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"Zurück zu deinen schmutzigen Geheimnissen."
"Hätte ich nur nichts gesagt", murmelt Inho.
"Naaa, jetzt hast du damit angefangen, jetzt will ich es ganz genau wissen", necke ich ihn.
"Alles?", fragt er schelmisch.
"Alles."
"Meine ganze Lebensgeschichte?"
"Ja."
"Von Anfang an?"
"Schieß los."
"Also, ganz am Anfang war die Vagina meiner Mutter-"
"Ok, ganz so weit zurück und ausführlich muss es vielleicht nicht sein", unterbreche ich ihn und er lacht los. "Aber lenk jetzt nicht vom Thema ab!"
"Ja, schon gut, zurück zu meinen schmutzigen Geheimnissen. Also. Vielleicht fang ich ganz allgemein an? Das erste Mal verliebt war ich im Kindergarten, kann mich zwar nicht genau erinnern und leugne auch alles, wenn mal wieder jemand bei 'nem Familiengeburtstag die ganzen alten, peinichen Kindergeschichten von mir auspackt, aber angeblich hab ich damals mit einem Jungen Händchen gehalten und wollte ihn heiraten."
"Oh nein!", entfährt es mir. "Das heißt, du bist einem anderen versprochen??"
Lachend gibt er mir einen Klaps auf die Schulter, die davon leicht brennt, da dort vorhin seine Fingernägel drin waren. Stört mich aber nicht. "Der Kerl ist schon verheiratet, hat zumindest meine Mutter mir irgendwann mal gesagt", erzählt er. "Jedenfalls hat das damals keiner ernst genommen, aber ich wette mit dir, wenn ich ihnen sage, dass ich schwul bin, meinen dann alle, sie hätten es schon immer gewusst!"
"Worum wetten wir? Wenn das wirklich passiert, krieg ich einen Spiderman-Kuss!"
"Hä, wir können nicht beide auf dasselbe wetten!"
"Wieso nicht? Du kannst du auch was aussuchen, was du haben willst, wenn du gewinnst."
"Dann will ich eine Rückenmassage!"
"In Ordnung."
"Aber ich muss mich erstmal trauen, und das könnte noch eine Weile dauern", merkt er an.
"Das ist okay." Ich hab es meiner Mutter auch noch nicht gesagt, aber ich denke, sie wird es gut aufnehmen. Ihre größten Wünsche sind süße Enkel und dass die Schwiegertochter ein nettes Gesicht hat und mich glücklich macht. Naja, ist halt ein Schwiegersohn, aber die anderen Punkte treffen alle zu.
"Okay." Niedlich lächelt er mich an und schaut mir in die Augen.
"Wir sind noch nicht fertig", erinnere ich ihn und schmatze ein kleines Küsschen auf seine Nase.
"Oooch, du lässt aber auch nicht locker, was?", stöhnt er.
"Das solltest du inzwischen wissen", grinse ich. Er grinst zurück.
"Jaaa...", meint er langgezogen. "Ok. Also in der Schule habe ich mich weniger für Liebschaften interessiert, bei meinem Stundenplan war einfach keine Zeit dazu. In den Ferien, wenn wir verreist sind, hab ich gern mal geflirtet, aber eigentlich mit jedem, egal welches Geschlecht oder Alter, ich hab einfach jeden um den Finger gewickelt, weil es Spaß macht, wenn Leute einen toll finden..."
"Ja, kann ich nachvollziehen. Und kann ich mir auch gut bei dir vorstellen." Zwar zeigt er mir diese Seite von sich erst seit kurzem und wahrscheinlich noch nicht in vollem Ausmaß, aber wenn ich daran denke, wie Momo - mit sechs Jahren zwar noch auf unschuldige Weise - rumflirtet, kann ich mir das sehr bildlich ausmalen.
Verlegen grinst er und spielt an meinen Nippeln herum. Das kribbelt schön. "Jedenfalls...", erzählt er weiter, "so richtig ernst war es mir nie mit jemandem, und mit meinem Schwager, das war ja auch aussichtslos, also... naja. Hyunuk, du bist mein erster richtiger fester Freund."
"Waaaah, Freund!", entfährt es mir und ich knuddele ihn ganz fest.
"Was? Wir sind doch fest zusammen, oder??", hakt er unsicher nach.
"Jaaa! Oh mein Gott, ja!" Natürlich war es mir auch von Anfang an ernst mit ihm, und miteinander schlafen würden wir auch nicht, wenn es das nicht wäre, aber es so direkt aus seinem Mund zu hören ist etwas Tolles!
Inho schnurrt wie ein Kätzchen und blickt dann lächelnd auf. Er drückt mir einen liebevollen Kuss auf die Lippen. Glücklich strahle ich ihn an. "Ich bin aber noch nicht fertig mit erzählen, das weißt du, oder?", meint er.
"Äh?" Stimmt schon, so richtig schmutzig waren die Sachen nicht, die er mir bisher erzählt hat, aber ich dachte, dass das vielleicht nur ein Scherz war.
"Hätte ich nur nichts gesagt."
"Weiter im Text." Jetzt bin ich aber gespannt!
Inho räuspert sich. "Nun. Gehen wir mal zurück zu meinem Cousin. Er war in meiner Parallelklasse, und ich hatte einen Kumpel, der ständig Mädels an der Backe hatte, und zur Abschlussfeier hatte er auch zwei, und ich saß mit meinem Cousin rum und meinte, ich würde auch gern bisschen 'Spaß' haben und er war nicht abgeneigt..."
