•28 || „Willkommen zuhause, Boo."•

Hallo? Jemand da?
Ich höre seit einigen Kapiteln gar nichts mehr von euch :( Liegt es daran, dass ich so unregelmäßig update? Wenn ja, dann tut es mir wirklich sehr sehr leid... Im Moment habe ich einfach sehr viel Stress mit der Schule, Klausuren, bald Probeabi und so. Aber ich versuche, dass es besser wird, kann aber nichts versprechen.
Heute heißt es bye bye Italien... es macht mich ein wenig traurig. Offline habe ich Italien schon vor längerer Zeit verlassen, aber jetzt das Kapitel hochzuladen, lässt es so endgültig erscheinen. Aber keine Sorge: Larry bleibt! Vorerst aber nur übers Telefon.
Ich habe offline eben Kapitel 55 angefangen. Ein Großteil des plots ist jetzt gewesen und ich bin gespannt, was ihr dazu sagt. In dem Sinne möchte ich euch bitten, die Triggerwarungen ernst zu nehmen! Im Laufe der Geschichte kommen vor bzw sind vorgekommen:

-Erwähnung von Selbstmord
-Erwähnung von häuslicher Gewalt
-Drogenmissbrauch
-Gewalt, Entführung
-Erwähnung von Kindesmisshandlung
-AUSFÜHRLICHE BESCHREIBUNG VON VERLETZUNG DURCH ANDERE MENSCHEN!!
-Magerheit (nicht in Form von Essstörungen, sondern durch Vernachlässigung anderer (Ich weiß nicht recht, wie ich das beschreiben soll, ohne alles zu spoilern))

Ich bitte euch, für euch selbst zu entscheiden, ob das für euch auf irgendeine Art und Weise triggernd wirken könnte!! Ich übernehme keine Verantwortung und kann euch nicht markieren, welche Kapitel betroffen sind, damit ihr das eventuell überspringen könnt, weil das essentiell für den Handlungsverlauf ist.
Nehmt es euch bitte zu Herzen!

Bis dann,
Lea

Kapitel 28

„Willkommen zuhause, Boo.“

Die rauschende Ansage ging beinahe in dem lauten Gemurmel der Menschen, die sich im Flughafengebäude tummelten und warteten, unter. Harry hielt meine Hand, seit wir das Penthouse verlassen hatten. Der Weg zum Flughafen war nicht sonderlich weit und bei dem Verkehrschaos, das zu dieser Zeit auf den Straßen Roms herrschte, beschlossen wir, zu laufen.

Jetzt gerade waren wir auf dem Weg zum Check-In. Spätestens dort musste ich mich von Harry trennen. Vermutlich für eine längere Zeit. Gott, gäbe es irgendeine Möglichkeit, nicht gehen zu müssen, würde ich sie nutzen. Aber es gab sie nicht. Es musste sein, und das bereitete mir Bauchschmerzen.

»Louis?«, fragte Harry, als wir das Ende der Schlange erreichten. Ich drehte mich zu ihm und stellte meine Tasche auf dem Boden ab. Er hob seine Hände an mein Gesicht und beugte sich zu mir runter, um mich innig zu küssen. Das Gefühl, das unsere Lippen aufeinander in mir auslösten, verscheuchte die Bauchschmerzen und machten Platz für das angenehme Prickeln der Schmetterlinge. »Ich werde jetzt gehen, okay?«

Tränen stiegen mir in die Augen und liefen mir schon kurz darauf über die Wangen. Fuck, ich wusste, dass dieser Moment kam, aber ich wollte nicht weinen. Und jetzt doch. Perfekt. Der Kuss wurde salzig und feucht und ich krallte mich so fest in den Stoff seines Hemdes, dass meine Fingerknöchel weiß hervortraten.

»Ich werde dich so vermissen«, winselte ich und schmiegte mich an seinen Körper, der so weich und warm war, dass ich ihn am liebsten nie wieder loslassen würde.

