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"Nuki, magst du auch Nagellack?" Laut rufend kommt Momo ins Wohnzimmer gestürmt. Ich blicke fragend von meinem Handy auf. Teddy kommt hinterhergetappst und beschwert sich lautstark, dass Momo auf meinen Schoß krabbelt und sie keinen Platz mehr hat.
"Du kannst nachher mit drauf, sonst hab ich keinen Platz, um den Nagellack zu zeigen!", argumentiert er.
"Lasst uns an den Tisch gehen", schlage ich vor und stehe mit Momo auf. Teddy sacke ich auch mit an und stiefele mit den beiden zum abgeräumten Esstisch. Inho steht im Türrahmen und lacht bei dem Anblick, wie ich zwei sich kabbelnde Kinder durchs Zimmer schleppe.
Beide bestehen darauf, auf mir zu sitzen, jeder auf einem Bein. Momo stellt die Fläschchen auf dem Tisch ab, seine Schwester stellt auch noch welche hinzu. Inho setzt sich daneben und wartet, dass die Knirpse mir die Farben vorstellen.
"Meine Lieblingsfarben sind so ein mittleres Grün und Gelb, aber Gelb haben wir nicht als Nagellack. Nur so Goldglitzer, hier. Und Teddy mag am liebsten Lila."
"Ja, das hier! Guck hier, Nuki!"
"Und wir haben noch hellblau, cyanblau und dunkelblau und so ein ganz dunkles Dunkelrot. Das haben wir von Pyo. Und die rosanen hier, die sind alle von Mama. Die mochte so... äh... demente Farben? Wie heißt die Farbe da?"
"Dezent, meinst du? Das ist beige", hilft Inho ihm weiter.
"Ja, genau. Farben, die nicht so auffällig, aber trotzdem schön sind, sowas hatte sie immer drauf, manchmal mit so weißen Spitzen. Ich hatte schon grünen Nagellack. Rosa mag ich eigentlich auch, aber die anderen Jungs finden das doof und sagen, das ist eine Mädchenfarbe, aber wenn ich eh nicht in den Kindergarten gehe, kann ich mir ja draufmachen, was ich will, oder?"
"Na klar", versichert Inho ihm. "Such dir ruhig das aus, was dir gefällt."
"Ich mag lila! Hier, hier, hier und hier!" Teddy streckt nacheinander ihre Hände und Füße aus und rutscht dabei fast von meinem Bein.
"Alles klar!" Inho setzt sich auf die andere Seite und fängt mit Teddys rechter Hand an.
"Was magst du, Nuki?", erkundigt sich Momo.
"Äh?"
"Ich hab dir gesagt, er muss nicht, wenn er nicht mag", erinnert Inho den Kleinen.
"Aber magst du, Nuki?"
"Ich weiß nicht genau. Ich hatte noch nie Nagellack."
Momo scheint entsetzt. "Noch niemals nie??? Durftest du nicht?"
"Ich bin einfach nie auf die Idee gekommen, welchen zu wollen."
"Hm achso. Aber Nagellack ist richtig cool, da hat man immer seine Lieblingsfarbe dabei, wenn man mal was Schönes angucken mag!"
"Das stimmt wohl."
"Und wenn man frischen Nagellack drauf hat, hat man eine Ausrede, dass man nicht den Abwasch machen muss, weil der Lack sonst so schnell abblättert und nicht mehr so schön aussieht."
"Ahja, praktisch. Aber ihr habt doch eh einen Geschirrspüler."
"Die Kinderteller und seine Lieblingstassen wäscht Inho im Waschbecken, weil im Spüler die Farben so verblassen, das sieht dann nimmer schön aus. Wir haben eine Tasse, die war mal bunt, und jetzt ist die fast weiß, weil die schon immer im Spüler gewaschen wurde", erzählt mir der Knirps.
"Ja, die hatte ich schon bei meinen Eltern, die ist schon fast antik", erzählt Inho. "Früher war da Micky Maus drauf, aber man sieht nur noch Umrisse."
"Wir können dir die mal zeigen!" Momo ist drauf und dran aufzuspringen, aber soeben ist Inho mit Teddys Fingerchen fertig und zieht ihre Söcken aus, um die Zehennägel anzupinseln.
"Bei Gelegenheit", sage ich daher und halte ihn fest. Er schiebt mir wieder die bunten Nagellacke hin.
"Wenn du keinen mit Farbe magst, wir haben hier auch so einen durchsichtigigen. Oder wir können dir so ein Nagelpflegezeugs draufmachen, davon hat Nono ganz viel!"
"Ja, das klingt gut!" Ich weiß nicht, ob ich mich mit Farbe auf meinen Nägeln anfreunden kann. In meiner Kindheit damals war das so typisch Mädchenkram, über den man als Junge gar nicht nachgedacht hat. Daher ist der Gedanke sehr befremdlich für mich. Aber nun, da ich drüber nachdenke, fällt mir auf, dass Inho schon immer sehr hübsche Nägel hatte und bestimmt hatte er auch schon im Büro "dementen" Nagellack drauf.
