•51 || „Holmes Chapel."•
Hey,
Nach wiedermal ein wenig Wartezeit, kommen jetzt endlich die nächsten 2 Kapitel. Ich war krank und habe meine letzte schriftliche Abiturprüfung geschrieben, also habe ich jetzt erstmal wieder ein wenig mehr Zeit.
Über Rückmeldung würde ich mich wie immer sehr freuen :) Gerade zu den nächsten Kapiteln würde mich eure Reaktion sehr interessieren.
Viel Spaß beim Lesen!
Bis dann,
Lea
PS: Da ich nicht weiß, wer überhaupt noch groß hier auf Wattpad unterwegs ist (ein Großteil des Fandoms ist ja gewechselt), werde ich Paperplanes trotzdem noch planmäßig beenden. Ob mein nächstes Projekt auch hier erscheinen wird, weiß ich noch nicht. Mir gefällt Storyban generell besser. Lasst doch gerne mal einen Kommentar da, wenn ihr von mir auch auf wattpad weiterlesen wollt.
Kapitel 51
„Holmes Chapel.“
»Hey, Louis! Sag mal, willst du uns ersetzen?«, begrüßte mich Chayenne, die bereits unten an der Eingangstür ihres Wohnhauses, in dem sie und Brian lebten, wartete, um El mit ihren Taschen zu helfen. Sie deutete grinsend auf Niall und Liam, die anstandshalber mit ausgestiegen waren, als wir an der Straße hielten.
»Nein«, sagte ich, als ich sie zur Begrüßung umarmte. »Das sind Niall und Liam, zwei Freunde, die ich in Italien getroffen habe.«
»Ah«, meinte sie und musterte Liam ganz deutlich von oben nach unten.
Chayenne machte keinen Heel daraus, dass sie sich andere Männer ziemlich genau ansah und sie abcheckte. Natürlich würde sie Brian niemals betrügen, aber die beiden hatten abgemacht, dass geguckt werden durfte.
»Und die beiden besuchen dich jetzt?«
»Sowas ähnliches, ja«, stimmte ich zu, auch wenn das nicht ganz der Wahrheit entsprach.
»Wie schön, dann wünsche ich euch viel Spaß bei eurem Männerabend.« Sie wackelte scheinbar wissend mit den penibel gezupften Augenbrauen. Eleanor musste ihr erzählt haben, dass wir die Wohnung für einen Männerabend brauchten und es für sie nicht entspannt genug wäre, weshalb ein Mädels Abend hermusste.
Besagte Frau stand nun neben Chayenne und umarmte sie innig. »Hey. Gut, dann bis morgen und passt auf euch auf, Jungs«, sagte El und blickte uns alle einmal an.
Ich nickte und drückte ihre Hand, bevor ich mich umdrehte und zu Niall auf die Rückbank kletterte. Während wir wegfuhren, winkten wir ihr, doch kaum waren wir um die nächste Ecke, war die für Chayenne aufgesetzte Fröhlichkeit verpufft. Liam tippte die Adresse des Hauses, in dem er sich mit seinen Kontaktpersonen treffen sollte, in das Navi ein und drückte auf Start.
»In dreihundert Metern links abbiegen, danach auf einer der mittleren Spuren bleiben und halb rechts abbiegen«, wies Zayn die elektronische Stimme des Navis an. Er setzte den Blinker und ordnete sich entsprechend der Anweisungen ein.
Die Häuser rauschten an uns vorbei und lichteten sich, je weiter wir uns vom Stadtkern entfernten. Das Haus, von dem Liam sprach, befand sich in einem Vorort Londons am Ende einer Straße aus vielen, in die Jahre gekommenen Häusern. Zayn parkte den Wagen am Straßenrand und ließ den Motor laufen.
»Gehst du alleine?«, fragte Niall, als Liam im Begriff war, die Tür zu öffnen.
»J-«
»Ganz sicherlich nicht. Louis, du gehst hinters Steuer, falls etwas schief läuft. Ich komme mit«, warf Zayn ein und zog die Handbremse an.
Gleichzeitig stiegen wir aus und ich stieg vorne wieder ein. Ich musste den Sitz ein gutes Stück nach vorn stellen, was Niall ein Grinsen entlockte. »Lach nicht, ich hab eben nicht so lange Staksen wie er«, brummelte ich und beobachtete, wie unsere Freunde die Auffahrt hinaufgingen.
