Prolog • Leandro
Nervös verließ ich das Auto. Ich war noch keinen Monat hier und schon gab es den ersten Mannschaftsabend. Marco hatte mich hier netterweise etwas an die Hand genommen, so kam es auch, dass er es war, der mich hier hin eingeladen hatte. Er hatte mir erzählt, dass die Mannschaft jeden Monat mindestens einen solcher Abende abhielt.
Dieses Mal würde der Abend wohl bei Julian stattfinden. Marco hatte auch erzählt, dass sie so eine Art Liste besaßen, bei der sie am Anfang der Saison gewürfelt hatten, wer wann dran war. Offenbar war Julian heute dran.
Schnell sah ich nochmal auf mein Handy. Dort hatte ich den Chat mit Marco auf und überprüfte noch einmal schnell, dass ich auch wirklich richtig war und nicht bei irgendeinem Fremden Menschen im Garten stand.
Mein Problem war es nämlich unter anderem, dass ich kein Französisch konnte und mich dann wahrscheinlich nicht mal erklären könnte. Wie sollte man jemandem auch erklären, dass man sich in der Hausnummer vertan hatte, wenn man ein Sprachlevel hatte, welches nicht mal Smalltalk zu ließ?
Nachdem ich sicher gegangen war, dass zumindest die Adresse schon mal stimmte, steckte ich mein Handy weg und ging zu der großen Holztür, neben welcher groß die Zahl 15 prangerte. Das bestätigte mich noch einmal darin, dass ich richtig war und so drückte ich schließlich auf den Klingelknopf. Inständig hofft sich, dass mir der junge Deutsche auf machen würde und niemand sonst.
Ich hatte wohl Glück, denn tatsächlich sah ich kurze Zeit später in das Gesicht meines Mitspielers. Etwas unsicher, weil er mich nicht direkt rein ließ, versuchte ich zu erklären „Ähm, also Marco meinte ich könnte vorbei kommen", versuchte ich zu erklären.
Mein Satz war gespickt mit Englischen, Französischen und Spanischen Wörtern, doch er schien mich verstanden zu haben.
„Alles gut, ich mache nur Spaß. Du gehörst jetzt zur Mannschaft, komm also gerne rein", Erleichterung machte sich in mir breit. Kurz lächelte ich etwas und ging dann in das Innere des Hauses.
Julian folgte mir und zeigte mir den Weg in sein Wohnzimmer, dort angekommen, sah ich auch schon alle sitzen. Was heißt alle, ich kannte noch nicht alle beim Namen, was vor allem daran lag, dass ich schon immer ein Problem damit hatte mir Namen zu merken.
Ich glaube wenn es mir leichter fallen würde die ganzen Gesichter den ganzen Namen zu zuordnen, dann würde es mir leichter fallen hier anzukommen. So konnte ich ja noch nicht mal die Namen von den Leuten, mit denen ich gerne sprechen würde.
Seufzend blieb ich ihn der Tür stehen und hoffte einfach, dass ich nicht weiter auffiel. Ich mochte Aufmerksamkeit noch nie und nahm lieber vorlieb damit einfach nur irgendwo an der Wand zu stehen und zu beobachten.
Beobachten konnte ich schon immer gut. Es fiel mir leicht die Leute einzuschätzen, ich konnte schnell feststellen, wie es jemandem ging oder wie er tickte. Mit sowas hatte ich noch nie ein Problem. Womit ich schon viel eher Probleme hatte, war auf Mensch zu zugehen.
Sobald jemand auf mich zuging, konnte ich relativ gut mit Menschen umgehen, doch sobald niemand auf mich zukam, mich niemand ansprach oder niemand ein Gespräch begann, war ich sofort verunsichert. Das war einfach schon immer so und irgendwie hatte ich nicht das Gefühl, dass sich das sobald ändern würde.
Ich hatte das Glück, dass Marco ein sehr offener Mensch zu sein schien. Er war sofort auf mich zugekommen, hatte mich in seine Freundesgruppe gezerrt, was irgendwie die ganze Mannschaft war, und hatte mich in alles mit eingebunden.
Dafür war ich ihm wirklich dankbar, denn ich wusste ganz genau, dass ich alleine nicht in der Lage gewesen wäre so einen Kontakt zu knüpfen. Ich war einfach viel zu schüchtern und unsicher, dass wusste ich aber so wirklich etwas ändern konnte und wollte ich auch nicht.
