Wind

Ohne ein Wort zu sagen starren wir uns in die Augen. Minuten vergehen, bis ich die Stille breche. >>Lucy, diesen Namen trage ich bereits seit meinem Tod nicht mehr. Es ist auch seltsam so genannt zu werden, denn ich bin Lira. So hat er mich genannt. << Sie senkt ihren Kopf. >>Also bist du es wirklich? << Ich nicke. >>Man kann es so sagen. Ich bin es, und ich bin es nicht. << Auch Mira lehnt ihren Kopf an meine Schulter. >>Erza, Natsu und die anderen haben sich so komisch benommen, seit sie von deinem, oder Lucys Grab zurückgekehrt sind. Seit diesem Augenblick hat sich etwas in ihren Blicken verändert. Sie waren alle nachdenklich, aber nicht traurig. Und deshalb habe ich mich gefragt, was dort auf dem Friedhof passiert ist. Als du dann heute deine Geschichte erzählt hast, da kam mir das alles so unwirklich vor. Lucy hat nie von einer Lira gesprochen, und jetzt weiß ich auch wieso, denn diese Lira existierte zu dem Zeitpunkt noch gar nicht. <<

Nickend stimme ich ihr zu. >>Da hast du die Wahrheit recht schnell herausbekommen. Aber bitte sag niemandem etwas davon, der es nicht weiß. Es würde dem Ruf von Fairy Tail schaden. << Leicht schmunzelt sie, bevor ihre Gesichtszüge wieder ernst werden. >>Aber sag, was meintest du damit, dass du nicht mehr sterben kannst? << Leise erkläre ich es ihr. >>Es ist wie du bereits erläutert hast. Ich kann nicht mehr sterben, weil ich unsterblich bin. Mich können weder Messer noch Krankheiten zu Fall bringen. << Sie schweigt erneut. >>Und wer ist er? Du redest sehr viel von ihm, und scheinst ihn auch zu mögen. << Schluckend schüttle ich meinen Kopf. >>Ich mag in nicht. Ich kann ihn nicht mögen, denn sonst würde ihn der Fluch töten. << Mirajanes Stimme ist nur ein Hauchen. >>Ist das nicht Zerefs Fluch von dem du sprichst? << Ich nicke. >>Ja. Vor einem Jahr, als sich meine Seele von meinem toten Körper getrennt hat, da gab mir Zeref einen neuen Körper. Diesen hier hat er über viele Jahre eigens für mich erschaffen, damit ich, wenn ich sterbe in ein neues Gefäß gesteckt werden kann. Und genau so kam es dann letztlich. << Nun ist sie noch verwirrter als zuvor. >>Aber wieso hat er diesen Körper schon vor Jahren für DICH gemacht ? Und woher wusste er, dass du sterben würdest? Moment mal, hat es was mit dieser Prophezeiung zu tun, von der du gesprochen hast? << Erneut bestätige ich dies. >> Die Prophezeiung existierte schon viele, viele hunderte Jahre vor meiner Zeit. Eine Zeit lang habe ich mich noch gefragt, warum ich denn sterben musste, doch jetzt gerade weiß ich, dass das die beste Errungenschaft meines Lebens war. Ich hätte vermutlich nie erfahren, dass er eine so tolle Person ist<<

Erneut streiche ich über die Kette. >>Ich Liebe ihn nicht. Das darf ich nicht. << Leise flüstere ich diesen Satz in die Stille des Abends, als plötzlich Natsu durch die Tür brettert. Anfangs bleibt er Kopfüber liegen, bevor er sich aufrichtet und uns anstarrt. >>Warum liegt ihr hier und schlaft? Wären Betten nicht bequemer? << Sofort beginne ich zu lachen. Mit Lissana in meinen Armen stehe ich auf. >>Natsu, nimm mir deine Freundin ab. Bring sie besser nach Hause. << Er nickt. >>Geht es ihr gut? << Kichernd lege ich sie in seine Arme. >>Ja, ich bin mir sicher, dass sie es dir morgen erzählt. Mach dir keine Sorgen. << Mira steht nun ebenfalls auf. >>Wo wohnst du eigentlich? << Kurz schaue ich mich um. >>Da wo ich vorher gewohnt habe. << Verstehend dreht sie sich zu Natsu. >>Dass du mir meine Schwester auch ja heile nach Hause bringst. << Als Natsu durch die Tür wieder nach drinnen verschwindet, hebe ich meine Hand so hoch, als könne ich nach den Sternen greifen. >>Ganz bestimmt gibt es irgendwo da draußen auch dein Sternenbild. <<

