DAY 1 /2
Dieses Mal ist die Überraschung aber deutlich positiver, als heute Morgen am deutschen Flughafen.
Die Finca, die Pepe und Asya gebucht haben, ist ein wahr gewordener Traum.
Wir werden von einer atemberaubenden Aussicht auf das türkisblaue Meer und die umliegenden Weinberge begrüßt. Die Villa selbst ist ein wunderschönes, rustikales Gebäude im mediterranen Stil mit einem großen Pool und einer Terrasse, die zum Verweilen einlädt.
"Wow", entfährt es mir, als ich aus dem Jeep steige. "Das ist ja der Wahnsinn." Unsere Bleibe für die nächsten Tage ist noch viel schöner, als die Bilder im Internet es vermuten ließen.
Asya nickt begeistert. "Ich bin jetzt schon traurig, dass wir irgendwann wieder zurück müssen. Hier würde ich auch für immer bleiben."
Aber nur, wenn Vito pünktlich abreist, denke ich mir, aber ich spreche es um des lieben Friedens willen nicht aus.
Während die Männer unser Gepäck ausladen, laufen Kayla, Asya und ich vor, und erkunden das Innere der Villa, das ebenso beeindruckend ist, wie die Aussicht.
Auf zwei großzügigen Etagen bietet die Finca fünf einladende Schlafzimmer – zwei davon mit gemütlichen Doppelbetten, drei mit riesigen Einzelbetten. Jedes Zimmer ist liebevoll im rustikalen, mediterranen Stil eingerichtet, mit Holzbalkendecken und Terrakottafliesen, bunter Bettwäsche und gemusterten Zierkissen.
Drei Bäder, sorgen ebenfalls dafür, dass jeder genug Platz und Privatsphäre hat. Die geräumige Küche mit dem schönen Mandala-Fliesenspiegel öffnet sich zum stilvollen Esszimmer, wo ein massiver Eichenholztisch und dunkelbraune Ledersessel zum gemeinsamen Speisen rufen.
Das gemütliche Wohnzimmer besticht durch bequeme, rote Sofas und einen großen, offenen Kamin. Die riesigen Fensterfronten im ganzen Haus lassen viel Licht herein und bieten einen herrlichen Ausblick auf die umliegende Landschaft.
Asya und Kayla teilen die Doppelzimmer unter sich auf, ich will Nino und Vito den Vortritt lassen, zwischen den drei Einzelzimmern zu entscheiden, doch die bestehen gentlemanlike darauf, dass ich zuerst aussuche. Nach einer kurzen Diskussion wähle ich ein Zimmer in der oberen Etage mit Balkon, die Jungs verteilen kurz und schmerzlos die übriggebliebenen Räume.
Ich fange an, meinen Koffer auszupacken, den mir einer der Männer netterweise vor mein Zimmer gestellt hat. Ordentlich hänge ich die vielen, bunten Sommerkleider fein säuberlich auf die schmalen Drahtbügel, sortiere Bikinis und Sandalen in die Schubladen und meine restliche Kleidung penibel gefaltet in die leeren Regale. Ordnung ist schließlich das halbe Leben.
Als ich mit meiner Arbeit zufrieden bin, öffne ich die Glastür zu dem kleinen Balkon mit direktem Meerblick und trete von dem klimatisierten Raum geradewegs raus an das schmiedeeiserne Geländer. Eine Hitzewelle schlägt mir entgegen.
Ich lege den Kopf in den Nacken, schließe die Augen und atme die warme und leicht salzige Luft ein, während die Mittagssonne mir ins Gesicht scheint.
"Schön hier, oder?"
Ich zucke erschrocken zusammen und fahre herum, um in Vitos amüsiertes Gesicht zu sehen.
Erst jetzt erkenne ich, dass sein Zimmer direkt neben meinem liegt und wir uns einen gemeinsamen Balkon teilen. Eine kleine, feine Tatsache, die ich gerne eher gewusst hätte.
"Das ist nicht dein Ernst" murmele ich.
