Kapitel 2 (Finn)
Endlich fertig.
Besonders in der letzten Stunde bin ich ziemlich ungeduldig geworden.
Ich stürmte aus dem Eingang und lief, um das Gebäude, zu den Fahrädern.
Auf dem Weg schoss Tom, schon auf seinem Rad, an mir vorbei. Er hatte seine Sachen schneller als alle anderen eingepackt.
"Beeil dich", rief er mir noch zu.
Ich schnappte mein silbernes Rad und fuhr los. Erst auf der langen geraden Straße holte ich Tom ein.
Die Straße führte nach Onterie und lag im Tannenwald. Jeden Tag mussten wir die fünf Kilometer zur Schule und wieder zurück Fahren.
"Tom... fahr mal langsamer" rief ich keuchend.
Er bremste leicht ab.
"Wie lang bleiben wir dann da?" fragte ich.
"Beim See?".
"Ja".
"Weiß nicht... bis wir keine Lust mehr haben".
"Okay... dann kann ich ja gleich zuhause bleiben" sagte ich grinsend.
Tom schaute mich kurz schief an, schaute aber schnell wieder auf die Straße. Wir erreichten Onterie, hier trennten sich unsere Wege.
"Vergess dein Handtuch nicht!" rief Tom mir nach.
Ich stellte mein Fahrrad in der offenen Gerage ab und lief zur Haustür. Ich klingelte und nach kurzem warten öffnete meine Mum die Tür.
"Na wie war die Schule?".
"Soooo toll" meine Ironie war dabei deutlich rauszuhören.
"Ja ja" Mum lachte.
"Mum, ich geh heut mit Tom, Alex und Jenny zum See".
"Wann?".
"Eigentlich jetzt gleich, ich pack schnell meine Badesachen zusammen und geh dann". Ich lief die Treppe hinauf und betrat mein Zimmer.
In einer Ecke stand mein Bett und in der gegenüberliegenden ein Sitzkissen, in dem man dank der Dachschräge aber nicht richtig sitzen konnte. An der Wand neben meinem Bett stand ein Schreibtisch und neben dem ein Kleiderschrank. Das Zimmer hatte ein Fenster das sich an der Schräge befand. Morgens strahlte mir die Sonne deshalb immer mitten ins Gesicht.
Ich nahm eine Tasche und stopfte Meine Badesachen hinein. Dann stürmte ich die Treppe wieder nach unten.
"Du musst aber erstmal etwas essen!" Mum stand am Esstisch.
"Nein Mum. das geht jetzt nicht, die kommen wahrscheinlich gleich schon" wehrte ich ab.
"Das glaub ich nicht, die werden sicher auch erstmal Mittag essen".
Leicht schmollend aber hastig, aß ich.
"So fertig" sagte ich mit noch vollem Mund. Und das war auch keine Sekunde zu früh denn schon klingelte es. Ich rannte zur Haustür und hob auf dem Weg meinen Rucksack vom Boden auf. Als ich die Tür öffnete stand Jenny davor und lächelte mich gut gelaunt an. Hinter mir stellte sich Mum in den Eingang.
"Hallo Jenny" sagte sie.
"Hi" grüßte Jenny zurück.
Wahrscheinlich würde meine Mum gleich wieder ein endlos langes Gespräch mit Jenny anfangen, deshalb sagte ich schnell "Tschüss Mum" Und schloss die Tür. Jenny schaute mich erst Kopfschüttelnd an konnte sich dann aber ein kichern nicht verkneifen. Wir liefen los und nach zwei Straßen kam uns Alex entgegen. Er blieb stehen und winkte uns zu, Jenny winkte wie immer zurück.
Zu dritt gingen wir nun zu Toms Haus. Er wohnte am weitesten von mir weg aber auch am nächsten am See. Tom wartete mit seiner Tasche schon vor der Tür, seine Badehose hatte er berreits angezogen, damit er beim See nur noch sein T-shirt ausziehen musste. Wir erreichten den Waldrand und liefen den schmalen Trampelpfad entlang der von Wurzeln und Steinen übersät war, deshalb konnten wir auch nicht mit dem Fahrrad zum See fahren.
"Habt ihr irgend etwas zum essen dabei?" fragte Jenny.
"Oh man, das ist ja wieder Typisch. immer denkst du ans Essen" lachte Tom.
"Stimmt doch gar nicht" nuschelte sie.
Kurz war es still.
"Also... habt ihr...".
"Mensch Jenny" sagten Tom und Alex wie aus einem Mund was mich zum grinsen brachte. Jenny setzte eine beleidigte Miene auf.
"Naja ich hab Chips dabei" beruhigte Alex sie lachend. Dann erreichten wir unser Ziel.
