Zweiunddreißig

Als wir nach dem Wochenende wieder Schule hatten, sah ich Felix zwar immer noch ganz in weiß, aber er hatte Hyunjin Halstuch an. Leuchtend rot war es um seinen schlanken Hals gelegt. Hyunjin hatte Recht. Das Halstuch stand Felix so gut, als würde es einzig alleine für ihn gemacht worden sein. „Morgen, Binnie", begrüßte er mich mit einem warmen Lächeln, welches ich so sehr liebte. Ich wünschte ihm auch einen guten Morgen und sah, wie Felix seine Schulsachen für Koreanisch rausholte. Anstatt Felix weißen Mäppchen, holte er sein altes schwarzes aus seiner weißen Rucksack. Schon die schwarze Farbe des Mäppchen und den weißen Schriftzeichen mit den Namen unserer Freunde, die sich dort verewigt haben, sagte mir, dass Felix weiter kämpfte. Alleine das war schon ein großer Fortschritt. Felix begann von seinem Wochenende zu reden und ich sah, wie seine braunen Augen zu strahlen begannen. Felix redete wieder mit mir, wie früher und das machte mich froh. Felix blieb die ganze Zeit bei mir. Auch als wir wieder zu unseren Freunden in der Mittagspause trafen. Hyunjin musste grinsen, als er sah, dass Felix das Halstuch trug. „Steht dir immer noch", sagte er. Felix erwiderte Hyunjin Grinsen. „Ja, wenn es vom Besten ausgesucht wird."

Felix hielt die Augen offen, als ob er jemanden suchen würde. „Wo ist Jeongin?", fragte er Jisung, der auch bei uns war. „Der steht schon an. Heute gibt es wieder Brownies und er wollte einen." „Okay danke, Jisung." Felix rannte los, anstelle den Weg zu der Toilette einzuschlagen, wie vor ein paar Wochen, rannte er zu der Schlange, die sich anstellte und suchte Jeongin dort. Ich lief mit unseren Freunden an ein Tisch, wo wir uns alle hinsetzten. Nicht nur Felix ging es besser, Seungmin auch. Nicht länger lies er seinen Kopf hängen, redete wie gewohnt mit den anderen. So was zu sehen, machte mich einfach nur glücklich. Felix und Jeongin kamen etwas später zu uns an den Tisch. Jeongin hielt einen eingepackten Brownie in der Hand. Felix ebenfalls. Er lies sich neben mir fallen und schaute Jeongin vergnügt an. „Zum Glück gab es noch zwei Brownies."

 „Ich hätte dir so oder so etwas abgegeben", sagte Jeongin strahlend, während er sein braunes Gebäck auspackte. Etwas besorgt schaute ich drein. Letztes Mal ging es nicht gut für Felix aus. Der Brownie landete damals in der Toilette. Wird es dieses Mal anders sein? Felix bemerkte, dass ich ihn besorgt musterte. „Hey, schon okay. Ich schaffe das schon. Ich werde es dir zeigen". Felix packte den Brownie aus und biss davon ab. Sekunden verstrichen. Ehrlich gesagt, bangte ich mit der Angst, dass Felix es doch nicht schaffte und dass ich ihm wieder aufs Klo folgen musste, doch meine Angst war unbegründet. Felix stand nicht auf, sondern aß weiter. „Ist alles okay?", fragte ich. „Du kannst ehrlich sein", fügte ich hinzu. Felix nahm meine Hand. Sie war mit Verbänden verbunden, aber Felix hatte mir versprochen, dass er heute mit Rachel zum Arzt geht.

„Alles okay. Ich fühle mich noch unruhig, aber das wird schon weggehen. Wie das hier." Er zeigte mit einer Hand auf seine andere. Das freute mich zu hören, dass Felix die Hoffnung auf eine Verbesserung nicht verloren hatte. Jeongin hatte seinen Brownie aufgegessen und schaute sehnsüchtig auf Felix letztes Stück. Heute hatte er so richtige Lust auf Schokolade gehabt, aber es gab keinen Brownie mehr. Müsste er dann zuhause irgendwas finden. Felix aber vergaß die mehreren Male nicht, in die Jeongin ihm sein letztes Stück gegeben hatte, deswegen gab er es Jeongin. Glücklich nahm er es zu sich. „Danke Lix."

„Das ist so rührend. Hat jemand Taschentücher?", fragte Jisung in die Runde. „Was du brauchst ist ein Klebeband vor dem Mund", sagte Chan, „Hyung, wieso bist du immer so gemein zu mir?", fragte Jisung und spielte den Betroffenen. „Weil es einer ja machen muss." Chan wuschelte Jisung kurz durch die Haare. Felix lächelte. Er hatte so etwas vermisst. Sein Kopf war jetzt voller schönen Momente mit seinen Freunden, anstatt mit Zwangsgedanken. Während der letzten Schulstunden sah ich, wie Felix mit Farben auf seinen Block kritzelte. Etwas völlig normales, wenn einem im Unterricht langweilig ist, aber zu sehen, dass Felix tatsächlich mit meinen Buntstiften malt, macht mich froh. Er hatte seine Buntstifte aus dem Mäppchen verbannt, weil sie ja nicht weiß waren, deswegen benutzte er meine. Vielleicht werde ich ja wieder bald seine Buntstifte in seinem Mäppchen wieder sehen. Felix kritzelte weiter, während er seinen Stuhl etwas näher zu mir rückte und unter dem Tisch meine Hand mit seiner suchte, die er dann sanft umschloss. Ein stilles Lächeln wich aus seinen Mund.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top