Noch einige Stunden lang stehe ich dort und schaue in die Ferne. Nach und nach verlassen alle das Gebäude, bis nur noch im Büro des Masters Licht brennt. Langsam drehe ich mich um, und gehe nun selbst. Lautlos tragen mich meine Füße aus der Gildenhalle und durch die nächtlichen Straßen der Stadt bis zu meiner Wohnung. Dort angekommen schließe ich die Tür auf, und hinter mir sofort wieder ab. Dann werfe ich mich auf mein Bett. Nach einer Weile reiße ich meine Augen auf, und gehe an meinen Kleiderschrank. Als nächstes hole ich meinen Kampfanzug raus und ziehe mir diesen an. Neu angekleidet verlasse ich das Haus, nur um die Stadt zu verlassen. Im Wald angekommen greife ich einen Baum mit meiner Fluchkraft an. Erst benutze ich das Feuer, dann Wasser und Eis. Wütend schlage ich mit meiner bloßen Hand auf das Holz ein. Wieder und wieder, bis er splitternd zerbricht, und der Länge nach zur Seite kippt. In dem vergangenen Jahr habe ich sämtliche Magien der Elemente erlernt, doch die Fluchkraft jener scheint in mir noch immer zu schlummern. Erde, Luft und Metall. Drei Elemente die ich im Kampf gebrauchen kann, wenn Magie nichts bringt. Ein sanfter Wind weht um meinen Körper, doch in meiner Rage bemerke ich nicht, dass er sich um mich herum immer mehr zu verdichten scheint. Erst, als er zu einem Sturm wird, und mir die Haare ins Gesicht peitschen, sehe ich auf und starre zu dem Baum, welcher bis eben noch auf dem Boden lag. Dieser schwebt nun vor mir in der Luft.

Wie gefesselt sehe ich zu, wie er langsam wieder sinkt, und dann mit einem sehr lauten rumms auf dem Waldboden aufprallt. Verwundert schaue ich auf meine Hände. >>Das war keine Windmagie. Kann es sein, dass ich...<< Hinter mir ertönt eine Stimme. >>Du hast eine Interessante Fluchkraft. Wer bist du Mädchen? << Schweigend drehe ich mich um, nur um einen Katzenartigen Mann zu sehen. >>Was willst du? << Grinsend springt er auf den gefällten Baum. >>Eigentlich nichts. Ich habe nur deinen Wutausbruch bemerkt. Hättest du Magie angewendet, hätte ich es gar nicht bemerkt, aber bei Flüchen ist das etwas anders. << Nach diesen Worten sehe ich ihn Unverwandt an. >>Die Elemente. Das ist meine Fluchkraft. Aber ich kann bis jetzt nur Feuer, Wasser und Eis kontrollieren. << Er legt seinen Kopf schief. >> Was bist du denn für eine Dämonin? Seit Meister Zeref mich geschaffen hat, habe ich alle Flüche perfekt beherrscht. Eigentlich sollte das in uns stecken. << Ich zucke nur mit den Schultern. >>In meinem vorherigen Leben war ich ein Mensch. Zeref hat meine Seele mit diesem Körper verschmolzen. << Überrascht sieht er mich an. >>Dann, bist du dieses geheime Projekt, von dem niemand je etwas erfahren hat? << Erneut zeige ich ihm, dass ich keine Ahnung habe. >>Jedoch habe ich nicht vor, Zeref zu enttäuschen. Ich werde für ihn Kämpfen, bis sich diese Seele auflöst. Und Leben, bis diese Welt untergeht. <<

Nachdenklich kratzt er sich am Kopf. >>Nun, ich bin jedenfalls Jackal. Hast du den Meister schonmal getroffen? << Lächelnd sehe ich erneut in die Sterne. >>Er ist mein Lehrmeister, natürlich habe ich ihn schon getroffen. Immerhin habe ich ein Jahr lang an seiner Seite gelebt. << Geschockt springt er auf. >>Whoa ich bin so neidisch, wie ist Meister Zeref denn so? << Kurz denke ich nach. >>Eigentlich ziemlich unnahbar, stark und geheimnisvoll. << Das Mondlicht spiegelt sich leicht in dem Stein meiner Kette. >>Er kannte meine Mutter, und hat ihr geholfen. Mit Worten kann ich meinen Dank gar nicht zu Ausdruck bringen. << Er seufzt. >>Du hast Gefühle. Vermutlich ist das dein Problem. Wir die anderen Dämonen wurden ohne jegliche Gefühle geboren. << Stumm setze ich mich auf den Stamm. >>Ich habe keine Gefühle. Das darf ich nicht. All jene ich die Liebe werden sterben. Deshalb darf ich niemanden lieben. Niemals. << Sein Blick wird ebenso nachdenklich wie meiner. Nach einigen Stunden des Schweigens betrachte ich ihn. >>Was verschlägt dich eigentlich in eine solche Gegend? Immerhin leben hier Menschen. << Er lacht. >>Das gleiche könnte ich dich fragen. << Nun bin ich es die lächelt. >> Ich habe hier eine Aufgabe zu erledigen. Wenn ich diese beendet habe, kehre ich zu ihm zurück. <<

