ascheregen

「2012年10月20日  ○ 20. oktober 2012」
  ☆ミ 土曜日 ● doyobi ○ samstag
✎ pov。 天童 ○ pov. tendou

Es sind der fiepsend hohe, krächzende, sich ins Ohr bohrende Ruf einer Eule und dessen Flügel, mit denen sie schlägt, als wäre es die letzte Tat, die sie begehen will, die mich aus meinem nicht wirklich tiefen Schlaf wecken. Es ist der Geruch von verbranntem Essen aus der Küche, der sich unter meiner Türspalte ins Zimmer schleicht, wie ein schlechtes Lüftchen, sich permanent in der Nase fest setzt und mich schließlich aufspringen lässt. Ich habe wohl wieder irgendwas verbrennen lassen, während ich eingeschlafen bin.

Auf dem Weg nach unten nehme ich mehrere Stufen gleichzeitig, falle dabei fast und reiße, weil ich mich festhalten will, ein Regal von der Wand, mit allem, was darauf liegt. Aber ich denke nicht eine Sekunde lang darüber nach, den Saustall auch wieder aufzuräumen.

In der Küche angekommen schalte ich zunächst den Herd aus, bevor ich das Spektakel genauer unter die Lupe nehme. In der Pfanne liegt irgendetwas schwarzes, verkohltes, in sich zusammengeknülltes. Papierdünn, als sei es ein Blatt. Wüsste ich nicht, wie das Produkt eigentlich hätte aussehen sollen, könnte man das schwarze etwas nicht mehr als solches identifizieren. Ein Spiegelei sollte schließlich eigentlich weiß sein. 

Egal, denke ich, dann eben heute mit etwas Röst-Aroma. Ich ziehe das in sich zusammengerollte, hauchdünne, einem Blatt ähnelnde Ei mit Zeigefinger und Daumen aus der Pfanne und verschlinge es in einem Happen. Beim Kauen klingt es so, als würde ich auf Kartoffel-Chips oder zu hartem Blätterteig rumkauen, die Haut bleibt aber im Gaumen kleben wie Esspapier. Ein wenig zu verbrannt für meinen Geschmack, aber besser als nichts.

Was solls. Wakatoshi war schon immer der bessere Koch von uns beiden. Ich gebe es auf, ihn darin übertreffen zu wollen.

,,Ich gehe davon aus, dass du das andere Ding nicht mehr essen wirst?", frage ich offen in die Runde und suche dabei mit meinen Augen nach ihm.
Er schüttelt den Kopf und lehnt sich mit neutralem Gesichtsausdruck an die Küchentheke, nachdem er das Stück Kohle angewidert betrachtete.

Ich rolle gespielt beleidigt mit den Augen und entsorge das zweite, ebenfalls verkohlte Ei. Ein Stück Kohle zum Abendessen reicht mir.

Es ist dunkel und außer meinem eigenen Schatten sehe ich nichts, nur die Silhouette des Herdes vor mir. Und natürlich Wakatoshi, der neben mir steht, jedoch nicht von der Dunkelheit eingehüllt wird, auch keinen Schatten wirft.

,,Ganz schön widersprüchlich, dass du mich am Handy blockierst und sagst, dass du nichts mehr mit mir zu tun haben willst, aber trotzdem ständig nachts zum Essen vorbei kommst, meinst du nicht?", frage ich, während ich die Pfanne zu dem anderen schmutzigen Geschirr in der Pfanne stelle.

,,Ganz schön widersprüchlich, dass du meinst, mein bester Freund zu sein, aber meine Entscheidungen nicht akzeptierst und gegen mich arbeitest, meinst du nicht?", erwidert er darauf und steht plötzlich im Türrahmen.

,,Ich habe nie gesagt, dass-"
,,Mit wem sprichst du, Satori?", unterbricht mich meine Mutter, die im Türrahmen steht und das Licht einschaltet.

Ich schüttle meinen Kopf, schaue in ihre Augen und antworte nicht darauf.

,,Du machst mir langsam ein wenig Angst. Ständig höre ich Stimmen. Hör auf damit, ich habe jeden Abend Angst, dass eingebrochen wurde, dabei bist das nur du, der sich einen Scherz erlaubt."

,,Du bist nicht die Einzige, die hier Stimmen hört. Und leg das Messer weg, ich tue hier niemandem was."

,,Was meinst du? Ich habe überhaupt kein Messer bei mir."

,,Achso. Klar."
Ich nicke abschätzig und gehe an ihr vorbei, durch den Flur, bahne mir einen Weg durch das Regal, das ich heruntergestoßen habe und die Teile, die darauf standen, und gehe dann die Treppe wieder hoch in mein Zimmer.

Was ich sehe, ist nicht echt.
Ich muss wieder lernen, Vorstellung von Realität zu unterscheiden.
Er ist nicht mehr da. Er kommt mich nicht besuchen und er will auch nicht mit mir reden. Was mir klar sein sollte.
Und meine Mutter geht sicher nicht mit einem Messer durchs Haus spazieren. Wenn das überhaupt meine Mutter war und keine weitere Einbildung. Eigentlich wohne ich seit Anfang des Monats schon allein.

Auf dem Bett setze ich mich kerzengerade hin. In der Luft liegt noch immer der Geruch von Kohle, die Wohnung ist kalt und dunkel und draußen hört man immer noch die Eule. Die Eule stört mich. Sie hält mich davon ab, mich zu konzentrieren.

