•64 || „Von Anfang an und für immer."•

Kapitel 64

„Von Anfang an und für immer.“

2 Jahre später:

»Harry! Du Idiot! Lass das! Nein!«

Schreiend versuchte ich, mich irgendwie auf Harry zu halten, der wir wild geworden auf Niall losgegangen war, der auf Liams Schultern saß.

Wir waren am Strand in Italien und spielten dieses Spiel, bei dem immer zwei Leute ein Team bilden, einer auf den Schultern des anderen sitzt und man versuchen muss, das gegnerische Team ins Wasser zu schmeißen. Es machte unglaublich viel Spaß und tatsächlich hatten Harry und ich schon zweimal gegen Niall und Liam gewonnen.

Zwar war das Glück gewesen, weil Liam gestolpert war, aber dennoch hatten wir gewonnen.

Gerade hingegen sah es nicht allzu gut für uns aus. Harry stürmte durch das Wasser, wenn man das überhaupt so nennen konnte, auf unsere Freunde zu, wobei er allerdings so wackelte, dass ich Probleme hatte, mich auf seinen Schultern zu halten. Dass er komplett nass war, machte das Ganze auch nicht gerade leichter.

Mein Ziel war lediglich, nicht im Wasser zu landen. Immerhin wollte ich gewinnen.

Als wir bei Niall und Liam angekommen waren, streckte ich meine Hände aus und versuchte, den blonden Iren von den Schultern seines Mannes zu schupsen. Lachend griff ich nach seinen Armen, um ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen, während Harry seinerseits versuchte, Liam umzustoßen.

Doch irgendwann konnte ich mich nicht mehr gegen Nialls Angriffe wehren. Kreischend versuchte ich mich an Harrys Schultern festzuhalten, doch Liam gab uns den letzten Stoß, wodurch wir rücklinks ins Wasser fielen.

Ich schnappte nach Luft, als ich die Wasseroberfläche wieder durchbrach und mich hinstellte. Nialls lautstarkes Lachen schallte durch die warme Sommerluft. Grinsend sah ich zu meinen Freunden. Harry rangelte mit Liam und Niall kletterte auf Harrys Rücken herum.

Während ich das freudige Treiben so betrachtete, wurde mir einmal wieder klar, wie glücklich ich war. Vor zwei Jahren war ich mit Harry zurück nach Italien gegangen, hatte meine Sachen gepackt und Eleanor meine Wohnung überlassen.

Harry hatte die Ferienwohnung von meinem ersten Besuch hier gekauft und mich damit überrascht. Seitdem wohnten wir gemeinsam dort und ich konnte nicht glücklicher sein. Gerade seit Eleanor vor wenigen Tagen zusammen mit unserem Sohn Freddie hergeflogen ist, um ihren Urlaub hier in der schönen Umgebung zu verbringen. Und damit ich meinen Sohn sehen konnte.

Zu Freddies Geburt war ich noch einmal zurück nach London geflogen, um für meine beste Freundin da zu sein und den kleinen Racker auf dieser Erde willkommen zu heißen.

Harry war am Telefon dabei gewesen, als wir das Ergebnis des Vaterschaftstests bekommen hatten, und hatte mindestens genauso sehr geweint, wie El und ich, als wir erfuhren, dass Freddie wirklich mein Sohn war.

Ich war so unendlich dankbar für Harrys Reaktion. Die Freude, die er gezeigt hatte und jedes Mal zeigte, wenn Eleanor uns alle paar Wochen für einige Tage besuchte, ließ die anfänglichen Zweifel in mir vollends verschwinden. Denn ich hatte ein schlechtes Gewissen gehabt. Lange hatte ich bedenken, dass Harry vielleicht nur so tat, als wäre es für ihn in Ordnung, dass ich ein Kind mit meiner Ex hatte.

Aber so war es nicht.

Jedes Mal, wenn El und Freddie uns besuchten, kümmerte er sich um den kleinen Mann, als wäre er sein eigenes Kind. Es ließ mein Herz schmelzen, wenn ich die beiden zusammen sah. Meine zwei Lieblingsmenschen.

In Gedanken versunken, ging ich aus dem Wasser raus und auf Eleanor zu, die gerade zusammen mit Freddie bei der Picknickdecke eine kleine Sandburg baute. Dass Freddie in nicht ganz einem halben Jahr schon zwei Jahre alt wurde, ging immer noch nicht recht in meinen Kopf hinein. Denn das bedeutete auch, dass ich dann seit zweieinhalb Jahren mit Harry zusammen war.

»Oh, schau mal wer da ist. Ist das Daddy?« Eleanor zeigte auf mich, wodurch Freddie auch auf mich aufmerksam wurde.

Grinsend sprang der kleine Blondschopf auf und kam lachend auf mich zugelaufen. Ich fing ihn auf und wirbelte ihn kurz durch die Luft, bis mit ihm im Arm zu Eleanor ging, um mich dort auf die Decke zu setzten und in der Sonne zu trocknen.

Freddie kuschelte sich an mich und ich legte meine Hand auf seinen kleinen Rücken. Doch es dauerte keine fünf Minuten, in denen Ruhe herrschte, bis die drei erwachsenen Chaoten aus dem Wasser kamen und sich lautstark unterhaltend zu uns auf die Deckenlandschaft pflanzten.

