Konzentriere dich. Bündel deinen Atem und deine Gedanken. Stimme sie aufeinander ab. Bring Ordnung in das Chaos tief in dir. Ich weiß, dass du es kannst. Und jetzt stelle deine Fragen und lege deine innere Kraft frei. Leg sie frei. Jetzt.

"Warum bin ich hier?", "Du wurdest von den großen Göttern auswerwählt.", "Auserwählt wofür?", "Um Frieden in Altriar zu stiften." Ich atmete tief durch. "Warum ich?". Schweigen. "Weil du die Kraft des Friedens in deinem Herzen trägst."- "Das glaube ich nicht.", "Doch. Ich weiß es. Sie ist verborgen in deinem Herzen, in deinen Gedanken und in deinen Taten."

Das Kellergewölbe der Kaserne hatte sich nach einigen Atemübungen mit Morbius und nachdem ich mich im Schneidersitz hingesetzt hatte mit blauweißem Nebel gefüllt, bis alles um mich herum fadenscheinig wurde und schließlich verschwand.

Und nun saß ich da und fürhrte dieses merkwürdige Gespräch mit dem alten Riesenkater.

"Wie soll ich diese Kraft jemals finden?".
"Glaube an sie...".

Also versuchte ich es. Ich stellte mir vor, dass irgendetwas starkes und mächtiges in mir schlummerte und darauf wartete Ordnung in die Welt zu bringen.

Als ich mir nach Panda, Löwe, Wolf, Bär, Ente und Elefant plötzlich einen silbrig weißen, und eleganten Drachen vorstellte, der langsam mächtige, leuchtende Federschwinge ausbreitet und seine Augen öffnete, von dem eines himmelblau und das andere rubinrot schimmerte, ertönte plötzlich Morbius' Stimme überraschend klar und sanft in meinem Kopf!
"Ich sehe du hast sie gefunden: Deine innere Friedenskraft."

Ich schnappte nach Luft und riss die Augen auf. Der Keller war wieder völlig normal. Kein Nebel und erst Recht kein majestätischer Drache. Dennoch konnte ich spüren wie mein Herz heftig in meiner Beust schlug und eine seltsame Kraft durch meine Venen pulsierte. Zittrig holte ich Atem, ehe ich mich Morbius zuwandte: "Was hat das zu bedeuten?", einige Minuten lang erhielt ich nur ein zufriedenes Schnurren als Antwort. "Es beudeutet, dass du die Auserwälte und bereit für deine erste Herausforderung bist."~

Der elegant errichtete Garten der Kaserne befand sich auf deren Dach und lag- gut vor Blicken geschützt- direkt an der Burgmauer an. Die Wachen, die mich von Morbius abgeholt hatten (offensichtlich habe ich geschlagene fünf Stunden im Keller damit zugebracht meine innere Kraft zu entdecken, ohne es zu bemerken), haben mich direkt auf das Kasernendach geführt und mich angewiesen die Atemübungen zu wiederholen, bis mein nächster Lehrer erschien. Ich war ohnehin schon gespannt, was mich erwarten würde, weswegen ich der Anweisung auch gehorsam Folge leistete- bis mein Lehrmeister auftauchte und mein Atem bei seinem Anblick ins Stocken geriet...