Kapitel 1~ Teil 3

Lange Nacht

PoV Ayato

Erschöpft von dem ganzen Tag, betrat ich meine Wohnung und knallte meine Schlüssel achtlos auf den Schuhschrank neben der Tür. Auf den Weg ins Bett ließ ich meine Schuhe im Gang liegen und fiel mit dem Bauch voran auf das Doppelbett. Ich legte mich auf meine Seite des Doppelbettes und wendete der anderen Seite meinen Rücken zu. Dort lag immer Taiki, eng eingekuschelt in der Decke und von mir umarmt.

An einem dieser Tage versprach ich ihm, für immer auf ihn aufzupassen...
...doch ich konnte es nicht halten und wusste das es meine Schuld war. Wegen mir ist er allein raus gegangen auf die Straße, da er zur Arbeit gehen musste. Ich hatte schon den ganzen Morgen dieses komische Gefühl und hätte es von Anfang an mehr Wahr nehmen sollen! Es war doch nur drei Straßen weiter, und er wäre da gewessen, doch er ist nie dort erschienen und wurde bis heute vermisst...
Ich hätte ihn an diesen Tag vor 4 Monaten nicht gehen lassen sollen! Ich hätte noch Zeit schinden können, damit er dieser Person nicht begegnet! Ich hätte... ich hätte... ich hätte ihn einfach in meinen Armen lassen sollen...

Stumm floßen die Tränen auf meiner Wange nach unten und ich unterdrückte ein kleines Schluchzen. Ich biss in meine Hand, die ich zur Faust geballt habe, und fing an unkontrolliert zu zittern. Ich will mir nicht ausdenken, wie er gefangen wurde. Was mit ihm genau in diesem Moment geschieht... Ob er überhaupt noch am Leben ist...? Und wenn ja, wie ihm irgendwelche Sachen angetan werden. Seine Tränen und Schreie... Seine zierlichen Händen umklammern kläglich seinen Körper und versuchen ihn zu schützen. Schon von der Vorstellung allein, versank ich in Trauer.
Wo bist du und wo hat man dich hingebracht? Vermisst du mich genau so sehr, wie ich dich?

Als ich mich wieder leicht beruhigt habe, drehte ich mich um und umklammerte das kleine Kissen, auf dem er immer gelegen hat, und hielt es vor mein Gesicht. Es roch noch immer nach ihm, weshalb wieder neue Tränen nach kamen.
Es war ein kleines Onigiri, was er von mir geschenkt bekommen hatte. Er liebte Onigiris über alles, und freute sich immer wenn ich ihm welche zubereitete, worauf ich ihm dieses Kissen kaufte.

Ich konnte mir jetzt noch bildlich seine Reaktion vorstellen. Wie seine Augen zu Glänzen begannen und er es gleich zu Tode knuddelte. Seit dem war dieses Kissen immer in seinen Armen. Außer in diesem Moment...

Als ich nach gefühlten Stunden endlich aufhören konnte zu weinen, merkte ich auch zugleich wie Wach ich nun wieder war. Von der anfänglichen Müdigkeit war nichts mehr zu spüren. Ich legte das Kissen zurück an seinen Platz, wischte mir mit meinem Arm über meine Augen und stieg langsam wieder aus dem Bett. Das Licht im Flur ging automatisch an, weshalb ich einen kleinen Blick zur Uhr warf und erkennen konnte, das es schon 1:34 Uhr war. Ich strich mir einmal mit der Hand durch mein braunes verstrubbeltes Haar und schlürfte langsam in die Küche, wo ich begann mir einen Tee zu machen.
Tee hat mich und Taiki schon immer beruhigt, gerade wenn wir eine anstrengende Nacht- oder Spätschicht hinter uns hatten, war es sehr hilfreich um zur Ruhe zu kommen.

Ich goss das Wasser wenige Minuten später in eine Tasse und legte noch einen Beutel mit Pfefferminz hinein. Ich nahm sie in die Hand und ging langsam den Flur entlang, bis ich an meinem Hobbyraum ankam. Ich öffnete leicht die Tür und betätigte den Lichtschalter daneben, worauf die kleine mickrige Lampe oben anging und den Raum in ein mattes Gelb hüllte. Ich stellte den Tee auf einen kleinen runden Tisch und fing an meine Handschuhe überzuziehen, bis ich wenig später schon mit dem Pinsel über den angefangenen Vogel malte.
Das letzte was fehlte war der Bauch und Kopf der Kohlmeise, worauf ich anfing das letzte vom Bild fertig zustellen. Als am Ende nur noch der Bauch übrig blieb, nahm ich eine Tube mit gelber Farbe und machte einen kleinen Klecks davon auf meine Palette.

Wenig später vollendete ich mein Werk mit einem letzten Strich und betrachtete es von weiter hinten zufrieden. Als ich auf das Bild sah, erkannte ich sofort wie ich auf die Idee dahinter kam.
Der Stein soll ausdrücken, wie Taiki gerade von dem braunen Strick gefangen gehalten wird. Also seinem Entführer. Er wird erdrückt und kann nicht weg, egal was er auch macht, da er Bewegungsunfähig ist. Und ich versuche als Vogel den Strick von ihm zu lösen damit er Frei sein kann. Dabei spiegelt das Gelb im Vogel die Hoffnung wieder, die mich oben hält und weiter versucht ihn zu befreien. Versuche ihn verzweifelt zu suchen und einzelne Bausteine zusammen zu setzten um ihn und die anderen wieder zu finden.

Doch solange die Hoffnung noch besteht, will ich ihn nicht aufgeben, denn eines Tages ist er wieder bei mir, und dann lasse ich ihn nie wieder los!
Ich legte meine Hand auf die getrocknete Farbe des Bildes und schloß meine Augen.

,,Ich versprech es dir... Taiki"

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