•41 || „Damit du mich nicht ganz so sehr vermisst."•

Hey :)
Viel Spaß mit dem neuen Kapitel.
Lasst gerne Rückmeldung da.
Bis dann,
Lea

Kapitel 41

„Damit du mich nicht ganz so sehr vermisst.“

Stille.

Eine Minute. Zwei. Zweieinhalb…

»Harry?«, fragte ich vorsichtig nach. Zögernd, weil ich mir nicht sicher war, ob die Stille gut oder schlecht war.

»W-wenn das zu früh war, dann tut es mir leid. Ich wollte dich nicht überrennen oder irgendetwas sagen, wofür wir noch nicht bereit sind. Ich-«

»Shh, Louis«, unterbrach Harry mich sanft. »Es ist alles okay, ich bin nur ein wenig… überfordert? Ja, ich glaube, das trifft es ganz gut. Warte kurz.«

Ein wenig perplex nahm ich mein Handy runter und sah auf das Feld, das sich auf dem Bildschirm öffnete und einen eingehenden Videoanruf von Harry ankündigte. Ich drückte auf den grünen Hörer und hielt mein Handy so vor mich, dass er mich gut sehen konnte. Kurz darauf tauchte Harrys Gesicht vor mir auf.

Sofort legte sich ein breites Lächeln auf meine Lippen und ich konnte nicht anders, als dümmlich in mich hinein zu kichern, als ich seine Grübchen sah und in seine schönen grünen Augen sah. »Hi.«

»Hi«, erwiderte Harry grinsend, wie immer den rechten Mundwinkel ein wenig höher gezogen als den linken. Mit diesem Lächeln könnte er mich zu allem überreden. »Entschuldige, falls ich dich hiermit jetzt überfalle, aber ich wollte dir gerne in die Augen sehen, wenn wir darüber reden.«

Zustimmend nickte ich und zog meine Beine ein Stück weiter an. »Wenn es dir zu früh ist, dann vergiss einfach wieder, was ich gesagt habe«, murmelte ich, nun ein wenig bedrückt.

»Aber ich will das doch gar nicht vergessen«, widersprach er mir. Zwischen seinen Augenbrauen bildete sich eine tiefe Falte, die ich am liebsten mit meinem Daumen wegstreichen wollte. »Ich bin nur ein wenig überrascht gewesen, weil es so… aus dem Nichts kam, weißt du? Aber das heißt keinesfalls, dass du es bereuen musst oder so, nur damit das klar ist. Ich fühle mich wirklich geehrt, dass du Gefühle für mich hast.« Bei den letzten Worten lächelte er. »Weil ich mag dich auch. Ziemlich sehr sogar. Also so richtig.«

»Echt?«

»Ja. Und eigentlich bin ich nicht so der Fan davon, sowas übers Telefon mitzuteilen, aber…« Er machte eine dramatische Pause. »Ichhhhh liebe dich auch, Louis William Tomlinson!«, rief er laut, was mich unwillkürlich lachen ließ.

Das hier war wohl die unromantischste Liebeserklärung, die es gab. Aber soll ich mal was sagen? Es war perfekt. Perfekt in der Art, wie es war, und ich hätte es nicht anders gewollt. Klar hätte ich es Harry gerne von Angesicht zu Angesicht gesagt, ihn geküsst und umarmt. Aber das ging momentan nicht und deshalb war das hier das Beste, was gerade möglich war.

Als ich meine Augen wieder öffnete, traf ich auf  Harrys verträumten Blick und seufzte. »Ich wäre gerade so gerne bei dir.«

Er nickte und blinzelte einige Male. »Ja, das wäre schön. Ich vermisse dich in meinem Bett.«

Keuchend schnappte ich nach Luft. »Harry!«

»Was denn? Zum Schlafen, wozu den sonst?!«

Kichernd ließ ich mich zur Seite fallen und bettete meinen Kopf auf meinen angewinkelten Arm, während ich das Handy mit meiner freien Hand vor mich hielt. »Ich liebe dich. Und das obwohl du manchmal ein ganz schöner Trottel bist.«

Harry riss empört den Mund auf. »Sag das nochmal!«

»Du bist ein Trottel.«

»Nein, das davor«, sagte er augenverdrehend.

