🖤19
Seine Augen sind so dunkel und tief und aufgewühlt. Mit nur einem Blick schafft er es, sehr körperliche Wünsche in mir auszulösen.
Aber erstens sind Kinder anwesend, eines zumindest, und zweitens hatten wir bereits vor dem Abendessen Sex. Mit einer weiteren Runde hätte ich heute nicht gerechnet, die erste war ja schon unerwartet. Jedoch hätte ich nichts dagegen...
Oder zumindest küssen, das wäre auch schön.
"Muss ich dann auch schon ins Bett?", unterbricht Momo unser Starren.
"Ja, es wird spät."
"Gut, ich geh Zähne putzen, kommst du, Nonopapa?"
"Ja, gleich!", erwidert Inho und schaut ihm lächelnd nach. "Nonopapa", murmelt er glücklich, dann dreht er den Kopf wieder zu mir. "Das hab ich auch dir zu verdanken."
"Irgendwann wären sie von selbst draufgekommen."
"Mh... wer weiß." Lächelnd lehnt er sich näher, und diesmal ist er derjenige, der mich mit Bambiblick rumkriegt. Laut macht er "mhhhh", als unsere Lippen sich berühren, und grinst nachher breit. Würde Momo nicht nebenan auf ihn warten, würde ich jetzt Inhos Gesicht in meine Hände nehmen und ihn die nächste halbe Stunde nicht mehr loslassen, weil ich seine Lippen spüren will.
Er steht auf und-
Schwingt er gerade seinen Arsch extra für mich, während er ins Bad geht? So wie er sich im Türrahmen umdreht und mir zuzwinkert, macht er das mit Absicht. Und er weiß genau, was er tut.
Allein mit meinen Fantasien bleibe ich hier zurück und warte, bis Momo sich seinen Gute-Nacht-Kuss holen kommt. Dann warte ich auf Inho, während er den Kleinen ins Bett schafft. Wenige, sehr lange, Minuten später kommt er zurück zum Sofa. "Back to Business", sagt er, lässt sich neben mir nieder und schlägt die Beine übereinander. Die Hände faltet er in seinem Schoß.
"Ignorieren wir das, was gerade eben passiert ist?", erkundige ich mich.
Nun breitet sich ein verschmitztes Lächeln auf seinen vollen Lippen aus. Eh ich mich versehe, kniet er direkt neben mir, zieht mein Kinn hoch und nimmt meine Lippen in Beschlag. Irgendwie gefällt es mir, wenn er über mir ist und die Führung übernimmt.
Seine Hand wandert über meine Wange und den Hals zum Nacken und hinterlässt ein wohliges Kribbeln.
"Wollten wir nicht noch über etwas reden?", fällt mir ein.
"Wollte ich doch... aber du hast mich abgelenkt", haucht er leise und streicht mit den Fingern über meinen Haaransatz.
"Mhhh, du mich auch... worüber wolltest du denn reden?"
"Weiß ich nicht mehr genau. Ich glaube... Lass uns weiter knutschen."
Eigentlich hätte ich jetzt "sehr gern" erwidert, doch meine Antwort geht in einem Kuss unter. Seine Lippen sind nicht ganz so energisch und verlangend wie zuvor im Bett, doch auch jetzt schafft Inho es mühelos, mich wundervoll fühlen zu lassen. Alles ist schön, die ganze Welt ist wundervoll, und in Inhos Armen ist es am allerschönsten!
Ich bin so derbe in ihn verknallt, das ist ja nicht mehr normal! Aber das ist eigentlich egal, weil er mich sehr glücklich macht.
Lächelnd sehe ich zu ihm hoch. Meine Arme sind um seine Hüften geschlungen. Er hält mein Gesicht in seinen Händen und streicht mit den Daumen über meine Wangen. "Du bist schön."
"Du erst."
"Ich sag das nicht, damit du mir ein Kompliment zurückgibst", versichert er.
"Ich auch nicht. Ich finde dich wirklich schön."
"Ich dich auch." Sanft streicht er mit dem Finger über meine Lippen. Dann meint er nach einem Kichern: "Wird ganz schön kitschig hier. Genug gesülzt für heute." Er rückt von mir weg und setzt sich auf Augenhöhe neben mich. Amüsiert sehe ich ihn an. "Bevor ich es wieder vergesse... ich wollte mit dir reden. Über unsere besten Freunde", meint er ernst.
"Okay?"
"Pyo kommt nächsten Dienstag aus Thailand zurück, allerdings muss er vielleicht in Quarantäne."
"Hm, ja, das könnte passieren."
Inho seufzt. "Das wird Momo nicht gefallen." Ganz sicher nicht. "Und dein bester Freund... du meintest vorhin, er wäre im Notfall für uns da."
"Ganz sicher wäre er das. Ich hab ihn zwar nicht explizit gefragt, aber ich weiß, dass er das für mich tun würde, weil ich für ihn genau dasselbe tun würde."
"Oh Mann, das ist schön! So einen besten Freund braucht jeder! Bei Pyo bin ich auch immer sofort zur Stelle, wenn was ist", murmelt er und räuspert sich anschließend. "Aber dir ist schon klar, dass du, oder ihr, das nicht für uns tun müsst, okay?"
"Inho", sage ich fest und nehme seine Hand. "Dir ist schon klar, dass ich freiwillig für alles zu haben bin, was gut für dich und die Kinder ist?"
Er schluckt. "Okay..."
"Wirst du jemals ohne Protest etwas von mir annehmen?", amüsiere ich mich.