Harry ließ sich neben mir nieder und hauchte erst dem kleinsten von uns einen Kuss auf den Kopf, bevor er sich zu mir lehnte und mich in einen liebevollen Kuss verwickelte. Seufzend griff ich in seine Haare. Nachdem er unseren Kuss unterbrach, rutschte er hinter mich. Die Beine zu meinen Seiten ausgestreckt, legte er eine Hand an meine Brust und zog mich gegen seinen Körper.

Freddie machte sich von mir los, um weiter im Sand zu spielen, während ich mich an Harry schmiegte. Seine Haut war noch kühl vom Wasser und bot einen angenehmen Kontrast zu den warmen Strahlen der Nachmittagssonne. »Machen wir heute Abend Pizza?«, fragte Harry mit rauer Stimme und räusperte sich.

Ich nickte und verschränkte meine Finger mit seinen. »Können wir gerne machen.«

»Ich will auch Pizza!«, rief Niall, der neben Liam auf der Decke saß und ein Sandwich nach dem anderen verputzte.

Doch als Harry sich zu ihm drehte und ihm einen genervten Blick zuwarf, war der Ire still. »Ich möchte ein wenig Quality-time mit dir, Sonnenschein«, flüsterte er in mein Ohr und leckte über die Haut direkt darunter, was mir einen Schauer über den Rücken jagte.

Da Eleanor und Freddie nicht in Harry und meiner Wohnung untergebracht waren, sondern das alte Zimmer meines Freundes bei Niall und Liam bezogen hatten, würden wir heute Abend unsere Privatsphäre haben. Natürlich genoss ich es, wenn meine Freunde und Familie da war, aber ein freier Abend nur für Harry und mich, war sehr verlockend.

Den Rest des Nachmittages verbrachten wir noch am Strand, bis Niall und Liam nach Hause fuhren und Eleanor und Freddie mitnahmen, damit Harry und ich das zweite Auto hatten.

Schließlich lagen wir gemeinsam als die einzigen Menschen weit und breit an dem weißen Strand und blickten aufs Meer, über dem langsam die Sonne unterging und den Himmel in die schönsten Farben malte. Die einzigen Geräusche waren die sanften Wellen und das leise Rauschen der Blätter des Waldes hinter uns.

In diesem Moment genoss ich Harrys Nähe einmal mehr. Denn es war einer der wenigen, in denen ich wirklich abschalten konnte. Keine düsteren Gedanken plagten mich mehr und ich merkte, wie auch Harry sich von Minute zu Minute weiter entspannte.

Es waren Momente, wie dieser, die wir brauchten, um alles zu vergessen, was geschehen war.

»Willst du tanzen?«

»Hm?«, machte ich, weil ich die Frage nur halb mitbekommen hatte.

»Tanzt du mit mir, Louis?«

Ich drehte meinen Kopf zu Harry. »Hier?«

Er nickte. »Ich könnte mir keinen schöneren Moment vorstellen, als jetzt und hier an diesem Strand.«

Keinen Augenblick später standen wir im noch warmen Sand. Eng beieinander tanzten wir zu der Musik, die Harry auf seinem Handy angemacht hatte. Ich kannte die Sängerin nicht, aber ihre Stimme zusammen mit dem Gitarrenspiel war wunderschön.

Irgendwann stieß Harry mich von sich, wirbelte mich herum, bis ich mit dem Rücken gegen seine Brust stieß. Mit einen starken Armen umschloss er überkreuzt meinen Bauch und wiegte uns langsam, den Blick aufs Meer gerichtet, hin und her.

»Wer singt das?«, fragte ich irgendwann in die warme Abendluft hinein.

Sofort versteiften sich Harrys zuvor noch geschmeidigen Bewegungen und er legte sein Kinn auf meinem Kopf ab. Seufzend umschloss er meine Hände fester, als würde es ihn eine große Überwindung kosten, zu antworten. »Es ist Gemma«, sagte er leise. Ein schmerzvoller Unterton schwang in seiner Stimme mit und erzeugte ein trauriges Gefühl in meinem Herzen. »Sie hat die Musik immer geliebt und sogar einige Lieder in einem Studio aufgenommen, bevor… I-ich spiele die Gitarre.«

Ich drehte mich in seinen Armen herum, um ihn ansehen zu können. Tiefe Trauer lag in Harrys Augen. Ich hob meine Hände und legte sie an seinen Kiefer, knapp unter seine Ohren. »Es ist wunderschön.« Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und verband unsere Lippen miteinander. Zart küsste ich ihn, bis er sich langsam löste und mir in die Augen sah.

Das schöne Grün funkelte im Licht der untergehenden Sonne und ich konnte mir keinen schöneren Anblick vorstellen. »Ich liebe dich so sehr«, murmelte er und lehnte seine Stirn mit geschlossenen Augen gegen meine.

Unsere Nasenspitzen berührten einander und ich konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. In meinem Magen kribbelte es vor lauter Schmetterlinge, die hin und her flogen und doch keinen Ausweg fanden.

»Ich liebe dich auch, Haz. Von Anfang an und für immer.« Damit schlang ich meine Arme um seinen Hals und bewegte mich zur Musik, die den Strand erfüllte.

//schnief... so viele Gefühle

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top