Vito lehnt sich an den weißen Rahmen seiner Balkontür und grinst. Sein Shirt hat er ausgezogen, sodass er Oberkörperfrei in seiner hellgrauen Jogginghose vor mir steht. Schnell lasse ich einen Blick über seinen halbnackten Körper gleiten. Er sieht heiß aus, total durchtrainiert, die muskulösen Arme großflächig tätowiert.
"Keine Sorge, ich verspreche dir, dir nachts keinen Besuch abzustatten. Außer du lädst mich ein." Er zwinkert mir zu.
"Träum weiter. Ich werde zweimal kontrollieren, ob ich abgeschlossen habe."
"Kein Problem, ich komme auch gerne durch die Hintertür", antwortet er trocken, bevor er in sein Zimmer zurückkehrt.
Während ich den Blick über das weite Meer schweifen lasse, seufze ich tief. Der Traumurlaub fühlt sich bisher eher wie ein Alptraum an.
Ich verweile noch eine ganze Zeit auf dem Balkon, genieße die Wärme und die frische Luft, bevor ich zurück ins Haus gehe und mir eine erfrischende Dusche gönne. Den ersten Tag wollen wir zunächst für den nötigen Großeinkauf nutzen, bevor wir ihn an unserem Pool ausklingen lassen und mit einem abendlichen Barbecue krönen.
Ich stecke meine langen, hellblonden Haare hoch, um sie nicht waschen zu müssen, und dusche nur meinen Körper ab, bevor ich mich in einen sommerlichen Crochet-Zweiteiler werfe. Das Oberteil ähnelt einem Triangel-Bikinitop, während der gehäkelte Rock sehr durchsichtig ist, und meine wichtigsten Stellen nur durch eine weiße, knapp geschnittene Bikinihose bedeckt werden. Auf meinen Kopf binde ich ein buntes Seidentuch, meine hellblauen Augen verstecke ich unter einer großen, runden Sonnenbrille. Ich bin sowas von bereit für diesen Sommer.
Als ich auf die Terrasse trete, hängen die anderen bereits umgezogen und zurecht gemacht auf Sonnenliegen um den Pool herum, nur Kayla und Sean fehlen noch.
Aus dem Augenwinkel erkenne ich, dass Vitos Blick gefällig über meinen spärlich bekleideten Körper streift, und auch Nino riskiert einen langen Blick. Zufrieden schmunzele ich in mich hinein.
Als Sean und Kayla endlich zu uns stoßen, fahren wir alle gemeinsam zum nahegelegenen Supermarkt. Wir laden drei ganze Einkaufswägen voll mit Getränken, Grundnahrungsmitteln, Grillgut und regionalen Spezialitäten.
Nach und nach packen wir frisches Obst wie saftige Orangen, süße Feigen und pralle Trauben, würzige Chorizo und luftgetrockneten Schinken, frische Meeresfrüchte, aromatische Oliven und eingelegtes Gemüse, knuspriges Brot, Literweise Sangria und hausgemachtes Aioli ein und mir läuft mehrfach das Wasser im Mund zusammen.
Nachdem wir alles in Tüten verpackt haben, kehren wir zur Villa zurück und verstauen die Einkäufe.
Die Sonne steht hoch am Himmel, und die Hitze lädt förmlich dazu ein, den Nachmittag am Pool zu verbringen. Ich ziehe mich in mein Zimmer zurück, um mich in meinen neuen, royalblauen Bikini zu werfen, den ich extra für den Urlaub gekauft habe. Das tief ausgeschnittene Oberteil und der knappe Tanga bringen meinen schlanken Körper perfekt zur Geltung.
Als ich nach draußen trete, sehe ich, dass Asya und Kayla es sich in ebenso winzigen Stofffetzen bereits auf den Sonnenliegen bequem gemacht haben. Ich folge ihrem Beispiel, breite mein Handtuch aus und lege mich neben sie in die Sonne. Die Jungs sind inzwischen im Pool und planschen mit einem Wasserball und diversen witzig geformten Luftmatratzen, während sie sich gegenseitig wie kleine Kinder nass spritzen.
