Kapitel 7 • Leandro

Gestern hatte ich Ney gefragt, ob wir uns heute treffen könnten. Ich hatte ihn das letzte Mal im Training vor zwei Tagen gesehen und wollte ihn einfach wiedersehen.

Zwar hätten wir uns spätestens morgen eh gesehen, denn dann war wieder Training und wir hätten beide hin gemusst.

Ich stand vor der Haustür meines besten Freundes. Ich wusste nicht ob man mich und Ney als beste Freunde bezeichnen konnte. Ich würde zwar schon sagen, dass wir mehr waren als normale Freunde, aber ob Ney und ich schon auf dem selben Level waren wie er und Kylian es waren, wusste ich nicht.

Was ich nämlich wusste war, dass er und Kylian beste Freunde waren, doch die beiden kannten sich auch schon viel länger und hatten somit viel länger Zeit um sich richtig kennen zu lernen.

Deswegen war ich mir nicht sicher, dass Ney und ich beste Freunde waren, doch würde man mich fragen, ob ich ihn als besten Freund bezeichnen würde, dann würde ich wohl mit Ja antworten. Zumindest gab es nur wenige Freunde von mir, die eine ähnliche Bedeutung hatten wie er für mich.

Ich wartete,bis Ney mir die Tür öffnen würde. Aus Erfahrung wusste ich bereits, dass er immer eine extra Einladung brauchte, bis er den Weg zur Tür gefunden hatte. Deswegen klingelte ich direkt noch einmal und lehnte mich dann mit meinem Handy in der Hand gegen die Hauswand.

Nach etwas mehr als zwei Minuten und einen paar Likes auf Insta, wurde mir die Tür dann geöffnet. Ney ließ mich nach einer kurzen Umarmung rein und ich ging durch ins Wohnzimmer. Dort saßen wir schließlich auf der Couch und redeten nicht.

Irgendwas war anders heute, irgendwas war komisch und zwar wirklich. Zum einen hatte Ney mich heute wirklich nur mit einer kurzen und knappen Umarmung begrüßt und nicht mit einer langen so wie sonst immer.

Außerdem redete er jetzt nicht, sondern saß einfach nur still neben mir. Das passte alles gar nicht zu Ney. Eigentlich war er immer aufgeschlossen, glücklich und laut. Eigentlich schaffte er es nicht mal bei Filmen still zu sein, deswegen war es auch so verwunderlich, dass er jetzt so still und zurückgezogen war.

Irgendwas stimmte hier ganz und gar nicht und ich hatte das Gefühl, als würde ihm irgendwas auch der Seele liegen und ihn belasten. Ich beschloss ihm etwas Zeit zu geben, vielleicht würde er sich ja bald zusammen raufen können und alles wäre wie immer.

So saßen wir noch weitere zwanzig Minuten auf dem Sofa und kriegten nicht mal Smalltalk hin. Schließlich hatte ich dann genug und sah zu ihm "Na sag schon, was ist los?"

Ney sah ertappt zu mir und stellte dich dann unwissend "Was meinst du?", wollte er scheinheilig wissen. Ich seufzte und sah ihn ernst an.

"Ich weiß das dich irgendwas bedrückt, du kannst mit mir reden Ney, dass weißt du"

Ney schwieg weiter und seufzte dann ebenfalls. "Na gut, aber bitte hasse mich nicht und denk dran, dass es mir Leid tut ja?", wollte er von mir wissen.

Ich nickte und gab ihm so meine Bestätigung. Ney atmete noch einmal tief durch und sah mir dann fest in die Augen, jedoch brach der den Blickkontakt schnell wieder ab und sah stattdessen auf seinen Hände, welche in seinem Schoss lagen.

"Hör zu Leandro, was ich dir gleich sage tut mir wirklich leid und wenn ich die Zeit zurück drehen könnte, dann würde ich es gerne ändern und nicht nochmal machen. Es tut mir wirklich leid, aber es ist so gewesen und ich wünschte wirklich es wäre anders gekommen", begann er und sah wirklich niedergeschlagen und schuldbewusst aus.