Inho murrt und blickt kurz verlegen weg. "Ich bin immer gut allein klargekommen, und auch um die Kinder kümmere ich mich super, da ist es komisch, plötzlich jemanden zu haben, der einem unter die Arme greift... und Verantwortung abzugeben... klar, ich hab Pyo, aber den hatte ich schon immer, der ist sowas wie meine zweite Hälfte, aber wir beide kennen uns noch nicht so lange... also nichts gegen dich, aber mir fällt es schwer, Fremden meine Kinder anzuvertrauen, nur in Notfällen, so wie als ich im Krankenhaus war, also was ich sagen will... du hast da einen riesigen Vertrauensbonus, und wenn du das ausnutzen solltest, ist dein Leben vorbei, klar?" Nun sieht er mir eindringlich in die Augen.
Das soll natürlich wie eine Drohung klingen, aber in meinen Ohren kommt nur an, dass ich ihm wichtig bin. Sonst hätte mich nicht so tief in sein Leben eindringen lassen. Und er hat Angst verletzt zu werden oder von mir enttäuscht zu werden. Ein wenig Druck macht das schon, aber ich schaffe das, denn ich weiß, dass ich für ihn mein Bestes geben werde, weil ich es wert sein will, an seiner Seite sein zu dürfen.
Ich lege die freie Hand an seine Wange. "Glasklar. Ich will das Beste sein, was dir und deinen Kindern je passiert ist. Glaub mir, Inho, ich werde das nicht vergeigen."
"Weißt du, was schlimm ist?"
"Was denn?"
"Dass es mir viel zu leicht fällt, deinen Worten Glauben zu schenken. Alles, was du sagst... es klingt viel zu schön, um wahr zu sein, und trotzdem glaube ich es dir. Ich war am Boden, Hyunuk, und plötzlich kommt ein Engel wie du daher, dabei glaube ich nicht einmal an Engel. Das kann ich unmöglich verdient haben, da MUSS doch ein Haken an der Sache sein."
"Der Haken ist vielleicht, dass du mich nicht mehr loswirst? Soll ich das noch weiter ausführen, aber das könnte eventuell komisch klingen oder nach Stalking, ich weiß nicht, wie ich das formulieren soll..."
"Lass mal, das klingt schon ein wenig seltsam, wenn du das so sagst..." Inho zieht die Augenbrauen hoch und rückt leicht von mir weg.
"Wenn es dir zu viel wird, sag Bescheid."
"Naja. Du bist schon echt süß. Aber ich hoffe, du sagst nicht sowas wie, dass wir füreinander bestimmt sind und du uns beide umbringst, wenn ich dich zurückweise."
"Ich weiß ja nicht, was für Serien du schaust, aber eventuell zu viele davon?"
Kurz lacht er. "Oh, du glaubst gar nicht, was für seltsame Typen ich schon getroffen habe. Mir hat mal einer beim ersten Date gedroht sich von der Brücke zu stürzen, sollte ich nicht mit zusammen sein wollen. Da kannte ich ihn eine halbe Stunde lang. Sowas schreckt echt ab."
"Okay, das ist wirklich seltsam."
"Ich bin echt froh, dass wir uns schon eine Weile kennen und du so erfrischend normal und vernunftbegabt wirkst. Und Momo sagt ja auch nichts Komisches über dich." Nun wird er leicht verlegen. "Also, nur dass du es weißt, im Kindergarten war mal ein Kerl, der Momo nackt sehen und mit nach Hause nehmen wollte, den hab ich angezeigt, und Momo weiß genau Bescheid, dass er immer sagen soll, wenn Erwachsene sich ihm gegenüber komisch verhalten, und das macht er auch."
"Find ich sehr gut. Falls du dir meinetwegen Sorgen machst, ich kann dir gern mein einwandfreies Führungszeugnis zeigen, hab noch eine Kopie davon." Das musste ich damals zusammen mit meiner Bewerbung einreichen.
"Nein, schon gut. Hab doch schon gesagt, dass ich dir mehr vertraue, als ich sollte... und Momo liebt dich. Du solltest ihn mal hören, wie er von dir schwärmt, wenn du nicht da bist. Am liebsten wär ihm, wenn wir zwei noch diese Woche heiraten würden."
"Dass Männer nicht überall heiraten dürfen, weiß er noch nicht?", amüsiere ich mich.
"Ich hab es nicht explizit erwähnt." Inho zuckt grinsend die Schultern. "Fand ich nicht wichtig genug. Vielleicht sage ich es ihm mal nebenbei, wenn er zu beschäftigt ist, Fragen zu stellen."
"Und bis er erwachsen ist, geht es vielleicht", schmunzele ich.
"Schön wär's, es gibt ja einige, die noch an die Ehe glauben."
"Du nicht?"
"Naja, die meiner Eltern läuft gut, die meiner Schwester... naja. Und ich bin schwul, ich musste mich schon früh damit abfinden, vielleicht niemals heiraten zu können, also ist eine Ehe das nicht unbedingt etwas, was ich mir für ein erfülltes Leben vorgestellt habe. Kinder zwar auch nicht, aber nun habe ich welche und bin sehr glücklich mit ihnen, also mal sehen." Lächelnd zuckt er die Schultern. Im Gegensatz zu meiner Mutter habe ich auch nicht fest eingeplant zu heiraten. Und jetzt kenne ich zwei Kinder, die mich Papa nennen. So schnell kann es gehen.
"Mir reicht es, wenn du noch lange mein Traummann bleibst und dich nicht irgendwann als Arschloch entpuppst", meint er noch und lehnt sich näher.
"Ich werd mir größte Mühe geben, versprochen."
"Na, das hoffe ich doch."
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