Kapitel 21
-Linea, 27. September 53 nach Gründung-
Wieder einmal steht eine Besprechung an. Ich habe meine Spätschicht so spät beendet, dass ich es nicht mehr rechtzeitig schaffe. Ich ärgere mich über mich selbst und überlege kurz, ob ich nicht einfach wegbleiben soll, aber dann fällt mir ein, dass ich es Isabella versprochen habe. Immerhin war sie heute länger geblieben, dass ich gehen konnte und hatte mich deswegen gebeten, ihr zu sagen, was besprochen wurde.
Die Arbeit hatte länger gedauert als sonst und auf dem Weg zum Umziehen war ich noch Tabea begegnet. Sie erschien mir inzwischen viel unsympathischer, als ich gedacht hatte. Sie fragte einen ständig aus. Wo man war, was man den Tag über gemacht hatte. Wen man getroffen hat und so weiter. Ich konnte es als Neugier abtun, aber ich war mir sicher, dass sie diese Informationen an die Führungsebene weitergab. Deshalb habe ich jedes Mal gelogen, anstatt ihren Fragen auszuweichen. Ich hoffe, dass ich bei ihr glaubwürdiger bin als bei anderen.
Ich renne die letzten Meter, ich habe Angst, etwas zu verpassen. Mein Herz rast immer noch, als ich die Treppe erreiche, die in den Keller führt. Trotzdem nehme ich immer zwei Stufen auf einmal, was sich als unglaublich dumme Idee herausstellt. Genau auf der letzten Stufe stolpere ich und falle vor den versammelten Rebellen zu Boden. Mein Arm tut sofort weh, so sehr, dass ich befürchte, mich ernsthaft verletzt zu haben, aber als ich mich auf die Knie rappeln kann, lässt der Schmerz langsam nach. Ein Paar Stiefel kommt in mein Blickfeld, ich muss nicht hinschauen, um zu wissen, dass es Kian's Stiefel sind, niemand sonst würde in seiner Freizeit die typischen Soldatenstiefel tragen. Ich beiße mir verlegen auf die Lippe, nehme aber widerwillig die Hand, die er mir entgegenstreckt.
,,Danke", sage ich und versuche an ihm vorbeizuschauen, weil ich sein sicherlich arrogantes Grinsen nicht sehen will.
,,Kein Problem. Aber das nächste Mal vielleicht etwas weniger stürmisch. Wäre doch schade, wenn du gleich bei deinem ersten Einsatz ausfällst", meint er gespielt besorgt. Endlich sehe ich ihn an, wie erwartet sieht er arrogant aus, doch statt mich darüber aufzuregen verenge ich meine Augen zu Schlitzen.
,,Danke für dein Mitgefühl", ich stemme die Hände in die Hüften, woraufhin er amüsiert grinst, was mich nur noch wütender auf ihn macht. Welcher Idiot hatte entschieden, dass ausgerechnet er der Anführer sein sollte? Er war wirklich der Ungeeignetste.
,,Wenn du nur meine Aufmerksamkeit wolltest, hättest du sie leichter bekommen können, als dich von der Treppe zu stürzen."
,,Ich bitte dich, deine Aufmerksamkeit ist so ziemlich das Letzte, was ich will", sage ich genervt und sehe ihn wütend an.
,,Warum sonst solltest du dich von der Treppe stürzen?"
,,Weil ich kein weiteres Treffen mit dir ertrage", fauche ich und will gerade noch etwas hinzufügen, als mich eine Hand an der Schulter berührt. Erschrocken zucke ich zusammen und blicke in Eleonoras Gesicht. Sie wirkt ruhig, doch in ihren Augen blitzt Wut. Soweit ich das erkennen kann, gilt die Wut jedoch hauptsächlich Kian und nicht mir. Was mich mit purer Genugtuung erfüllt. Ihn scheint es nicht zu stören.
,,Setz dich auf einen Stuhl und zwar schnell, wir wollen hier weitermachen", sagt sie bedrohlich leise. Eilig komme ich ihrer Aufforderung nach, drehe mich aber auf dem Weg zu Jaron noch einmal kurz um. Die beiden stehen sich gegenüber und starren sich wütend an. Sie redet so leise auf ihn ein, dass wahrscheinlich nicht einmal die erste Reihe sie hören kann. Er schüttelt nur den Kopf.