Grinsend wiederholte ich meine Worte. »Ich liebe dich.«

Leise stöhnend ließ er seinen Kopf ein wenig in den Nacken fallen. »Nochmal.«

»Ich liebe dich.«

»AH, ich glaube, ich bin gerade gekommen. Es hört sich einfach so heiß an, wenn du das sagst«, summte er.

»Bah, Harry! Du bist so ekelhaft«, quietschte ich und kniff die Augen zusammen.

Er lachte leise. »Ach komm, jetzt tu mal nicht so unschuldig, Sonnenschein. Immerhin bin nicht ich es, der dich high und betrunken angerufen hat, weil ich einen Steifen hatte. Ich glaube ja, du tust nur so unschuldig und bist, wenn man dich wirklich kennt, ein ganz schönes Luder, mein Lieber. Aber ich liebe dich auch.«

Sollte ich lachen oder weinen? Ich konnte es nicht sagen. »Ich wusste nicht, was ich machen sollte«, quengelte ich in meine Armbeuge hinein, in die ich mein Gesicht drückte.

»Ach, und statt dir dann ganz einfach allein einen in der Dusche runterzuholen, machst du dir extra die Mühe und rufst mich an? Also nicht, dass ich etwas dagegen hätte, wenn du needy bist, kannst du mich liebend gern anrufen.«

Könnte ich ihm gerade den Mund zu halten, würde ich es ohne zu zögern tun. Oder ihm eine Socke in den Mund stopfen. Natürlich keine benutzte. Oder ich machte einen auf Fifty Shades Of Grey und nehme ihm die Möglichkeit sich zu äußern mit einer Krawatte. So viele Möglichkeiten…

»Kannst du bitte aufhören damit?«, bat ich mit roten Wangen.

»Louis, Louis, Louis. Daran müssen wir aber noch arbeiten. Es geht ja gar nicht, dass du gleich zur Tomate mutierst, sobald man über Sex redet«, tadelte er lachend und ich wusste, dass er es nur aus Spaß sagte, aber, verflucht, hätte ich ihm gerade gerne das freche Mundwerk gestopft.

»Sind… sind wir jetzt zusammen? Also wie ein Pärchen?«, fragte ich irgendwann, weil der Gedanke mir einfach durch den Kopf schoss.

Harry schmunzelte mich an. »Wenn du das möchtest. Ich hätte nichts dagegen, wie du weißt.«

Ich nickte. »Ich will mit dir zusammen sein.«

»Dann ist ja gut«, lächelte Harry und zwinkerte mir zu.

Wir quatschten noch ein bisschen über dies und jenes, bis Harry wieder an die Arbeit musste und ich mehrmals beinahe eingeschlafen wäre. Nachdem wir uns verabschiedeten und eine Diskussion darüber hatten, wer auflegte, schlurfte ich ins Bad, duschte rasch und bastelte mir in der Küche ein Sandwich mit Salami, Tomate, Käse und Knoblauchsoße zusammen. Nicht jedermanns Geschmack, aber ich mochte es. Ob man mir danach noch freiwillig über den Weg lief, glaubte ich bei der Menge an Knoblauch wohl eher weniger. Umso besser war es, dass ich morgen nichts zutun hatte und einfach Zuhause bleiben konnte.

Mampfend setzte ich mich aufs Sofa, legte die Füße hoch und schaltete den Fernseher ein. Von draußen hörte ich die Geräusche des abendlichen Verkehrs, der sich langsam aber sicher auflöste.

~

»Nein, nein, nein, Louis. Was machst du denn da?«, seufzte Juan und kam auf mich zu gelaufen.

Es war Mittwoch und nur noch drei Wochen bis zum Publizierungstermin, an dem ich tatsächlich mein Buch in der größten Buchhandlung vorstellen sollte. Das hatte Mr Colsen mir allerdings erst gestern verraten, als er mich in sein Büro bestellt hatte, um mir die ersten Druckausgaben zu zeigen.