"Was ist denn passiert Ney?", fragte ich mit sanfter Stimme nach, es konnte jawohl kaum so schlimm sein, wie er gerade tat.

"Als wir bei dem Mannschaftsabend bei Julian waren, da habe ich dich das erste mal gesehen und wahrgenommen, als wir Wahrheit oder Pflicht gespielt haben. Ich kannte dich vorher nicht und alles was ich nach diesem Abend in dir gesehen habe, war eine schüchterne Jungfrau. Es tut mir wirklich Leid, dass ich so dumm war. Ich hätte ganz anders über dich denken sollen,ich hätte diesem Fakt nicht so unfassbar viel Wichtigkeit geben sollen. Das tut mir unendlich leid, dass musst du mir glauben. Doch egal wie oft ich jetzt sage, dass es mir Leid tut, es ändert nichts. Ich habe nur die Jungfrau in dir gesehen und das war ein Fehler. Als du mich dann auch noch gekorbt hast, indem du mich nicht küssen wolltest, sondern einfach gegangen bist, habe ich mir ein Ziel gesetzt. Ich wollte dich unbedingt entjungfern. Das war der Grund, warum ich angefangen habe Kontakt zu dir aufzubauen. Ich wollte dich bloß ins Bett kriegen und dich dann wieder fallen lassen. Doch als wir uns dann näher gekommen sind, als ich dich richtig kennen gelernt habe, da habe ich begonnen zu merken, wie dumm ich eigentlich war. Du bist ein wundervoller Mensch Leandro, du hast einen unglaublich schönen Charakter, dass kann man gar nicht beschreiben und du bist mir so unfassbar wichtig geworden. Ich will dich nicht verlieren, weil du das irgendwann von jemand anderem raus findest oder so. Deswegen habe ich es dir jetzt gesagt. Du musst mir glauben, es tut mir wirklich Leid und ich würde wirklich so viel tun, damit das nie passiert wäre, bitte verzeih mir das irgendwann"

Ich konnte nichts sagen, ich wusste nicht was ich fühlen sollte, ich wusste gar nichts mehr. Ich saß einfach nur wie versteinert auf dem Sofa und bewegte mich nicht. Ney neben mir schien sich immer schlechter zu fühlen, mit dem was er getan hatte, aber ich musste auch ehrlich sagen, dass er es verdient hatte sich deswegen scheiße zu fühlen.

Schließlich kehrten meine Gefühle zurück in meinem Körper. Ich spürte das Gefühl zu ersticken, ich hatte das Gefühl immer weiter runter gedrückt zu werden und spürte wie sich Tränen aus meinen Augen lösten.

"Leandro?", hörte ich Neys leise Stimme und spürte, wie er seine Hand auf meinen Arm legte. Ich zog meinen Arm schnell zurück und zischte ihm ein "Fass mich nicht an", entgegen. Dann stand ich vom Sofa auf und sah unter Tränen zu dem Mann, den ich eben noch als meinen besten Freund bezeichnet hatte.

Ney stand ebenfalls auf, auch in seinen Augen zeichneten sich Tränen ab. Man konnte sehen und spüren wie sehr sich die Gefühlslage in diesem Raum verändert hatte und ich wusste, dass sowohl seine, als auch meine Gefühle völlig unschlüssig waren und einfach nur durch meinen Körper schwappten.

Ney stand vor mir und wollte mich wieder an den Schultern anfassen, wahrscheinlich um mich zu beruhigen und noch einmal mit mir zu sprechen. Doch ich wollte nicht mehr reden. Ich hatte genug gehört, ich brauchte keine weiteren Erklärungen.

Ich holte aus und ließ meine Hand schallend gegen Neymars Wange knallen. Ich hatte ihn mit voller Wucht getroffen und Neymars Kopf flog zur Seite. Er taumelte zurück und fasst sich an die Wange.

"Du bist das größte Arschloch, dass ich kenne, ich will dich nicht mehr sehen", schrie ich ihn weinend an und rannte dann aus dem Haus raus.

