IV
Das Wasser tropft von meinen Haaren auf den Mamorboden, auf welchem meine Füße Matschabdrücke hinterlassen. Ich fühle mich beobachtet und verurteilt, als ich mich dem Tresen im Eingangsbereich nähere. Ein übergewichtiger Mann, mit glänzender Haut und fettigen Haarenschielt über seine Brille, welche viel zu klein für sein rundes Gesicht zu sein scheint.
Während ich meinen Rucksack über eine Schulter nach vorne fallen lasse, um darin nach den nötigen Papieren zu suchen, erkläre ich stotternd, dass ich mit einem Zuständigen für Sozialhilfe sprechen möchte. Als ich die zerknitterten und durch das Wasser leicht verschmierten Unterlagen in der Hand halte, erkenne ich ein kleines, abschätziges Grinsen auf den aufgedunsenen Lippen meines Gegenübers. „Natürlich wollen Sie das." Um nicht einen unhöflichen Kommentarherauszulassen, presse ich meine Lippen aufeinander und warte bis der Mann fertig damit ist, viel zu laut auf seine Tastatur einzuhämmern.
„Raum 346,nehmen Sie davor Platz. Sie werden dann rein gebeten. Ihren Namen brauche ich noch."
„HarryStyles."
Nachdem ich eine Weile in dem unübersichtlichem Gebäude herum geirrt bin nehme ich vor dem Büro von Mr Miller platz. Da ich sonst niemanden in meiner Nähe sehe, hoffe ich bald dran zu kommen und diese Prozedur hinter mir zu haben.
Aber anscheinend hat dieser Mr Miller besseres zu tun. Ich weiß nicht wie lange ich warte, aber es ist lang genug, dass ich in der Zeit bereits dreimal wieder gehen wollte. Als sich die Tür gegenüber plötzlich öffnet, reißt es mich aus meinen Gedanken. Wohl etwas zu hektisch stehe ich auf, wobei mein Rucksack geräuschvoll auf den Bodenfällt. Noch dümmer kann ich mich auch nicht anstellen. Leise fluchend hebe ich ihn auf, bevor ich die Hand die mir zur Begrüßung hingehalten wird, ergreife. „Sie müssen Mister Styles sein, kommen Sie doch rein." Ein „Hallo" murmelnd folge ich dem Mann in sein Büro. Es ist nichts Besonderes, genauso wenig wie er. Aber es ist Etwas. Er hat einen eigenen Schreibtisch und Aussicht auf den angrenzenden Park. Ein eingerahmtes Bild steht neben seinem Bildschirm, darauf er, eine Frau, zwei Kinder und ein Hund. Nichts Besonderes – denke ich wieder. Aber Etwas.
Mit einem freundlichen Lächeln fragt er mich wie er mir helfen kann.
„Ich habe hier diese Anträge bekommen. Mir wurde gesagt, Sie wären dafürzuständig", erkläre ich, während ich ihm die Zettel hinlege.Kurz blättert Mr Miller diese durch, bevor er nickt – mehr zu sichselbst als zu mir. „Ja, ja das ist kein Problem. Ich bräuchte dazuallerdings einige Daten von ihnen."
Nachdem ich ihm mein Geburtsdatum, meinen Geburtsort, meinen vollen Namen, meinen letzten gemeldeten Wohnort – das Gefängnis – genannt habe,fragt er mich noch ich denn die Essensmarken hingeschickt bekommenmöchte.
Ein großer Klos im Hals schnürt mir den Atem ab, als ich erkläre, dass ich weder einen aktuellen festen Wohnort habe, noch ein Postfach oderVerwandte, wo ich die Marken abholen könnte.
Nachdem er einige Möglichkeiten durchgespielt hat, einigen wir uns darauf, dass die Essensmarken zunächst an das Obdachlosenheim geschickt werden, bis ich mir ein eigenes Postfach angelegt habe oder eine Adresse habe. Da erinnere ich mich an Emmys Worte.
„Du hast Recht auf Essensmarken und eine Wohnung."
Nicht, dass mir das alles nicht schon unangenehm genug ist, frage ich also auch noch danach, ob es die Möglichkeit gibt eine Unterkunft zubekommen.
„Natürlich können wir Anträge stellen, aber da kann ich Ihnen nichts versprechen, Mister Styles. Das Problem ist, dass tausende Bedürftige auf eine Wohnung fallen. Die Wahrscheinlichkeit eine zu bekommen ist sehr gering, dafür fehlen dem Staat einfach die sozial Wohnungen. Zudem kommt noch, dass Sie noch nie Steuern oder ähnliches eingezahlt haben, und der Staat auch ungern in Sträflinge investiert. Familien werden meistens vorgezogen, und die Warteschlangen sind so lang und-"
„Ich versteh schon." Gereizt schließe ich meinen Rucksack und stehe auf. „Dann haben wir ja jetzt alles geklärt nicht wahr?"
Seufzend gibt der Angestellte mir Recht. Ich spüre seinen Blick auf meinem Rücken, als ich ohne weitere höfliche Floskeln das Büro verlasse.
Emmy hat mich also doch angelogen. Ich wusste, dass sie mir nur Honig ums Maul schmieren wollte. Sie hat mir Hoffnungen gemacht, wobei sie wusste, dass sie zerplatzen werden. Aber was habe ich anderes erwartet? Andauernd werden leere Versprechen gemacht und Lügen erzählt, nur um andere ruhig zustimmen. Frustriert und widerstrebend mache ich mich auf den Rückweg. Alles in mir sträubt sich dagegen noch eine Nacht an diesem Ort zu verbringen. Mich noch einmal zu erniedrigen und noch einmal diesen ach so tollen, selbstverliebten „ehrenamtlichen Helfern" die Bestätigung zugeben, dass sie etwas Besseres sind.
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Ein recht kurzes Kapitel, nach langer Wartezeit. Leider war mein Laptop die letzte Zeit kaputt, weshalb ich erst heute wieder anfangen konnte zu schreiben. Ich hoffe aber, dass ich die nächsten Tage mehr dazu komme zu schreiben.
Was glaubt ihr wie Harry reagieren wird, wenn er wieder auf Emmy trifft, jetzt nachdem sie ihn "belogen" hat?
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