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Ich war positiv überrascht. Eine Sache, die ich absolut nicht erwartete.

Meine Tanzgruppe, die ich Hundred nannte, weil sie nun mal eine Hundert war, harmonierte zusammen. Fast so, als hätten sie sich finden müssen. Sie bewegten sich gemeinsam, ohne den anderen zu benachteiligen und sie lachten viel zusammen. Dabei war es egal, dass wir für Y/N und Hyunjin an einem fremden Ort waren, da wir bei Hoseok tanzten. Für sie stellte das kein Problem dar, weil die Brüder, sowie Momo, ihnen kein fremdes Gefühl vermittelten.

Ich musste schmunzeln, als ich beobachtete, wie sie die neue Choreografie lernten, die ich ihnen aufdonnerte. Dabei stellte sich heraus, das Y/N ein großes Talent dafür hatte, bessere Ideen einzuwerfen, die ich mit der Zustimmung der anderen einbaute. Zum Schluss warfen sie alle kreative Beiträge ein, weshalb ich eine Zeit lang mit ihnen tanzte, um die Choreografie im Kopf zu behalten.

Ich war stolz auf mich. Stolz, dass ich es soweit brachte. Mit fünf weiteren Erwachsenen hier zu stehen und einen Traum zu leben... Das ließ mich schmunzeln.

„Und...?", hörte ich irgendwann, wie sich Hoseok zu mir stellte.

Ich atmete sorglos aus. Er wollte also wissen, wie ich seine Leute fand. Nun...

Jimin, der auf den ersten Blick ziemlich unscheinbar wirkte, stellte sich als Rampensau heraus. Seine Begabung war kaum zu übersehen. Für mich war er auch der beste im Team. Deshalb nahm ich mir vor ihn in meinem Entertainment gut zu reden, damit er einen Platz als Lehrer bekommen konnte. Sein Talent schien mir zu groß für eine Underground Szene. Von mir aus... Stritt ich mich mit Hoseok um ihn, wenn es sein müsste.

Kino, sein Bruder, überraschte mich ebenfalls. Zwischen ihm und Jimin war kein großer Unterschied. Kino hatte eine Präsenz und einen Charme, dem jeder verfiel. Er war gut darin die Menge mit sich zu ziehen, wobei er jede Bewegung gut zum Ausdruck brachte. Auch ihn würde ich gerne vorstellen, doch befürchtete, das Jimin bessere Chancen hätte, was wiederum schade wäre für Kino, weil er auch einfach viel zu gut war. 

Nun zu Momo. Sie gab der Gruppe etwas Freches. Mit der Frauenpower, die sie aufbrachte, ihrer provokanten Art und ihren reizenden Hüften, verfiel ihr die Menge. Sie wirkte, als würde sie ihr ganzes Leben bereits tanzen. Für anderes war sie viel zu talentiert.

Hoseok hatte nicht übertreiben, wenn er sagte, das waren seine besten TänzerInnen und das wusste ich.

„Du hast mir nicht zu viel versprochen.", beichtete ich.

Das ließ ihn siegessicher eine Faust formen.

„Yessss!", fügte er bei.

Ich konnte zum ersten Mal, seit langem, zugeben, dass es mir gut ging. Gut, weil ich ein eigenes Team hatte, mit dem ich demnächst schon antreten konnte. Ich durfte meine Begabung als Choreograf und Lehrer beweisen. Ich hatte mich endlich mit Hoseok vertragen...

Das waren drei große Ziele, die ich für dieses Jahr niemals einplante, die ich dennoch erreichte. Wen hatte ich das zu verdanken? An erster Stelle Hoseok. So, wie ich ihm eigentlich alles zu verdanken hatte...

„Ich bin dir etwas schuldig.", drehte ich mich zu ihm.

Er warf mir einen Seitenblick zu, dabei zuckte sein Mundwinkel.

Ich wusste, dass er das gerne hörte, auch wenn er das niemals zugeben oder zeigen würde. So war er nun mal... Ein sehr bescheidener Mann.

„Gewinn die Meisterschaft einfach, alter Freund.", sagte er bloß.

Apropos... Jetzt, wo er die Meisterschaft erwähnte, fiel mir da etwas ein!

Ich hatte total vergessen, ihm eine Frage zu stellen. Eine, die ich ihm stellen musste. So empfand ich zumindest...

