekam Panik. Ich hatte ihre Worte nicht verstanden!  Sie nickte,  und ich sah, wie sie mit ihren Lippen immer wieder dieselben Worte formte, während sie immer tiefer sank. Und endlich, endlich, konnte ich die Worte hören.  Ihr Blick wurde schmerzerfüllter, die Tränen fingen wieder an zu fließen. "Du hättest mich retten können" Damit fiel sie. 

Schreiend wachte ich auf. Ich japste und klammerte mich an die Stuhllehne. Alter, dieser Traum!  Er war anders als die vorigen gewesen, schlimmer, seltsamer. 

Ein Schnarchen beruhigte meinen Herzschlag. Vor mir lag quer über die Tischplatte Zac, die fettigen Haare offen über seine Schultern. Der Typ sollte sich dringend mal waschen. Selbst von meinem Standpunkt aus konnte ich den Geruch riechen, den er ausströmte. Komischerweise hielt Tommy es in seiner Nähe aus, der Kleine war irgendwie zu Zacs Kuscheltier geworden und wurde von den muskulösen Armen gedrückt. Hätte ich ein Handy gehabt, hätte ich ein Foto gemacht und es ihm später unter die Nase gehalten.

"Yuuki?", rief ich. Es klapperte. Müde rieb ich mir die Augen und blickte mich um.  Sie stand am Herd, versuchte sich wohl gerade Rührei zu machen oder dergleichen.

Ich stand auf und trat zu ihr. Meine Erleichterung schien mir im Gesicht geschrieben zu sein, denn sie sagte: "Alptraum? Du hast geschrien. Muss wohl schlimm gewesen sein."

"Könnte man so sagen." 

Sie blickte mich kurz an und konzentrierte sich wieder auf die Pfanne.  "Was ist darin passiert?"

Ich hielt inne. "Nichts besonderes." 

"Mmh." 

Ich griff über sie hinweg zur Kaffeedose. Sie rümpfte die Nase. "Du stinkst."

Peinlich berührt ging ich wieder auf Abstand. "Tut mir Leid." 

Stille. Ich  machte mir neben ihr einen Kaffee, ging damit wieder zum Küchentisch und gähnte.

"Wer war an der Tür?"

Sie zuckte mit den Schultern. "Irgendson Typ, der das Bedürfnis hatte, uns zu drohen. Er meinte, er wüsste, wer wir seien und dass er Geld dafür verlange, dass er uns nicht an die Polizei verpfeife. Ich hasse den deutschen Konjunktiv. Das klingt immer so falsch."

"Was hast du darauf gemacht?"

"Ich hab ihm gesagt, dass er es gerne versuchen könne. Aber auf die Gefahr hin, dass ihm bald ein Unfall passieren könnte, wenn er es täte."

Ich hatte meinen Kaffee ausgetrunken und stand wieder auf. "Okay. Ich geh duschen.  Lass mir vom Rührei was übrig."

"Träum weiter."





Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top