13.Kapiel: Das alte Buch

Durch die Schiebetüren gelangten wir in unsere Unterkunft, in der mir noch einmal die gigantischen Ausmaße der Katzenstadt bewusst wurden. Die Inneneinrichtung war nämlich einen Maßstab gehalten, der wie für mich gemacht war. Dennoch wirkte alles wie das Innere eines mit viel Liebe ausgestatteten Puppenhaus und mich überfiel auf einmal eine bleierne Müdigkeit. Ich schleppte mich durch eine offenstehende Tür, hinter der ich ein großes Himmelbett erspäht hatte, zog mir ein sonnenblumengelbes Seidennachthemd an, ehe ich mich ins daunenweiche Bett fallen ließ. Ich bemekte nicht einmal, dass die Vorhänge ganz von allein über die deckenhohen Fenster mit Ausblick auf den Pool und die Anlage senkten und mir somit einen ungestörten Schlaf spendeten.~

Nach einem traumlosen, anscheinend stundenlangem Schlaf, stand ich auf, betrat das nahezu luxuriöse Bad und erfrischte mich in der Badewanne, kämmte meine duftenden, inzwischen seidenen, schwarzen Haare, die mir weit den Rücken hinunter reichten, was ich erst recht in dem filigranen Wandspiegel erkannte. Mein Gesicht war schmal und bleich und meine Augen leuchteten mir in einem provokantem Grüngrau entgegen. Es war ein seltsames Gefühl mich selbst das erste mal zu sehen. Dieses Gefühl hatte mich so im Griff, dass ich nicht einmal bemerkte, dass meine Hand inzwischen auf dem kühlen Spiegel ruhte. Seufzend verließ ich das Bad und kleidete mich in ein altmodisches, weites Kleid, das die Farben Rosé, Hellblau und Mattgelb vereinte, die mit Spitzen und Rüschen beinahe kitschig in Szene gesetzt waren. Doch ich wusste, dass man von mir erwartete dieses Kleid zu tragen, da es bei meinem Erwachen am Fußende des Bettes gelegen hatte. Barfuß tappte ich über den Mamprboden aus meinem Zimmer hinaus und beschloss das Haus zu erkunden.
Wir bewohnten eine Art Herrenhaus, in dem man Elemente einer fremden Kultur und des Dschungels einbezogen wurden. So ragten in der hohen Eingangshallte drei Palmen empor, an denen Ranken und Seile fixiert waren, die in luftiger Höhe eine Art Netzwerk und Nester bildeten. Aus einem dieser Nester sah ich Flynns Schweif hängen, was mir verriet, dass er noch schlief. Ich beschloss ihn nicht zu wecken und verließ den Saal in Richtung des Pools. Hinter der Flügeltür befand sich ein bequemer Salon, von dem aus man durch eine hohe Glasfensterfront auf das einladende Becken blicken konnte. Ich jedoch setzte mich auf eine von drei Sofas, die um einen Tisch standen, auf dem ein Teller mit Keksen und ein Glas mit einer türkisen Flüssigkeit angerichtet waren. Neben mir lag das alte Buch und ich beschloss es zu lesen, da mir vielleicht später keine Zeit mehr dafür blieb. Vorsichtig begann ich die Schnüre zu lösen und fuhr, als ich genug entknotet hatte, über ein merkwürdiges Siegel, das ein drachenähnliches Wesen zeigte und auf der Vorderseite des Buches eingebrannt war. Ein Titel stand nicht darauf. Ich seufzte und schlug langsam das Buch auf: Es knarrte leise und der Geruch nach Geschichte und Alter stieg mir in die Nase. Ich schnappte mir einen warmen, duftenden Keks und begann daran zu mümmeln-köstlich- ehe ich die erste Seite aufschlug.

Sie war leer.

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