,,Nein, verdammt", schnaubt er schließlich etwas lauter, so dass ich es von meinem Platz aus hören kann. Sein Blick ruht auf mir, als wäre ich das Thema des Gesprächs. Zu gerne hätte ich gewusst, worüber sie sich unterhalten. Ich erwidere seinen Blick giftig, woraufhin er seine Lippen zu einem kleinen Lächeln verzieht, das aber nur kurz anhält, denn er wendet schnell den Kopf ab. Auch ich eile zu meinem Platz, den Jaron mir freigehalten hat, und lasse mich hineinfallen. Jaron sieht mich an, als wolle er wissen, was das war. Aber ich antworte ihm nicht. Ehrlich gesagt weiß ich überhaupt nicht, was das war. Allein Kians Anblick macht mich wahnsinnig. Ich habe keine Ahnung, was mich so aggressiv macht. Aber sobald ich ihn sehe, will ich ihm ins Gesicht schlagen. Obwohl ich mich normalerweise nicht als aggressiven Menschen bezeichnen würde.
,,Linea, alle haben euch zugehört", flüstert Jaron mir zu. überrascht sehe ich ihn an und spüre, wie mir die Hitze ins Gesicht steigt. Ich habe gar nicht an die anderen gedacht. Ich hatte gedacht, dass wir leise sind, aber den Blicken der anderen nach zu urteilen, haben uns wirklich, wie Jaron gesagt hat, alle zugehört. Ich sinke noch etwas tiefer in den Stuhl und starre nervös auf meine Schuhspitzen. Eines meiner ersten Treffen und dann so etwas. Ich seufze leise und schaue endlich wieder auf. Kian scheint in den Hintergrund gedrängt worden zu sein, denn er steht ein paar Schritte hinter Eleonora, die Arme vor der Brust verschränkt. Sein grimmiger Blick ist auf mich gerichtet. Als wäre ich an allem schuld. Na ja, vielleicht ein bisschen.
,,Hat jemand von euch gerade ein Thema?", fragt sie in die Runde.
Ein junger Mann hebt den Arm. Sie nickt ihm zu und er steht langsam auf. Er ist mir vorher noch nie aufgefallen, ich glaube, er war noch nie bei einem der Treffen. Er wirkt nervös, aber dann erhebt er seine Stimme: ,,Ich habe mir schon einige der Bücher angesehen, die ihr von eurem letzten Einsatz mitgebracht habt. Eines davon handelt von Kriegsstrategien und...", er wird abrupt von Kian unterbrochen, der nach vorne tritt und den Kopf schüttelt.
,,Das brauche ich nicht", sagt er arrogant.
,,Clark", sagt Eleonora warnend und sieht ihn finster an, doch im Gegensatz zu den anderen hält er ihrem Blick stand. Sie seufzt und geht weiter. Dann schaut sie zu dem jungen Mann, der sich inzwischen hingesetzt hat und aussieht, als würde er am liebsten im Boden versinken. Im ersten Moment tut er mir leid. Er sieht aus, als würde er nicht gerne vor anderen sprechen. Er hat sich getraut und wird gleich wieder niedergemacht. Bestimmt wird er nie wieder etwas sagen. Böse schaue ich zu Kian hinüber, der gereizt vor sich hinstarrt.
,,Milan, hast du sonst noch etwas gefunden, was von Bedeutung sein könnte?", fragt Eleonora freundlich. Milan schüttelt den Kopf. Obwohl ich ihn so nicht sehen kann, bin ich mir sicher, dass er rot wird.
,,Es sind zu viele Bücher, fürchte ich. Aber ich versuche, sie so schnell wie möglich durchzusehen", sagt er leise. Sie nickt und lächelt ihn an.
,,Danke", sagt sie und sieht sich um. ,,Hat noch jemand etwas oder soll ich weitermachen?"