»Ich dich auch.« Seine Stimme zitterte an meinem Ohr und er drückte mich am Hinterkopf noch enger gegen seine Brust. »Aber wir telefonieren. So oft es geht. Und wir schreiben, okay?«

Ich nickte. Ein Schluchzen unterdrückend atmete ich seinen Duft so tief ein, bis ich das Gefühl hatte, zu platzen, ehe ich die Luft wieder ausstieß und mich ein Stück von ihm löste. Neben mir drängelten sich einige Leute vorbei. Die Schlange war kürzer geworden, wir aber stehen geblieben, weshalb sie wohl ihre Chance sahen und sich, genervt davon, dass wir sie aufhielten, vordrängelten.

Voller Emotionen drückte ich meine Lippen auf die von Harry. Küsste ihn, als hinge mein Leben davon ab. Als wäre er das Wasser, das ich zum Überleben brauchte. Bereitwillig öffneten sich meine Lippen für seine Zunge. Das hier war kein jugendfreier Kuss. Ein Kuss wie dieser hatte nichts an einem Flughafen zu suchen. Aber es war die letzte Möglichkeit, Harry nahe zu sein. Ihn zu schmecken und zu spüren.

Doch als ein Mann uns anrempelte, stolperte ich zur Seite, wodurch sich unsere Lippen voneinander lösten. Erst jetzt nahm ich das Treiben um uns herum wieder wirklich wahr. Die Blase, die wir um uns herum erbaut hatten, war zerplatzt und der schutzlosen Realität gewichen.

Harrys Augen nahmen einen traurigen Ausdruck an und ein schmales Lächeln legte sich auf seine Lippen. »Mach’s gut, Lou. Ruf mich an, wenn du Zuhause bist.«

Ich nickte und griff nach meiner Tasche. Gerade wollte ich mich umdrehen, um in der Schlange aufzurücken, da prallte Harry gegen mich, presste fest seine Lippen auf meine. Die Wucht, mit der seine Lippen auf meine trafen, war gewaltig. Sie legte all mein Denken flach, erstickte jede Trauer im Keim und ließ mir von innen heraus warm werden. Meine Tasche fiel mir wieder von der Schulter und prallte mit einem Knall auf den Boden.

Meine Augen fielen zu, während sich Harrys samtige Hände an meine Wangen schmiegten und er seine Daumen über meine Wangenknochen streifen ließ. Das Seufzen, das von seinen Lippen auf meine fiel, ließ alle Geräusche um uns herum verstummen, klang wie eine Melodie. Die schönste Melodie, die ich je gehört hatte.

Wie von selbst fanden meine Arme ihren Weg um Harrys Schultern. Ich verschränkte meine Finger miteinander und zog ihn so noch näher an mich heran. So nah, dass seine Brust meine berührte. In zarten und doch gleichzeitig hungrigen Bewegungen strichen unsere Lippen übereinander.

Der Kuss war salzig von unseren Tränen.

Je länger ich ihn küsste, seine Hände auf mir spürte und seine Wärme auf meiner Haut prickelte, desto weniger wollte ich gehen. Warum konnte ich nicht einfach hier bleiben? In Italien, bei Harry? Das erschien mir eine viel bessere Alternative als wieder wochenlang allein in meiner Wohnung zu sitzen und den Regentropfen dabei zuzusehen, wie sie an den Fensterscheiben nach unten rannen, um schließlich vom Fensterbrett hinunter auf die Terrasse zu fallen.

Aber ich hatte keine andere Wahl, als mich langsam von Harry zu lösen. Nicht, ohne ihm immer und immer wieder kleine Küsse auf die geröteten Lippen zu hauchen. Ich konnte einfach noch nicht loslassen. Jeder dieser kleinen Küsse war, um der Realität ein klein wenig länger zu entfliehen. Ein wenig länger bei ihm bleiben zu können.

Und gleichzeitig war jeder von ihnen ein kleines Versprechen. An Harry. Dass ich ihn nicht vergessen würde. Denn das würde ich nicht. Wie könnte ich auch? Ich hatte so viele erste Erfahrungen mit ihm gesammelt. Mehr als mit irgendeinem anderen Menschen. Er hatte sich in mein Gehirn gebrannt, einen Platz in meinem Herzen eingenommen, der für immer leer sein würde, wenn ich ihn vergaß.