An der Haustür angekommen, streckte Liam sich und fischte einen Schlüssel von einem hervorstehenden Stein herunter, mit dem er die Tür aufschloss und zusammen mit Zayn im dunklen Inneren des Hauses verschwand.
»Weißt du«, fing Niall nach einigen Minuten an. Ich drehte mich ein wenig im Sitz herum, um ihn besser ansehen zu können. »Je mehr wir Harrys Befreiung näher kommen, desto öfter finde ich heraus, dass Liam mir etwas verschweigt.«
Sofort erinnerte ich mich an unser Gespräch über Geheimnisse, kurz bevor wir die Orangen gepflückt haben. Bereits da hatte Niall mir gestanden, dass Liam ihm etwas verheimlichte und er Geheimnisse hasste.
»Ich vertraue ihm zu hundert Prozent, aber ich bin sein Mann und ich würde mir schon wünschen, dass er mir mehr von sich anvertraut. Diese ständige Geheimnistuerei tut unserer Ehe nicht gut und ich habe Bedenken, dass sie in die Brüche gehen könnte, weil er nicht ehrlich zu mir ist. Denkst du, er vertraut mir nicht genug, um mir davon zu erzählen?« Trauer lag in Nialls blauen Augen, als er mich ansah.
Ich schüttelte den Kopf. »Nein, ich denke nicht, dass das so ist. Ich könnte mir vorstellen, dass er dich damit einfach beschützen will. Wahrscheinlich ist es für dich zu gefährlich, wenn du davon weißt.«
Er seufzte. »Ich habe immer das Gefühl, dass Liam mich vor allem beschützen will. Hat er denn noch nie darüber nachgedacht, dass uns das Ganze nicht guttut? Ich bin kein kleines Kind mehr, er braucht mich nicht vor jedem Krümel zu beschützen. Ich bin verdammt noch eins vierundzwanzig, mittlerweile kann ich wohl mit sowas umgehen, oder nicht? Ich bin nicht so naiv und einfach wie alle denken. Ich kann sehr wohl die Wahrheit verkraften. Und ich kann dir sagen, es tut mehr weh, wenn er ständig Dinge vor mir verheimlicht, als wenn er mir einfach mal die Wahrheit sagen würde. Früher hatten wir nie Geheimnisse voreinander, aber seit wir nach Italien gezogen sind, werden es immer mehr. Wir streiten in letzter Zeit ständig, weil ich einfach das Gefühl habe, dass ihm seine Geheimnisse mehr bedeuten als unsere Liebe. Und das tut so weh.«
Tränen standen in seinen Augen und er wischte sich mit seinem Ärmel über die Augen. Ich streckte meine Hand nach hinten und legte sie auf sein Knie, da das das einzige war, das ich gerade erreichen konnte. »Ich weiß nicht, wie und ob ich dir da helfen kann, aber vielleicht hilft es ja, wenn du mal mit Liam redest. Hast du das Thema denn schon einmal angesprochen?«
Niall schüttelte den Kopf und schniefte leise. »Nein, ich habe viel zu viel Angst, dass dadurch alles nur noch schlimmer wird.«
»Manchmal muss es schlimmer werden, bevor es besser werden kann«, zitierte ich den Satz, den Mom früher immer zu mir gesagt hatte, wenn eine Sache nach der anderen schieflief. Sie hatte es aus irgendeinem Buch.
»Das ist ganz schön kitschig«, lachte Niall schniefend.
»Soll ich sonst mal mit Liam reden, wenn wir Harry da rausgeholt haben?«, bot ich an, doch er schüttelte den Kopf.
»Nein, ich denke, ich muss das selber machen.«
Ich nickte und schaute aus dem Beifahrerfenster zur Haustür des heruntergekommenen Hauses. »Was meinst du machen die so lange da drin?«
»Ich weiß nicht, wie lange ein Waffenhandel dauert.«
Es dauerte keine weiteren fünf Minuten, bis die Tür aufflog. Schüsse ertönten und keine Sekunde später sprinteten Liam und Zayn aus der Haustür, die gegen die Wand schlug und aus den Angeln fiel. Liam musste sie aufgetreten haben, da er zuerst durch den Garten auf uns zu sprintete, einen großen schwarzen Rucksack auf der Schulter. Zayn folgte ihm auf dem Fuße und brüllte, dass wir die Türen aufmachen sollten.