,,Ich wollte fragen, ob es noch eine Besprechung wegen der Mission geben wird", frage ich und schaue Eleonora an, obwohl sie nicht daran beteiligt war. Sie schaut Kian fragend an und an seinem triumphierenden Lächeln erkenne ich, dass meine Frage dumm war. Auch wenn ich nicht wusste, was.
,,Das habe ich bereits beantwortet, weißt du das nicht mehr oder warst du zu sehr damit beschäftigt auf deine Füße zu starren", sagt er verächtlich. Ich beiße mir auf die Lippe und nicke. Gleichzeitig frage ich mich jedoch, ob das mit meinen Füßen geraten war oder er es gesehen hatte. Dann muss ich mich jedoch fragen, warum er mich nicht auch dann aufgefordert hatte aufmerksam zu sein.
,,Ich weiß nicht mehr, wann das war.", sage ich schließlich, auch wenn ich ihm diesen Triumph gerne erspart hätte.
,,Vielleicht, weil du nicht aufgepasst hast?", hakt er nach, obwohl das ziemlich offensichtlich ist. Schließlich wusste ich noch nicht einmal, dass wir eine oder keine Besprechung mehr davor hatten.
,,Ja, vielleicht", sage ich gepresst und funkle ihn an, was er wiederum zum Anlass nimmt, mich von oben herab anzugrinsen.
,,Hm, dann musst du es wohl selbst herausfinden."
,,Du kannst es mir auch einfach sagen", knurre ich. Er zuckt mit den Schultern.
,,Das ist nicht meine Aufgabe, außerdem habe ich nichts dagegen, wenn du bei der nächsten Besprechung nicht dabei bist. Deine Anwesenheit ist nicht notwendig."
,,Das ist unfair."
,,Ich habe geredet und du meintest, dass du lieber über andere Dinge nachdenken musst, also scheint es dir nicht wichtig zu sein. Daher ist deine Anwesenheit weder notwendig noch erwünscht."
Da er irgendwie Recht hat, auch wenn es mir schwerfällt, das zuzugeben, versuche ich es freundlicher und lege meinen bösen Blick ab: ,,Und wenn ich ein wichtiges Detail nicht weiß?"
,,Dann habe ich wohl bald ein Problem weniger", sagt er unbeeindruckt. Ich ziehe überrascht eine Augenbraue hoch, obwohl es mich wahrscheinlich nicht überraschen sollte, dass er mich am liebsten tot sehen würde, kann ich nicht darüber hinwegsehen, ohne verletzt zu sein.
,,Ich habe ein Problem weniger, wenn...", beginne ich, doch Eleonora unterbricht uns erneut.
,,Hört auf, was ist denn mit euch los? Haltet jetzt beide die Klappe, sonst seid ihr beide nicht mehr bei der Mission dabei", schreit sie für ihre Verhältnisse ungewöhnlich laut. Wir zucken beide zusammen und sind dabei nicht die Einzigen.
,,Könntest du uns jetzt bitte sagen, wann das nächste Treffen ist?", fragt sie an Kian gewandt.
,,In drei Tagen", presst er sichtlich unzufrieden hervor und stellt sich neben Eleonora. ,,Dann werde ich auch bekannt geben, wann wir mit dem Training beginnen. Einige von uns können noch nicht einmal mit einer Waffe umgehen." Statt etwas zu sagen, wirft Eleonora ihm nur einen Blick zu und fährt mit den Themen fort, die sie noch zu besprechen hat.
,,Linea, du und Clark. Ihr kommt beide zu mir. Sofort", sagt Eleonora, als sie mit allem fertig ist. Im Moment habe ich ein flaues Gefühl in der Magengegend. Ich hätte nicht so provozieren dürfen. Auch wenn es mir nicht gefällt, er ist immer noch derjenige, der hier das Sagen hat. Ich war noch nicht einmal ein vollwertiges Mitglied, vielleicht habe ich es deshalb vermasselt. Kian dagegen wirkt ruhig, was kann ihm schon Schlimmes passieren? Vielleicht würde er ein bisschen Ärger bekommen, aber das war alles, was sie tun konnte, und das wusste er. Ich hatte mich eindeutig mit dem Falschen angelegt. An die anderen gewandt fährt sie fort: ,,Wir sehen uns in einer Woche wieder, macht's gut".