Der Geruch von Kohle, von Schweiß und von Blut liegt in der Luft, mein Zimmer dreht sich, ich höre die Eule, das Plätschern der Bluttropfen, die an meinem gerade rausgestrecktem Finger runtertropfen, höre den Wind, der an den Fenstern rüttelt, die Bäume, dessen weniges Restlaub im Wind raschelt, ich fühle die Kälte an Händen, Füßen und Nasenspitze, und doch schießt mir Hitze ins Gesicht. Um es simpel auszudrücken, ich erliege einer Sinnesüberflutung.

Du darfst die Stimmen nicht zulassen.
Du darfst die Gestalten nicht ansehen.
Du darfst nicht den Überblick verlieren.
Doch der Unterschied zwischen der sichtbaren Realität und der Realität in meinen Augen ist nur dünn wie Papier, bei gutem Licht durchschaubar, aber hier drin ist es dunkel, pechschwarz.

Ich brauche Licht.
Es ist Nacht, ich werde nicht an Sonnenlicht kommen. Meine Lampen funktionieren allesamt nicht. Ich brauche Feuer. Ich muss es brennen sehen. Lodernde Flammen, die brennen, mir Licht und Wärme spenden. Licht und Wärme, ein Gefühl von Sicherheit.

Mit einem Feuerzeug in der Hand und rasendem Herzen suche ich etwas, das ich anzünden kann, ohne mein eigenes Haus versehentlich zu verbrennen. Als erstes fällt mir ein Baum vor der Haustür ein, der mein Sichtfeld schon häufig eingeschränkt hat.

Von Angst und Panik getrieben, der Unfähigkeit, die Realität richtig wahrzunehmen erliegend und fehlender Perspektive, schwinge ich die Haustür auf und renne auf den nächstbesten Baum zu. Dabei werde ich von drei Personen verfolgt, dessen Gesichter verzerrt sind. Ich weiß nicht, wer mich verfolgt. Aber ich kann nicht denken, kann nur und muss handeln, brauche verzweifelt eine Lösung. Zum Glück sind die Bäume in der Gegend sehr trocken und haben eine Menge Sprießlinge, sodass es einfach ist, sie in Flammen zu setzen. Aber sie brennen niemals bis in die Krone hinein, also wird das nicht gefährlich enden. Vorher ist das Feuerzeug leer. Ich muss nur einen der Sprießlinge anzünden.

Gesagt, getan. An dem kleinen Ast brennt nun eine winzige Flamme. Doch der Wunsch, eine große Flamme zu sehen, wird immer größer. Es werden immer mehr brennende Äste, bis der Baum einem Weihnachtsbaum mit Lichterkette ähnelt.

Ich starre das Licht verzweifelt an, will nur, dass es besser wird. Die Dunkelheit ist der Feind, sie ist Schuld daran, dass ich Dinge sehe, die scheinbar nur ich sehen kann.

Und tatsächlich beruhigt mich das Licht; die kleinen, schlängelnden Bewegungen der Flammen, die immer größer werden, wirken beruhigend auf mein Auge. Aber als der gewünschte Effekt einsetzt und ich die Realität wieder als solche empfinde, wird mir bewusst, was ich da tue. Ich werfe das Feuerzeug sofort in den gegenüberliegenden Bach und schnappe mir eine Latte aus dem Zaun, die bereits heraus gebrochen ist. Damit versuche ich, die Eule aus dem Baum fort zu jagen, mit Tränen in den Augen. Aus Angst, weil mir bewusst wird, dass ich beinahe ein Tier und einen Baum verbrannt hätte, weil ich nicht mehr denken konnte und ich mir selbst versucht hatte, zu helfen. Und das alles nur, weil ich durchdrehe. Weil ich in Einsamkeit versinke, die Perspektive für das Leben verloren und ein bisschen Liebeskummer habe.

Ich mache mir selbst Angst. Kein normaler Mensch würde so handeln. Mit mir stimmt irgendwas nicht und ich weiß es. Während es langsam heller draußen wird, stehe ich letztendlich da und versuche, den Baum mithilfe des Wassers aus dem Bach zu löschen, bevor jemand sieht, was ich da getan habe.

Auch diesmal regnet es auf mich hinab, während ich vor diesem Baum stehe und mein Leben überdenke. Zwar nicht in Form von Wasser, aber in Form von Asche. Mein vom Schlafen platt gedrücktes Haar ist mit grauen Ascheflocken bedeckt und ein paar letzte Funken sprühen mit dem aufsteigendem Dampf empor, sobald ein wenig des Wassers auf den Baum trifft. .

Als ich fertig bin, fällt kaum auf, dass der Baum mal gebrannt hat. Die angekokelten Äste habe ich abgeschnitten und das verkohlte oder fehlende Laub fällt aufgrund der Jahreszeit nicht auf. Es riecht zwar noch verbrannt, aber was solls.
Der Baum hat zumindest seinen Zweck erfüllt, ich kann wieder wie ein normaler, zurechnungsfähiger Mensch denken, niemand ist zu Schaden gekommen und es ist fast hell draußen. Ich habe die Nacht zwar überstanden, aber wer weiß, was der Tag noch bringt.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top