Kapitel 2 • Leandro
Ich wusste zwar nicht worauf Neymar hinaus wollte, wenn er plötzlich so viel mit mir machte, ich meine das macht doch niemand, wenn man nichts von der Person wollte. Also was wollte Neymar von mir?
Ich wusste es ehrlich nicht, doch vielleicht konnte ich auch einfach mal an das Gute in einem Menschen glauben und darauf bauen, dass er einfach mal nichts wollte? Vielleicht wollte er ja auch einfach nur nett sein und mir helfen hier in Paris anzukommen. Immerhin hatte er ja ein ähnliches Problem vor zwei Jahren.
Als er aus Barcelona hier her gewechselt war, konnte er die Sprache genauso wenig, wie ich, er kannte niemanden, soweit ich wusste und war einfach komplett neu in einer fremden Stadt und in einem fremden Verein.
Also konnte es doch sein, dass er einfach nur Mitleid mit mir hatte und wollte, dass es mir hier gut ging und, dass ich gut ankam. Möglicherweise sollte ich auch einfach mal an das Gute in einem Menschen glauben und mir keine Gedanken machen, was Neymar für Hintergedanken haben könnte, wenn er etwas mit mir machte und nett war.
Dadurch, dass Neymar gestern so offen und freundlich zu mir war, fühlte ich mich heute schon wesentlich sicher, als ich die Kabine betrat. Ich hatte nicht mehr das Gefühl, dass mich alle anstarrten, ich hatte nicht mehr das Gefühl, dass mich jeder im Raum mit dem Ereignis, bei Julian Zuhause, in Verbindung brachte.
Ich hatte einfach mehr Selbstbewusstsein und wusste, dass ich in dem Raum bleiben konnte und nicht direkt wieder flüchten musste.
Wieso der gestrige Tag, den ich während der Zeit hier vor allem mit dem Brasilianer verbracht hatte, so viel an meiner Einstellung und meiner Selbstsicherheit geändert hatte, wusste ich nicht und ich wusste auch nicht, warum es mir so wichtig war, dass Neymar mit mir gesprochen hatte und mir das Gefühl gab, nicht nur die Jungfrau zu sein, welche ich meiner Meinung nach auf dem Mannschaftsabend geworden war.
Ich schätzte einfach mal, dass ich Angst gehabt hatte, dass man mich jetzt nur noch darauf reduzierte und niemand mich richtig kennen lernen wollte und alle ihr Urteil über mich gefällt hatten.
Vielleicht lag es daran, dass Neymar es gestern nicht mit einem Wort angesprochen hatte, dass ich mich sicherer fühlte und nicht mehr das Gefühl hatte von allen in eine Schublade gesteckt zu werden, aus der ich nicht mehr raus kam.
Vielleicht hatte mich auch nie jemand in diese Schublade gesteckt und ich hatte es mir nur eingebildet, doch ich hoffte einfach, dass es niemand tat und ich immer noch die Chance hatte hier ganz normal anzukommen und aufgenommen zu werden, als wenn mein Geheimnis nie gelüftet wurde.
Ich setzte mich auf meinen Platz und zog mich in aller Ruhe um. Ich spürte keine Blicke auf mir und hatte das Gefühl einfach völlig in Ruhe hier sitzen zu können und mich fertig zu machen.
"Leandro?", hörte ich Marcos Stimme. Ich sah auf und blickte nach links, wo er sich hingesetzt hatte.
Er war schon fertig umgezogen und hatte somit Zeit mit mir zu reden. Ich nickte ihm zu und schenkte ihm ein kurzes Lächeln, während ich mich nach unten beugte um meine Schuhe zu zubinden.
"Was hat Neymar dir gestern erzählt?", wollte er wissen. Verwirrt über diese Frage band ich mir erstmal meine Schuhe fertig zu und setzte mich dann wieder auf, um ihn anzugucken.
"Warum interessiert dich das?", wollte ich wissen. Marqui, welcher aus dem nichts neben seinem Freund aufgetaucht war, legte Marco eine Hand auf die Schulter.
"Ich habe dir doch gesagt, dass du dir nicht direkt Sorgen machen sollst", Marco verdrehte daraufhin nur die Augen.