"Okay?" Ich ziehe beide Augenbrauen hoch.
"Wir hatten keinen Sex, okay?", stellt Inho klar. "Aber wir kannten uns von klein auf und haben ständig zusammen irgendwas angestellt, und dass wir uns gegenseitig zur Hand gegangen sind, war eigentlich harmlos dagegen, dass wir mal fast Opas Scheune in Brand gesteckt hätten."
"Oha. Du warst ja ein ganz schlimmer", schelte ich ihn und gebe ihm einen Klaps auf den Po. Er kichert.
"Die Sache ist ewig her, wird aber auch gerne mal bei Geburtstagen aufgetischt. Das kollektive Familiengedächtnis vergisst nichts!"
"Dann lad mich mal zu einem ein, das klingt spannend."
"Ist es auch! Vor allem Papa kann richtig gut erzählen, da hört man ganz gebannt zu. Mal sehen, erstmal steht Corona vor der Tür, wer weiß, was noch alles passiert, also ist noch viel Zeit mich mental darauf vorzubereiten, es ihnen zu sagen."
"Hast du Angst davor?"
"Du nicht?"
"Schon... ein bisschen. Aber du hast so süße Kinder, die erobern das Herz meiner Mutter im Sturm, da bin ich mir ganz sicher!"
"Ach süüüüüß!", findet er. "Naja, bei mir wird es etwas schwieriger. Mein Cousin hat sich auch nie als bi geoutet, weil unser Opa gegen alles, was nicht cis und nicht hetero war, geschimpft hat, aber wie die anderen Verwandten das sehen, kann ich nur schwer einschätzen. Aber das wird wohl eher das kleinere Problem."
"Wieso?"
Kurz schaut er mich verwirrt an. "Du weißt schon, für wen dich im ersten Augenblick alle halten?? Naja, mit der Frisur, die du jetzt gerade hast, weniger, aber..."
"Ach stimmt. Da war ja was", erinnere ich mich und hole tief Luft.
"Willst du jetzt seine Geschichte hören?", fragt Inho leise.
"Nur, wenn du drüber reden willst."
"Nein."
"Okay."
"Ein andermal vielleicht. Wobei... viel zu sagen gibt's da nicht, das meiste weißt du schon. Also kennengelernt habe ich ihn, als meine Schwester ihn meinen Eltern vorgestellt hat, da war noch nichts, aber irgendwann hab ich manchmal so ein Flattern im Herzen gespürt, und als mir klar wurde, was das ist, war es zu spät. Mir war von Anfang an bewusst, dass es nichts wird, er hat meine Schwester geheiratet, aber einem Herzen kann man keine Befehle erteilen. Wenn man es ignoriert beziehungsweise dagegen ankämpfen muss, wird man unglücklich."
"Da hast du wohl recht", bestätige ich bekümmert.
"Tja, und dann hat er mich um den Finger gewickelt, er konnte das auch gut, und da ich Momo schon immer sehr lieb hatte und öfter mal Babysitter war, hat es nie jemand hinterfragt, dass ich der Familie meiner Schwester so auf die Pelle gerückt bin. So, das war's, den Rest kennst du. Jetzt bist du dran. Halt warte. Eins hab ich noch." Nun läuft er tiefrot an.
"Was denn?", flüstere ich gespannt.
"Ähm, mein erstes Mal hatte ich mit einem Älteren. Also, das fällt mir ein, wegen deines Neffen... wie heißt der eigentlich?"
"Sunghyun."
"Sunghyun. Ok. Also, der eine Kumpel mit den vielen Freundinnen, dessen Vater war alleinerziehend, und ich war öfter mal bei ihnen Zuhause zum Lernen und so, und naja-"
"Ahja. Ich denke, ich weiß, worauf das hinausläuft."
"Äh, ja", bestätigt er. So rot habe ich ihn noch nie gesehen. Von all seinen Geschichten ist ihm also ausgerechnet diese die peinlichste? Er räuspert sich. "Das war kurz nach dem Abschluss, also kaum, dass ich volljährig war, und ich hab mir echt nichts dabei gedacht, dass er mich in der Zeit vor meinem Umzug und dem Studium allein zu sich eingeladen hat, und attraktiv war er auch, und naja. Es war ganz gut und hat nichtmal wehgetan, aber bis man sich an das Gefühl genommen zu werden gewöhnt und davon kommen kann, hat es bei mir etwas gedauert. Ich hatte ein halbes Semester lang eine Sexfreundschaft mit einem Kerl, der sich sehr geduldig damit beschäftigt hat. Ähm, zurück zum ursprünglichen Thema, was ich eigentlich damit sagen will... ich kann es verstehen, wenn Sunghyun sich an dich wendet, schließlich kennt er dich und vertraut dir, davon abgesehen dass du sowieso ganz allgemein sehr attraktiv bist."
"Ach, bin ich das?", freue ich mich.
"Wäre die ganze Sache mit meinem Schwager nicht, hätte ich dich schon an deinem ersten Tag angeflirtet, das kannst du mir glauben!"
"Soso", erwidere ich geschmeichelt. "Kannst du ja jetzt nachholen."
"Oh ja, das werde ich!" Breit grinsend schaut er mich an. "Nun zu dir. Erzähl mir deine Sexgeschichten!"
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