🖤 17

Nach einem bezaubernden Lächeln will er sich abwenden, doch ich lasse die Hand auf seine Brust gedrückt, die andere lege ich auf seine Hüfte. Ich kann seine Geste nicht unkommentiert stehen lassen, auch wenn ich kurz sprachlos bin und mir nichts Sinnvolles einfällt, außer: "Weißt du eigentlich, wie süß du bist?"

"Nein, wie süß?", fragt er keck und schaut mich verschmitzt an. Er verschränkt seine Arme in meinem Nacken, wodurch sein Gesicht meinem sehr nahe kommt. Eigentlich war das eine rhetorische Frage, aber er sieht es als Herausforderung. Ihm ist genau bewusst, dass er ultrasüß ist.

"Inho... du bist so süß, dass ich statt Schokolade nur noch dich schmecken will."

"Ooohh", macht er und grinst. "Das war jetzt eher scharf als süß."

"Es gibt auch... Chilischokolade...", murmele ich. Seine Lippen lenken mich ab. Statt auf das, was er sagt, kann ich mich gerade nur auf die Bewegung von ihnen konzentrieren. Er lächelt. Und er kommt noch näher. Jeder einzelne Kuss von Inho fasziniert mich. Wir harmonieren gut miteinander und bewegen im Einklang unsere Lippen, bis er schließlich den Kuss beendet. Fürs erste.

"Vielleicht sollten wir das lieber nicht in eine zweite Runde ausarten lassen", meint er leise.

"Mh, vielleicht", erwidere ich und hauche ihm noch einen kurzen Kuss auf die Lippen. Inho erwidert ihn mit einem Lächeln, dann löst er sich von mir und schließt die Tür auf.

Die Kinder haben ihre Aktivitäten ins Wohnzimmer verlegt. Ihr Lachen dringt durch den Flur. Inho schaut nicht ins Kinderzimmer, ist sicher besser so. Dort herrscht sicherlich noch Chaos. In der Spielecke inzwischen auch. Momo und Teddy spielen Barbie und Tierklinik, überall liegen Barbieklamotten und Haustiere, allerdings nur bis zur Kante des bunten Teppichs, der die Grenze des Spielbereichs markiert. Wie es scheint, sieht Inho darüber hinweg. Er haut sich einfach aufs Sofa.

"Spielst du mit?", fragt Momo ihn.

"Lass mich kurz hier liegen. Der Weg vom Bett hierher war so beschwerlich."

"Und du, Nuknuk?"

"Klar, gern." Ich knie mich neben die beiden und bekomme einen Miniaturdackel in die Hand gedrückt, der ein Miniaturpflaster auf dem Hinterteil kleben hat.

"Was habt ihr denn im Bett gemacht?"

"Äh." Nichts, was Kinder etwas angeht.

"Geknutscht", sagt Inho grinsend.

Momo tut kurz, als wäre er schockiert. Er zieht die Augenbrauen hoch und hält sich die Hand vor den Mund. Dann lacht er. Teddy macht alles nach. "Ich dachte, ihr macht Mittagsschlaf", meint er schließlich.

"Nö, hab ich heut schon." Nun steht Inho auf und gesellt sich zu uns. Wir lassen uns von den Kindern erklären, was wir tun sollen und spielen dann Doktor und Assistent in der Klinik. Irgendwann findet Inho: "Es ist bald Abendbrotzeit."

"Heut ist Teddy dran mit Aussuchen, oder darf Nuknuk heute, weil er zu Besuch ist?"

"Milsreis!", ruft die Kleine.

"Schon wieder?", fragen die beiden anderen. "Schatz, du hattest die letzten drei Male schon Milchreis", gibt Inho zu bedenken.

"Nein, gar ni! Mit Papa gab's Sagetti!"

"Aber das war eine Ausnahme, weil Nono im Krankenhaus war", sagt Momo.

Teddy hält an ihrer Entscheidung fest: "Mag Milsreis!"

"Wie wäre es mit Milchreis als Nachtisch?", schlägt Inho alternativ vor.

"Brot", möchte sie dann und die anderen atmen erleichtert auf.

"Käsebrot?", fragt Inho.

"Käsebroooot!", bestätigt sie begeistert.

"Gut. Ihr räumt auf und Nuknuk deckt Tisch", legt er fest. Schön, wenn jeder in der Familie feste Aufgaben hat. Ich fühle mich wirklich wie ein Teil davon. Als würde ich hierhergehören.

Inho nimmt mich mit in die Küche und setzt Milch in einem Kochtopf an. Dann drückt er mir einige Sachen aus dem Kühlschrank in die Hand, die ich zum Esstisch schaffe, außerdem noch Teller und Besteck sowie Brotscheiben. In aller Ruhe schält und schneidet er Gemüse, während ich ab und zu den Milchreis umrühren darf. Er erzählt mir von seinem Tag und wie langweilig ihm Zuhause ist.

"Ich weiß gar nicht mehr, was ich den ganzen Tag lang gemacht habe, bevor ich Kinder hatte. Wenn man immer was zu tun hat, und dann plötzlich freie Zeit, weiß man gar nicht, was man mit sich anfangen soll."

"Ja... das kenne ich von damals, aus der Zeit nach dem Abschluss, als ich paar Wochen lang keine Verpflichtungen hatte." Meist hab ich dann gezockt oder Jiahn geärgert. So wie jetzt auch.

"Mhm... Ist ja nicht so, als wenn ich hier gar nichts Sinnvolles zu tun hätte. Aber nur unliebsame Aufgaben. Ich hab heut sogar die Staubecke hinter der Waschmaschine geputzt, dafür hab ich sonst nie Zeit. Oder Lust. Und zum Wischen auch nicht."