"Kannst du mir nicht einfach antworten?", wollte er wissen. Ich seufzte und sah ihn an "Es ist ja schon irgendwie süß, dass du dir Sogen machst, aber es ist alles gut. Wir haben nur über belangloses Zeug geredet wie unsere Herkunft und so, also mach dir keine Sorgen, ich lebe noch und Neymar hat mich auch noch nicht aufgefressen"
Marco sah mich stumm an und ich hatte nicht wirklich das Gefühl, dass er sich jetzt weniger Gedanken machte. "Mein Gott Marco, er ist erwachsen und kann auf sich selber aufpassen", kam es wieder von Marqui.
Ich warf ihm ein kurzes Lächeln zu und sah dann zu Neymar, der gerade zu uns kam. "Hey ihr beide", begrüßte er Marco und Marqui und sah dann zu mir, auch mich begrüßte er mit einem Handschlag.
"Darf ich ihn mir kurz ausborgen?", wollte Neymar an Marco gerichtet wissen. Scheinbar hatte er sich schon zusammen gereimt, dass es Marco war, der nicht so begeistert von ihm war und nicht Marqui.
Man sah Marco deutlich an, dass er am liebsten Nein gesagt hätte, jedoch war das schlecht möglich und so nickte er, wenn auch widerwillig. Ich stand auf und ließ mich von Neymar am Handgelenk mitziehen.
Ich wusste nicht was Marcos Problem war, doch scheinbar hatte Marqui eine ziemlich genaue Ahnung, was diesem nicht passte, denn dieser stand jetzt vor Marco und redete wild auf ihn ein.
Ich folgte Neymar und wurde ziemlich direkt auf den Trainingsplatz gezogen, dort machte er bei Kylian und Presnel halt, welche zusammen standen. "Leandro, das ist Presnel, Presnel, das ist Leandro", stellte Ney uns netterweise vor.
Ich lächelte ihm kurz zu und sortierte mich dann etwas weiter hinten im Kreis ein, damit ich etwas aus dem Mittelpunkt raus rücken konnte und nicht mehr die Aufmerksamkeit abkam.
Aufmerksamkeit war immer noch ein Faktor, mit dem ich nicht klar kam. Ich mochte es einfach nicht und verstand nicht, wie es Leute geben konnte, die gerne Aufmerksamkeit bekamen.
Ich hatte das Gefühl, dass ich gerade mit drei von der Sorte in einem Kreis stand, denn sie erzählten sich aufgeregt irgendwelche Geschichten und versuchten dabei den anderen immer weiter zu übertrumpfen.
Das Training verbrachte ich zum Teil mit Neymar, Kylian und Presnel, welche mich in ihre Mitte aufgenommen hatten und zum anderen Teil mit Marco, Marqui und Thiago, welche mich ebenfalls immer mal wieder zu sich riefen.
Mittlerweile hatte ich das Gefühl, dass Marco entweder dachte, dass von Neymar und seinen Freunden eine Gefahr aus ging, oder dass er eifersüchtig war. Was auch immer es war, es war völlig unbegründet.
Ich fühlte mich wohl bei Neymar und Kylian und war froh, dass sie beide sehr viel Aufmerksamkeit abgriffen, so konnte ich geschont etwas in den Hintergrund rücken und einfach zuhören.
Nachdem Training kam Neymar in der Kabine zu mir und legte mir eine Hand um die Schulter "Willst du noch mit zu mir kommen? Kylian kommt auch noch mit", wollte er wissen.
Ich fühlte mich von dem Arm auf meinen Schultern zwar etwas bedrängt, jedoch schluckte ich dieses Gefühl schnell wieder runter und nickte. "Klar, gerne", antwortete ich mit einem leichten Lächeln.
Zufrieden ließ Ney wieder von mir ab und lief zurück zu seinem Platz um sich seine Tasche und Jacke zu nehmen. "Ich warte draußen", gab er mir noch Bescheid und verschwand dann mit einem lauten "Tschüss", an alle aus der Kabine.
Schon wieder konnte ich Marcos Blicke spüren, ignorierte sie aber lieber. Ich hatte keine Lust jetzt eine Diskussion mit ihm zu führen, ob es richtig war zu Neymar zugehen oder nicht.