Die monotone Stimme der Durchsage durchschnitt unseren Moment wie ein Buttermesser die weiche Butter. Ich öffnete meine Augen und lächelte Harry an. Er schniefte. Seine Augen waren gerötet und seine Wangen nass, doch sein rechter Mundwinkel hob sich. Es war nicht sein typisches, schiefes Harry-Lächeln. Nein, es war sanft, liebevoll und so süß wie Holunderblüten.

Langsam ließ er seine Hände sinken. Die Stellen, an denen sie meine Haut gewärmt hatten, wurden augenblicklich kalt, doch das Echo seiner Berührung klang in meinem Inneren nach. Mein Blick fiel kurz auf unsere Hände, die verschränkt zwischen unseren Körpern baumelten, bevor ich Harry wieder in die Augen sah.

»Ich werde dich vermissen, Curly«, murmelte ich über die Geräusche des Flughafens hinweg.

»Ruf mich an«, krächzte er mit kratziger Stimme. »Vergiss das nicht.«

Ich schüttelte den Kopf und bückte mich nach meiner Tasche. Die Menschen, die hinter uns in der Schlange gestanden hatten, drängten sich wie eine große Traube um uns herum. Von allen Seiten wurde ich angerempelt und fast von Harry losgerissen. Ich schulterte meine Tasche erneut, achtete darauf, dass sie mir nicht von der Schulter rutschte, und drückte Harrys Hand ein letztes Mal.

»Wir sehen uns.« Meine Stimme klang brüchig, als ich die Worte aussprach und langsam den Griff um seine langen Finger löste.

Harry nickte und ließ seine Hand in seine Hosentasche gleiten. Er sah ein wenig verloren aus, wie er dastand. Mit hängenden Schultern und verweinten Augen. Ich blieb noch einen Moment lang stehen, konnte den Blick nicht von den wunderschönen, grünen Augen losreißen. Jedenfalls bis Harry seinen Arm hob und mich sanft in Richtung der Check-Ins drückte. »Jetzt geh schon.«

Ich schenkte ihm noch ein letztes Lächeln, bevor ich mich umdrehte und der Schlange anschloss. Als ich mich noch einmal umsah, um noch einen letzten Blick auf ihn zu erhaschen, war er schon von der Menschenmenge verschluckt worden.

~

Regen prasselte gegen die Scheiben des Taxis, das mich durch den dichten Londoner Verkehr fuhr. Es war klar, dass mich das erwarten würde, sobald ich zurück war. Regen und Kälte statt angenehmer Wärme und Sonne.

Mein Handy hatte über die Dauer des Fluges den Geist aufgegeben. Ob Harry wohl schon angerufen hatte? Ich wusste es nicht, aber allein der Gedanke an meinen Lockenkopf heiterte meine – hauptsächlich durch den grauen Regen verursachte – missmutige Stimmung wieder etwas auf. Sobald ich in meiner Wohnung war, würde ich mein Handy anschließen und ihn anrufen.

Ich reichte dem Fahrer das Geld für die Tour und stieg mitsamt meiner Tasche vor dem Wohnhaus, in dem sich meine Wohnung befand, aus. In Gedanken wählte ich schon die Nummer vom Pizza-Service, als ich die Treppen nach oben in den dritten Stock ging. Da ich meine Schlüssel vorsorglich bereits im Taxi herausgeholt hatte, brauchte ich nur den Schlüssel ins Schloss stecken und die Tür aufdrücken.

Luftschlangen und Konfetti kam mir entgegengeschossen.

Erschrocken kreischte ich auf, was bestimmt die Nachbarn störte. Aber da konnte ich wirklich nichts für. Meine Geschwister, die kleinen Biester, kamen lachend aus dem in schummriges Licht getauchten Flur meiner Wohnung auf mich zugeschossen und schlangen ihre Arme um meine Beine.

»Wir haben dich vermisst, Lou!«, rief Doris, die jetzt auf meinem Fuß saß. Ernest hingegen betrachtete meine vom Regen nasse Hose eher skeptisch. Er streckte seine Hand nach meiner aus, um mich in meine Wohnung zu ziehen.

Im Wohnzimmer wartete meine gesamte Familie, was mich ehrlich gesagt nicht wirklich überraschte. »Ich war doch nicht so lange weg, dass ihr eine „Willkommen-Zuhause-Party“ schmeißen müsst«, lachte ich über die Musik hinweg und betrachtete die feierliche Dekoration. Überall hangen Lichterketten und Luftschlangen herum und kaum dass ich mich versah, wurde ich von oben bis unten in Glitzer eingedeckt.