"Ladies, Zeit für den nächsten Drink", ruft Kayla und kommt mit einer gekühlten Flasche Sekt nach draußen. Sie köpft die Pulle mit einem lauten Knall und wir stoßen fröhlich auf unseren Urlaub an. Die Männer ziehen wenig später nach, nur ziehen sie der Prickelbrause billiges, spanisches Dosenbier vor.
Ich genieße den perlenden Sekt auf meiner Zunge und lasse die warme Sonne meine Haut kitzeln. Für die optimale, streifenlose Bräune greife ich zu meinem Bronzingöl und schmiere mich sorgfältig ein. Mein schlanker Körper beginnt in der Sonne zu schimmern, und ich spüre die wohlige Wärme, die sich in mir ausbreitet.
Immer wieder bemerke ich, wie Vitos ungenierte Blicke über meinen Körper streifen. Es fällt mir schwer, seine Blicke zu ignorieren, vor allem, weil ich ihn selbst immer wieder ansehe. Sein nasser, muskulöser Körper, der im Licht glänzt, zieht mich magisch an.
"Ah, hayat güzel" seufzt Asya glücklich und schließt die Augen, während sie sich zurücklehnt. Bis Pepe sich triefend nass anschleicht und über sie beugt, um ihr einen Kuss auf die Lippen zu drücken und sie mit dem kühlen Wasser von seinem Körper vollzutropfen. Sie quietscht erschrocken auf, versucht ihn von sich zu schieben, doch gegen ihren deutlich größeren und stärkeren Freund hat die zierliche Brünette keine Chance.
Sean hat mit seiner Freundin noch weniger Erbarmen. Er packt sie mitsamt ihres Sektglases und schmeißt sie direkt in den Pool.
Der Nachmittag vergeht wie im Flug. Irgendwann toben wir alle im Pool herum, hängen auf den luftbefüllten Flamingos, Einhörnern, Donuts und Pizzastücken herum, von denen wir gleich wieder runtergeschubst werden, sobald ein anderer die Chance dazu sieht.
Erstaunlicherweise schaffen es Vito und ich mehrere Stunden lang, uns nicht an die Gurgel zu gehen.
Doch da man den Tag nicht vor dem Abend loben soll, hält die Harmonie auch nur bis zum Abendessen.
Wir sitzen alle gemütlich zusammen auf der Terrasse, Vito und Pepe machen den Grillmeister, während wir Mädels zwei Salate geschnibbelt und die Beilagen vorbereitet haben.
"Also, wer hat Hunger?" fragt Pepe, während er mit einer Zange ein paar saftige Steaks und gegrillte Garnelen wendet.
"Hast du das gegrillt oder Vito?", hake ich sicherheitshalber nach. "Ich will schließlich am ersten Abend keine Lebensmittelvergiftung riskieren."
Der blonde Hüne verdreht die Augen. "Keine Sorge, ich vergifte dich schon nicht."
"Oh, nicht absichtlich. Aber wer weiß, ob du das Grillen nicht genauso ernst nimmst, wie alles andere in deinem Leben?"
Er sieht mich an, eine Augenbraue hochgezogen. Das Lächeln auf seinem Gesicht erstirbt. "Was willst du damit sagen, Yuna?"
Ich zucke mit den Schultern. "Dass du diverse gravierende charakterliche Defizite hast, wegen denen ich dir nicht trauen kann."
Die anderen am Tisch verstummen für einen Moment und schauen gespannt zwischen uns hin und her.
Vitos Augen funkeln wütend, doch er bleibt noch ruhig. "Keine Sorge, Elsa, ich bin mir sicher, dass ich meine Fähigkeiten am Grill genauso wenig verloren habe, wie meine Fähigkeit, mit einer Furie wie dir klarzukommen."
"Mit mir klarzukommen", wiederhole ich süffisant. "Das war ja schon immer deine größte Stärke, nicht wahr? Hab ich irgendwie ganz in Erinnerung."
