5.Kapitel: Willkommen an Bord der Pappergirl! (Teil 1.)

Gedankenverloren schaute ich in die Flammen, aus denen Funken stieben, als das Holz unter ihrer Hitze nachgab und unheimliche Schatten über die Ohren das Elfs flackern ließen. Ich schauderte und fühlte mich plötzlich wieder unglaublich müde, fast so wie am Morgen, als ich unter dem Riesenpilz erwacht war.

Die Wut vorhin hatte mir zumindest den Hauch einer Illusion gegeben, alles sei real, der nun mit einem Schlag weggewischt wurde. Ich hatte aufgehört mich zu wehren und saß nun kraftlos da, während das Feuer mein Gesicht wärmte und mir tausende eisige Schauer über den Rücken liefen.

Aus den Tiefen des Dschungels ertönten Schreie von mir unbekannten Wesen, doch als ich die Schwertscheide entdeckte, die an dem Stein lehnte, auf dem Jade saß, fühlte ich mich seltsamerweise sicher. "Also bist du kein Mensch?", zerriss meine unsichere Stimme die entsetzte Stille, die nach meinem Wutausbruch entstanden war.

"Um Himmels willen nein! Obwohl ich zugeben muss, dass mich deine Art ziemlich interessiert.", die Art, wie er sich bei diesen Worten vorbeugte, verunsicherte mich nur noch mehr. Meint er jetzt den Mensch im allgemeinen oder meine hysterische Eigenart?

Die Flammen glänzten in seinen Augen und er sah so unheimlich aus, wie ich es vorhin wolle, als ich spürte, wie mir die Röte ins Gesicht schoss. "Ähh-Es tut mir leid, dass ich dich eben so angeschrien habe. Ich glaube du weißt genau so gut wie ich, dass ich nicht hier her gehöre."

Als ich sah, dass er verständnisvoll nickte, atmete ich erleichtert auf. "Ich kann dich sehr gut verstehen. Immerhin kommst du aus einer anderen Welt. Du bist verwirrt und hast Angst. Aber du musst Flynn und mir trotzdem vertrauen."

Natürlich vertraue ich euch, sonst wäre ich Flynn nicht bis hierher gefolgt und hätte dir wegen dieser Spanneraktion längst eine gelangt. Jade schmunzelte: "Natürlich.", und ich regristrierte, dass er anscheinend meine Gedanken lesen konnte.

"Nur ab und zu, und das auch nur, wenn mich der Gelesene mag", ich riss bei diesen Worten die Augen auf und schüttelte ungläubig den Kopf. "Also mag ich dich? Ist mir bis eben noch gar nicht aufgefallen.", versuchte ich betont lässig zu klingen.

Sein Lächeln wurde breiter. Es war nun beinahe ein Grinsen. Er sah gut aus, während er den Kopf etwas zur Seite neigte. Ziemlich sexy sogar. Ich kicherte.

"Dann kannst du es ja sicher auch verstehen, dass ich todmüde bin. Lass mich noch eine Nacht über das ganze Schlamassel schlafen, ehe ich euch verrate, ob ich euch richtig vertrauen WILL oder nicht.", mit diesen Worten, kuschelte ich mich an Flynn, der bisher noch kein Wort gesagt hatte, mir aber dennoch den schützenden Flügel entgegengestreckt hatte, damit ich mich an ihn lehnen konnte.

Er hatte eine überraschende Flügelspannweite und extrem flauschige Daunen, die mich nun komplett wärmten, als ich die Augen schloss und Jade noch einen letzten Blick zuwarf, ehe ich einschlief.

~"Gut. Sehr gut. Wie ich sehe bist du angekommen...", ich blickte mich um. Überall waberte eine undurchdringliche Dunkelheit, in der schwarze Schemen zu flackern schienen. Mein Magen gefror zu Eis. Ich hörte nur, wie mein Herz gegen meine Rippen pochte. Schnell. Eng. Konstant.

Die Stimme hatte einen rauen Klang und schien ein ausdauerndes Echo zu haben. Es hallte noch lange durch die stille Dunkelheit und ließ mein Herz noch schneller schlagen. "Wer ist da?", meine Stimme klang schrill und äußerst wackelig.

In einiger Entfernung konnte ich ein blutrotes Glühen ausmachen, dass rasch heller und wärmer wurde. Ich bemerkte erst,, dass es auf mich zuraste, als es zu spät war. Ich konnte nur noch regungslos zusehen, wie seltsam dunkelrote Flammen sich zu einem gigantischen Feuerball verdichteten, in dem sich ein grausiges Gesicht materialisierte, und der auf mich zugerast kam. Schnell. Unbamherzig und glühend heiss. ~

Ich schreckte auf und bemrkte, dass ich alleine auf dem sandigen Uferpfad lag. Neben mir ein erkaltetes Lagerfeuer. Von Flynn und Jade fehlte jede Spur. Ich beschloss vorest einfach nur sitzen zu bleiben. Der Schreck saß mir immer noch in den Gliedern und die Fratze in meinem Traum schien sich in mein Gehirn eingebrannt zu haben.

Nach einigen Minuten begann ich mir Sorgen um die beiden zu machen und zweifelte so langsam an meinem Verstand. Vielleicht war ich ja auf Drogen und hab mir den letzten Tag nur eingebildet? Nein. Ich hatte so ein Gefühl in meiner Magengegend, dass ich meinen Verstand lieber nicht anzweifeln sollte und redete mir ein, die beiden wären auf Nahrungssuche.

Und tatsächlich. Fünf Minuten später segelte Flynn flussabwärts auf mich zu. Er zog in der Luft ein paar Spiralen, und ich bemerkte, wie elegant eine Vogelmaus sich doch bewegen konnte. Als er schließlich in einer kleinen Staubwolke gehüllt vor mir landete, musste ich feststellen, dass er gar kein Essen bei sich hatte.

Zu Schade...Ich hatte inzwischen einen Bärenhunger, aber man konnte ja vorläufig nichts an der Situation ändern. "Wo ist Jade?", fragte ich stattdessen und zog überrascht die Augenbrauen hoch, als Flynn sichtbar entrüstet die Nase hob "Waldwandlern darfst du keine Beachtung schenken. Sie verwirren einen und bringen vom rechten Pfad ab.", Soll das heissen, dass sie Aufreisser sind?, "Ich verstehe das nicht...Gestern warst du...", "Reine Höflichkeit", unterbrach Flynn mich. "Waldwandler können ziemlich unangenehm werden, wenn man unhöflich zu ihnen ist. Vor allem wenn sie bewaffnet sind.", er schauderte und ich musste schlucken. Also war alles Fassade.

Ich beschloss nicht genauer auf das Thema einzugehen, obwohl mir etliche Fragen unter den Nägeln brannten. Wo ist er hingegangen? Wird er zurückkommen? Wo genau bin ich hier gelandet? Was für einer Tierart gehört Flynn an? Welcher Tierart gehört Jade selbst an?

"Bevor wir hier Wurzeln schlagen, schlage ich vor, dass wir weiterziehen. Ich habe flussabwärts etwas gefunden, dass uns hilfreich sein könnte."

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