•12 || ,,Es war nur ein dummer Gedanke, nichts weiter."•

Hallöchen beim neuen Kapitel! Ich habe gerade nicht sonderlich viel Zeit, deshalb wünsche ich euch viel sparend würde mich herzlich über Kommentare und Votes freuen♡
Liebste Grüße, Eure Joey


Kapitel 12

„Es war nur ein dummer Gedanke, nichts weiter.“

Als ich aufwachte, kraulte Harry durch meine Haare. Wir lagen ineinander verschlungen in meinem Bett und kuschelten. Leise gähnte ich und drehte meinen Kopf zu ihm. Nachdenklich schaute er starr geradeaus. Sein Handy lag neben ihm auf der Matratze.

Ich hauchte einen Kuss auf seine Brust und danach einen auf seine Lippen, wofür ich mich weiter hochstrecken musste. »Hey«, flüsterte ich.

Harry zuckte zusammen und sah mich mit großen Augen an. Doch schon nach einem kurzen Moment wich der Schreck in seinem Gesicht einem warmen Ausdruck und er lehnte sich für einen Kuss zu mir. »Hey, Sonnenschein.«

Ich streckte meine Beine lang und vergrub kurz mein Gesicht an seiner Halsbeuge, ehe ich mich wieder an seine Seite kuschelte. Er war einfach verdammt bequem. »Alles okay bei dir?«

»Mhm.« Er drückte seine Nase in meine Haare und atmete tief ein. Seine Finger wanderten über meinen Rücken und ich bekam eine Gänsehaut.

»Ich gehe Frühstück machen, ja?« Ich nickte zustimmend und drückte ihn noch einmal fest, bevor ich ihn losließ, damit er aufstehen konnte. Vom Boden klaubte er die Jogginghose auf, die ich ihm geliehen hatte, und schlüpfte herein. Sein Handy glitt in die Hosentasche und er beugte sich für einen kurzen Kuss zu mir runter. »Warte hier«, murmelte er und hauchte noch einen Kuss auf meine Stirn.

Als er das Schlafzimmer verließ, ließ ich mich auf den Bauch fallen. Meinen Kopf stützte ich auf meine Hände und grinste vor mich hin. Die Zeit hier mit Harry zu verbringen war einfach wunderschön. Ich wusste nicht, was das zwischen uns war, aber es gefiel mir. Kurz schüttelte ich den Kopf. Mein Gott, was, wenn ich vielleicht doch auf Typen stand?

So unwahrscheinlich war das gar nicht, wenn ich genauer darüber nachdachte. Es passierte manchmal. Einfach zwischendurch kamen mir solche Gedanken. Das eine Mal als ich mit Zayn feiern war, war da dieser eine Typ, den ich nicht aufhören konnte anzustarren. Oder in der High School. Da fand ich den Captain des Fußballteams heiß. Damals hatte ich mir darüber nicht weiter Gedanken gemacht und es einfach als jugendliche Schwärmerei in der Selbstfindungsphase abgetan. Doch wenn ich jetzt darüber nachdachte, wurde mir klar, dass ich wohl schon immer was für Männer übrig hatte.

»Fuck«, brachte ich keuchend hervor. Was genau hatte das denn jetzt zu bedeuten? Ich war verwirrt. Mit mir, meiner Sexualität und der Verbindung, die ich zu Harry hatte.  

Ich stand auf und zog mir eine einfache Jogginghose über. Mit schnellen Schritten tapste ich durch den Flur in die Küche. Es roch verführerisch nach Bacon und Rührei und wie aufs Kommando knurrte mein Magen. Gestern Abend hatten wir nichts mehr zu Abend gegessen, sondern waren gleich ins Bett gefallen. Ich hatte Harry angeboten, bei mir zu bleiben, damit er nicht mehr im Dunkeln nach Hause gehen musste. Außerdem hatte es geregnet.

Mein Lockenkopf stand vor dem Herd und rührte in der Pfanne mit dem Ei herum. Sein Blick war auf die Steinwand gerichtet und er schien so abwesend. Wie gerade eben. »Woran denkst du?«, fragte ich und stellte mich neben ihn.

