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Ranias Sicht
,,Naomi, kannst du mir das geschnittene Gemüse geben?" frage ich meine beste Freundin, die neuerdings auch meine offizielle Mitbewohnerin ist. Oder eher bin ich ihre Mitbewohnerin, schließlich gehört die Wohnung ihr.
Ich bin heute nach meiner Therapiestunde direkt ins Bürgerbüro gegangen und habe dort eine Meldebescheinigung, die ich gestern bereits unterschrieben habe, abgegeben. Ich bin jetzt bei Naomis Wohnung angemeldet und muss die alte nur noch kündigen. Meinen Vermieter rufen ich dafür in den nächsten Tagen an.
Ich frage mich, wieso die Idee und Naomi nicht bereits früher gekommen ist. Wir haben uns immerhin von Anfang an super verstanden und auch finanziell wäre es für uns beide einfacher. Wir müssen beide nur die Hälfte der Wohnung bezahlen und ihre Wohnung ist nicht viel teurer als meine.
Außerdem habe ich mir einen neuen Ausweis beantragt, der meinen wahren Namen enthält. Ich werde die neuen Daten aber nirgend wo hinterlegen, sonst wäre es für Nadir viel zu einfach mich zu finden.
Schon beim Gedanken an seine Küsse gestern bekomme ich wieder Angst. Wieso kann er nicht einfach wieder verschwinden und mich in Ruhe lassen.
,,Hier ist das Gemüse." erwidert die Braunhaarige und reicht mir das Schneidebrett, auf dem in Würfel geschnittene Zucchini, Auberginen und anderes Gemüse liegen.
Naomi und ich haben Shawn heute zum Abendessen eingeladen. Wir bereiten gerade einen Gemüseauflauf vor. Naomi ist verrückt danach und wollte unbedingt, dass Shawn ihn auch einmal probiert. Außerdem schläft er heute hier, was das erste Mal ist, dass Shawn und ich gemeinsam schlafen. Also, nicht das Schlafen, sondern einfach nur schlafen.
,,Es ist schon fast neunzehn Uhr." merkt Naomi an und setzt sich an den Küchentisch. ,,Meine Mutter holt mich gleich ab. Ich überlasse dir dann gleich die Wohnung." Shawn und ich sind heute alleine in der Wohnung, da Naomi bei ihren Eltern übernachtet. Wegen den ganzen Umständen mit Nadir ist es ziemlich schwer, einen Schlafplatz für mich und Shawn zu bekommen. In meine Wohnung können wir nicht, da Nadir jederzeit erneuert einbrechen könnte. Bei Shawn ist auch kein Platz, da seine Eltern doch noch einige Tage bei ihm bleiben müssen. Die Marienkäferplage ist noch immer nicht beseitigt, obwohl schon mehrere Tage vergangen sind. Irgendwie macht das ganze keinen Sinn. Die Käfer dürften doch schon längst weg sein?
Ich übergieße das Gemüse in der Auflaufform mit einer Sahnesoße und schiebe das Backblech dann in den vorgeheizten Backofen.
Im nächsten Moment klingelt es an der Tür.
,,Das müsste meine Mutter sein." erzählt Naomi und steht auf.
Sie läuft zur Tür und nimmt den Hörer ab.
,,Jep, es ist meine Mutter." Sie holt ihre Tasche aus ihrem Zimmer und läuft dann zurück zur Haustür. ,,Lasst mein Bett bitte heile. Und wehe ich kriege Beschwerden von den Nachbarn, weil ihr zu laut seid." sagt sie und zwinkert mir grinsend zu.
,,Du bist ja witzig." erwidere ich und werfe ihr einen Dein-Ernst-Blick zu. ,,Wir haben nicht vor, miteinander zu schlafen. Und erst recht nicht in einem fremden Bett."
,,Wenn du meinst." murmelt sie und öffnet die Haustür.
Sie umarmt mich zum Abschied und läuft dann die Treppen herunter. Und ich laufe in die Küche und decke den Tisch, damit Shawn und ich, wenn er da ist, direkt essen können.
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Zehn Minuten danach klingelt es an der Tür. Das ist sicher Shawn.