Über uns fliegt eine Eule hinweg. Ihre großen Augen leuchten gefährlich im schummrigen Licht. Ab und an rascheln kleinere Tiere in den Büschen, doch keines davon traut sich näher heran. Leise beginne ich zu singen. Dabei schließe ich meine Augen und leere meine Gedanken. Erneut raschelt etwas, und dem Geruch zu urteilen nähert sich ein Reh. Ich spüre, wie es sich zu uns legt, und seinen Kopf auf meinen Schoß legt. Nachdenklich lasse ich es geschehen. Als ich dann meine Augen öffne, sind überall auf der Wiese wunderschöne Blumen zu sehen. Trotz der Dunkelheit tragen sie alle ihre Blütenblätter zur Schau, und scheinen um die Wette zu strahlen. Das Reh ist eingeschlafen, und liegt nun friedlich zu meinen Füßen. Jackal beobachtet alles ganz genau. Ganz leise beginnt er zu sprechen. >>Wie hast du das gemacht? << Verwirrt sehe ich ihn an. >>Was meinst du? Ich habe nichts gemacht. Nur gesungen. << Sofort steht er auf. >>Ich werde eine andere Dämonin fragen, was das war. Morgen Nacht bin ich wieder hier. << Nachdem er das gesagt hat, geht er in eine andere Richtung, doch ich bleibe sitzen und denke über seine Worte nach. Gefühle. Ist vielleicht das der Grund für mein Versagen? Wenn das der Fall sein sollte, dann bleibt mir nichts anderes übrig, als jedes einzelne Gefühl zu vernichten. Vielleicht ist das auch gut so, da ich sonst bald Leute in Gefahr bringe.

Stumm nicke ich für mich selbst und stehe auf. Mit gesenktem Blick schlage ich erneut mehrere Bäume um. Ich hasse sie alle. Ich hasse alles... und jeden. Ein harter Schlag trifft meinen Kopf, weshalb ich im nächsten Moment zu Boden gehe. Eine undurchdringliche Dunkelheit hüllt mich ein, und zieht mich immer tiefer in die Bewusstlosigkeit. Stimmen dringen ganz leise an meine Ohren, doch kann ich sie weder verstehen, noch zuordnen. Das Blut in meinen Adern scheint wie ein reißender Fluss durch meinen Körper zu fließen. Während das Gefühl zu verbrennen immer stärker wird, rast ein stechender Schmerz durch meinen Kopf. Dann verstummen sämtliche Geräusche und Stille kehrt ein.

Als jemand ein meiner Schulter rüttelt schlage ich erschöpft meine Augen auf. Nur verschwommen nehme ich über mir eine Silhouette war. Eine Stimme ruft jemanden. Vielleicht auch mich, doch ich kann die Worte nicht verstehen. Wer ist da? Ich will lieber schlafen. Kurz schließe ich nochmal meine Augen, nur um sie wenige Sekunden später erneut aufzureißen. Diesmal erkenne ich auch, wer sich da über mir befindet. Es ist Jackal. >>Oi, wieso liegst du hier und schläfst? Seit wann bist du denn schon hier? << Sofort fasse ich mir an den schmerzenden Kopf. >>Wieso bist du denn schon wieder hier? Wolltest du nicht erst morgen Abend zurück sein? << Verwirrt starrt er mich an. >>Bin ich doch, wir haben uns gestern Abend unterhalten. << Nun deutlich überfordert richte ich mich auf. >>Ich kann mich an gar nichts erinnern. Ich war so wütend auf mich selbst, und im nächsten Moment... << Nachdenklich schaue ich mich um. >>Was ist denn danach eigentlich...<< An einem Baum sehe ich jemanden, mit dem ich nicht gerechnet hätte. Überrascht sehe ich die schwarzgekleidete Person an. Auch Jackal dreht sich jetzt um. >>Mh? Irgendwoher kenne ich diese Präsenz. Wer ist das? << Ein leichtes Lächeln umspielt meine Lippen, bevor ich realisiere, dass ich doch gar keine Gefühle empfinden darf. >>Zeref, warum bist du hier? <<

