8.Kapitel: Die Flucht

Riesige Gesteinsbrocken lösten sich von der Höhlendecke, die sich ungefähr fünf Judymeter über und befand, und zogen einen Schweif aus aufgewirbeltem Schlamm hinter sich her, der sich beim Aufprall auf dem Boden in der gesamten Höhle auszubreiten begann und sogar meinen Adleraugen die Sicht raubte. Ein besonders großer Brocken landete auf dem Kopf der benommenen Ratte und zerquetschte ihn. Sie zuckte noch wild und rotierte mit dem Ringelschwanz- doch es war zu spät. Sie war definitiv tot. Das war zu viel für mich. Mit Flynn unterm Arm begann ich aus der bebenden Höhle zu fliehen, dicht gefolgt von einer Wolke aus Rattenblut und vergammeltem Schlamm, in dem sich zahlreiche Essensreste der Ratte abgelagert hatten, und war ein weiteres Mal froh darüber, wie übersichtlich diese dank der Knochendekoration war.~

Kaum waren wir unter dem Katzenkopf hindurch geschossen, begann ich steil nach oben zu schwimmen, dem trübgrünen Licht der Nachmittagssonne entgegen. Ein ohrenbetäubendes Krachen verriet mir sogar durch die Wassermassen, die zwischen uns und der Höhle lagen, dass Letztere entgültig eingestürzt war. Doch ich wendete nur kurz meine Aufmerksamkeit darauf, da Flynn in meinen Armen immer schlaffer und schlaffer wurde. Schließlich wurde sein Körper von Krämpfen geschüttelt und ich hielt ihn mit ausgestreckten Armen über die rettende Wasseroberfläche. Dann paddelte ich mit meinen erschöpften Beinen ans Ufer und brach dann neben Flynn im morastigen Schlamm zusammen.~

Es musste etwa eine halbe Stund vergangen sein, als ich die Augen aufschlug. Mein Blick wanderte an dem reglosen Flynn vorbei, auf die spiegelglatte Oberfläche des Flusses, dem man seine starke Strömung nicht ansehen konnte, und der sogar ganz schön aussah, da die Sonne gerade unterging und ihn in einen angenehmen Pfirsichrotton tauchte. Das Gewässer sah nun eher wie ein wertvolles Seisenband aus, und nicht wie die Heimat von merkwürdigen und teilweise gefährlichen Kreaturen. Von der Pappergirl fehlte jede Spur- doch merkwürdigerweise war mein Kopf auf meinem Rucksack und meiner Jacke gebettet und ich trug meine Stiefel wieder, die ich ja an Bord ausgezogen hatte. Dann wandte ich mich Flynn zu, brachte ihn in eine annähernd stabile Seitenlage (soweit das bei seinem Körperbau überhaupt möglich war) und schlug ihm kräftig auf den Rücken. Er hustete und ich schöpfte mit klopfendem Herzen neue Hoffnung. Dann begann ich ihn zu schütteln, auf seinen Brustkorb zu pressen und ich hielt ihn sogar kopfüber an seinem Schweifbuschel fest und schüttelte ihn. Dabei würgte er ca. zwei Liter brackiges Morastwasser hervor und hustete sich die Seele aus dem Leib, ehe er nach Luft rang. Erleichtert umarmte ich das Kerlchen: "Du lebst!", flüsterte ich ihm in sein fluffiges Mickeymausohr und drückte ihn fest an mich, ehe ich in Tränen ausbrach.~

Nachdem Flynn mich getröstet und mir gereizt versprochen hatte, nie wieder mehr mit Fremden mitzugehen, damit er auch etwas aus der Sache lernte, rappelte ich mich auf und blickte ihn unentschlossen an: "Was nun? Die Pappergirl ist verschwunden. Wohin jetzt?", er sah mich eingehend an und gähnte dann. Ich kenne dieses Ufer. Hier in der Nähe können wir sicher die Nacht verbringen. Komm mit.", und mit diesen Worten hoppelte er wackelig davon, da er noch geschwächt war und blieb zwanzig Minuten später vor einem, natürlich gigantischem, Laubbaum stehen, den ich als Buche identifizierte, und begann an dessen sprödem Stamm emporzuklettern. Ich folgte ihm. Schließ lich zog er etwa zehn Meter über dem Boden, ein großes Stück Baumrinde zur Seite, dessen Umrisse er berwits nach kurzem Suchen ausfindig gemacht hatte. Und so betraten wir die Baumhöhle, und ich warf noch einen letzten Blick hinaus, und konnte den Fluss leuchtend Rot zwischen dichten Baumwipfeln erspähen, ehe Flynn die Rinde wieder zurückschob und wir und erschöpft auf das weiche Moos fallen ließen, mit dem die Höhle ausstaffiert war. "Nette Bude.", lächelte ich Flynn an, doch der war bereits eingeschlafen.~

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