Harry fuhr heftig zusammen und verbrannte sich beinahe an der heißen Pfanne. Zum Glück konnte ich seine Hand noch rechtzeitig festhalten. Als ich seine Hand in meiner hielt, merkte ich, wie er zitterte. Besorgt zog ich die Augenbrauen zusammen. »Hey, was ist los?«

Tränen sammelten sich in seinen Augen und ich zog ihn schnell an mich, bevor seine Dämme brachen. Mit der freien Hand schaltete ich den Herd aus. Das Rührei und der Bacon waren eh fertig. Dann legte ich beide Arme um seine Taille. Ich merkte, wie die ersten Tränen auf die Haut meines Halses fielen, weshalb ich ihn nur noch fester umarmte.

»Was ist los, Haz?« Der Spitzname, der mir nun schon so lange durch den Kopf geisterte, rutschte mir einfach so über die Lippen. Doch es könnte mir nicht gleichgültiger sein. Gerade war Harry alles, was zählte.

An meinem Nacken schüttelte er den Kopf und krallte sich mit den Fingern in die Haut meines Rückens. Ich ließ es zu. Er brauchte Halt, etwas, woran er sich festhalten konnte. Und wer wäre ich, wenn ich ihm nicht das gab, was er brauchte? Gerade, da ich verstehen konnte, wie es war, wenn man niemanden hatte, dem man sich anvertrauen konnte.

Mein Herz brach in tausend Teile, als Harry tief und schmerzerfüllt schluchzte. Was war bloß vorgefallen, dass er so traurig war? Beruhigend streichelte ich über seinen Rücken und kraulte seinen Nacken. »Shh, ist okay, Haz. Ist okay.«

Er schniefte an meinem Ohr und drückte seine Nase an meine Halsbeuge. Irgendwann, als die Tränen versiegten, löste er seinen festen Griff etwas und brachte ein wenig Abstand zwischen uns. Ich legte meine Hände an seine Hüften und strich über die obersten Blätter der Farnwedel an seinen Lenden. Harry wischte sich mit den Händen über die Wangen, um die Tränen loszuwerden. »Tut mir leid«, murmelte er heiser. Seine Stimme war kratzig und er könnte sicher gut einen Tee gebrauchen.

Ich legte meine Hand an seine Wange und stellte mich auf die Zehenspitzen, um ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen zu geben. »Du musst dich nicht entschuldigen, Harry. Wenn du reden willst, bin ich da, okay?«

Er nickte dankbar und schlang erneut seine Arme um mich. Dieses Mal etwas sanfter. Ich lehnte meine Wange gegen seine Schulter und küsste hin und wieder seine Haut. Einfach dort, wo ich gerade herankam.

Später lagen wir auf dem Sofa. Im Fernsehen lief irgendeine Serie auf Italienisch, bei der ich den Untertitel angeschaltet hatte, wobei ich den eigentlich nicht brauchte, da ich die ganze Zeit über nur Harry ansah. Er lag zwischen meinen Beinen, den Kopf auf meiner Brust abgelegt, und schaute sich interessiert die Serie an.

Auf dem Tisch standen unsere leeren Teller. Wir hatten schweigend gefrühstückt und uns dann an einander gekuschelt hingelegt. Natürlich wollte ich wissen, was los war, dass Harry geweint hatte. Es musste irgendetwas vorgefallen sein. Aber ich wollte ihn nicht bedrängen. Ihn zu zwingen, es mir zu sagen, hatte keinen Zweck. Er sollte sich nicht bedrängt fühlen. Nicht, dass er auf Abstand ging, und ich die nächsten zwei Wochen allein hier saß. Ich mochte mir gar nicht vorstellen, wie es wäre, wenn Harry jetzt plötzlich ging.

Mit meiner rechten Hand spielte ich an seinen Locken herum, zwirbelte sie zwischen meinen Fingern und ließ sie auf und ab hopsen, bis ich meine Hand vollständig in seiner Haarpracht vergrub und einen Kuss auf seinen Scheitel hauchte. »Danke, dass du da bist«, sagte ich leise in seine Haare und legte meine Wange auf seinem Kopf ab.