Ich wusste, dass ich aus meiner Komfortzone raus kommen musste, aber solange es irgendwie anders ging, blieb ich lieber in dieser und schlug mich mit meiner Unsicherheit rum.
Ich hatte mich gerade gegen eine Wand gelehnt und hatte mich mit meinem Platz für den Abend angefreundet, als Marco mich scheinbar entdeckt hatte. Er stand vom Sofa auf und kam auf mich zu. Sobald er bei mir war, zog er mich in eine überschwängliche Umarmung und grinste mich auch schon an. "Du bist hier", stellte er fest.
Ich lächelte zurück "Scheint so", Marco grinste einfach weiter und zog mich auch schon mit sich "Komm, du kannst auf meinen Platz, ich suche mir einen neuen", teilte er mir großzügig mit.
Das war mal wieder so eine Situation in der ich mich einfach unwohl fühlte, jetzt hatte ich Marco von seinem Platz verscheucht und er musste sich einen neuen suchen. Trotzdem ließ ich mich dort nieder, wo er es mir gezeigt hatte.
Neben mir saßen jetzt Julian, welcher sich ebenfalls wieder nieder gelassen hatte und Marqui. Die beiden waren eine der wenigen, deren Namen ich mir merken konnte.
Marquis Namen konnte ich mir vor allem deswegen merken, weil er Marcos Freund war und ich somit unweigerlich viel mit ihm zu tun hatte und Julian konnte ich mir einfach wegen der offenen und fröhlichen Art merken. Ich wusste nicht genau wieso er so war, doch es machte ihn sympathisch und das mochte ich. Außerdem war ich gerade bei ihm Zuhause, da sollte ich mir, meiner Meinung nach, zumindest seinen Namen merken können.
Marqui grinste mich auch sogleich an und drückte mir einen Becher in die Hand. Ich wollte nicht unhöflich sein und nahm den Becher deswegen einfach an. Außerdem ging ich einfach mal nicht davon aus, dass er mich umbringen wollte und schätzte einfach mal, dass es sich bloß um Alkohol handelte.
Unauffällig roch ich an dem Getränk und musste mal wieder feststellen, dass ich absolut keine Ahnung hatte, wenn es um Alkohol ging.
Das Problem mit Alkohol und mir war einfach, dass ich ihn nicht vertrug. Oft reichten schon zwei Bier und ich war betrunken, obwohl ich vorher gegessen hatte und alles.
Deswegen ließ ich in der Regel die Finger davon, denn ich wurde sehr schnell sehr kuschelig und gesprächig, wenn ich getrunken hatte und da ich das lieber vermeiden wollte, ließ ich den Alkohol lieber Alkohol sein. Trotzdem nippte ich jetzt an dem Getränk. Es schmeckte herb und süß gleich zeitig. Ich war froh, dass ich den Alkohol wenigstens schmecken konnte.
Das letzte Mal, als ich welchen getrunken hatte, hatte man mir irgendwas gegeben, wo man ihn überhaupt gar nicht geschmeckt hatte. Ich wusste zwar, dass welcher drin war, aber dadurch das ich ihn nicht geschmeckt hatte, hatte ich meinen Respekt schnell abgelegt und ein Becher nach dem anderen getrunken, als wäre es Wasser oder Cola oder so. Man kann sich also vorstellen, wie das ganze geendet hat.
Ich hatte mich mehrfach übergeben, war stockbesoffen, konnte nicht mal mehr alleine stehen und war letztendlich einfach ohnmächtig geworden, zumindest hatte man mir das so erzählt, denn meine Erinnerungen fingen erst im Krankenhaus wieder an, in welchem ich am nächsten Morgen aufgewacht war, zusammen mit einer Alkoholvergiftung.
Ich konnte nur hoffen, dass es dieses Mal nicht ganz so schlimm wird. Ich hatte mir vorgenommen nicht mehr als diesen Becher zu trinken und hoffte so, nicht allzu sehr in diesen Zustand zu kommen.
Der Abend schritt voran. Während alle anderen die ganze Zeit tranken und scheinbar deutlich mehr vertrugen als ich, hielt ich an meinen Plan fest, denn ich hatte immer noch den Becher vom Anfang in der Hand.