Während die Glücklichen nach draußen strömen, bleibe ich auf meinem Stuhl sitzen und warte, bis wir allein sind. Es dauert nicht lange, bis nur noch Kian und Eleonora vorne stehen und sich keines Blickes würdigen. Langsam gehe ich auf die beiden zu und schaue unschlüssig geradeaus, da ich weder Eleonora zu meiner Linken noch Kian zu meiner Rechten ansehen möchte.
,,Ihr zwei raubt mir den letzten Nerv. Wir müssen als Team funktionieren. Besonders von dir, Clark, bin ich enttäuscht. Du solltest ein Vorbild sein. Das bist du im Moment überhaupt nicht. Und du, Linea, ich hatte mir wirklich viel von dir versprochen, aber du benimmst dich wie ein kleines Kind, genau wie er.", ich bin etwas erleichtert, dass sie anscheinend besonders von ihm enttäuscht ist, aber das ändert eigentlich nichts. ,,Was ist denn euer Problem?", fragt sie ruhiger und interessiert. Das würde mich auch interessieren, denn ich weiß es auch nicht genau. Es ist, als würde mir eine innere Stimme sagen, dass ich ihn nicht leiden kann und nicht nur aus den offensichtlichen Gründen.
,,Ich kann nicht mit ihr arbeiten", sagt er ruhig und ernst. Ein Kloß bildet sich in meinem Hals und meine Augen brennen. Das auch noch, was sollte das jetzt? Es war mir egal, ob er mich mochte oder nicht, aber dass er nicht mit mir arbeiten konnte, war hart. Das war noch viel schlimmer. Ich fühle mich gedemütigt, ich weiß nicht, wie ich noch länger hier bleiben sollte, schließlich ist er allgegenwärtig. Ich würde immer mit ihm arbeiten müssen.
,,Woran liegt das?", fragt Eleonora ebenso ruhig. In ihrem Blick liegt Überraschung. Na toll, dann war ich auch noch eine Ausnahme, warum musste er ausgerechnet speziell mich hassen. Er war sicherlich kein Menschenfreund, aber so lange kannten wir uns noch nicht. Ich spüre, wie er mich ansieht, aber ich weiche seinem Blick aus. In mir explodiert förmlich die Wut, aber ich halte sie zurück, damit Eleonora mich nicht so sieht. Ich will ihr nicht noch mehr Gründe geben mich rauszuwerfen.
,,An ihrer Persönlichkeit."
,,Deine Persönlichkeit ist auch nicht viel besser", bricht es aus mir heraus, auch wenn es kindisch ist. Wobei Kinder wohl auch zu besserer Verteidigung instande waren.
,,Das meine ich ja, sie ist wirklich unerträglich", seufzt er etwas zu theatralisch, als wolle er mich absichtlich provozieren. Ich bin mir sogar sicher, dass er das will.
,,Arrogantes Arschloch", murmle ich, er zwinkert mir zu und grinst kurz. Das war also wirklich Absicht. Ich werde ihn sowas von zum heulen bringen. Das schwöre ich.
,,Linea", warnt mich Eleonora, schließt die Augen und legt eine Hand an die Stirn. Sofort ändert er seine Haltung, sieht besorgt aus und kommt schnell auf sie zu, doch sie stößt ihn von sich und bedeckt ihn mit einem wütenden Blick. ,,Benehmt ihr euch jetzt bitte?", fragt sie und sieht jeden von uns an.
,,Werde ich", antworte ich schnell, woraufhin er ungläubig schnaubt. ,,Was ist denn los mit dir? Was hast du für ein Problem mit mir?", frage ich unglücklich. Meine Stimme bricht ein wenig, was mein Jammern nur noch erbärmlicher macht.
,,Ich habe kein Problem mit dir", behauptet er frech.
,,Doch hast du offensichtlich schon", sage ich und Eleonora nickt zustimmend. Er scheint einen Moment nachzudenken, dann sieht er mich durchdringend an.
,,Ich möchte nicht, dass du mit auf diese Mission kommst."