„Wieso tretest du eigentlich nicht auch an? Möchtest du nicht mittanzen?", sah ich neugierig in sein Gesicht, um Reaktionen zu beobachten.

Ja. Ich bot Hoseok gerade an, bei uns mit zu tanzen.

Mir ging es bei der Frage nicht dabei, dass ich mit ihm bessere Chancen hätte, nein. Ich würde ihn die Gruppe sogar anführen lassen, wenn er es gewollt hätte.

Ich fragte ihn, weil ich Respekt vor ihm hatte. Ich empfand es als eine Verpflichtung ihn zu fragen. Schlussendlich stand ich nur wegen ihm hier. Von nun an würde ich das nie wieder vergessen.

„Nö. Ich habe bereits einen Namen. Ich überlasse anderen besser den Vortritt.", lächelte er sanft, als seine Augen auf meine trafen.

Auf der Stelle erwiderte ich das Lächeln.

Natürlich rechnete ich mit dieser Antwort, weil ich ihn kannte. Doch mein Angebot war ernst gemeint und dieses Angebot hätte ich nur ihm gemacht. Ihm und...

„Oh! Das kann doch nicht sein!"

Eine laute Stimme ertönte in meinen Ohren, sodass ich meine eigenen Gedanken nicht mehr hören konnte.

Es war... Eine rauchige, mir bekannte Stimme...

Aber... Das konnte nicht sein...

Mit zusammengezogenen Augenbrauen drehte ich mich zurück. Ich drehte mich zu ihm und erkannte ihn mit nur einem Blick.

Dawn. Hoseok's Bruder...

„Welch Überraschung!", lachte er und kam in großen Schritten auf seinen Bruder und mich zu.

Automatisch musste ich anfangen zu lächeln.

Das war tatsächlich Dawn! Ein guter, alter Freund von mir, der uns früh verlassen musste, weil er im Ausland tanzte.

Ich dachte damals, ich würde ihn nie wieder sehen! Unglaublich, dass ich ihm wieder begegnete! Ich hatte ihn ewig nicht mehr gesehen...

„Dawn!", öffnete ich die Hand, in die er freundschaftlich einschlug, bevor er mich an sich zog.

Freudig klopfte er mir auf den Rücken. Beide lachten wir lautstark drauf los.

„Was treibt dich denn wieder her?", fragte ich und sah an ihm hinab, sobald wir voneinander abließen. „Du hast dich ja kaum verändert!"

Er sah genauso aus, wie vor 10 Jahren, denn... Ja... Er war um einiges älter als Hoseok. Ich glaubte, ihr Altersunterschied lag bei 13 Jahren.

Dawn färbte sich noch immer die Haare blond, trug weiterhin gern den Emo-Punk Look und schminkte sich dementsprechend. Er wirkte genauso sportlich, wie früher auch. Es war, als wäre er nie gealtert, oder gar weg gewesen... Er brachte das familiäre Gefühl mit einem Schlag zurück...

„Ich bin seit zwei Jahren zurück, Tennie. Und wie ich sehe... Habt ihr euch beide wieder vertragen."

„Könnte man so sagen.", machte Hoseok einen Arm um mich.

Als wären wir drei nie getrennt gewesen, fingen wir an uns zu unterhalten. Wir schwelgten in Erinnerungen und witzelten viel. Der Altersunterschied machte uns dabei nicht zu schaffen. Das tat er nie. Dafür dachten wir alle drei viel zu ähnlich.

Erst jetzt fiel mir auf... Wie sehr mir die Jung Familie doch eigentlich fehlte. Ich sollte ihre Eltern mal wieder besuchen. Das hatte ich lange nicht mehr...

Nach einer Weile Gelächter, saßen wir mit meinem neuen Team im Kreis. Dawn hatte viele Fragen gestellt, bis er auf denselben Informationsstand war, wie wir alle.

Unser Hauptthema für heute: Die Meisterschaft und Taeyong.

Bei dem Namen kam uns allen der Würgereiz.

„Mhm", machte er. „Ich verstehe. Der Esel ist derselbe, wie er immer war. Wie sein Vater..."

Dawn rollte die Augen.

Natürlich kannte er sie. Er kannte das ganze SM Entertainment. Dawn tanzte vorher nämlich für sie, bevor er auf eigenen Beinen stand und schließlich im Ausland tanzte.

