11.
Das Rauschen der Dusche war schon längst verstummt. Als Yuuki nach einer halben Ewigkeit immer noch nicht in meinem Zimmer erschien, wurde ich langsam unruhig.
Siles, sie ist bestimmt abgehauen!
Meldete sich meine innere Stimme wieder. Ich müsste mir mal einen Namen für sie einfallen lassen oder so. ' Innere Stimme ' war viel zu lang. Vielleicht Klaus. Klaus war doch mal ein schöner Name. Nein, ich bin nicht shizophren.
Ein Murmeln ließ mein Blick wieder zum Jungen fahren. Die Lippen bewegten sich, allerdings sprach er so leise, dass ich ihn nicht verstand.
Ich rutschte näher zu ihm heran und zuckte zusammen, als ich bemerkte, dass der kleine Junge seine Augen geöffnet hatte. "Wer bist du?"
Es versetzte mir einen kleinen Stich, als ich die unverhohlene Angst in der Stimme hörte und diese auch in den weit aufgerissenen Augen wiederfand.
" Keine Sorge. Ich bin ein Freund. Willst du einen Keks?" Ich hielt ihm einen hin. Der Kleine starrte auf das Gebäck und verzog sein Gesicht. Dann wandte er sich von Mir ab und schluchzte. " Das haben sie auch gesagt. Sie haben gelogen. Sie waren böse, ganz, ganz böse." Das Schluchzen wurde lauter. " Ich möchte zu Mama."
Ein bisschen überfordert blickte ich auf den kleinen Rücken. Okay, den Umgang mit kleinen Kindern sollte ich dringend noch mal üben.
"Ich werde sie holen, okay?" Ich stand auf und hoffte immens, dass Yuuki als Mutter durchgehen würde. Mein Blick fiel auf die Keksschachtel. " Die Kekse lass ich hier, okay? Wenn du Hunger hast, kannst du dir so viele nehmen, wie du willst."
Der Junge rührte sich nicht sondern weinte weiter.
Langsam verließ ich das Zimmer. Ich hatte hier irgendwie ein ganz mieses Gefühl.
" Yuuki?" Ich klopfte an der Badetür. "Könntest du mal kurz kommen? Ich hab ein Problem. "
Keine Antwort. Ich klopfte nochmal. Als wieder nichts passierte, legte ich meine Hand auf die Türklinke und drückte sie runter. Nicht abgeschlossen. Scheiße. Mit einem Ruck öffnete ich die Tür und sah hektisch hinein. Der Boden war nass, die Luft so stickig, wie sie meistens nach dem Duschen war. Auf dem Boden erblickte ich das weiße zerissene Nachthemd. " Yuuki?"
Stille. Ich machte einen Schritt hinein und stolperte. Mit einem Aufschrei fiel ich nach vorn und konnte mich gerade noch anfangen.
"Au... scheiße man, wie doof kann man denn sein?"
" Das wüsste ich auch gern."
Die helle, spöttische Stimme gehörte eindeutig Yuuki, und die stand im Flur, ein Kleid meiner Mutter tragend. Als sie meinen Blick bemerkte, senkte sie den Kopf. " Ich kann dieses zerissene Teil doch nicht mehr anziehen..." Damit deutete sie auf das Nachthemd. Ihre Stimme zitterte. Ihre grüngrauen Augen wurden für kuren Zeit trüb, dann schien sie sich wieder zu fangen. " Sorry, ich hätte zuerst fragen sollen. "
" Ja, wäre vielleicht mal ganz nett gewesen...", meinte ich murmelnd, als ich wieder aufstand. " Das hätte mir den Fall erspart."
Yuuki runzelte die Stirn. " Was wolltest du eigentlich im Bad?"
Ihr spürte, wie mein Gesicht wieder die Farbe einer Tomate abnahm. "Der Junge..."
Sie verstand und drehte auf den Absatz um, rannte förmlich in mein Zimmer.
" Tommy...?" , hörte ich sie zögerlich fragen.
Ah. Tommy hieß er also. Ich lehnte mich an die Wand und sah den beiden zu. Yuuki strich sich ihre langen blonden Haare hinters Ohr und fühlte die Stirn den Jungen.
"Ich hab Angst.", jammerte dieser. " Werde ich sterben?"
Yuuki blickte ihn ernst an. " Du hast sehr hohes Fieber. Wenn du jetzt erstmal etwas isst und was trinkst, die Augen zu machst und schläfst, dann wird es dir mit der Zeit besser gehen. Vertraue mir."
" Es tut so weh..."
Sie streckte die Finger aus und schloss Tommy' s Augen. " Ich weiß."
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