,,Warum nicht?", frage ich zurück. Er weicht meinem Blick aus, aber als er mir wieder in die Augen sieht, wirkt er nervös.
,,Ich kann mich nicht auf die Mission konzentrieren, wenn du herumstolperst und Blödsinn machst", sagt er kühl. Ich schlucke den Kloß in meinem Hals hinunter und nicke. Ich will nicht sagen, dass ich nie Zweifel hatte, aber ich hätte nie daran gedacht, die Mission wegen einer Dummheit aufs Spiel zu setzen. Irgendwie macht es mir Angst, überhaupt daran zu denken. Durch etwas Unvorhergesehenes zu scheitern war okay, aber jetzt konnte ich mir absolut keinen Fehler mehr erlauben, nicht einmal einen kleinen.
,,Ich dachte, du hättest ein Problem weniger, wenn ich die Mission nicht überlebe", knurre ich, meine Hände zittern, ich versuche es zu verbergen, aber es ist wohl zu offensichtlich. Er zuckt nur mit den Schultern.
,,Dann habe ich ein Problem mit den anderen, dann sorge ich lieber dafür, dass du überlebst auch wenn das das anstrengendste wird, was ich jemals getan habe ."
,,Danke, sehr nett von dir", sage ich spöttisch. Wenigstens bin ich jetzt nicht mehr kurz vorm Weinen, nicht einmal vor Rührung, dass er persönlich für meine Sicherheit sorgen will.
,,Ich kann sehr nett sein, aber nicht zu dir."
,,Ich habe dir nichts getan", erinnere ich ihn.
,,Du wirst meine Meinung über dich nicht ändern, auch wenn du die Mission alleine bestehst."Ich weiß nicht, warum mir ausgerechnet dieser Satz den Rest gibt, aber er schafft es, mir Tränen in die Augen zu treiben. Ich unterdrücke ein Schluchzen, aber das würde die Situation jetzt auch nicht schlimmer machen. Ich stehe vor zwei der drei Anführer und weine, weil einer von ihnen nicht nett zu mir sein will obwohl ich ihn selbst genauso wenig leiden kann. Als mich zwei Arme an sich ziehen, sind sie überraschend stark. Aber es sind auch nicht, wie erwartet, Eleonoras Arme.
,,Es tut mir leid", murmelt er dicht an meinem Ohr. Immer und immer wieder. Er umarmt mich so fest, dass ich an seinen Körper gepresst werde. Im ersten Moment denke ich daran, ihn anzuschreien, aber irgendwie tröstet er mich auch. Auch wenn er derjenige ist, der dafür verantwortlich ist. Schnell schließe ich die Augen und versuche mich zu beruhigen, versuche meine Gedanken in eine andere Richtung zu lenken, aber es funktioniert einfach nicht. Ich hasse es zu weinen, aber dass ich es ausgerechnet vor ihm tue, ist erniedrigend. Das hätte ich mir sparen können. Aber ich bin ehrlich überrascht, wie sanft er sein kann, auch wenn ich mir gewünscht hätte, er hätte es nicht getan. Seine Hand liegt auf meiner Wange und streichelt sie mit dem Daumen. Obwohl ich bezweifle, dass er es überhaupt merkt. Mit der anderen Hand wischt er vorsichtig meine Tränen weg. Ich hebe den Kopf kurz an, um ihm in die Augen sehen zu können, um zu erkennen was er da tut. Doch sein Blick ist vollkommen leer, abwesend.
Sein Verhalten verwirrt mich noch mehr. In einem Moment beschimpft und erniedrigt er mich und im nächsten Moment nimmt er mich tröstend in den Arm. Das war nicht normal. Wie konnte er nur so widersprüchlich sein? Ob irgendetwas nicht mit ihm stimmte? Warum konnte er nicht einfach normal sein? Wobei ich zugeben muss, dass ich ihn auch ganz automatisch beleidigte, irgendetwas hatte er an sich, das mich dazu verleitete. Ich wusste nicht genau was. Aber eines war sicher: Ich würde ihn nicht in den Arm nehmen, um ihn zu trösten.
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