1.

Es fing alles mit diesem Patienten an. Er wurde in irgendein Krankenhaus eingeliefert. Der Doktor meinte, es hätte sich etwas in diesem kleinen Mädchen verschoben, größten Teils der Geschmacksinn. Normales Essen, wie zum Beispiel Süßigkeiten, Früchte oder sonstiges, hielt diese Patientin für einen Krankheitserreger. Sie musste sich davon übergeben. Statt also das normale Essen zu essen, bekam sie ein paar Infusionen, damit sie denen nicht wegstarb, wie der Doc es so schön formulierte. Ich bekam nur etwas davon mit, weil ich ebenfalls in das Krankenhaus eingeliefert wurde, allerdings nicht, weil etwas in mir verschoben war. Ich hatte mir lediglich das Bein gebrochen und sollte noch operiert werden.

Ich saß also da, das Bein vor mir und versuchte die Zeit irgendwie totzuschlagen, als ich das Mädchen auf einmal sah. Sie war nicht so jung, wie ich eigentlich gedacht hatte, sondern eigentlich in meinem Alter. Das weiße Nachthemd verhüllte sie nur bedürftig, weswegen ich schnell zur Seite schaute.

„Welche Farbe wärst du gerne?", hörte ich sie fragen.

„Was meinst du damit?"

Es raschelte, als sie auf mich zutapste. „Ich meine, welche Farbe du gerne wärst." Sie sagte das in so einem Tonfall, als ob ich behindert wär.

„Weiß ich nicht. Mir egal. Weiß?"

„Wie deine Haare."

Ich blickte auf und sah ihr forschend ins Gesicht. Sie hatte grün/blaue Augen, einen kleinen Leberfleck neben der Nase und blonde verstrubbelte Haare, dir ihr zum Teil im Gesicht hingen.

„Du bist komisch.", stellte sie fest. Ich hob eine Augenbraue und fragte mich, wer hier wohl komisch war. Ihr Blick fiel auf mein gebrochenes Bein. „Dein Bein ist gebrochen."

„Ach ne."

In dem Moment wurde die Tür des Docs geöffnet. Dr. Androsch erstarrte, als er das Mädchen erblickte.

„Yuuki.", krächzte er. „Was machst du denn hier? Geh wieder in dein Zimmer und belästige nicht fremde Leute."

Yuuki achtete nicht auf ihn, sondern starrte mich weiterhin mit einem seltsamen Gesichtsausdruck an. „Er hat Angst vor mir."

„Wer?"

„Der da." Sie machte eine Kopfbewegung zum Doc hin. Dr. Androsch schluckte und machte einen Schritt auf sie zu. „Das bildest du dir nur ein.", fing er an, in einem beruhigenden Ton auf sie einzureden. Gleichzeitig fasste er sie sanft am Arm an und drehte sie.

Das Mädchen ging mit ihm mit. Sie drehte sich nicht mehr zu mir um, also sah ihr so lange hinterher, bis sie um die Ecke verschwand.

Was für ein seltsames Mädchen.

Das war, wie gesagt, der Anfang.
Ich vergaß das Mädchen eigentlich recht schnell, ebenso wie das seltsame Verhalten des Docs. Allerdings wurde ich wieder damit konfrontiert, als meine Mutter einige Jahre später Dr.Androsch traf und sich verliebte. Er erwiderte ihre Gefühle, sie gingen öfters aus, und es kam, wie es kommen musste: sie heirateten. Und so erfuhr ich weiterhin von derartigen Fällen. Meist am Essenstisch, wenn Dr. Androsch - ich konnte mich nicht überwinden, ihn Dad oder Papa zu nennen- über seinen langem Tag im Krankenhaus erzählte. Von ihm erfuhr ich auch, dass immer mehr Menschen mit dieser Art Verschiebung befallen und ins Krankenhaus eingeliefert wurden. Über Yuuki verlor er kein einziges Wort mehr, was mich aber nicht sonderlich wunderte. Obwohl der Doc ein Doc war, besaß er kein großartiges Gedächtnis und bei all den Menschen konnte man recht schnell den Überblick verlieren.

Ich fragte also auch nicht nach. Ein Fehler.

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