Ich beeilte mich ebenfalls fertig zu werden und lief dann auch aus der Kabine. Auch ich verabschiedete mich einmal laut und lief dann zum Parkplatz.
Dort standen Kylian und Neymar schon und schienen auf mich zu warten. Kaum war ich bei ihnen angekommen, sahen sie auf. "Hast du ein Auto hier?", wollte Neymar von mir wissen.
Ich schüttelte schnell den Kopf "Nein, das steht noch bei Julian. Marco hat mich mitgenommen", erklärte ich die Situation. Kylian nickte "Wenn du willst, kannst du bei mir mit kommen, dann können wir noch bei Julian vorbei fahren und dein Auto einsammeln", schlug er vor.
Ich stieg also bei Kylian mit ein und dieser fuhr los. Auf dem Weg fing er plötzlich an zu sprechen "Hör mal, es tut mir wirklich leid, was ich beim Mannschaftsabend über dich gesagt habe. Zum einen kannte ich dich nicht wirklich und zum anderen wusste ich nicht mehr zu hundert Prozent was ich gesagt habe und erst als Thiago mich zu Recht gewiesen hat, ist mir aufgefallen wie scheiße das von mir war. Tut mir Leid", entschuldigte er sich für den abfälligen Kommentar über meine Jungfräulichkeit.
Ich lächelte ihm zu "Das passt schon, bist gar nicht so ein Arschloch, wie ich da dachte", spielte ich das ganze etwas runter. Kylian grinste mich an "Dann ist ja gut, ich dachte schon du bist angepisst deswegen"
Ich grinste zurück "Nein, alles gut", damit hielten wir vor Julians Tür und ich stieg aus "Fahr mir gleich einfach hinter her", wies er mich an. Ich nickte und schlug dann die Tür zu, um in mein Auto einzusteigen.
Ich folgte Kylians Wagen und landete schließlich vor einem Café. Neymar lehnte an der Hauswand und spielte an seinem Handy. Wir stiegen aus und liefen zu ihm.
"Auto bekommen?", wollte er wissen. Ich nickte und deute kurz hinter mich, wo mein Auto stand. Er nickte "Ich dachte, dass ich dir dasselbe Café zeige, wie es mir gezeigt wurde. Es war das erste Café, in das ich in Paris gegangen bin und bisher auch das Beste.
Ich nickte zustimmend und so betraten wie den kleinen Laden. Ich musste wirklich sagen, dass es echt gemütlich war und ich mich von Anfang an wohlfühlte. Ich konnte definitiv verstehen, warum es Neymars Lieblingscafé war.
Wir verbrachten eine lustige Zeit in dem kleinen Café und fuhren danach alle zusammen zu Neymar nach Hause. Ich begann die beiden wirklich zu mögen und hatte mittlerweile alle Bedenken abgelegt und glaubte vollständig daran, dass Neymar mir nichts Böses wollte.
Wir hatten bei ihm noch einen Film geguckt, was echt lustig war, da es ein Horrorfilm war und Kylian scheinbar ein echter Angsthase war. Bei jeder Kleinigkeit ist er zusammen gezuckt, hat kurz aufgeschrien oder sein Gesicht in einem Kissen versteckt.
Während Kylian Schiss hatte, haben Neymar und ich uns köstlich über ihn amüsiert und kaum auf den Film geachtet. Schließlich waren Kylian und ich wieder zu uns nach Hause gefahren und so lag ich jetzt in meinem Bett und schrieb noch mit Marco.
...
Was haltet ihr von der Entwicklung der beiden und denkt ihr Marco sollte auf Marqui hören und etwas runter fahren, oder sollte er genauso weiter machen? Lasst mir gerne einen Kommentar da, bis nächste Woche.
Kommentar von dreaming_t
[wenigstens hat Kylian sich jetzt bei ihm entschuldigt<3 es ist süß, dass Marco sich so um ihn kümmert und ich würde ja gerne sagen, dass es unberechtigt ist und er einen Gang runter schalten soll, doch das ist es eben nicht von daher: Marco du liegst mit deinem Gefühl vollkommen richtig also mach weiter<3]
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