Layvin, welcher von allen nur Kevin genannt wurde, hatte das Wort ergriffen. Ich hatte noch nicht so ganz verstanden, warum man ihn Kevin nannte. Marco meinte mal, dass er sich einfach so Verhalten würde, aber ob das wirklich der Grund war, wusste ich nicht.
"Was haltet ihr von einer Runde Wahrheit oder Pflicht?", wollte er wissen und schien sehr überzeugt von seiner Idee, zumindest sagte sein Grinsen das.
Etwas verwirrt, als alle zustimmend jubelten, drehte ich mich zu Marqui "Meinen die das ernst? Wahrheit oder Pflicht? Wirklich? Das letzte Mal habe ich das im Kindergarten gespielt"
Marqui grinste "Warte ab", mehr sagte er nicht. Meine Verwirrung blieb und ich wartete einfach darauf, was passieren würde. Kevin war aufgestanden und hatte eine leere Bierflasche auf den Boden gelegt.
Ich lehnte mich zurück und wartete, was passieren würde. Ich war eigentlich der festen Überzeugung, dass ich nicht als Erstes dran kommen würde, da ich die Wahrscheinlichkeit dann doch für etwas zu gering hielt.
"Leandro", ertönte mein Name. Erschrocken sah ich auf und musste feststellen, dass es mich getroffen hatte. "Ähm Wahrheit?", gab ich meine Antwort, auch wenn es mehr eine Frage als eine Antwort war.
Layvin grinste "Was war der merkwürdigste Ort, an dem du Sex hattest?"
Mir entglitten wahrscheinlich gerade alle Gesichtszüge. Warum musste er sowas fragen, konnte er nicht fragen wen ich am meisten mochte aus dem Team oder so? Was sollte ich denn jetzt machen? Ich hatte noch nie Sex und somit gab es auch keinen merkwürdigen Ort an dem das hätte sein können.
Hilflos blickte ich mich im Raum um, alle Blicke waren auf mich gerichtet. Ich fühlte mich zunehmend unwohl. Ich hatte doch gesagt, dass ich Aufmerksamkeit nicht mochte, gerade war ein Moment an dem ich sie hasste.
Nachdem ich bestimmt fünf Minuten lang nichts gesagt hatte und nur in die unterschiedlichen Gesichter gestarrt hatte, schien Kylian eine Erkenntnis zu treffen.
"Warte, hattest du überhaupt schon Sex?", diese Frage von ihm zu bekommen, obwohl er soweit ich wusste, vier Jahre jünger war als ich, war unfassbar unangenehm.
Ich merkte wie mir Tränen in die Augen stiegen. Schnell blinzelte ich sie weg. Ich fühlte mich entblößt und wünschte mich nach Hause in mein Bett.
"Im Ernst nicht? Selbst ich hatte ja schon welchen und ich bin vier Jahre jünger als du", zog er über mich her. Ich schluckte und wusste, dass er Recht hatte. Es war erbärmlich, ich war 24 Jahre alt und Jungfrau.
"Kylian, halt dich zurück", warnte Thiago den jüngeren. Dieser war daraufhin leise, doch natürlich hatte der Rest zugehört. Sie hatten es alle mitbekommen, sie alle hatten mein größtes Geheimnis erfahren.
Nie hatte ich mit wem darüber gesprochen, ich hatte immer sorgfältig darauf geachtet, dass es niemand erfuhr. Ich hatte geahnt wie es enden würde, wenn raus kommen würde, dass ich noch Jungfrau war.
"Wenn du nicht antworten willst musst du Pflicht nehmen", teilte Layvin mir mit. Ich schluckte und hoffte, dass er nett zu mir war. Langsam nickte ich. "In Ordnung, dann nehme ich Pflicht"
Ich hatte noch ein kleines Fünkchen Hoffnung irgendwie wieder aus dieser Situation raus zu kommen, doch diese Hoffnung wurde von Layvin sogleich nieder gemacht.
"Mach mit Neymar rum", wies er mich an. Ich schluckte und sah zu dem genannten. Wer er war wusste ich auch, allerdings wusste ich das auch schon, bevor ich gewechselt war.
Langsam stieß er sich von der Wand ab, an welcher er eben noch lässig gelehnt hatte. Julian neben mir hatte seine Hand auf meinem Rücken platziert und mich so dazu gezwungen aufzustehen.