Zwischen riesigen Felsen und einer fast 15 Meter hohen Klippe lag der große See. Das Wasser hatte zu dieser Jahreszeit ein klares, Blau angenommen und die Sonne ließ die Oberfläche Funkeln. Ein kleiner Steinstrand breitete sich auf der Vorderseite des Sees aus. Dort stellten wir unsere Sachen jedoch nicht ab, denn auf dem Steinstrand zu sitzen tat einfach weh. Echt schade das wir keinen Sandstrand hatten. Stattdessen breiteten wir unsere Handtücher wie immer auf einem ziemlich großen flachem Felsen aus. Als wir unsere Sachen abgelegt und uns umgezogen hatten, sprangen Tom, Alex und Ich auch schon ins Wasser. Ich schrie kurz auf, überrascht von der Kälte des Wassers.
Nach einiger Zeit hatte ich mich dann aber endlich daran gewöhnt. Immer wieder stiegen wir auf einen Fels der aus dem Wasser ragte und sprangen von ihm wieder in den See. Als ich einen Bauchklatscher machte brüllte Tom vor Lachen, dabei hatte es wirklich weh getan. Ich schwamm zum Ufer und stieg aus dem Wasser. Mein nasser Körper hinterließ eine dunkle Spur auf den trockenen, heißen Steinen. Ich zog mich an dem Flachen Felsen hoch und stellte mich neben Jenny die mit geschlossen Augen ausgestreckt auf ihrem Handtuch lag.
"Kommst du nicht mit ins Wasser?" fragte ich sie.
"Später vielleicht, ich lieg grad".
"Und wozu?".
"Damit ich schöner werde". Ich merkte das das eher ironisch gemeint war.
"Noch schöner?" fragte ich gespielt überrascht. Sie schmunzelte aber ließ die Augen geschlossen.
"Wie lange sollen wir noch hier bleiben?" fragte ich mich selbst und setzte mich neben ihr auf mein Handtuch.
"Möglichst lange" sagte sie.
"Warum?".
"Weil ich nicht nach Hause will".
"Warum?".
Sie öffnete die Augen schaute mich kurz genervt an und setzte sich dann auch hin.
"Einer von Dads Freunden kommt heute wieder, Dad hat wieder eine Menge Flaschen gekauft" sagte sie leise und bedrückt.
"Oh".
Ich weiß 'oh' war nicht gerade die beste Antwort, aber was hätte ich sonst sagen sollen?
Ihr Vater trank seit seine erste Tochter, Jennys ältere Schwester, einmal für vier Tage verschwunden war und dann Tot aufgefunden wurde. Eigentlich war er sehr nett, zumindest wenn er nüchtern war.
Auf einmal kam mir eine Idee: "Du könntest doch heute bei uns übernachten".
"Darf ich?" sie schaute mich mit großen Augen an.
"Natürlich, also meine Mutter würde es auf jeden Fall erlauben".
"Dann frag ich später noch meine Mutter, das wär echt cool" Jenny nahm sich Alexs Tasche und wühlte darin herum.
"Ja, das wär echt... was machst du da?".
"Ich such die Chips".
Ich lachte "Okay, ich geh mal wieder ins Wasser. Komm doch auch".
"Später vielleicht" Sie hatte die Chips nun gefunden und versuchte angestrengt sie zu öffnen. Schmunzelnd sprang ich wieder ins Wasser und schwamm zu Alex und Tom die nun etwas weiter raus zu einem größeren Felsen geschwommen waren.
"Hey Finn", Alex stand auf dem großen Felsen und winkte mir zu, "Spring mal von hier, das ist viel krasser".
"Okay, aber nen Bauchklatscher mach ich nicht mehr" rief ich. Alex lachte. Weiter unten schwamm Tom und hielt sich am Felsen fest. Als ich auf ihn zu schwamm, grinste er mich seltsam an und ich schaute ihn wiederum nur verwirrt an.
"Und?" fragte er noch bevor ich irgendetwas fragen konnte.
"Was 'und'?".
Er schielt kurz zu dem flachen Felsen.
"Worauf willst du hinaus?".
Er lachte nur "Finn, ich merk doch das bei euch was läuft".
"WAS, gar nicht" sagte ich aufgebracht und mir wurde trotz des kühlen Wassers ziemlich heiß.
"Bei Jenny brauch dir das doch nicht peinlich sein, du kannst eher stolz darauf sein dass sie auf dich steht" Tom grinste mich immer noch so komisch an.
"Was erzählst du eigentlich für einen... Warte was?".
"Hast du es immer noch nicht gemerkt?".
"Glaubst du echt?" flüsterte ich obwohl sie so oder so viel zu weit weg war um uns zu hören.
"Finn kommst du jetzt endlich mal hoch!" rief Alex auf einmal ungeduldig. Ich kletterte den etwa vier Meter hohen Felsen hoch und sprang dann zusammen mit Alex wieder runter. Den restlichen Nachmittag verbrachten wir damit um die Wette zu springe. Tom gewann dabei Glasklar. langsam fing es an zu dämmern und wir schwammen zum Ufer zurück.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top