Er seufzt. >>Um dich von Dummheiten abzuhalten natürlich. << Etwas nachdenklich sehe ich in seine Augen. >>Was meinst du mit Dummheiten. << Er lächelt mir nun ebenfalls zu, was mich etwas verunsichert. Mit wenigen Schritten steht er direkt vor mir. Aufgrund seiner Größe muss ich etwas hochschauen, doch das stört mich nicht. Vorsichtig streicht er über das Schmuckstück an meinem Hals. >>Mit dieser Kette kann ich immer spüren, was du fühlst. Zwar nicht wirklich alles, aber bei solchen Ausbrüchen wie gestern Abend. Ich habe dich bewusstlos geschlagen, hätte aber nicht gedacht, dass du so lange durchschläfst. << Beschämt senke ich meinen Blick. >>Es tut mir leid. << Zeref sieht mir in die Augen, und zieht mich dann zögerlich in seine Arme. >>Bitte behalt deinen Charakter. Du bist auch ohne die fehlenden Elemente stark. Und wenn es heißt, dass du diese nicht erringen kannst, dann ist mir das egal. << Überrascht schaue ich auf. Sofort nehmen meine Wangen einen satten Rotton an, weshalb ich schnell mein Gesicht verberge. >>Du hättest mich auch einfach ansprechen können. Mich KO schlagen wäre nicht nötig gewesen. <<

Er lacht. >>Fürs nächste Mal weiß ich das jetzt. Übrigens suchen dich deine Freunde. Fairy Tail hat bereits ganz Magnolia nach dir abgesucht. << Seufzend lehne ich meinen Kopf gegen seine Schulter. >>Ich brauche Zeit. Es ist für mich so ungewohnt. << Er legt seine Hand fürsorglich auf meinen Kopf. >>Willst du nochmal mitkommen? << Diesmal schüttle ich meinen Kopf. >>Nein, es hat mich bestärkt, dich wieder zu sehen. Das reicht mir für den Anfang. Ich sollte erstmal zur Gilde gehen. << Er überlegt. >> Hast du schon mit dem Schwert geübt? << Kichernd nicke ich. >>Ja, Erza hat mich bereits in den Grundlagen unterrichtet, allerdings habe ich mehr alleine gelernt. << Kurz schaut er zu meinem Schwert herunter. >>Es war eine Sonderanfertigung für dich. Ich will, dass du dich auch ohne deine Fluchkraft, und ohne Magie wehren kannst. Für eine Frau ist es immer besser mehr zu können, da es viele Männer geben wird, die dich unterschätzen. Wende dies zu deinen eigenen Gunsten, und zeige ihm, dass man nicht nach dem Äußeren gehen sollte. Aber behalte deinen tollen Charakter bei. << Überrascht lächle ich. >>Das werde ich. Werden wir uns bald wiedersehen? << Fragend legt er seinen Kopf schief. >>Willst du das denn? << Leicht plustere ich meine Wangen auf. >>Natürlich will ich das. Immerhin bist du... << Bevor ich den Satz aussprechen kann, wird mir klar, was ich gerade sagen wollte. Knallrot im Gesicht drehe ich mich weg. >>Ach ist ja auch egal. Jedenfalls kannst du mich gerne besuchen. Ah hast du bereits etwas Neues herausgefunden? <<

Er verneint dies. >>Leider konnte ich keine neuen Informationen finden. Weder zu dem Feind, noch dem Zeitpunkt des Kampfes. Hattest du irgendwas gespürt? << Nachdenklich lege ich die Finger an mein Kinn. >>Mh ja, als ich hier in Magnolia angekommen bin, war es für mich so, als würde ein Schatten über Fiore hängen. Ich kann es nicht beschreiben, aber irgendwie schlägt mir dieses Gefühl auf das Gemüt. Jetzt wo ich so darüber nachdenke, ist der Schatten heute viel dichter und gefährlicher. So erscheint es mir jedenfalls. << Zeref schaut in den Himmel. >>Ich verstehe. Danke dass du mir das erzählt hast. Ich werde dem nachgehen. So, du solltest jetzt wie gesagt zurück. Sollte sich was verändern, kannst du mich mit einem Kommunikationslacrima dauerhaft erreichen. Oder du tötest jemanden und regst dich tierisch auf. Dann bin ich in wenigen Augenblicken hier. << Sofort beginne ich zu lachen. >>Ich nutze den Kommunikationslacrima. Dann bis bald. Auch wenn ich hoffe, dass nicht so schnell etwas geschieht. << Langsam geht er auf sein geöffnetes Portal zu. Erschrocken halte ich ihn an der Hand fest. >> Danke<< Mit diesen Worten drehe ich mich auf dem Absatz um und marschiere in Richtung Waldrand. 

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