Sofort lehnte ich mich zur Beifahrertür und stieß sie auf, Niall machte genau das selbe hinten, um gleich darauf auf den Sitz hinter mir zu rutschen. Ich stellte meine Füße auf Kupplung und Bremse und löste die Handbremse. Liam und Zayn preschten durch den verwilderten Blumengarten. Die Dornen der Rosenranken, die an Zaun wucherten, rissen ihre Kleidung an manchen Stellen auf.
Gerade als Liam über den Zaun sprang, tauchten zwei weitere, vermummte Männer in der Tür des Hauses auf, zwei Waffen auf Liam und Zayn gerichtet. Zayn folgte Liam über den Zaun.
»Bleibt stehen!«, brüllten die vermummten Männer und folgten unseren Freunden, die gerade über den Bürgersteig die letzten zwanzig Meter auf uns zu rannten.
Liam warf sich zu Niall auf die Rückbank. »Fahr!«, rief Zayn mir über einen Schuss hinweg zu und landete auf dem Sitz neben mir. Ich löste die Bremse und Kupplung und trat aufs Gas. Der Motor heulte auf, die Reifen drehten durch und in einer dunklen Abgaswolke raste der Wagen los. Fuck, ich war noch nie einen Fluchtwagen gefahren!
Während der Fahrt rissen Zayn und Liam nacheinander die Türen zu. Die Tachonadel wanderte unaufhörlich auf die hundertsiebzig zu, als ich das Gaspedal unaufhörlich bis zum Anschlag durchtrat. Wir rasten zwischen den Häusern hindurch. In den Kurven bremste ich scharf ab, um in genau dem Moment wieder durchzutreten, in dem wir die Gerade erreichten.
Liam setzte sich ordentlich hin, bei seinem Sprung ins Auto war er mit dem Oberkörper auf Nialls Beinen gelandet. Jetzt setzte er sich auf den Platz hinter Zayn und schnallte sich an.
»Warum zum Teufel mussten wir so einen Raketenstart einlegen?«, fragte Niall hysterisch atmend.
Liam holte tief Luft und ließ den Rucksack in den Fußraum zwischen sich und Niall rutschen. »Sie wollten nicht akzeptieren, dass ich die Knarren nur ausleihen wollte.«
»Und dann schießen die auf euch?!« Niall hörte sich an wie so ein Quietschtier, auf das man draufdrückte und es dann ein Quietschen von sich gab.
»Erst haben wir sie zu Boden befördert und uns den Rucksack gekrallt. Geschossen haben die erst, als wir schon fast an der Haustür waren«, erklärte Zayn, der sich grinsend neben mir in den Sitz sinken ließ. Im Augenwinkel sah ich, wie sich seine Brust hektisch hob und senkte. Er hielt seine Hand nach hinten, um mit Liam abzuklatschen.
»Seid ihr jetzt beste Freunde oder was?«, brummelte Niall, nachdem er sich wieder ein wenig beruhigt hatte und Liams Oberschenkel als Stressball missbrauchte. So wie Niall zupackte, würde das sicher blaue Flecken hinterlassen.
Zayn zuckte die Schultern auf die Frage hin und wandte sich an mich. »Es ist übrigens das erste und letzte Mal, dass ich dich fahren lasse.«
»Was? Warum? Ich finde, durch diese Aktion habe ich wohl bewiesen, dass ich ein guter Fahrer bin!«
»Vergiss es, Freundchen.«
Ich rollte mit den Augen und setzte den Blinker, um auf den Highway Richtung Norden zu fahren. »Liam, wo müssen wir eigentlich hin?«
»Holmes Chapel.«
»Woher weißt du, dass er Harry nicht in einem seiner Lagerhäuser festhält?«, fragte Niall, nun wieder um einiges ruhiger.
Liam legte seine Hand auf die seines Mannes. »Weil er während des Anrufs hölzerne Treppen hoch und runter gegangen ist und es sich allgemein sehr nach einem Wohnhaus angehört hat. Seine Stimme hat kein Echo gehabt, wie es in einer Lagerhalle der Fall gewesen wäre.«
»Und was lässt dich sicher sein, dass es nicht ein x-beliebiges Haus ist?«, wandte Zayn ein.