Harry bewegte sich etwas und verschränkte die Finger meiner Hand, die auf seinem Oberbauch lag, mit seinen. Er hob sie an und drückte seine Lippen auf meinen Handrücken. »Ich sollte dir danken«, erwiderte er und atmete tief ein. »Ich habe das Gefühl, jetzt bin ich dir eine Erklärung schuldig, was?«

Ich schüttelte den Kopf. »Nein, schon gut. Wenn du es mir nicht erzählen willst, kann ich damit leben. Es ist immerhin dein Privatleben, da habe ich nichts drin zu suchen.«

Nun drehte er seinen Kopf so, dass er mich ansehen konnte. Sein Blick traf auf meinen und ließ meinen Magen kribbeln. »Natürlich geht es dich was an. Du bist immerhin mein F-« Er brach ab, seine Wangen wurden rot und er wandte den Blick peinlich berührt ab.

Ich stutzte. Was…? »Was bin ich?«

»Nichts, vergiss es einfach.«

»Wie soll ich etwas vergessen, was ich nicht verstanden habe?«

Harry seufzte. »Dann ist es ja nicht so schlimm.«

Wollte er mich wirklich so abwimmeln? Da kannte er mich aber schlecht. Wenn es darum ging, etwas herauszufinden, war ich wie meine Mutter. Stur und hartnäckig. Ich löste meine Hand aus seiner und fing an, ihn zu kitzeln, was gar nicht so einfach war. Immerhin wusste ich nicht, wo oder ob er überhaupt kitzlig war. Doch Harry begann, lauthals zu lachen, als ich unter seinem Oberarm entlangstrich.

Er kicherte und gluckste, wandte sich hin und her und rümpfte verspielt die Nase. Es sah echt niedlich aus. Er riss den Mund auf und zog die Beine an, als ich lachend weitermachte. Seine Zehen kringelten sich und ich sah, dass sich seine Bauchmuskeln anspannten. Er trug kein Shirt, weshalb ich jeden einzelnen Muskel sehen konnte.

Aber auch sein hinreißender Anblick hielt mich nicht davon ab, die Wahrheit aus ihm herauszukitzeln. »Sag es mir, Harry«, grinste ich und packte seinen Arm, um ihn festzuhalten. Meine Beine hatte ich um seinen Bauch geschlungen, damit er liegen blieb und nicht vom Sofa fiel.

»H-hör auf, L-Louuuu!«, kreischte er und krümmte sich zusammen, aber er konnte meiner Hand nicht entfliehen.

»Sag es mir.« Ich pustete gegen seinen Hals. »Sag es mir, sag es mir, sag es mir!«

»Ne-hein!«

»Do-hoch!«

»Louis!« Harry rang nach Atem. Sein Kopf war rot wie eine Tomate vor Lachen und ich konnte mir vorstellen, dass sein Bauch bereits wehtat. Bei mir sah es nicht anders aus, denn Harrys Lachen war wirklich ansteckend. Ich gönnte ihm und auch mir also eine kurze Atempause.

»Bitte, Harry. Was wolltest du sagen? Ich muss es wissen«, flehte ich. »Was bin ich für dich?«

Er wischte sich über die Augen, um die Lachtränen loszuwerden. Dann schüttelte er den Kopf. »Es war nur ein dummer Gedanke, nichts weiter.«

»Dann kannst du es mir ja sagen.«

Grummelnd reckte er sich und drehte seinen Kopf so, dass er sein Gesicht an der Sofalehne vergraben konnte. Sein Atem traf so auf meine Seite, was kitzelte. Dann nuschelte er in einem schnellen Tempo etwas, das ich nicht verstand. Hatte er…? »Hast du gerade Italienisch mit mir geredet?«, fragte ich ihn fassungslos und pikste ihm in die Seite, was ihn quieken ließ. »Das ist unfair, Harold! Ich kann diese Sprache nicht.«

Er zuckte die Schultern und nuschelte weiter vor sich hin, bis ich ihn packte und von der Lehne wegzog. Seine Augen waren geschlossen und er bewegte seine Lippen in einem leisen Singsang. Oh man… es hörte sich wirklich schön an, wenn er Italienisch sprach. Nur konnte ich ihn so nicht verstehen.

Ich beugte mich über ihn und brachte ihn mit meinen Lippen zum Schweigen. »Bitte sprich Englisch mit mir, Harry.« Sanft bewegte er seinen Mund gegen meinen und legte über Kopf seine Hand in meinen Nacken. Jedes Mal überwältigte mich das Gefühl seiner Lippen aufs Neue. Ich konnte gar nicht glauben, dass er wirklich real und kein Fiebertraum war.