Dadurch, dass er Erfahrung mit der Familie und dem Entertainment hatte, konnte er einen klaren Kopf behalten. Das Thema ging ihm nicht so nah, wie uns.

„Ich finde... Ihr solltet Taeyong aus dem Rennen kicken, indem er disqualifiziert wird. Das hat sein arroganter Arsch verdient.", lehnte sich Dawn zurück.

Schlagartig schossen unsere Köpfe in seine Richtung.

Was sagte er da? Wir sollten dafür sorgen, dass er disqualifiziert wurde? Wie sollten wir das anstellen? Außerdem... War das nicht... Unfaires Spielen?

„Wie meinst du das?", fragte Y/N.

„Nimmt ihm sein Team weg, sodass er nicht antreten darf..."

Hellhörig spitzte ich die Ohren.

„Erzähl weiter...", kniff ich die Augen zusammen.

Team wegnehmen... Das klang wie Musik in meinen Ohren. Taeyong verdiente, dass wir das taten. Schließlich erlaubte er sich auch alles.

„Na... Ist Momo nicht die Zwillingsschwester von Lay? Soll sie ihn etwas überreden."

Ich weitete die Augen. Direkt zu Momo gesehen, musste ich den Kopf schütteln. Sie und Lay waren verwandt?! Wieso erzählte mir sowas keiner?

„Du bist was?!", fragte ich aus großen Augen, doch sie ignorierte mich.

„Und du glaubst, das ist einfach?", strich sich Momo die Haare aus dem Gesicht.

„Versuch es", zuckte Dawn die Achseln. „Dadurch, dass Hyunjin hier ist, ist die Gruppe wackelig. Sie bricht aber erst zusammen, wenn ihr einen weiteren überredet... Blut kommuniziert mit Blut am besten, nicht?"

Momo schob die Unterlippe hervor. Sie überlegte, genauso wie der Rest.

Der Blondschopf sprach hier gute Dinge an... Wieso sollten wir das nicht versuchen? Denn, wie bereits erwähnt, Taeyong verdiente eine Niederlage, die ihm weh tat. Was tat einem Tanzlehrer mehr weh, als ihm die Gruppe wegzunehmen? Genau. Nichts. Die Gruppe war sein Lebenssinn.

Somit war die Entscheidung nach einer kurzen Diskussion gefallen. Wir würden Taeyong zum Fall bringen. Dafür würden wir ihn von innen angreifen.

Meine Gruppe machte sich bereit, Lay direkt aufzusuchen. Doch bevor wir losgingen, stellte ich mich zu Dawn, der dabei war, eine Zigarette zu rauchen. Diese Gewohnheit gab er wohl nicht auf.

„Willst du dabei sein, D?", fragte ich ihn.

Damit hatte ich das Tanzen gemeint und das wusste er. Denn für ihn galt das selbe Prinzip, wie für Hoseok. Sie waren die einzigen Menschen, bei denen die Ausnahme galt.

Er überlegte kurz, als er den Rauch ausblies.

„Ne, kein Bock.", schnalzte er mit der Zunge.

Ich musste schmunzeln, als ich nach seiner Schulter griff.

„Dabei hast du so großes Talent. Noch bist du nicht zu alt."

Er warf die Zigarette zu Boden, worauf er sich erhob. Nun war er es, der nach meiner Schulter griff.

„Hör auf an Hobi und mir festzuhalten. Hol dir den Sieg alleine, Tennie. Zeig ihnen, dass du's kannst. Mach die Familie stolz..."

Familie stolz machen...

Ich musste lächeln. Die Jung Familie... Ja... Sie war tatsächlich meine Familie... Meine einzige Familie.

„Okay... Werde ich. Versprochen."

***

Wir standen allesamt vor der Haustür von Momo. Und... Lay.

Ja. Wir standen hier. Wie kleine Küken, die auf den Befehl ihrer Entenmutter warteten, dabei stellte Momo unsere Mutter dar.

Ungeduldig warteten wir, bis jemand die Tür öffnete und zu unserer Überraschung... War es sogar Lay, der die Tür öffnete.

„Ehm...", sah er erschrocken in die Gesichter der Einzelnen.

„Hey, Brüderchen.", klimperte Momo mit den Wimpern, wie Dawn ihr riet.