Ich nehme den Hörer ab und nehme die Stimme meines Freundes wahr. ,,Hier ist Shawn." Mein Herz klopft schneller, als ich seine Stimme höre. Selbstverständlich lasse ich ihn hoch.
Wenige Sekunden später steht er vor der offenen Haustür. Ich begrüße ihn mit einem Kuss auf den Mund, nachdem er eingetreten ist.
,,Hey Babe."
,,Hey" erwidere ich seine Worte mit einem Lächeln im Gesicht. Dieser Junge macht mich verrückt.
Ich drücke ihm einen weiteren Kuss auf die Lippen, den keiner von uns beiden wirklich beenden möchte. Schlussendlich lösen wir unsere Lippen doch noch, um Luft holen zu können.
,,Was riecht hier so gut?" fragt Shawn, sobald wir die Küche betreten. Der Geruch der Sahnesoße hat sich in der Küche verteilt.
,,Ich habe gekocht. Beziehungsweise Naomi und ich." antworte ich stolz und lehne mich an die Theke. Shawn sitzt auf einem Küchenstuhl gegenüber von mir.
,,Mein Mädchen kann kochen? Das wusste ich gar nicht." spricht Shawn überrascht und ich nicke.
,,Es gibt vieles, was du nicht über mich weißt." antworte ich und schreite auf ihn zu. Dabei engteht mir nicht, wie er jede meiner Bewegungen intensiv begutachtet.
Bei ihm angekommen, steht er auf und legt seine rechte Hand an meine Wange. ,,Dann zeig es mir. Ich will dich kennenlernen, Rania. Alles an dir." haucht er.
Meine Augen saugen jedes einzelne Detail aus seinem Gesicht auf, von dem leichten Grünstich in seinen sonst so dunklen Augen, bis zu seiner spitzen Nase und der kleinen Narbe, die ich so sehr liebe.
Ein Blick in Shawns Augen zeigt mir, dass er mich genauso mustert.
,,Du bist mir in dieser kurzen Zeit wirklich unfassbar wichtig geworden, Rania. Wir sind seit etwas mehr als zwei Wochen zusammen, aber es kommt mir vor wie eine Unendlichkeit." haucht er.
Womit habe ich so einen perfekten Jungen verdient?
,,Du bist mir genauso wichtig geworden, Shawn." flüstere ich und stelle mich auf Zehenspitzen, um ihn zu küssen.
Dieser Kuss ist anders als die anderen. Er beginnt sanft, aber sehr schnell geben wir beide immer mehr Leidenschaft hinzu. Schmetterlinge fliegen in meinem Bauch umher und scheinen nicht mehr zur Ruhe kommen zu wollen. Dieser Kuss soll nie wieder enden.
Plötzlich kommt mir wieder Auflauf in den Sinn. Ich löse unsere Lippen und laufe zum Backofen, um ihn auszustellen. Dann öffne ich ihn ein wenig, damit der Auflauf etwas abkühlen kann.
Starke Hände legen sich von hinten um meine Taille und drücken mich an den Körper hinter mir. Ich genieße die Wärme, die von Shawns Körper ausgeht.
,,Wir könnten auch später essen und jetzt etwas anderes tun." wispert mein Freund in mein Ohr und küsst dann meinen Nacken. Sein heißer Atem löst eine Gänsehaut bei mir aus.
,,Das ist nicht unsere Wohnung." erwidere ich.
Ich drehe mich um und sehe, dass Shawn einen Schmollmund zieht. Einen kurzen Moment überlege ich, meine Entscheidung zu ändern. Es fällt mir echt schwer, diesem Blick zu widerstehen, aber ich tue es. Wir können in Naomis Wohnung keinen Sex haben.
,,Lass uns essen, bevor der Auflauf kalt wird." wechsele ich das Thema.
Ich werde diese Woche meine erste kleine Lesenacht veranstalten 💚 Ich habe noch keinen Tag festgelegt, tendiere aber zu Mittwoch oder Samstag. Ich werde die nächsten Tage vorschreiben und dann noch eine Ankündigung schreiben, wann genau die Lesenacht stattfindet und wie lange sie dauert. Es werden mindestens 3, vielleicht auch mehr Kapitel sein.
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