24.
Nach gefühlten Stunden des sinnlosen Herumstarrens auf dem Küchentisch, stand ich schließlich auf. Die Tischdecke mit ihrer karierten Dekoration ging mir auf den Sack, ebenso wie diese herunter hängende Lampe, an die ich stieß, sobald ich mich aufrichtete. Ich fragte mich, was Zac sich dabei nur gedacht hatte. Er, mit seinen fast 1,90 Metern. Die Einzigen, die mit dieser Lampe überhaupt kein Problem zu haben schienen, waren Yuuki und Tommy. Tommy. Tommy.
Ach, da war ja noch jemand.
Ich nahm mir ein Glas und ging zum Wasserhahn, um es mit Wasser aufzufüllen. Auf halber Strecke blieb ich stehen, drehte mit Blick auf die angefangene Bierdose um und nahm einen großen Schluck aus eben dieser.
Ich musste mich jetzt von den Geschehnissen ablenken, und eine sehr gute Methode dafür war Alkohol. Hoffte ich jedenfalls.
Während ich zur Schlafzimmertür ging, nahm ich noch einen Schluck. Mein Hals brannte, mein Magen ebenfalls und bei meinen Augen war ich mir nicht sicher, ob das Brennen tatsächlich vom Alkohol kam.
Ich klopfte an. Als niemand antwortete, öffnete ich leise die Tür. Während all dem Chaos hatte ich immer nur an Yuuki gedacht. Yuuki
Yuuki. Yuuki Mitzuki Kyouri. Das Mädchen mit den blitzenden Augen, den verstrubelten Haaren und dem Halb- Lächeln im Mundwinkel.
Aber was war eigentlich mit Tommy?
Mit acht Jahren hatte er schon viel mehr einstecken müssen, als manch anderes Kind. Durch ein paar Erklärungen von Zac hatte ich erfahren, dass sowohl Yuuki als auch Tommy von ihren Eltern getrennt, nein, von ihren Eltern dazu gezwungen worden waren, da diese immer noch hofften, ihr Kind heil wieder zurückzubekommen.
Ich hielt inne. Vielleicht war das ja eine Lüge. Vielleicht waren die Eltern zu angewidert oder hatten zu viel Angst gehabt, ihr Kind zu behalten und hatten es deshalb den Experimenten zum Opfer gegeben? Wenn ich Zac über seine Eltern reden hörte, war immer ein verächtlicher Zug in seinem Gesicht. Wahrscheinlich war er auf denselben Gedanken gekommen, wie ich.
Mit einem Seufzen nahm ich noch einen Schluck, ehe ich die Tür leise öffnete. Im Bett regte sich etwas, jemand atmete gleichmäßig.
" Tommy? "
Keine Antwort. Ich ging langsam zum Bett rüber. Der Kleine hatte seine Decke weggestrampelt und lag nur noch im Schlafanzug da. Ich nahm die Decke und deckte ihn wieder zu. Hoffentlich bekam er nicht solche Alpträume, wie Zac sie hatte oder ich. Hatte Yuuki Alpträume?
In Gedanken versunken starrte ich auf das friedliche Gesicht. Selbst im Schlaf hatte Tommy etwas naives an sich, etwas unschuldiges. Er wirkte vollkommen harmlos. Aber wahrscheinlich sahen alle Kleinkinder im Schlaf so aus.
Ich stockte, als ich etwas nasses in seinem Gesicht sah. Es war kurz aufgeblitzt, als er sich auf die Seite drehte. Tränenspuren.
Wieder zog sich mein Herz zusammen. Der Kleine war also nicht so dumm und naiv. Er hatte alles mitbekommen. Und anders als wir, hatte er keinen Gleichaltrigen zum reden. Er war die ganze Zeit alleine mit seinem Kummer gewesen, hatte geschwiegen und weiterhin gelacht. Tommy besaß mehr Stärke, als wir alle drei zusammen.
"Na, schon wieder beim Stalken?", ertönte eine Stimme hinter mir.
Erschrocken fuhr ich herum und entdeckte Zac am Türrahmen.
Er sah die Bierdose in meiner Hand und runzelte die Stirn. "Das ist meine Dose, du Pisser."
" Halts Maul, du nervst."
Mit einem Quietschen rollte er den Rollstuhl auf mich zu. Unwillkürlich fragte ich mich, wie der mich so überraschen konnte, wo doch der Rollstuhl den Sound von kratzenden Nägeln auf einer Schiefertafel hatte. Der Alkohol. Ich schob es auf den Alkohol.
Zac war mittlerweile bei mir angekommen - er war selbst im Sitzen beinahe gleichauf mit mir- und nahm mir mit einem verächtlichen Schnauben die Dose ab. Ich leistete keinen Widerstand, zum einen, weil Zac verräterisch rote Augen hatte, zum anderen, weil Bier mir sowieso nicht schmeckte.
Mit einem Nicken zur Tür gingen wir beide aus Tommy' s Zimmer.
" Hast du Yuuki gesehen?" , brach ich die Stille.
" Yuuki? Jo. Die ist wie eine Furie an mir vorbeigerannt, kein Plan wohin." Zac nahm einen Schluck, schüttelte die Flasche und warf-als kein Plätschern mehr zu hören war- die Dose einfach durch das Fenster in den Garten. Mit einem Grunzen fuhr er zum Kühlschrank und holte eine zweite Dose hervor.
" Ich kapier nicht, was ihr alle habt. Klar, der Kerl- Martin?- ist durch uns gestorben, aber mal ehrlich, der Wixer hatte es verdient.", fing Zac an, zu reden.
" Niemand hat es verdient, zu sterben."
"Sag das nochmal, wenn diese Hurensöhne dir deine Familie und Freunde wegnehmen!" Zac war lauter geworden und knallte die Dose wütend auf den Tisch.
Ich schwieg.
"Wegen ihnen hab ich meine Liebe verloren. Wegen ihnen hab ich nur noch ein paar Monate zu leben. Wegen ihnen sterben tausende Menschen. Jetzt sag mir nochmal, sie hätten es nicht verdient." Zac lehnte sich an die Lehne seines Stuhls und legte seinen Arm über die Augen. " Wenn es nach mir ginge, würde ParaSyc für immer in der Hölle schmoren. "
Hey Ho :D Liv is back. Eine Frage: Welche Person mögt ihr am meisten? : D Oder welche findet ihr am interessantesten?
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