Heute nimmt aber hellblau und schimmerndes hellrosa, sobald er bei Teddy fertig ist. Er stellt die Fläschen beiseite, dann ist erstmal Momo dran, der an der einen Hand quietschgrün und an der anderen knallpink möchte. Die Zehen sollen abwechselnd in diesen Farben angestrichen werden. Inho setzt sich dafür auf einen anderen Platz, da Teddy darauf besteht, exakt so lange auf meinem Schoß zu bleiben wie ihr Bruder.
"Kannich heut baden?", flötet sie, während sie stolz ihre Fingerchen betrachtet. Es ist schon eine beachtliche Leistung von Inho, die winzigen Nägelchen fehlerfrei anzupinseln.
"Mit frischem Nagellack doch nicht!", widerspricht ihr Bruder.
Sie seufzt. "Achso."
Während Inho seine Finger mit dem hellrosa Lack streicht, dürfen die Kinder in seinem Nachtschrank das Nagelpflegezeug holen. Auf seinen Fingern sieht die Farbe hübsch aus, sehr durchscheinend und nur leicht schimmernd. Dezent eben. Die andere Farbe pinselt er sich auf die Fußnägel.
"Hab ich dir schonmal gesagt, dass du schöne Füße hast?" In dem Moment kehren die Kinder zurück und laden diversen Krempel auf dem Tisch ab.
Inho lacht. "Ich glaub nicht. So ein Kompliment hört man nicht oft."
"Man zeigt ja auch nicht so oft seine Füße her", meint Momo.
"Was schleppt ihr hier eigentlich alles an?", hakt Inho nach und wirft einen prüfenden Blick auf all den Kleinkram.
"Naaa... alles, was wir so finden konnten."
"Ihr habt wohl wirklich den ganzen Schrank durchwühlt..."
"Najaa... kannst du ja dann wieder aufräumen", sagt er lapidar und geht dann dazu über, mir diverse Pflegeprodukte zu empfehlen. Inho schüttelt ungläubig den Kopf und schaut dann einfach zu, wie ich eine umfangreiche Beautybehandlung von den beiden Knirpsen bekomme - von den Fingerspitzen bis zum Ellenbogen. Sowas könnte man sich eigentlich öfter gönnen.
"Nonooo, was gibst heut Abendbrot?", fragt Teddy, als sie die Sachen zusammenräumen und ins Schlafzimmer schaffen sollen.
"Na die Reste vom Mittag."
Momos Kopf schnellt hoch. "Krieg ich morgen Fischstäbchen?", fragt er aufgeregt.
"Klar."
"Mit Zitronenbuttersoße, Kartoffelmus und Rotkraut."
"Ich glaub, Rotkraut ist alle."
"Och nöööööööö!", heulen beide Kinder auf.
"Hatten wir ja auch letztens erst."
"Aber das ist so lecker! Oder, Nuki?" Mit großen Augen blicken sie zu mir in der Hoffnung, einen Unterstützer zu finden.
Ich schmunzele. "Das stimmt. Aber dann müsste jemand jetzt noch einkaufen gehen." Ich hab jedenfalls keine Lust und Inho würde ich auch nicht extra dafür losschicken.
"Mennooo."
"Wie wär's mit Buttergemüse? Das magst du doch auch gern", schlägt Inho vor.
"Ja, aber dann keine Soße dazu und Salzkartoffeln, das passt sonst nicht zusammen!"
"Ah, da hat jemand wohl einen exquisiten Geschmack", stelle ich fest.
"Jaaa! Ich bin ein Gurrmeeeh!" Mit diesen Worten verschwindet er stolz aus dem Zimmer, die Arme vollgepackt mit Nagelzeug. Teddy folgt ihm mit dem Rest.
"Ich freu mich ja, dass es ihm bei mir schmeckt", meint Inho mit halbem Lächeln.
"Aber?", hake ich stirnrunzelnd nach.
"Manche Mütter aus dem Kindergarten hassen mich dafür, dass meine Kinder daheim so gut essen."
Ein wenig klingt das, als würde er angeben, was mir sein Lachen auf mein "dann sollen sie halt besser kochen" bestätigt.
"Ich hab sowieso Vorzeigekinder. Sie sind höflich und redegewandt und charmant und sie lieben mich, das wär ja unfair, wenn sie auch noch sportlich oder musikalisch talentiert wären." Da hat er schon irgendwie recht, denke ich.
"So wie die armen Kids von den anstrengenden Helikoptereltern", murmelt er noch, aber da bin ich mir nicht sicher, ob ich das richtig verstanden habe. Ich frage nicht weiter nach, weil die Knirpse zurückkehren und mit mir Tisch decken wollen.
Da wir nun alle frisch gemachte, hübsche Nägel haben, fühlt sich niemand für den Abwasch zuständig. Aber die paar Motivtassen können auch bis morgen oder übermorgen stehenbleiben, so dringend ist das nicht. Inho hat genug Tassen im Schrank.
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Was haltet ihr von einem Crossover meiner Fanfics? Kam mir letztens in den Sinn... was passiert wohl, wenn man ein paar Hyunuks aus meinen Geschichten vertauscht? 🤔😄
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