Kaum standen wir vor einander, war es Mucks Mäuschen still im Raum, alle beobachteten uns. "Willst du das?", fragte Neymar nach meinem Einverständnis. Er war etwas kleiner als ich und ich musste etwas runter gucken, um ihm in die Augen sehen zu können.
Ich wusste nicht was ich tun sollte, ich starrte in seine Augen und wurde immer hektischer. Neymar schien auf eine Antwort von mir zu warten, ich wusste nicht was ich antworten sollte und so drehte ich mich einfach um und rannte aus dem Raum.
So schnell ich konnte schnappte ich mir meine Jacke und verließ das Haus. Mir war bewusst, dass ich nicht mehr fahren konnte und so musste ich frustriert anhalten. Was sollte ich denn jetzt tun? Ich kam hier ja nicht mal weg, jedenfalls nicht zu mir nach Hause, denn das war definitiv zu weit weg.
"Leandro?", vernahm ich Marcos Stimme hinter mir. Ich konnte nicht verhindern das ich aufschluchzte "Geh", bat ich ihn.
"Nein Leo, komm ich fahre dich nach Hause. Ich habe nicht so viel getrunken", bot er mir an. Anstatt auf sein Angebot einzugehen drehte ich mich zu ihm um und sah ihm in die Augen. Ich wusste, dass sich Tränen auf meinen Wangen abzeichneten.
"Was passiert dort drin? Lachen sie über mich? Finden sie mich albern? Wollen sie mich nicht mehr im Team?", wollte ich wissen.
Marco schüttelte den Kopf und kam auf mich zu "So darfst du nicht denken. Sobald du weg warst, hat Thiago Kevin angeschrien und hat ihn raus geworfen. Er soll über sein Verhalten nachdenken und wie sehr er dich damit verletzt hat. Genauso wie Kylian, er hat auch nochmal einen Einlauf bekommen und es tut ihm Leid. Niemand hat über dich gelacht oder sonst was, jeder der es getan hätte, hätte von Thiago bloß noch mehr Ärger bekommen, als eh schon. Mach dir keine Gedanken, nur weil sie jetzt wissen, dass du Jungfrau bist, haben sie kein Problem mit dir. Nimm es bitte nicht persönlich, dass Kevin sich so verhalten hat. Das war einfach mal wieder ein super Beispiel weshalb wir ihn Kevin nennen und nicht Layvin. Taktgefühl, Empathie und solche Sachen sind einfach nicht sein Ding"
Marcos Worte haben mich besser fühlen lassen und so wischte ich mir die Tränen von den Wangen "Danke", murmelte ich.
Marco grinste "Schon gut, lass mich dich nach Hause fahren, morgen sieht das ganze schon wieder anders aus", lächelte er. Ich nickte und stieg auf der Beifahrerseite seines Wagens ein. Marco fuhr mich nach Hause und hielt schlussendlich vor meiner Tür.
"Bis morgen und Leandro? Es ist nicht schlimm, dass du Jungfrau bist", das waren die Worte die er mir zum Abschied mit auf den Weg gab. Ich nickte und versuchte mich an einem leichten Lächeln "Danke", damit stieg ich aus und ging rein.
Ich wollte einfach nur noch ins Bett und hoffen, dass der nächste Tag besser werden würde.
...
Das war auch schon der Prolog zu Passion. Vielleicht sind schon ein paar drauf gekommen, die Geschichte ist an dem Film After Passion inspiriert, allerdings nur an dem ersten Trailer. Das Storyboard habe ich beendet, bevor ich den ganzen Film gesehen habe und somit ist wirklich nur die grobe Idee der Handlung an den Trailer angelehnt. Der Rest der Story gehört mir und entspringt meinen Gedanken.
Ich hoffe es hat euch gefallen, lasst mir gerne etwas Feedback da, was haltet ihr von Leandro und Neymar?
Kommentar von dreaming_t
[Warum mussten Kevin und Kylian solche unüberlegten Idioten sein? Gentleman, ihr bringt das in Ordnung und entschuldigt euch. Danke, an Thiago, der die beiden erstmal zurechtgewiesen hat🙏 und danke an Marco, der sich so gut um Leo kümmert. He's so cute<3 Der ist wirklich gut geschrieben und ich hoffe, dass die Jungs sich im Laufe der Geschichte etwas zusammenreißen.]
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