🖤 13

"Hallo Inho", säusele ich ins Mikro, als ich abends in meinem Sessel lümmele.

"Ist das Nuknuk?", höre ich Momo im Hintergrund schreien.

"Hallo Hyunuk", säuselt Inho zurück. "Ich bring erstmal Teddy ins Bett. Und dann Momo."

"Ich muss noch nicht ins Bett!"

Inho geht nicht darauf ein. "Wie lange bleibst du noch auf? Wollen wir später reden?"

"Weiß nicht, ich zock dann erstmal 'ne Runde. Oder mehrere. Kannst einfach anrufen, wann du willst."

"Okay. Dann bis später, ja?"

"Sag Nuknuk liebe Grüße!"

"Liebe Grüße von Momo. Und von Teddy auch, sie winkt dir."

Ich freue mich. "Grüße zurück!"

"Richte ich gleich aus. Bis später."

"Bis dann."

Mitten in einer Runde ruft er an. Ich bin heute mal Kameradenschwein und steige aus, Liebe ist grad wichtiger als meine Statistik.

"Na", begrüße ich ihn, "liegen die Kinder im Bett?"

"Ja. Und ich auch."

"Jetzt schon?"

"Ich bin krankgeschrieben, ich darf so zeitig ins Bett gehen, wie ich will."

"Bis wann eigentlich?"

"Die ganze restliche Woche!", jammert er.

"Gut so", finde ich. "Und wehe, du rührst deinen Rechner an!"

"Werde ich schon nicht! Mir geht's zwar gut, aber bisschen Ruhe ist vielleicht nicht schlecht."

"Ganz und gar nicht. Spann mal bisschen aus."

"Ja, morgen mach ich Wellnessurlaub in der Badewanne!"

"Klingt toll!"

"Mhm... du, Hyunuk?"

"Ja?"

"Warum ich eigentlich anrufe... ich wollte dir für den tollen Tag danken. Und generell für alles."

"Kein Problem."

"Nein, wirklich... ich hab zwar gesagt, ich will keine peinlichen Dinge mehr sagen, aber am Telefon ist es wenigstens nicht ganz so peinlich wie direkt vor dir, und ähm, ja... du bist toll, Hyunuk."

"Danke, Inho."

"Wirklich. Und ähm..."

"Ja?", frage ich gespannt.

"Machen wir uns mal ein Date aus? Also, irgendwann, wenn Pyo und Maya wieder da sind und auf die Kinder aufpassen können."

"Gerne." Jetzt klopft mein Herz bis zum Hals. Inho will ein Date mit mir. Allein. Ohne Kinder. Nur wir beide.

"Und wir können ja telefonieren bis dahin... oder so..."

"Klar. Es ist ja erst Mittwoch... ich würd gern nochmal vorbeischauen, diese Woche..."

Durch die Leitung höre ich ein glückliches Quieken. Dann ein Räuspern. "Gern. Fänd ich toll. Und die Kinder auch, garantiert."

"Ich auch."

"Schön... schön... also dann..."

"Warte, bevor ich es wieder vergesse, ich hab deine Schlüssel noch!", fällt mir plötzlich ein. Meist, wenn ich dran denke, reden wir über etwas anderes oder küssen uns, wodurch ich es vergesse.

"Ah... nicht schlimm. Den brauche ich nicht, bin doch eh Zuhause."

"Okay, gut."

"Mhm... dann schlaf gut, ja?"

"Du auch. Träum was Süßes von mir."

"Blödmann", sagt er trocken und nuschelt dann: "Von wem denn sonst?"

"Gute Nacht."

"Gute Nacht... träum du auch von mir, ja?"

"Werd ich."

Was man träumt, kann man nicht bewusst entscheiden, ich zumindest kann das nicht, aber ich kann an ihn denken, bis ich einschlafe. Doch noch gehe ich nicht ins Bett. Eine Runde geht noch.