Hustend kniff ich die Augen zusammen. Als sich die Glitzerwolke legte und ich wieder einigermaßen sehen konnte, erkannte ich die Übeltäterin. Lottie stand mit einer Glitzerkanone in grellem Pink vor mir und grinste verräterisch. »Na warte.« Schmunzelnd schlich ich auf sie zu und tat so, als würde ich sie umarmen wollen, doch als ich dicht genug war, griff ich nach der Kanone, drehte sie herum und verteilte den restlichen Glitzer, der nicht auf mir oder meinen Möbeln gelandet war, über meiner Schwester.

»Louis!«, kreischte sie und wuschelte sich durch die Haare, um den Glitzer loszuwerden, was das alles jedoch nur noch verschlimmerte. Gackernd hielt ich mir den Bauch und warf die Kanone auf den Boden, bevor ich auf sie zuging und sie dieses Mal wirklich umarmte.

Danach folgten Dan, Daisy und Phoebe und meine Mutter. »Willkommen Zuhause, Boo«, nuschelte sie in meinen Nacken, als ich mich zu ihr lehnte und meine Arme sanft um sie schloss.

»Ich habe euch vermisst«, gestand ich und hauchte einen Kuss auf ihre Stirn, als wir uns wieder voneinander lösten.

»Wir dich auch.« Dan klopfte mir auf den Rücken und lächelte mich an. Er war nicht mein leiblicher Vater, aber ich liebte ihn mindestens so sehr, als wäre er es. Immerhin hat er mit mir allen möglichen Mist gemacht, als ich klein war. Das kann nicht jeder von seinem Vater behaupten.

Aus der Küche kamen Doris und Phoebe. Doris trug ein Tablett mit Kuchen ins Wohnzimmer und Phoebe unterstützte sie ein wenig. Es war wirklich schön, meine Schwestern zusammen an einem Strang ziehen zu sehen. Das war nicht immer so. Selten, wenn ich ehrlich war.

»Wir haben Kuchen gebacken, Lou. Guck mal, da steht dein Name drauf«, erklärte Doris stolz und reckte das Tablett hoch.

Ich schmunzelte, als ich die krickligen Buchstaben sah, die mit blauem und grünem Topping auf den Kuchen gemalt waren. »Das ist wirklich sehr lieb von euch, dankeschön«, sagte ich und nahm den Kuchen entgegen, da Doris‘ Ärmchen bereits zu zittern begannen.

Ich umrundete das Sofa, um den Kuchen auf den Tisch zu stellen. Die anderen gesellten sich zu mir auf das Sofa und die kleinen setzten sich auf den Teppich, da sie eh viel zu aufgedreht waren, um still sitzen zu bleiben.

»Also«, begann Lottie. »Wie war Italien? Erzähl uns alles!«

Lachend lehnte ich mich zurück und aß eine Gabel Kuchen, bevor ich zu erzählen begann. Wir saßen bis zum späten Abend in meinem Wohnzimmer. Meine Familie lauschte meinen Worten. Ich erzählte von der Sonne und den netten Menschen. Berichtete von Harry und seinen Freunden, die ich kennengelernt hatte.

Wann immer ich von meinem Lockenkopf sprach, verzogen sich meine Mundwinkel unwillkürlich zu einem breiten Grinsen. Ich konnte nichts dagegen tun. Harry hatte mir den Kopf verdreht. Einfach so. Ohne Vorwarnung. Und ich hatte wirklich nichts dagegen.

Allerdings war ich noch nicht so weit, meiner Familie zu sagen, dass ich nicht nur auf Frauen stand. Während des Fluges hatte ich lange darüber nachgedacht, wie ich es ihnen am besten sagen sollte. Aber ich hatte festgestellt, dass da dieses beklemmende Gefühl in meiner Brust war, wenn ich daran dachte. Bedenken, dass sie es nicht so gut aufnehmen würden, wie ich hoffte.

Deshalb sprach ich von Harry als Freund. Nicht als den Mann, in den ich mich verknallt hatte.

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