„Was... Wen hast du mitgebracht...", er sah sich um. „Ten-Hyung!"

Ein Lächeln legte sich über seine Lippen.

Ich winkte bloß herzerfreuend. Er war glücklich mich zu sehen. Das bedeutete mir etwas...

„Hey. Ich bin auch hier?!", hob Hyunjin die Hand, was Lay grinsen ließ.

„Cool euch zu sehen. Hey. Das Team vermisst euch!"

„Apropos Team...", fing Momo auch schon an. „Wollen wir ein wenig spazieren?"

Er willigte ohne Widerworte ein. Das überraschte mich, wenn ich ehrlich war. Aber anscheinend hatten Momo und Lay eine sehr gute Beziehung zueinander, was mich natürlich freute.

Schließlich ging es auf den Skater-Platz, auf den Y/N uns einst hinführte. Da wartete Jimin auf uns, der ganz viele Skateboards mitbrachte. Grinsend verteilte er diese, sobald wir ankamen. Er schlug vor, dass wir Lay spielerisch empfangen sollten, damit er direkt warm mit uns werden konnte.

Keine so schlechte Idee... Das musste ich ihm lassen.

Wir griffen uns alle ein Skateboard und fingen an etwas umher zu fahren. Jimin, Hyunjin und Lay stellten sich als Experten heraus, was mich überraschte. Wobei... Sie waren alle Wunderkinder. Wieso erschrak mich hier überhaupt noch etwas?

Belustigt und gut gelaunt warfen wir uns allesamt auf den Rasen, sobald die Luft raus war.

Wir hatten bereits nach Mitternacht.

„Nun sagt schon... Was sollte der Überfall?", setzte sich Lay gelassen auf.

Nun war die Stunde der Wahrheit gekommen... Nur, wer würde ihm das jetzt erklären?

„Gut, dass du's erwähnst...", fing ich an.

„Tanz bei uns.", grinste der voreilige Hyunjin schließlich, ohne mich geredet haben zu lassen.

Ich warf ihm einen genervten Seitenblick zu, was ihn auf seine Hände sehen ließ.

„Was?", zog Lay die Augenbrauen zusammen.

„Ja, Brüderchen! Wir haben noch nie zusammen getanzt...", fing dann auch Momo an.

Er lehnte sich interessiert zurück. Seine Augenbrauen waren noch immer verzogen. Ich ahnte ehrlicherweise nicht, was er dachte... Ich vermutete jedoch, dass es nichts Gutes war...

„Ihr seid hier, um mich zu überreden von Taeyong zu euch zu wechseln? Für die Meisterschaft?"

„Ja...?", fragte Hyunjin zögerlich, wofür ich ihm am liebsten an den Hals gegangen wäre.

Lay hob das Kinn kritisch an. Er spitzte die Lippen, bevor er ausgeatmet die Achseln zuckte.

„Okay. Ja, gut. Bin dabei."

„Warte, was?!", sah ich zu ihm.

Da zuckte er erneut die Achseln.

Alle setzten sich überrascht auf.

Das... Das ging ja schneller als gedacht. Aber... Wieso?! Weshalb ließ er sich so schnell von uns mitreißen? Das hatte ich nicht erwartet!

„Taeyong ist ziemlich anstrengend... Er will dich unbedingt schlagen, Hyung...", beichtete Lay mir, was mich die Schultern sacken ließ.

Ach. Daher wehte der Wind. Er war ihnen zu streng. Das sah ich bereits kommen. Aber... Dass mir der Fakt Pluspunkte bringen würde...

Naja. Besser für mich!

„Dann... Heiße ich dich Willkommen", hielt ich ihm die Hand hin. „Unter einer Bedingung... Du holst mir auch San, Beomgyu, Juyeon, Jisung und Dino ins Boot, sagst Taeyong aber nichts. Wir werden ihn am Tage der Aufführung überraschen... Okay?"

Das ließ ihn grinsen.

„Verstanden, Hyung."

Da schlug er auch schon bei mir ein. Dabei roch ich bereits den Sieg...

———

HA. Das Team ist hinterhältig. 😂
Alles Dawn's Schuld! Spaß 🐥
Wie fandet ihr seinen Gastauftritt?

Was meint ihr? Ab wann ist es gerecht mit falschen Karten zu spielen, hm?

Viel Spaß beim Weiterlesen 💜

In love, N 🤍

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