-Game Chat-
sn00b_k¡lla93: du sau
sn00b_k¡lla93: was war los
sn00b_k¡lla93: netzwerkausfall oder was?
sn00b_k¡lla93: we lost ㅡ_ㅡ bc of u
DukeNuknukem: sry schatz hat angerufen
DukeNuknukem: war wichtig
sn00b_k¡lla93: DU HAST N FREUNDIN???
sn00b_k¡lla93: alter, frauen sind manchma so nervig
sn00b_k¡lla93: is sie wenigstens scharf?
DukeNuknukem: is n kerl
sn00b_k¡lla93: what the
sn00b_k¡lla93: DU BIST WEIBLICH????
sn00b_k¡lla93: ich zocke seit monaten mit einer frau???
DukeNuknukem: nee, bin auch ein kerl
sn00b_k¡lla93: achso k
sn00b_k¡lla93: dacht schon ich hätt hier n gamerbraut im team :D
sn00b_k¡lla93: wenn dein süßer das nächste mal anruft wartest du am respawn klar du sau!
DukeNuknukem: jo sry :D

Es ist komisch auf Arbeit ohne Inho. Seine Aufgaben übernehmen zwei Kollegen, die sich zusätzlich zu ihrer eigenen Arbeit da reinteilen. Mir ist zum allerersten Mal langweilig hier, weil es in meinem Projekt diese Woche nicht so viel zu tun gibt und ich keine Aufgaben von Inho kriege. Und ich will nach Hause. Und damit meine ich Inhos Zuhause.

Wir haben uns nichts ausgemacht, und ich weiß nicht, ob ich Inho nerve, wenn ich ständig anrufe. Aber er fehlt mir. Jetzt schon. Schlimm ist das.

Doch heute kommt mein Freund zum Zocken vorbei. Abends vorm Fernseher erwische ich mich dabei, wie ich immer wieder auf mein Handy starre und überlege, ob Inho heut wieder anruft. Oder ob ich ganz kurz mal anrufe. Oder ob ich noch warte, wahrscheinlich sind Teddy und Momo noch nicht im Bett.

Zwei Sekunden nachdem wir eine weitere Runde starten, leuchtet das Display auf. Inho ruft an. Sofort gehe ich ran und Jiahn bricht das Spiel ab.

"Nunuuuu!", schreit mir Teddy entgegen. "Teddy heia. Momo nis heia und Papa Nono nis heia. Papa Nunu heia?" Bin ich jetzt Papa Nunu?

"Nein, noch nicht", antworte ich. "Wolltest du mir gute Nacht sagen?"

"Jaaaaaaa! Gute Naaaaaaaaaaaaaaaaaa", sie schnappt nach Luft und fängt nochmal an: "Naaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa. Slaf guuuut."

"Schlaf gut, Teddy."

"Düssi!"

Nun erklingt Inhos Stimme. "Ich ruf später nochmal an, ja?"

"Ja, bis nachher!", freue ich mich. Jiahn sieht mich von der Seite fragend an.

"Wusste gar nicht, dass du Kinder hast", meint er grinsend.

"Hab ich noch nicht so lange", erwidere ich schmunzelnd.

"Ich dachte, die brauchen neun Monate? Und nochmal ein, zwei Jahre, bis sie anfangen zu reden."

"Teddy ist zweieinhalb. Und Momo, der ruft heut bestimmt auch noch an, ist sechs. Er wird diesjahr eingeschult."

"Ah ja. Und wie ist das passiert?"

"Ungeschützter Geschlechtsverkehr, nehme ich an. So wie alle Kinder passieren."

Jiahn macht einen genervten Laut. "Komm, du weißt, was ich wissen will. Wessen Kinder sind das?"

"Inhos."

"Wer?"

"Mein Projektleiter."

"Der so ein Arsch ist?"

"Ach... das haben wir längst geklärt", antworte ich und versuche meine Stimme neutral zu halten, doch Jiahn riecht den Braten. Er legt seinen Controller weg und rückt näher ran.

"Und jetzt rufen seine Kinder dich an?", fragt er misstrauisch und sieht mich eindringlich an.

"Naja", erwidere ich nichtssagend. Ich kann es nicht verhindern, meine Mundwinkel wandern automatisch nach oben.