"Verständlich. Aber es muss eben gemacht werden."

"Japp. Was ich gerne mache, ist Wäsche waschen. Und bei zwei Kindern kommt einiges an Wäsche zusammen. Ich wasch gefühlt jeden Tag eine Ladung."

"Das glaub ich gern!" Wenn ich bedenke, wie gern Teddy sich beim Essen bekleckert.

"Aber was ich hasse, ist Abwasch."

"Du kochst gern, oder?"

"Ja. Zutaten schnippeln und am Herd stehen tu ich gern."

"Dann mache ich eben den Abwasch."

Kurz hält er inne. "Weißt du, das ist zu verlockend um abzulehnen."

"Dann lehn einfach nicht ab", sage ich grinsend.

"Du musst nicht den ganzen Tag hierbleiben, weißt du?"

"Stör ich dich?"

Verlegen streicht Inho sich die Haare vor seinem Ohr zurecht. "Wie soll ich sagen...", druckst er herum.

"Wenn ich mich zu sehr aufdränge, sag einfach Bescheid. Das ist kein Problem. Dann gehe ich." Natürlich fänd ich es schöner, wenn ich bleiben dürfte.

"Nein, das ist es nicht... du störst eben nicht. Ich mag es, wenn du in meiner Nähe bist. Und die Kinder finden dich auch toll. Sie sind so brav, wenn du da bist! Es ist nur... du musst dich nicht dazu verpflichtet fühlen. Du hast bestimmt eigene Hobbys und Interessen und musst dich nicht die ganze Zeit um meine Sorgen kümmern oder so..."

"Inho, ich bin hier, weil ich gern bei dir bin. Ich mag deine Kinder. Und was dich angeht..." Für einen Moment vergesse ich den Milchreis und Inho legt sein Gemüsemesser beiseite. Ich nehme sein Gesicht in meine Hände und drücke ihm einen sanften Kuss auf.

"Hyunuk, ich glaube ich l-", flüstert er und wird durch lautes Geschrei im Flur unterbrochen.

"Nonoooooooo!", rufen beide Kinder. "Gibt's schon Abendbrot?"

"Gleich. Geht schonmal zum Tisch", ruft er lächelnd zurück und gibt mir einen kurzen Schmatzer, bevor er sich verlegen wegdreht und um die Gemüseabfälle kümmert. Ich rühre den Milchreis nochmals um und versuche nicht darüber zu grübeln, was er sagen wollte. "Lass uns später in Ruhe weiterreden, ja?", meint Inho.

"Klar."

"Gut."

Nun tragen wir den Topf und den Gemüseteller ins Wohnzimmer, wo die hungrigen Kinder warten. Momo spricht heut ein sehr umfangreiches Tischgebet, das sich darum dreht, dass alle seine Verwandten und Freunde bitte gesund bleiben sollen. Er zählt alle einzeln auf, inklusive Haustiere. Immerhin haben wir heute nichts Warmes als Hauptgang, was kalt werden könnte. Da wird höchstens der Salat welk, bis Momo endlich fertig ist.

Inhos "Amen" klingt sehr erleichtert. Jeder nimmt sich eine Scheibe Brot. Die für Teddy belegt Inho mit Gouda und schneidet sie in kleine Häppchen, die sie besser in die Hand nehmen kann. Momo kümmert sich selbst um sein Essen, wobei er den Käse passgenau zurechtschneidet und dann mit Paprika und halbierten Minitomaten einen Smiley darauf gestaltet. Der Smiley bekommt Schnittlauchhaare. Schön macht er das. Die Käsereste bekommt Inho auf seine Schnitte, zusammen mit sehr viel Gemüse.

Ich entscheide mich für Frischkäse und streue ebenfalls Schnittlauch drauf. Gut, dass ich Laktose vertrage. "Als Kind fand ich Brot langweilig", erzähle ich.

"Eeecht?", fragt Momo und nimmt einen weiteren großen Bissen seines Käsesmileys.

"Aber ich durfte auch nicht so tolle Sachen damit anstellen wie du. Da gab es nur eine Scheibe Brot und eine Scheibe Käse und fertig."

"Das klingt wirklich langweilig", findet er. "Nono sagt, Essen muss Spaß machen. Also, man soll nicht die ganze Zeit damit rumspielen, aber schön dekorieren ist gut. Zuhause ist ja auch genug Zeit dafür, im Kindergarten nicht so."

"Mhm", stimmt Teddy zu und streckt mir eine Minimöhre wie ein Schwert entgegen. "Nis spielen!", belehrt sie mich, dann beißt sie ab und schnurpst genüsslich.

Das ist wieder so ein Moment, in dem mir klar wird, wie gerne ich hier bin. Natürlich sind sie nicht immer so brav und Inho kann sehr aufbrausend sein, aber anders will ich es gar nicht haben. Im Grunde weiß ich genau, dass Gott und mein Schicksal mich zu Inho und den Kindern geführt haben und ich nirgendwo anders hingehöre.

"Alles ok?", reißt Inho mich aus meinen Gedanken. Ich habe Teddys Gemüse wohl zu lange angestarrt.

"Ja... mir wird nur gerade sehr bewusst, dass ich ein Teil deiner Familie sein möchte", sage ich leise.

"Du gehörst längst zu uns", findet Momo und strahlt mich an.

Inho wirft mir von gegenüber ein Lächeln zu und stupst unterm Tisch meine Füße an. "Da hat er wohl recht."

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