III.

Er trug mich aus dem Bett, nach draußen, Mary sah uns und fragte natürlich was los sei.
„ Wir machen nur einen kleinen Ausflug, meine Eltern kommen diese Woche sowieso nicht, mach dir also keine Sorgen wegen dem Job." diese Worte reichten schon aus, damit sie wieder ging.

Das erste mal seit Monaten, dass ich wieder Draußen war, die Sonne strahlte und ein leichter Wind wehte meine Haare in mein Gesicht.

Ich fragte mich wie wir an's Meer kommen sollten, doch dann sah ich ein Auto am Eingang stehen.
„ Du hast ein Auto?"

„ klar, wie sollen wir sonst dorthin kommen und ja, ich sehe jünger aus als ich bin."

Seine blauen Haare ließen ihn wirklich jünger erscheinen.

Im Auto fragte ich ihn:„ Wie lange werden wir brauchen?".

„ keine Ahnung."

Nach dieser kurzen Antwort fuhr er los.
Ich hatte mit ein paar Stunden fahrt gerechnet, ich wusste ehrlich gesagt nicht wie weit das Meer entfernt war, doch als die Dunkelheit anbrach, waren wir immer noch nicht da gewesen.
„ Denkst du wir kommen Heute noch an?", fragte ich ihn.
Doch es kam wieder ein:„ keine Ahnung", entgegen.

In den letzten Stunden hatten wir nicht wirklich geredet, es lief die ganze Zeit komische Musik vom Radio und ich habe die Dinge Draußen beobachtet, doch jetzt im Dunkeln konnte ich nichts mehr erkennen.

„ Ich weiss irgendwie gar nichts über dich, was bist du für eine Person, was magst du, was hasst du?"

Damit fing ein sehr langes Gespräch an.

„Es gibt nicht viel über mich zu erzählen, ich mag unnormale Sachen und hasse Ungerechtigkeit. Ich habe Psychologie studiert und interessiere mich deshalb sehr für die menschliche Psyche."

„ Willst du Psychologe werden? Ich halte nichts von denen, mir haben sie nur geschadet statt zu helfen."

„ Nein, ich habe das Studium nur gemacht um eine Sicht auf die Psychologie normaler Menschen zu bekommen. Weisst du, ich bin vielleicht doch nicht ganz normal."

Er fing plötzlich an laut zu lachen.
Es war komisch doch ich lachte einfach mit. Meinte er das mit nicht normal?
Irgendwie wirkte er die ganze Zeit schon einbisschen orientierungslos.

„Weisst du überhaupt wo das Meer ist?"

„Nein, aber wenn man in irgendeine Richtung fährt kommt man irgendwann auch an."

Das war eine komische Antwort, er war aufeinmal wie eine andere Person, nicht mehr so ernst wie anfangs und gesprächiger.

„ Wird das hier ein Roadtrip?„

„ ja, und die Endstation ist das Meer.
Ich will dass du gelebt hast, diese Tage werden dein Leben definieren. Gibt es etwas was du schon immer mal machen wolltest?"

Ehrlich gesagt fiehl mir nichts ein, ich hatte nie Träume oder Wünsche.

„ Schulterlang."

„ Was?Deine Haare?"

Ich interessierte mich nie besonders für mein Aussehen, aber irgendwie nervten mich meine langen Haare schon eine Weile.

„ Ja."

Der Typ neben mir, machte eine Vollbremsung, mich wunderte das nicht mehr, man weiss einfach nicht was sich in seinem Kopf abspielt. Ich habe immernoch keinen Namen für ihn.

„Hope, so nenne ich dich, deine blauen Haare passen dazu. Wieso hast du eigentlich gebremst?"

„ Wegen deiner Haare. In der Ablage dort vorne ist eine Schere kannst du sie mir geben?"

„ Hast du nicht etwas vergessen?"

„Stimmt, du kannst nicht.
Ohne Rohlstuhl vergisst man es, bist du komplett gelähmt?."

Ich hasse Rollstühle, alle Blicke sind auf dich gerichtet, einem wird immer wieder gezeigt dass man nicht normal ist.

„ Tetraplegie, also ich kann Hals abwehrts nichts spüren oder mich bewegen. Mein Rückenmark ist durchtrennt, aber mein Zwerchfell ist normal, weshalb ich nicht beatmet werden muss."

„ Wie kannst du dann auf Klo?"

„ Dauerkatheter, hält für 6 Wochen.

„ na dann, freu dich auf deine neue Frisur."

Mit der Schere aus der Autoablage, schnitt er mir die Haare, ich sah wie immer mehr Strähnen auf den Autoboden fiehlen.

„ Lass uns diese Haare abfackeln."

Er hob die Haare auf, nahm ein Feuerzeug aus der Hosentasche, machte die Tür auf und zündete sie an. Das Feuer war kurz, doch schön.
Im Seitenspiegel betrachtete ich meine Haare. Kurze Haare strahlten meiner Meinung nach Stärke aus, die ich nicht besaß.

„ Hope, ich bin müde."

Dieser Name war gewöhnungsbedürftig, doch mir fiehl nichts besseres ein.

„ Ich suche einen Platz wo wir sicher parken können, morgen früh wird dann weitergefahren."

Ich sah weit und breit nur noch Bäume, die vom Scheinwerferlicht beleuchtet wurden. Meine Augenlider wurden immer schwerer, es war ein anstrengender Tag, obwohl ich nur rumsaß, die ganze Aufregung machte mich einfach müde.

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