19.

So saßen wir da. Gelangweilt, müde, in Gedanken vertieft. Ich beobachtete die anderen und fragte mich, woran sie wohl dachten. Yuuki wahrscheinlich wieder an die Szene im Keller. Sie hatte die Stirn gerunzelt und die Finger ineinander verenkt. Anders konnte man das Gebilde aus Fingern nicht beschreiben. Tommy neben mir dachte wahrscheinlich an gar nichts, höchstens vielleicht an den Cheeseburger, den er nicht bekommen hatte. Und Zac? Schwer zu sagen. Ich kannte den Typen ja nicht richtig. Vielleicht an den Virus in ihm, so verbittert, wie er schaute. Oder an Caira. Ich wusste es nicht.
Ich lehnte mich zurück und schaute aus dem Fenster. Schon erstaunlich, dass bisher kein Kontrolleur vorbeigekommen war. Wir hatten nicht die Zeit und Lust gehabt, uns Fahrkarten zu kaufen.
"Wir müssen die nächste Station aussteigen", sagte Zac.
"Okay."
Schweigen. Die Bahn hielt, die Türen öffneten sich. Wir standen auf, ich wieder mit Tommy auf dem Rücken und Zac im Rollstuhl.
" Wohin?" , fragte ich ihn.
" Folgt mir einfach. " Damit machte sich der Neunzehn- jährige auf den weg zu den Fahrstühlen.

Es klapperte, als Zac die Tür zu seiner Wohnung öffnete. Sie war nicht abgeschlossen gewesen. Ein Glück.
Yuuki ließ sich gleich in das Bett fallen und schloss die Augen. Vorsichtig legte ich Tommy neben ihr. Der Kleine murmelte irgendwas und kuschelte sich gleich an sie. Ich bemerkte einen kleinen Anflug von Eifersucht auf ihn. Wie gern würde ich ...
Perversling
Genervt wandte ich mich von den beiden ab. War ja klar, dass Klaus wieder auftauchen musste. Hatte mich schon gefragt, wo er die ganze Zeit geblieben war.
Hast du mich etwa vermisst?
Dich? Träum weiter.
Ich verließ den Raum und lief in die Küche, wo Zac saß und an einer Dose Bier nippte.
Als er meinen Blick bemerkte, hielt er mir diese hin, doch ich schüttelte den Kopf und ließ mich auf einen Stuhl neben ihm fallen.
" Warst du nicht auch müde? ", fragte ich.
" Klar. Aber mein Bett ist ja jetzt besetzt. Diese kleinen Wichser." Zac lachte leise. " Außerdem: Nur weil ich müde bin, heißt es noch lange nicht, dass ich auch schlafen möchte."
Ich blickte ihn forschend an. " Was meinst du damit? "
"Das, was ich grad gesagt hab. Ich hab kein Bock zu schlafen."
Er hob die Dose Bier an und nahm einen großzügigen Schluck. " Das Leben ist viel zu kurz, um zu schlafen! " Mit einem Krachen knallte er sie wieder auf den wackligen Holztisch. Die Lampe über uns wackelte.
"Und was ist der zweite Grund?" Ich gähnte. Zac stierte mich aus seinen giftgrünen Augen an. Nach einer Weile meinte er langsam und bedächtig: "Weil ich dann die Bilder sehe."
" Bilder?" Verwundert stand ich auf, nahm mir ein Glas Wasser und setzte mich wieder hin.
Der Mann mir gegenüber blickte nun wie gebannt auf die Bierdose.
" Die Alpträume. Sie kommen immer wieder."
" Wovon träumst du?" Ich senkte meine Stimme. Mir war eingefallen, dass eine Tür weiter jemand versuchte, einzuschlafen.
" Von Caira. Ich hab sie sterben sehen." Gequält verzog er das Gesicht. "Sie hat am ganzen Körper gezuckt... und dann war sie auf einmal still. Ich sehe immer wieder diese Augen. Ich musste sie schließen. Ihre Haut war ganz kalt."
Haben so Leichen an sich
Halt die Klappe Klaus.
Zac war eine Weile still, dann lachte er laut auf und nahm noch einen Schluck. "Diese verdammte Bitch. Wir hatten gewettet, wer am ehesten stirbt. Jetzt hab ich nicht nur sie, sondern auch meine Wette verloren..." Er schluckte. " Ich schulde ihr zehn Cent."
Was? Mehr nicht?
Ich schloss die Augen und stand auf. " Ich geh jetzt schlafen. Geht das in Ordnung für dich, wenn ich die Couch beziehe?"
" Jo."
" Gut. Dann... noch gute Nacht?"
Zu Uhr schauend zuckte ich mit den Schultern. " Naja... eher Guten Morgen noch."
" Jaja. Geh jetzt schon pennen, du gehst mir auf den Sack. "
Ich grinste schief und ließ ihn am Küchentisch zurück.

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