Vierundzwanzig
Mein Herz klopfte lautstark, nachdem mich Felix geküsst hatte. Ich hörte nichts anderes, als dieses Herzklopfen, was der hübsche Junge vor mir auslöste. Noch besser. Felix war seiner Panik los. Entspannt schaute er mich an. Da war wirklich keine Panik mehr in seinen Augen. Keine Spur. Als würde die Panik, die ich ausgelöst hatte, gar nicht mal da gewesen sein. Ein bisschen erinnerte mich der Moment an den alten Felix, der immer seine Zeit mit mir verbrachte. So schaute er mich an. „Das ist schön", sagte ich. Felix lehnte sich an das Waschbecken an, ich tat es ihm gleich. Seine Wärme neben mir und den beißenden Geruch von Desinfektionsmittel. Felix begann bitter zu lachen. Ist irgendwas passiert? „Weißt du was lustig ist?" Das Lachen, welches aus seinem Mund kam, hatte nichts fröhliches an sich gehabt. Felix starrte die Kabinentür vor sich an. „Was denn?", fragte ich, weil ich wissen wollte, wieso so eine Bitterkeit aus ihm kam. „Es gab mal eine Zeit vor dem Moorunfall, da war ich auch in dich verliebt." Was? Felix hatte mal Gefühle mich? Ungläubig schaute ich ihn. Da war nichts, was Felix Worte zu einem Scherz abstempelte. Nur Ernsthaftigkeit und eine Spur an Trauer. „Aber diese Zwänge haben alles kaputt gemacht." Felix legte seine Hand auf das weiße Keramik des Waschbeckens und wenn ich meine Hand ausstreckte, könnte ich sie in meine nehmen. Sein kleines Geständnis brachte mein Herz noch lauter zu schlagen.
Felix hat mich mal geliebt.
„Denkst du...du kannst dich nochmal in mich verlieben?", fragte ich einen Hauch zu schüchtern, während mein Blick auf seine kleine, süße Hand ruhen lies. In dieser Hand steckte so viel Schmerz und Leid. „Das wünsche ich mir....weißt du...ich wollte dich damals mit dem Moorbesuch beeindrucken....damit du siehst, wie mutig ich sein kann....ging wohl nach hinten los." Trotz seiner Naivität fand ich es total süß, dass Felix mich beeindrucken wollte. Vorsichtig legte ich meine Hand auf seine, wollte sehen, was dann passiert. „Lix, du musst mich nicht beeindrucken. Ich liebe dich so wie du bist." Röte durchzog Felix Wangen. Seine Hand war immer noch unter meiner. Sie begann aber an zu zittern. Erste Anzeichen von Panik. „Danke.....", sagte er leise aber sehr traurig. Er zog seine Hand weg.
Später gingen wir gemeinsam aus der Toilette und zurück zu unseren Freunden. Alle schauten Felix traurig an. Anders als ein paar Minuten davor, versuchte Felix zu lächeln. Er wollte nicht noch mehr Leid über die Leute bringen, die ihn liebten. Bevor der Unterricht begann, erzählte er mir, er würde alles jetzt versuchen, damit diese Zwänge verschwinden. Vorsichtig nahm er meine Hand in seine. Ich spürte die rauen Verbandlagen, seine Wärme und ich musste schwach lächeln. Dann lies er sie los. „Es tut mir Leid...ich kann das nicht lange aushalten....". Verständlich. Felix musste kleine Schritte gehen, um an sein Ziel zu gelangen.
Am nächsten Tag versuchte Felix seinen Zwänge aufzuhalten, indem er versuchte Seungmins Hand in seine zu nehmen. Er hatte sich extra neben ihm gesetzt. Wieso auch immer es das machen wollte. Felix hatte mir keine genauen Details gegeben. „Seungmin?", fragte Felix seinen Freund. „Ja?"
„Gib mir mal deine Hand."
Seungmin schien nicht zu verstehen, was Felix von ihm wollte, aber er streckte seine Hand aus. Langsam kam Felix Seungins Hand näher. Die anderen musterten Felix aufmerksam. Zentimeter für Zentimeter. Bald spürte Seungmin Felix Fingerspitzen an seinen. Dann zog Felix seine Hand ruckartig weg. Eine Niederlage. „Es tut mir Leid." Seungmin zog seine Hand weg. „Schon okay, Felix. Mach dir keinen Kopf." Er lächelte Felix warm an, doch Felix erwiderte es nicht. Anstatt fröhlich zu sein, griff ihn Panik wieder an. Dieses Mal richtig schnell. „Changbin....", sagte er leise zu mir. Ich konnte sehen, wie er seine Desinfektionsmittelflasche aus seinem Rucksack holte. Nein, das wird er garantiert nicht! Schnell stand ich auf und riss ihm die Flasche aus der Hand. „Du wirst das nicht machen, Lix. Seungmin ist nicht schmutzig. Dir wird nichts passieren. Erinnere dich, als du meine Hand genommen hast. Da ging es doch auch." Eigentlich sollte das Felix beruhigen, aber Felix Gesichtszüge entspannten sich kein bisschen. Er griff nach der Desinfektionsflasche. „Nein! Du verstehst es nicht! Gib sie mir zurück, bitte!" Verzweiflung. Sie wuchs, je länger ich Felix seinen Zwang überließ. Jisung war mit Felix kleinen Ausbruch vertraut, vor einer Zeit hatte er es zum ersten Mal mitbekommen, was Felix Zwänge mit ihm machen konnten. Sie versetzten ihn in pure Panik und Unruhe.
Er stand auf und legte sanft eine Hand auf Felix Schulter, obwohl er sich daran erinnerte, dass das Felix noch mehr in Panik brachte und siehe da, Felix zuckte auf. Sofort drehte er den Kopf zu Jisung. „FASS MICH NICHT AN!", schrie er aufgebracht und schubste Jisung von sich weg. „Lasst mich einfach in Ruhe.....", sagte er und wollte wieder wie am gestrigen Tag wegrennen, doch ich hielt ihn auf. Dieses Mal wird er sich nicht die Hände waschen. Er wird hier bei uns bleiben. „Sorry, ich wusste nicht, dass dich das so...so." Jisung fand keine Worte mehr. Er verstummte und schaute Felix besorgt an. Wie alle unserer Freunde. Felix atmete schneller als gewohnt, seine Hände zitterten, sehnsüchtig schaute er die kleine blaue Flasche in meiner Hand an. „Gib sie mir...Gib sie mir... Bitte...Gib sie mir...gib sie mir", wiederholte er immer wieder.
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