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,,Rania, was ist-"

Ich werfe mich meiner besten Freundin in die Arme und schluchze. Sie fragt nicht weiter nach, stattdessen hält sie mich einfach in den Armen. Meine gesamte Kleidung ist durchnässt und die Wohnungstür steht noch offen, aber Naomi scheint das egal zu sein.

Eine Weile heule ich mich an ihrer Schulter aus, bis wir uns schließlich voneinander lösen.

Naomi schließt die Haustür und bringt mir trockene Wechselkleidung. Wortlos greife ich danach und ziehe mich im Bad um.

,,Willst du mir davon erzählen?"

Naomis Miene ist besorgt. Verständlich, immerhin habe ich gerade mindestens zehn Minuten lang an ihrer Schulter geweint.

Ich schüttele den Kopf. Es ist nicht, dass ich ihr nicht vertraue, sondern dass ich erst einmal über alles nachdenken muss.

Shawn, mein Ex-Freund - es schmerzt daran zu denken, dass es zu Ende ist - hat mich verraten. Erst wegen ihm war Nadir überhaupt in Toronto. Er wäre vermutlich niemals hier aufgetaucht, wenn Shawn mich nicht hintergangen hätte.

Mein Handy, das auf dem Küchentisch vor mir liegt, vibriert und ich drehe es um, so dass ich auf den Display blicken kann. Shawn hat mir geschrieben. Ich drehe den Display einfach wieder um. Er soll von mir nicht erwarten, dass ich seine Nachricht lese.

Um Mitternacht liege ich im Bett und starre an die Decke, die vom Mond beleuchtet wird. Obwohl meine beste Freundin neben mir im Bett liegt, fühle ich mich einsam. Mit meinem Handballen wische ich Tränen von meiner Wange weg. Ich habe versucht, nicht zu weinen, aber ich schaffe es nicht. Immer wieder kreisen meine Gedanken um Shawn und wie glücklich wir erst gestern noch waren. Ich habe gedacht er liebt mich, aber scheinbar tut er das nicht.

Plötzlich fällt mir seine Nachricht ein und ich habe das Bedürfnis, sie durchzulesen. Ich stehe leise vom Bett auf und schleiche in die Küche, um Naomi nicht zu wecken. Dann greife ich nach meinem Handy auf der Küchentheke und öffne den Chat mit Shawn.

Hey Rania,

Ich kann verstehen, dass du wütend bist. Aber bitte, lies diese Nachricht durch und wenn du dann trotzdem keinen Kontakt mehr zu mir haben willst, dann respektiere ich deine Entscheidung. Ich weiß, dass ich Mist gebaut habe und ich dich nicht verdiene, aber du musst mir glauben. Ich liebe dich. Ich liebe dich so sehr, wie ich noch nie jemanden geliebt habe. Ich liebe es, wie du jedes Mal weinst, wenn ich singe, weil dich meine Stimme so berührt. Ich liebe das kleine Muttermal an deinem Rücken, das du so sehr hasst und ich liebe die Art, wie du mich morgens mit Kissen abwirfst, damit ich endlich aufwache.

Es stimmt, ich habe Nadir verraten, dass du hier bist. Aber bei unserem zweiten Treffen habe ich gemerkt, dass du ein besonderer Mensch bist. Du denkst wahrscheinlich, dass ich verrückt bin, aber ich habe von Anfang an bemerkt, dass du anders bist. Ich wollte dich näher kennenlernen, aber ich habe mich schuldig gefühlt, weil Nadir in kurzer Zeit wegen mir in Toronto sein würde. Immer wieder habe ich versucht den Kontakt zu dir abzubrechen, aber Nadir hätte deinen Standort sowieso herausgefunden, da ich deine Nummer zu dem Zeitpunkt schon hatte. Er hätte dich also ohnehin gefunden.

Als du mir damals von deiner Zwangsehe und den Übergriffen erzählt hast, habe ich mich schrecklich gefühlt. Ich wollte nicht der Mensch sein, der dir das Leben zerstört. In diesem Moment habe ich mir geschworen, dich zu beschützen, selbst wenn Nadir mir etwas an tun würde. Ich weiß, die Nachricht ist durcheinander formuliert und du verstehst gerade nichts, aber bitte denke über das, was ich geschrieben habe nach.

Glaubst du an Liebe auf den ersten Blick? Denn ich bin mir sicher, das war es bei uns beiden. Und du kannst nicht leugnen, dass das stimmt.

Rania ich liebe dich und bitte gebe mir eine letzte Chance, dir zu zeigen, was ich empfinde.

Mein Herz bricht beim Lesen von Shawns Nachricht zum hundertsten Mal heute und ich bin mir sicher, dass es niemals heilen wird.

Wieso hast du mich angelogen, Shawn? Es wäre viel einfacher gewesen, wenn du den Kontakt abgebrochen hättest. Nadir hätte nicht dein Handy hacken können, um meine Nummer zu erhalten. Er hätte nicht erfahren, wo ich wohne.

Ich schlage mein Handy auf den Tisch und schluchze. Es ist mir egal, dass der Bildschirm meines Handys jetzt vermutlich genauso zerbrochen ist wie mein Herz.

Im Kühlschrank stehen noch einige Bierdosen. Ich nehme mir Eine und setze mich wieder an den Tisch. Alkohol ist keine Lösung, aber ich muss den Schmerz vergessen, den Shawn mir zugefügt hat. Mindestens für einige Stunden.

Ich trinke eine Dose nach der anderen aus, bis ich irgendwann nicht mehr klar denken kann. Schließlich muss ich eingeschlafen sein, denn das Nächste, an das ich mich erinnere ist, dass ich am nächsten Morgen mit einem intensiven Kater aufwache. Meine Gedanken liegen wieder bei Shawn. Werde ich ihn jemals vergessen können?


Es tut mir wirklich leid, dass das Kapitel kürzer ist als sonst, aber leider ist mir nichts mehr eingefallen, was hinein gepasst hätte. Im Kapitel sollten nur die letzen offenen Fragen geklärt werden, ich hoffe das hat geklappt.

Wenn ihr noch Fragen habt, könnt ihr sie gerne kommentieren und ich versuche alles im Epilog zu beenden, den ich Dienstag hochlade.

Außerdem habe ich eine neue Story angefangen! Es ist eine Shawmila Fanfiction und sie heißt „Used To This". Schaut gerne bei der Geschichte vorbei 💚

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