Juan griff nach meinem Arm und legte ihn anders auf dem Tisch ab. Dann veränderte er noch die Pose des Buches, bevor er wieder hinter seiner Kamera verschwand, einige Fotos schoss und erneut unzufrieden den Kopf schüttelte. »So wird das nichts. Louis, du hilfst aber auch gar nicht mit, so bekommen wir die Stimmung des Buches nicht ins Bild.«

Er scheuchte mich von dem Stuhl und räumte die Kulisse herum. Aus einem separaten Raum, in dem sich haufenweise Requisiten befanden, holte er mit einem Rollbrett einen dunkelblauen Lesesessel, einige Kissen und Decken. Diese platzierte er vor dem Green Screen. Gespannt beobachtete ich ihn dabei.

Auch wenn Juans Anwesenheit einem manchmal schnell zu viel werden konnte, wusste er, was er tat. Wenn es ums Fotografieren ging, war er einfach der Beste.

Er räumte die Kissen und Decken herum, bis er einigermaßen zufrieden war, wie es aussah. »Nimm dein Buch, setz sich da auf den Sessel und tu so, als ob die lesen würdest.« Mit seiner Hand wedelte er in Richtung des Sessels.

Also nahm ich mir mein Buch und setzte mich hin, wie ich immer saß, wenn ich las. Das Geräusch des Auslösers hallte durch den großen und bis auf einige kleine Möbelstücke leeren Raum und schien dadurch übermäßig laut.

»Ne, das ist es auch noch nicht.«

Seufzend ließ ich den Kopf nach vorne fallen und ließ es zu, dass Juan mich vom Sessel zog. Er stellte mich einfach mitten im Raum ab, während er wieder an den Möbeln herumruckelte, weshalb ich die ungeplante Pause nutzte, um nach meinem Handy zu greifen.

Me: Es ist so langweilig

Harry antwortete fast augenblicklich.

Harry: Wieso? Wo bist du denn gerade?

Me: Fotoshooting für das Marketing. Und Juan (der Fotograf) weiß einfach nicht, was er will. Der baut gerade zum vierten Mal alles um.

Harry: Fotografen sind alle gleich, nimm es ihm nicht übel :)

Me: Tue ich ja gar nicht! Ich will nur endlich nach Hause und meinen Tee trinken. Da bin ich heute auch noch nicht zu gekommen. Warum muss der Chef auch immer alles so kurzfristig planen?!

Harry: Louis, du weiß seit zwei Wochen, dass heute das Shooting ist

Me: Sag ich ja, zu kurzfristig

Harry: Quatschkopf

Me: Kannst du nicht herkommen und Model spielen? Du kannst das eh viel besser und fotogen bist du im Gegensatz zu mir auch. Bitte, bitte?

Harry: Ich fühle mich geehrt, aber ich befürchte, dass das leider nicht möglich sein wird. Und außerdem denke ich, dass die Fotos toll werden. Sag gefälligst nicht, dass du nicht fotogen bist

Me: Och man, ich will das hier nicht. Ich hasse es, fotografiert zu werden…!

Harry: Ich kann dir da leider nicht helfen, Sonnenschein. Aber ich bin mir sicher, du schaffst das ;) ich muss jetzt wieder an die Arbeit, aber wir können gerne nachher telefonieren, wenn es dich nicht stört, dass ich dabei arbeite

Me: Okay :( bis später. Ich liebe dich!

Harry: Ich dich auch <3 und jetzt ab mit dir ;)

»Louis, jetzt komm! Und zieh dein Shirt aus«, rief Juan.

»Was?« Verwirrt legte ich mein Handy weg und ging auf ihn zu. »Ich ziehe doch nicht mein Shirt aus!«

Juan verdrehte die Augen. »Du Langweiler. Dann habe ich mal eine Idee…«

Seufzend zog ich mir mein Shirt über den Kopf und legte es auf den Tisch. Im nächsten Moment kam mir ein schwarzes Hemd entgegengeflogen.

»Anziehen«, befahl der Fotograf und zupfte ein wenig an den Kissen herum, die dieses Mal mit einem riesigen Haufen Decken auf dem Boden lagen.