"Ist das so ein klassischer Fall von 'ich bin verknallt und weiß nicht, wie ich damit umgehen soll, deswegen mobbe ich denjenigen'?"

"Nein... so war das bei ihm nicht. Er hat es nicht einfach. Es sind eigentlich die Kinder seiner Schwester, aber sie und ihr Mann sind vor einigen Monaten bei 'nem Autounfall gestorben."

"Fuck."

"Ja... dazu noch der ganze Projektstress... Wir hatten keinen guten Start, aber das hat sich geklärt, und dafür läuft's jetzt umso besser. Ist aber noch nichts Festes", behaupte ich, grinse jedoch verliebt vor mich hin.

"Ah ja", meint Jiahn und grinst ebenfalls. Er stupst mit seinem Knie meines an und haut mir dann kräftig auf den Oberschenkel. "Hab ich schon immer gewusst, dass du mal bei 'nem Kerl landest", verkündet er großspurig.

"Ah ja."

"Und wie ist das so? Im Bett?"

"Hab doch gesagt, es ist noch nichts Festes."

"Mh. Also noch kein Sex?"

"Nee. Aber geküsst." Mein dümmliches Grinsen wird noch breiter.

"Schön", findet Jiahn und klopft mir anerkennend auf den Rücken. "Klingt doch gut. Und wenn die Kinder dich mögen, ist auch super. Das kann sonst echt ein Beziehungskiller sein."

"Spielst du auf Mina an?" Vor einiger Zeit hat er eine alleinerziehende Mutter gedatet, mit der es ihm ziemlich ernst war, aber die Kinder haben ihn die ganze Zeit schikaniert. Erbrochenes im Schuh war da noch das Harmloseste.

"Gott, hör auf. Die Arme. Mit diesen Rotzgören findet sie nie jemanden. Wie sind Inhos Kinder so?"

"Wahre Engel. Die lieben mich."

"Klingt gut. Aber vergiss nicht, wenn du jemanden mit Kindern datest: die Kinder sind immer Nummer eins und du kommst an zweiter Stelle."

"Ich behalte es im Hinterkopf."

"Gut. Sag dann mal Bescheid, wie Sex unter Männern ist. Vielleicht schau ich mich auch mal nach einem Mann um."

"Mach doch und finde es selbst raus."

"Mal sehen."

Bis Momo anruft, zocken wir weiter. Wie erwartet möchte er auch Gute Nacht sagen. Außerdem fragt er, wann wir uns wiedersehen.

"Vielleicht Morgen", sage ich. Dann fängt schon das Wochenende an, die Kinder kommen eher aus dem Kindergarten und dürfen länger aufbleiben. "Muss aber erst Inho fragen."

"Schööön! Können wir auch mal zu dir kommen?"

"Klar." Dann muss ich nur meine ganzen P18-Spiele und die Pornoposter wegräumen.

"Schöööön!"

"Also dann. Schlaf gut, ja?"

"Ja, du dann auch. Gute Nacht."

Inho hat nichts dagegen, als ich ihn eine Stunde später beim Telefonieren frage. "Magst du sie abholen?"

"Brauche ich da nicht wieder eine Vollmacht?"

"Ich komme mit. Wir könnten uns halb drei am Kindergarten treffen."

"Klingt gut. Also dann, bis morgen Nachmittag."

"Ja, bis morgen. Schlaf dann gut."

"Mhm... du auch. Und träum was Süßes von mir."

"Immer doch. Du von mir auch."

"Natürlich. Ich besuch dich im Traumland."

Er kichert. "Schön. Also dann. Gute Nacht."

"Gute Nacht."

Bilde ich mir das ein oder haucht er tatsächlich noch einen Schmatzer, bevor er auflegt?

Zurück im Wohnzimmer grinst Jiahn breit. Vor ihm wollte ich nicht mit Inho telefonieren. Meine Schnulzereien gehen ihn nichts an, er lacht nur drüber, obwohl er genauso schnulzt, wenn er verliebt ist. "Von wegen nichts Festes. So wie du grinst, glaubt dir nicht einmal deine Oma", meint er.

"Werden wir ja sehen."

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