21.
Es war die Stille, die mich am meisten beunruhigte, als ich so leise wie möglich die Haustür öffnete. Ich wollte mich erst noch umziehen, ehe ich meiner Mutter und Androsch entgegentrat. Irgendwas sagte mir dass Blutflecken nicht gerade gut ankommen würden.
Aber so leise es in der Wohnung war, schien es so, als würden meine Eltern entweder noch schlafen oder bei der Arbeit sein. Ich hoffte es jedenfalls.
Erleichtert stieg ich die Treppen hoch und ging in mein Zimmer. Das T-shirt wie auch die Jeans landeten im Müll, der Rest in die Wäsche. Ohne hinzusehen zog ich mir einfach die erstbesten Klamotten aus meinem Schrank und zog sie an.
Ein Klopfen ließ mich erstarren.
" Siles? "
Pech gehabt, was?
Kannst du laut sagen. Mit einem Räuspern öffnete ich die Tür. Meine Mutter stand vor mir, die weißblonden Haare vollkommen durchwuschelt, die Augen gerötet.
"Wo warst du gestern Nacht?", fragte sie ruhig. Die dumpfe Enttäuschung in ihrer Haltung und Stimme gab mir einen Stich ins Herz.
"Es tut mir Leid, okay?"
" Leid? Du hast mich - uns angelogen, und wäre das noch nicht schlimm genug, hast du dich nicht mal gemeldet. Letzte Chance, Siles. Sag mir die Wahrheit."
Mit diesen Worten ging sie an mir vorbei in mein Zimmer und sah mich abwartend an.
"Laurel?" , hörte ich Androsch, der kurz darauf ebenfalls in meinem Zimmer erschien, die Brille falsch auf der Nase sitzend und im Bademantel.
"Ah, da ist er ja." Androsch zwinkerte mir zu. Als er an mir vorbeiging, legte er mir die Hand auf die Schulter und sagte leise, sodass nur ich es verstehen konnte: " Ich hoffe, die Party hat sich gelohnt."
Verwirrt blickte ich ihn an. Party?
" Also?", fragte meine Mutter.
Ich kam mir wie in einem Verhör vor. Meine Eltern vor mir, die Arme verschränkt, ich ihnen gegenüber, das Opfer.
Ach wie gut es sich anfühlt, dass du dich selbst als Opfer bezeichnest.
"Ich war auf ner Party."
Mama zog eine Augenbraue hoch. " Eine Party. "
Androsch nickte wissend. " Ich habs dir doch gesagt, Laurel. Kein Grund, die Polizei einzuschalten."
Entsetzt sah ich sie an. " Du hast die Polizei verständigt?!"
"Warum nicht. Mein Sohn ist verschwunden und nicht wieder aufgetaucht. Aber diese Polizisten meinten, ich solle noch zwei Tage warten." Mama stand auf und wischte sich imaginären Staub vom Rock. "Da du ja nun wieder da bist, hat sich ja alles erledigt... " Sie kam auf mich zu und umarmte mich. Dann trat sie misstrauisch einen Schritt zurück. " Du bist erst vor kurzem zurück oder?"
Sämtliche Alarmglocken schrillten im meinem Kopf. Wenn sie schon so fragte, steckte was dahinter.
" Keine Ahnung.... warum?"
" Du stinkst nicht nach Alkohol."
Scheiße
" Hab ja auch eher wenig getrunken."
Ehe meine Mutter darauf was erwidern konnte, klopfte Androsch mir auf die Schulter. " Lass ihn doch, Laurel. Der Junge war auf ner Party und? Er stinkt nicht nach Alkohol? Ist doch gut. Hast du keine Probleme im Nachhinein. Bei mir war das mal so, dass mein Kumpel..." Damit gingen sie aus meinem Zimmer und ließen mich vollkommen erleichtert zurück. Glück gehabt.
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