Vito legt die Zange zur Seite und verschränkt die Arme vor der Brust, während er mich mit seinen grauen Augen fixiert. "Du willst dich unbedingt mit mir streiten, oder? Was ist denn dein verdammtes Problem? Fick doch nicht meinen Frieden, nur weil du deinen nicht finden kannst."
Ich lehne mich vor und sehe ihm angriffslustig in die Augen. "Mein Problem bist du, Vito. Und ficken würde ich dich schon lange nicht mehr."
"Oh, bitte, Yuna." Er schüttelt den Kopf und wirft mir einen abfälligen Blick zu. "Du hältst mir etwas vor, das fünf Jahre her ist."
Hasserfüllt blitze ich ihn an. Ich will gerade scharf zurück schießen, da mischt sich Nino ein und versucht die Spannung zu entschärfen. "Yuna", er tritt neben mich und legt den Kopf schief. Dann sieht er seinen Freund streng an, und spricht auch ihn an. "Und Vito. Keine Ahnung, was zwischen euch steht, dass ihr euch so abgrundtief hasst, und um ehrlich zu sein, kann ich es auch nicht nachvollziehen, denn ihr seid beide ehrliche, nette, lustige und offene Menschen. Meiner Meinung nach müsstet ihr eigentlich super miteinander auskommen, weil ihr euch ziemlich ähnlich seid. Ähnlich stur, ähnlich temperamentvoll. Aber anscheinend etwas zu ähnlich", er grinst, dann wird er ernst. "Das ist unser erster Abend hier. Lasst uns einfach das Essen genießen und keinen Streit anfangen, okay?" Er sieht mir tief in die Augen.
Ich seufze und gebe nach. Versöhnlich hebe ich meinen Teller und halte ihn Vito hin. "Also, womit beglückt der Chefkoch uns heute?"
Ein Lächeln huscht ihm übers Gesicht. "Feinstes T-Bone Steak vom Weiderind, Lammkoteletts aus Frankreich oder handgefischte Garnelen in Knoblauchmarinade."
Wenn ich ihn nicht hassen würde, müsste ich grinsen. Die Art, wie er auf meine Vorlage einsteigt und im Tenor der Haute Cuisine antwortet, ist beinahe sympathisch.
"Also, was darf es sein, Señorita?"
Ich entscheide mich für ein saftiges Steak, packe mir auch Aioli, Salat und frisches Brot auf den Teller und schlage mir genüsslich den Bauch voll. Die erste, warme Mahlzeit an diesem Tag ist köstlich und füllt meinen leeren Magen.
Wir sitzen lange zusammen und essen, trinken Wein und Bier, bis die Sonne langsam hinter dem Horizont verschwindet und das weitläufige Anwesen der Finca und das dahinterliegende Meer in hübschen Rottönen färbt.
Unsere Partypläne schieben wir auf die nächsten Tage. Nach dem frühen Aufstehen und dem Flug sind wir kollektiv erschöpft.
Die Grillen zirpen und die Sterne stehen hell und klar am Himmel, als wir uns gegenseitig eine gute Nacht wünschen.
Im Flur der ersten Etage läuft Vito vor mir. Ich nutze den unbeobachteten Moment, um gefällig sein muskulöses Kreuz zu betrachten. Er kann sich echt sehen lassen.
An meiner Zimmertür hält er plötzlich inne und fährt zu mir herum.
"Nein, du darfst nicht bei mir schlafen."
Ein verschmitztes Lächeln huscht über seine Mundwinkel. "Wo denkst du denn hin, Yuna? Ich wollte dir einfach nur eine gute Nacht wünschen."
Ich streiche durch meine langen, blonden Haare. "Oh Vito, ich werde hervorragend schlafen, weil das die einzigen acht Stunden sind, in denen ich dich nicht ertragen muss."
"Vielleicht hast du ja Glück und ich begegne dir heute Nacht in deinen Träumen", hält er dagegen.
"Nein danke, der Alptraum dich zu treffen ist schon wahr geworden."
Dann schenke ich ihm ein zuckersüßes Lächeln, gehe in mein Zimmer und knalle ihm die Tür vor der Nase zu.
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