»Die Folter im eigenen Heim ist doch tausendmal schöner, meint ihr nicht?«
Ich schürzte die Lippen. Das machte Sinn. Desmond hielt Harry in seinem alten Zuhause gefangen, folterte ihn dort, wo er ihn schon als Kind gewaltsam zurechtgewiesen hatte. Ich mochte mir gar nicht ausmalen, wie es sich für Harry anfühlen musste, jetzt wieder an den Ort seiner Kindheit zurückzukehren und die selbe Pain wie damals erneut zu erleben. Denn es war im Großen und Ganzen nichts anderes.
Damals wurde Harry von seinem Vater für die Sünden bestraft, die er begangen hatte, und heute ebenfalls. Desmond hatte mehrfach erwähnt, dass Harry Fehler begangen hatte, und jetzt wurde er dafür bestraft. Auf eine Weise, die physische und psychische Folter gnadenlos miteinander vereint. Ich konnte nur hoffen, dass Harrys Psyche unbeschadet aus dem Ganzen herausgehen würde.
Nachdem Zayn für Liam Harrys alte Adresse in das Navi eingegeben hatte, hielt ich mich an die Anweisungen und fuhr den Highway entlang. Da es bereits früher Abend gewesen war, als wir losgefahren waren, wurde es immer dunkler, je näher wir Harrys Heimat kamen. Meine Stimmung glich sich bei jedem vorbeifliegenden Kilometer dem Dunkelheitsgrad des Himmels an. Sowieso war die Stimmung im Auto mehr als bedrückt.
Niemand sagte ein Wort und jeder hing seinen eigenen Gedanken nach, allein das Navi durchbrach ab und an die Stille, seit wir den Highway verlassen hatten. Ich war fast der Meinung, dass die Jungs auf der Rückbank eingeschlafen waren, da erhob Liam seine Stimme.
»Wir werden am Anfang der Straße halten und den Rest zu Fuß gehen. Ich weiß, welches Haus es ist und es ist für uns und für Harry sicherer, wenn wir ungehört ankommen. Wenn wir halten, bekommt jeder eine Waffe«, sagte er mit ruhiger aber bestimmter Stimme in die Stille des Autos.
Wir alle gaben ein kurzes, zustimmendes Brummen von uns, dann war es wieder still.
»In fünfhundert Metern links abbiegen, danach dem Straßenverlauf elf Kilometer folgen«, knarzte das Navi. Ich setzte den Blinker und fuhr auf den Ausfädelungsstreifen, der und von der Landstraße auf eine andere führte. Auf dem Schild, das anzeigte, wohin es ging, erkannte ich im Schein des Lichts bereits den Ortsnamen Holmes Chapel in großen weißen Buchstaben auf dem blauen Hintergrund.
Mein Magen zog sich ein wenig zusammen. Es war, als könnte jede Zelle meines Körpers spüren, dass wir Harry Kilometer für Kilometer näher kamen. Doch es war kein gutes Gefühl. Eher war es die Angst vor dem, was uns erwartete. Auch, wenn Harry gestern Abend noch gelebt haben musste, war da nichts, das uns versicherte, dass das jetzt auch noch der Fall war.
Während des Fluges, den Gesprächen und der gesamten Fahrt inklusive Stopp, um an die Waffen zu kommen, konnte so viel passiert sein. Die Möglichkeit, dass wir Harry leblos in seinem alten Zuhause finden würden, war da und verdammt real. Und das Wissen darum, machte mich nervös. Sehr nervös.
Auf der einen Seite konnte ich es kaum erwarten, Harry endlich zu sehen – vorzugsweise lebend -, doch da war noch eine andere Seite in mir, die diesen Moment unbedingt so lange wie möglich hinauszögern wollte. Ich wusste, dass es ab jetzt kein Zurück mehr gab. Die Chance, bei El zu bleiben, war schon vor dreieinhalb Stunden vergangen.
Auch wenn ich Angst hatte, ich musste mich dem stellen. Für Harry. Für ihn musste ich meinen ganzen Mut zusammennehmen und mit den anderen in dieses Haus gehen. Allein das Wissen, was sich damals darin abgespielt hat, ließ mich mulmig werden. Und das, was uns jetzt darin erwartete, rief ein übles Gefühl in mir hoch.
»Alles okay«, fragte Zayn leise. Ich blickte kurz zu ihm. »Du siehst blass aus.«
»Ich…« Ich räusperte mich. »Ich bin ein wenig nervös, was uns erwartet.«
»Ich denke, das sind wir alle«, sagte Niall von der Rücksitzbank.
Keine fünf Minuten später passierten wir das Ortsschild. Ab jetzt wurde es ernst.
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