Schnell stieg ich in meine Auto und fuhr trotz meiner verschwommenen Sicht durch die vollen Straßen von Paris. Innerhalb weniger Minuten hatte ich es zu Marco und Marqui geschafft und begann dort Sturm zu klingeln.

Es dauerte nicht lange und schon riss ein genervter Marqui die Tür auf "Was denn?", zischte er genervt und wütend, wahrscheinlich deshalb, weil ich Sturm geklingelt hatte.

Dann sah Marqui mich an und schon wurde sein Gesichtsausdruck sanft und besorgt. "Oh Gott, tut mir Leid Kleiner. Was ist denn passiert?", wollte er überfordert wissen.

Anstatt ihm zu antworten schluchzte ich nur auf und ließ mich in Marquis Arme fallen. Dieser hielt mich fest und führte mich ins innere des Hauses. Dort blieb er im Flur stehen und hielt mich weiter fest und strich mir immer wieder über den Rücken.

"Wer war das Ciccino?", wollte Marco wissen, welcher aus der Küche in den Flur kam. Als er mich sah, wie ich da weinend in den Armen seines Freundes stand, blieb kurz überrascht stehen, kam dann allerdings zu uns und nahm mich Marqui ab.

Dieser war sichtlich überfordert mit der Situation und stand hilflos neben uns. Marco schien das zu merken, denn er sagte an Marqui gerichtet "Kannst du ihm einen heißen Kakao machen?", Marqui nickte schnell und war wahrscheinlich froh aus der Gefahrenzone raus zu kommen.

Marco führte mich stattdessen ins Wohnzimmer und setzte sich mit mir auf die Couch "Erzähl, was ist passiert?", wollte er von mir. Ich schniefte einmal und meinte dann zu ihm "Ney hat mir gesagt das er nur mit mir befreunde ist, um mich ins Bett zu kriegen"

Marcos Blick verfinsterte sich und sein Griff wurde etwas fester. Offensichtlich war er sauer auch Ney. "Och Kleiner, ich habe es dir doch gesagt", murmelte er und zog mich näher an sich. Ich drückte mich an seinen schützenden Körper und weinte in seine Brust.

"Es tut so weh Marco, warum tut es so weh?", wollte ich wissen. Marco strich mir durch die Haare "Weil er dich nur benutzt hat", murmelte er als Antwort.

Kurze Zeit später kam Marqui wieder ins Zimmer und hielt mir unsicher eine dampfende Tasse hin. Ich versuchte ihn etwas anzulächeln und nahm ihm die Tasse ab. Ich lehnte weiter hin an Marco, doch langsam beruhigte ich mich und trank nach und nach den Kakao leer.

"Was ist denn passier?", wollte Marqui schließlich wissen. "Neymar dieses Arschloch hat ihm gesteckt das er ihn nur ausgenutzt hat", gab Marco sauer zurück. Daraufhin sagte Marqui nichts mehr, wahrscheinlich hatte er auch einfach keine Worte dafür.

"Kann ich erstmal hier bleiben?", wollte ich leise wissen. Ich wollte gerade nicht alleine nach Hause, dass konnte ich einfach nicht.

Sofort nickte Marco bestätigend "Du kannst immer hier bleiben, gerade jetzt oder Marqui?", holte er sich die Bestätigung seines Freundes. Dieser nickte sofort und mit einem leisen Danke kuschelte ich mich zurück an Marcos Schulter.

•••

Ich hoffe es hat euch gefallen, lasst mir gerne einen Kommentar da. Bis nächste Woche.

Kommentar von dreaming_t

[Ja Ney, das lief ja wieder ganz klasse. Immerhin ist die Wahrheit jetzt raus und das ist gut so. Leo hatte ein Recht das zu erfahren. Hoffentlich kann er bei Marco (ein bisschen einfühlsamer, der Herr. Ich weiß, dass du recht hattest, aber Leo braucht dich jetzt nun mal) und Marqui (du bist Kapitän und solltest mit sowas etwas besser zurechtkommen, auch wenn Leo unerwartet kam. Keine Angst haben, Bby<3) zur Ruhe kommen und die beiden bauen ihn etwas aus<3 toll geschrieben :C armes Leo]

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