»Ich wollte dich meinen Freund nennen«, flüsterte leise.

Ich erstarrte. Was? Harry wollte… Er… Ich schluckte. »Fuck, ich wusste, das war eine dumme Idee«, stieß Harry aus, als er merkte, wie ich mich unter ihm versteifte. Er löste sich von mir und stand auf, war im Begriff zu gehen. Doch gerade noch rechtzeitig griff ich nach seinem Handgelenk und hielt ihn auf.

»Du wolltest mich deinen Freund nennen?«, fragte ich nochmal nach. Meine Stimme war leise, kaum mehr als ein Hauch.

Harry schloss seine Augen und drehte den Kopf von mir. Bereute er es? Ich stand auf, stellte mich vor ihn, um ihn besser ansehen zu können. Meine freie Hand fand ihren Weg an seine Wange, um sein Gesicht zu mir zu ziehen. Sein Ausdruck sah gequält aus.

»Mach die Augen auf, Harry. Sieh mich an.« Er schüttelte den Kopf. »Harry, bitte.«

Als er seine Augen öffnete, schien es mir, als würde ein Sturm in ihnen toben. Als wäre er hin und her gerissen. »Es wäre mir fast einfach rausgerutscht. Ich wollte nicht so voreilig irgendwelche Schlüsse ziehen, es ist nur…«

»Shh«, machte ich und legte meinen Zeigefinger auf seine Lippen. »Ist okay. Ich würde es toll finden, ehrlich, aber…«

»Du bist noch nicht bereit dafür, oder?« Schatten huschten über sein Gesicht und seine Augen wurden matt. Er konnte es nicht verstecken, selbst wenn er es versuchte. Mein Herz zog sich zusammen. Ich wurde den Gedanken nicht los, dass in seiner Vergangenheit Dinge passiert waren, die weitaus schlimmer waren, als ich sie mir vorgestellt hatte.

Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und lehnte meine Stirn gegen seine, verschränkte unsere Finger miteinander. »Harry, egal, was mit dir los ist, was passiert ist… es ändert nichts daran. Ich möchte dich kennenlernen. Erstmal als Freunde, aber wer weiß, was später aus uns werden kann, hm? Ich brauche nur etwas Zeit. In meinem Kopf findet gerade nämlich ein ziemliches Kuddelmuddel statt, das ich erstmal für mich selbst geregelt kriegen muss. Und dann sehen wir weiter, okay?«

»Als Freunde?«

Ich nickte. »Hör zu, ich kann wirklich nicht leugnen, dass da etwas zwischen uns beiden ist. Nur ich kann und möchte dem noch keinen Namen geben. Es ist zu früh, ich kenne dich noch nicht so lange und ich weiß noch nicht, was ich davon halten soll. Aber ich möchte es versuchen.«

»Das finde ich okay.« Er lächelte schmal und die Kälte in seinen Augen wich langsam. »Aber ich glaube nicht, dass ich mich daran hindern kann, dich zu küssen.«

Ich schmunzelte und legte den Kopf schief. »Das trifft sich ja gut, ich nämlich auch nicht.«

»Also Freunde mit gewissen… Vorzügen?« Sein Blick war so intensiv, dass ich mich von ihm abwenden wollte. Aber ich konnte nicht. Es war, als würde mich ein unsichtbares Band bei ihm halten.

Ich nickte und biss mir auf die Unterlippe.

Harrys Mundwinkel zuckte. »Das sagst du jetzt aber nicht nur, um mich zu ärgern, oder?«, scherzte er und pikste mir sanft in die Seite. Eine kleine Geste, die mein Herz schneller schlagen ließ.

Ich legte meine Hände auf seine Brust. Dann stützte ich mich auf seine Schultern und stellte mich auf die Zehenspitzen. »Niemals.«

»Das hört sich aber nicht sehr überzeugend an.« Harry stupste mit seiner Nasenspitze meine an.

Daraufhin lachte ich auf, schlang meine Arme um ihn und küsste ihn stürmisch. »Ist das Überzeugung genug?«

»Definitiv.«

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