Ich zog das Hemd an. Es war mir viel zu groß und reichte bis zur Hälfte meiner Oberschenkel. Könnte auch als Kleid durchgehen. Juan kam auf mich zu und knüpfte die oberen drei Knöpfe wieder auf. »So, du setzt dich jetzt in den Deckenhaufen und legst eine Decke über deine Beine, dann suchst du eine gemütliche Position, die der Kamera auch gefällt und tust so, als würdest du lesen. Klar soweit?«

Nickend hockte ich mich in das Meer aus Decken und Kissen und befolgte seine Anweisungen, bis er mir das Zeichen gab, dass es durch die Kamera gut aussah. Halb liegend, auf einen Ellbogen gestützt, las ich einige meiner selbstgeschriebenen Zeilen, bis Juan erfreut in die Hände klatschte. »Ja, das sieht großartig aus! Und jetzt schau noch einmal in die Kamera! Genau so, spiel mit ihr, sei ein heißer Autor!«

»Du stellst mich gerade so dar, als würde ich Erotikbücher schreiben«, sagte ich grinsend, weil ich die Situation und Juans Getue ziemlich amüsant fand. Trotzdem machte ich, was er sagte und legte meinen besten Schlafzimmerblick auf.

»Fantastisch«, schwärmte er und wedelte mit der Hand herum. »Die Fotos sind genial, Tommo-boy. Nur ein wenig zu sexy für die Verwendung auf Plakaten, aber mhh ja.«

Er nahm die Kamera vom Stativ und knipste aus verschiedenen Positionen, während ich ihm mit meinem Blick folgte. Irgendwie hatte das was. Fotografiert zu werden, wenn man tat, als würde man flirten.

Das Ganze zog sich so lange, bis ich mich irgendwann mit offenem Hemd in den Kissen rekelte. Zwar fühlte es sich komisch an, dass Juan mich so sah, aber der Gedanke, Harry später diese Fotos zu schicken, machte das Wett. Definitiv. Ich würde sie ausdrucken und mit in das Buch legen, das ich ihm schickte.

»Gut, ich schicke dir die Bilder dann alle per Mail, wenn ich sie bearbeitet habe«, sagte Juan, als wir am späten Nachmittag fertig waren.

Nickend öffnete ich die Tür. »Danke dir. Bis dann.«

»Wir sehen uns!«, rief er grinsend, bevor er die Tür hinter mir schloss.

Ein wenig peinlich berührt verließ ich das Verlagsgebäude. Das war ein ganz minimales bisschen anders verlaufen, wie ich vorgesehen hatte. Aber gut. Selbst ich fand die Fotos, die Juan und ich eben nochmal durchgegangen waren, recht gut dafür, dass ich mich auf Fotos absolut nicht ausstehen konnte. Wahrscheinlich machten das die gewollt verwuschelten Haare, das Hemd und die gemütlichen Kissen.

Grinsend fuhr ich mit der U-Bahn nach Hause. Als ich die Treppe zu meiner Wohnung hochlief, da der Fahrstuhl seit gestern Abend gewatet wurde, sah ich ein Päckchen auf der Fußmatte vor meiner Tür stehen. Ich hob es hoch und schaute, aber ich fand keinen Absender. Nur meinen Namen und meine Adresse.

Also nahm ich es mit rein und stellte es in der Küche auf den Esstisch. Nach einem kurzen Besuch im Bad zog ich mir meine bequeme Lieblingsjogginghose und einen weiten Pulli an und machte mir einen Tee. Während dieser zog, schaute ich mir das Paket genauer an.

Mit einem Messer schnitt ich das Klebeband durch und klappte die Laschen zur Seite. In dem Paket befand sich ein mit Füllmaterial gesichertes weiteres Päckchen. Darauf lag ein Zettel, den ich in die Hand nahm und entfaltete.

»Damit du mich nicht ganz so sehr vermisst«, las ich vor und schmunzelte.

Das Paket musste von Harry sein. Sofort zückte ich mein Handy.

Me: Das ist ja süß, dass du mir ein Paket schickst. Jetzt fühle ich mich aber schlecht, weil ich dir noch gar nichts geschickt habe…

Mit einem Grinsen auf den Lippen nahm ich das Päckchen heraus und öffnete es. Der Gegenstand darin war nochmal in Packpapier eingepackt, welches ich sorgsam zur Seite schob. Es knisterte und als ich sah, was sich in dem Päckchen befand, ließ ich es fallen.

»Oh mein Gott!«, rief ich und griff erneut nach meinem Handy.

Me: VERGISS DIE NACHRICHT!! BIST DU VERRÜCKT?? DU KANNST MIR DOCH NICHT SOWAS SCHICKEN, HARRY!

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